Irene Forbes-Mosse
Messavoce
Irene Forbes-Mosse

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Christabend.

        In fremder Stadt ein Fremder sass
Und starrte in den Herd,
Ein Buch im Schooss, das er nicht las,
Sein Haupt so leidbeschwert.
An jedem Baum hing weisser Flaum,
Der Winter hat's bescheert.

Einst war er reich und hoch beglückt,
Es war zur Weihnachtszeit,
Die Erde lag so rein geschmückt
In ihrem Silberkleid.
Trat er hinaus, vor seinem Haus
Lag Frieden weit und breit.

Im Walde stand sein kleines Haus
In mitten Tannen grün,
Die schmückte er mit Lichtern aus,
Goldsterne mitten drin.
Rothäpflein fest an dem Geäst,
Der Schnee stäubt drüber hin.

Dann rief er seine junge Frau,
Wie strahlt sein Angesicht:
Dass sie den schönen Christbaum schau
Im hellen Kerzenlicht.
Auf seinem Arm trägt er sie warm,
Die Füsslein netzt sie nicht.

Der Schnee fällt auf ihr braunes Haar,
Ihr Mund ist roth wie Blut.
»Bau' mir ein Kripplein, übers Jahr,
Darein Schneewittchen ruht.«
Der Winter schmolz vom dunklen Holz,
Nun schläft sie selber gut.

Und traurig starrt der arme Mann
Ins Feuer wie bethört,
Weil er es nicht verwinden kann
Wenn er die Glocken hört.
»O einzig Mal, im Tannensaal,
Da uns der Christ bescheert.«

 


 << zurück weiter >>