Irene Forbes-Mosse
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Irene Forbes-Mosse

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Alttoscanische Wallfahrt.

(Wilhelm Füssli in Freundschaft und Verehrung zugeeignet.)

        Zierlich ragt der Campanile in den ros'gen Abendlüften,
Durch das kühle Kirchendunkel süsse Liliensträusse düften,
Halb im Schatten sind versunken, Meister, Deine Lichtgestalten,
Hier und da blinkt noch ein Krönlein, sternbesäten Mantels Falten.

Durch die abendlichen Dörfer seh' ich fremde Kön'ge reiten,
Ihrer Rosse Perlenzäume still an mir vorübergleiten,
An den grauen Gartenmauern, an den dunklen Lorbeerwänden
Seh' ich sie vorüber ziehen, goldne Kelche in den Händen.

Schöne, mildgestirnte Frauen auf den Schwellen ihrer Häuser
Lassen ihre Arbeit sinken, blicken auf und sprechen leiser,
Und die grössern Kinder staunend ihre kleinen Brüder führen
Um der wunderbaren Reiter goldne Mäntel zu berühren.

Aber jene reiten weiter über Felsgeröll und Steine
An dem Abhang, wo da reifen sonndurchglüht die edlen Weine,
Durch die wundersame Stille tönt das Liedchen der Cicaden,
Und die blassen Rosenhecken nun erfrischt im Nachtthau baden.

Ueber niedern Mauern glänzend sich im Mond die Reben wiegen,
Silbertropfen an den Blättern, halbverhüllt die Beeren liegen,
Und die milden Kön'ge beugen sich zu diesem reichen Segen
Und die duftbestäubten Trauben vor sich auf die Zelter legen.

»Edelsteine, Perlenschnüre, Goldgeräth und Spezereien,
»Unsrer Schätze allerbeste wollen wir dem Liebsten weihen.
»Jesu nimm auch diese Trauben, fromm gepflückt im Sternenscheine . . .
»Deine Hand hat einst gewandelt Wasserquell zu Hochzeitsweine!«

 


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