Irene Forbes-Mosse
Messavoce
Irene Forbes-Mosse

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Circe.

        Die Zaub'rin stand vor ihrer Thür
Und lauschte in das Tannendüster,
Leis schlich verzaubert Waldgethier,
Durchs Unterholz ging ein Geflüster.

Gespitzten Ohres, mit Bedacht
Setzt scheu das Reh die feinen Füsse
Und Kräuter reden in der Nacht
Mit ihres Athems frischer Süsse.

Mit Silberstimmen sang der Quell:
»Herbei, herbei zum Liebesfeste« . . .
Aus tiefen Fenstern glänzten hell
Die Kerzen durch die Tannenäste.

Und Mädchen gehen aus und ein,
Wie schön der Glieder sanftes Gleiten,
Mit Wildpret, Früchten, dunklem Wein
Das Zaubertischlein zu bereiten . . .

Doch traurig war der Herrin Sinn,
Sie sang's hinaus im Frühlingswinde:
»O wäre meine Macht dahin
Mit der ich Euch in Zauber binde.«

Wer sich im Zauberwald verirrt,
Der mag hier ruhn und Süsse trinken,
Doch Morgen ist ein harter Wirth . . .
Er wird in Unverstand versinken.

Ob ihm wie jenem stummen Reh
Die Augen thränend übergehen,
Ob er als Vöglein klagt sein Weh,
Es wird ihn Keiner mehr verstehen.

Und wieder wird es Abend sein
Und wieder wird die Zaub'rin locken:
»O Ritter gut, o Ritter rein,
O leiderprobt und unerschrocken,

»Nimm mir den Stachel und die Macht,
Mit der ich mich verderbend quäle,
Komm stark und schweigend wie die Nacht:
Sei Herr, Du König meiner Seele!«

 


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