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Zweiunddreißigstes Kapitel.

»Bei Philippi sehen wir uns wieder.«

Shakespeare.

 

Wer im Monat November die Küste von New-York unter Südwind erreicht, kann von Glück sagen. Es gibt zwei eigenthümliche Witterungsverhältnisse, welche dem Fremden in Betreff unsres viel und sehr mit Unrecht geschmähten Climas die ungünstigste Meinung beibringen, obschon der Vorwurf eigentlich nur den vorübergehenden Phänomenen gelten sollte. Im Sommer nemlich gibt es erdrückend schwüle Tage, und im Herbst scheint Einem zuweilen der trockene Nordwind kaum das Mark mehr in den Knochen zu lassen.

Die Passagiere des Montauk verspürten nichts von diesen beiden Uebeln und näherten sich jetzt der Küste bei klarem Himmel unter einer milden Südwest-Brise. Das Schiff war die Nacht über thätig gewesen, und als sich die Gesellschaft am Morgen auf dem Decke sammelte, erklärte Kapitän Truck, daß man in einer Stunde den lang ersehnten westlichen Continent zu Gesicht bekommen werde. Da der Montauk unter Stengen- und Bramstengen-Prallsegeln windwärts von seinem Hafen mit einer Geschwindigkeit von neun Knoten dahinlief, so war alle Wahrscheinlichkeit vorhanden, das wackere Fahrzeug werde dem Versprechen seines Meisters Ehre machen.

»Toast!« rief der Kapitän, der sich so naturgemäß wieder in seine alten Gewohnheiten gefunden hatte, als wäre gar nichts vorgefallen – »bringt mir eine Kohle – und Ihr, Meister Steward, sorgt uns für ein gutes Frühstück. Wenn der Wind noch sechs Stunden länger anhält, steht mir das Leidwesen eines baldigen Abschieds von dieser guten Gesellschaft bevor, und Ihr gewinnt dadurch die schmerzliche Ueberzeugung, so werthen Reisegefährten nie wieder ein Mahl vorsetzen zu dürfen. Dies sind Augenblicke, welche das Gemüth aufstören, und doch habe ich nie einen Speisekammerbediensteten gesehen, der nicht zu grinsen begann, sobald er sich seinem Hafen näherte.«

»Ich glaube, es ist gewöhnlich ein erfreulicher Moment für Alle, Kapitän Truck,« sagte Eva; »namentlich aber muß es ein Augenblick herzlich gefühlten Dankes für uns seyn.«

»Dies wohl, meine theure junge Dame; aber dennoch meine ich, Mr. Saunders werde es etwas anders erklären. Hat noch Niemand von den Mastkörben aus ›Land‹ gerufen, Mr. Leach? Die Sandbänke von New-Jersey sollten schon sichtbar seyn.«

»Den Landnebel haben wir schon seit Tagesanbruch in Sicht, das Land selbst aber noch nicht.«

Dann habe ich, wie der alte Columbus, die geblümte Jacke verdient – Land ho!«

Die Maten und Matrosen lachten, blickten, einander zunickend, nach vorn, und das Wort »Land« ging von Mund zu Mund, aber nur mit der Gleichgültigkeit, mit welcher Seeleute nach kurzen Fahrten eine derartige Kunde aufnehmen. Nicht so erging es den Reisenden, die sich zusammendrängten und das ersehnte Ufer zu schauen bemüht waren, obschon sie, mit Ausnahme Pauls, noch nichts erblicken konnten.

