Irene Forbes-Mosse
Messavoce
Irene Forbes-Mosse

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Das Lied des Fahnenträgers.

        Ich starre hin durch mein Visir – und ist mein Sinn doch fern von hier,
Ich trag' die Fahne Euch voran und reite wie im Zauberbann,
Am Himmel jagen Wolken hin – mir ist als ritt' ich mitten drin . . .

Die Arme sind mir matt und weich – ich schlief heut Nacht im Himmelreich,
Wie drückt die harte Eisenwehr – dort lag ihr Haupt so trauerschwer,
Hat stammelnd meine Brust geküsst, als ob sie Eisen schmelzen müsst'.

Dann raffte sie ihr langes Kleid und gab mir schweigend das Geleit,
Glühwürmchen fuhr im Grase auf und glühte mir am Sattelknauf –
Sprach keiner mehr ein einzig Wort – als trügen wir die Hostie fort.

Dort wo Wachholderbüsche stehn, da liess sie stumm den Zügel gehn
Und hat sich schweigend abgewandt . . . nicht rührt' ich ihre blosse Hand,
Wir wussten's wohl: wär das geschehn, ich konnte nimmer von ihr gehn.

Wir steigen über Felsgeröll – die Birkenstämme leuchten hell,
Das Pferd keucht schwer den Pfad empor, noch schleift der feuchte Nebelflor,
Die Morgenluft ist scharf wie Stahl . . . Dort unten liegt das Todesthal!

 


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