»Wir müssen Euch um Beistand angehen,« sagte Eva, die jetzt selten den schönen jungen Seemann anreden konnte, ohne daß eine Glut ihr eigenes liebliches Antlitz überflog, »denn wir Alle sind so ungeschickt, daß wir nichts von dem sehen können, wonach wir uns so sehr sehnen.«

»Habt die Güte, über den Schaft jenes Ankers hinzublicken,« versetzte Paul, der froh war, einen Vorwand aufzufinden, der ihn Eva näher brachte, »und Ihr werdet auf dem Wasser einen Gegenstand bemerken.«

»Wohl,« versetzte Eva; »aber ist es nicht ein Schiff?«

»Ja; aber könnt Ihr nicht ein wenig rechts davon über dem Meere eine nebeligte Masse entdecken?«

»Ihr meint die Wolke – eine graue, unbestimmte Dunstmasse?«

»So mag sie Euch erscheinen, ich aber erkenne darin Land. Es ist das gebirgige Ende der berühmten Hochlande von Navesink. Wenn Ihr noch eine halbe Stunde hinschaut, so werdet Ihr bemerken, wie sich Gestalt und Oberfläche allmählig bestimmter entwickeln.«

Eva machte hastig Mademoiselle Viefville und ihren Vater auf die Stelle aufmerksam, und von diesem Augenblicke an schauten die meisten Reisenden fast eine Stunde lang unausgesetzt darnach hin. Wie Paul gesagt hatte, vertiefte sich das Blau der scheinbaren Nebelmasse, stieg mit dem unteren Rande nach der Oberfläche des Wassers nieder und verlor zuletzt alle Aehnlichkeit mit einer Wolke. Nach weiteren zwanzig Minuten wurden die Umrisse und Winkel der Berge sichtbar, an deren Seiten sich schon Bäume unterscheiden ließen. Endlich sah man auf der Höhe ein paar Leuchtthürme aufwärts ragen.

Aber der Montauk hielt von diesen Hochlanden ab und bildete sich seinen Kurs nach einem langen niedrigen Sandstreifen, der etwa eine Seemeile nördlich davon lag. In dieser Richtung sah man wohl fünfzig kleine Schiffe sich einwärts sammeln oder von dem Passe abgehen, die mit ihrem hohen, schmalen Tuch an die Kirchthürme in den Ebenen der Lombardei erinnerten. Dies waren Küstenfahrzeuge, welche ihren verschiedenen Bestimmungsorten zusteuerten. Auch befanden sich einige Schiffe darunter, welche der eingeschlagenen Richtung zufolge auf China, nach dem stillen Ocean oder nach Europa segelten.

Um neun Uhr traf der Montauk auf ein großes Schiff, das unter allen Segeln, welche ziehen konnten, in einer Bogenlinie steuerte und das Wasser vor seinen Bugen aufwühlte. Einige Minuten später näherte sich Kapitän Truck, den die Sorge für sein Schiff nicht sonderlich auf die umgebenden Gegenstände achten ließ, der Gruppe der Reisenden und begann abermals eine Unterhaltung.

»Da sind wir einmal, meine theure junge Dame,« rief er – »keine fünf Seemeilen mehr von Sandy Hook, welches hier herum unter unserem Leebug liegt – eine so hübsche Lage, wie sie das Herz nur wünschen kann. Jener dürre, hungrig aussehende Schooner küstenwärts von uns ist ein Neuigkeitsschiff, das, sobald es mit der Brigg in unserer Nähe fertig ist, auf uns Jagd machen wird. Wir haben dann eine gute Gelegenheit, alle unsere überflüssigen Lügen los zu werden. Der kleine Kerl dort im Lee, der auf uns abhält, ist der Lootse, nach dessen Ankunft meine Verrichtungen aufhören. Ich habe dann wenig mehr zu thun, als Saunders und Toast zu koramisiren und die Schweine zu füttern.«

»Und wer ist jener Gentleman schnabelwärts von uns – der mit dem großen Marssegel an dem Maste, den aufgegeiten Untersegeln und dem leewärts gestellten Steuer?« fragte Paul.

»Wahrscheinlich irgend ein Kunde, der seine Knieschnallen vergessen hat und ein Boot nach der Stadt abschicken mußte, um sie zu holen,« entgegnete kaltblütig der Kapitän, während er den focus seines Fernglases suchte und dasselbe nach dem fraglichen Schiffe hinrichtete. Der Blick war lang und stätig; auch setzte Kapitän Truck zweimal das Instrument ab, um sich die Feuchtigkeit aus dem Auge zu wischen. Endlich rief er jedoch zum Erstaunen aller Zuhörer:

»Herbei, ihr Leute, und alle Prallsegel herein – wendet gegen Osten um. Hurtig, Männer, hurtig! So wahr ich ein armer Sünder bin, es ist das verwetterte Foam!«

Paul faßte den Arm des Kapitäns und hielt ihn zurück, als dieser eben in die Back springen wollte, um selbst mitzuhelfen und seine Leute zu ermuthigen.

»Ihr vergeßt, daß wir weder Spieren noch Segel haben, die für eine Jagd passen,« sagte der junge Mann. »Auf was immer für einen Gang wir auch seewärts umholen mögen, wird die Corvette doch uns zu sehr überlegen seyn; entschuldigt mich daher, wenn ich meine Ansicht dahin ausspreche, daß eine andere Maßregel am Ort seyn dürfte.«

Der Kapitän hatte Paul's Ansichten achten gelernt und nahm die Vorstellung in aller Freundlichkeit auf.

»Welche Wahl bleibt uns?« fragte er. »Wir müssen entweder dem Löwen in den Rachen rennen oder vieren und nach Osten steuern.«

»Es sind noch zwei Fälle denkbar. Vielleicht kommen wir unbeachtet vorbei, weil das Schiff so sehr verändert ist, oder wir machen auf unsrem gegenwärtigen Gange fort und suchen in seichtes Wasser zu kommen.«

»Er hat so wenig Wassertracht, wie der Montauk, Sir, und wird uns folgen. Vor Egg Harbour treffen wir auf keinen Hafen und ich würde mich schämen, mit einem Schiff von solcher Größe in diesen einzulaufen. Wenn wir übrigens ostwärts steuern und das Cap Montauk umschiffen, welches uns schon um unseres Namens willen zum Schutz verpflichtet ist, so können wir in den Sund oder nöthigenfalls auch nach Neu-London kommen. Das Wettrennen ist dann gewonnen, und wir können den Einsatz ansprechen.«

»Erlaubt mir die Bemerkung, daß ich dies für unmöglich halte, Kapitän Truck. Todt vor dem Winde können wir nicht entkommen, da wir schon nach ein paar Stunden auf Land träfen, und werden wir entdeckt, so können wir unmöglich bei Sandy Hook einlaufen, weil uns die Corvette in einer Jagd von achtundvierzig Seemeilen nothwendig einholen muß.«

»Ich fürchte, Ihr habt Recht, mein theurer Sir – leider werdet Ihr wohl Recht haben. Die Prallsegel sind jetzt eingezogen und ich will nach den Hochlanden aufholen, unter denen ich im Nothfalle Anker werfen kann. Der Bursche soll mir dann den Vattel in Güssen zu schmecken bekommen, denn ich glaube kaum, daß er es wagen wird, uns zu nehmen, wenn unser Anker in amerikanischen Grund gebissen hat.«

»Auf wie weit dürft Ihr Euch der Küste nähern?«

»Vor uns auf etwa fünfhundert Ruthen; aber um in das Hook einzulaufen, muß man ein paar Seemeilen davon über die Barre.«

»Das letztere ist ein unglücklicher Umstand. Jedenfalls aber solltet Ihr das Schiff in Landnähe bringen – und zwar so nahe, um keinem Zweifel mehr Raum zu geben, daß Ihr Euch in amerikanischem Gewässer befindet.«

»Wir wollen's mit ihm versuchen – wir wollen's mit ihm versuchen. Sind wir doch den Beduinen entwischt, und es müßte wahrhaftig mit dem Teufel hergehen, wenn wir nicht auch John Bull umluven sollten. Ich bitte um, Verzeihung, Mr. Sharp, aber dies ist ein Punkt, der durch die Spitzfindigkeiten großer Autoritäten bereinigt werden muß.«

Die Raaen wurden nun im Vorderschiffe gebraßt und der Montauk an den Wind gebracht, so daß sein Schnabel ein wenig nordwärts von den Badhäusern bei Long Branch stand.

Ohne diese plötzliche Veränderung des Kurses würde der Montauk todt gegen die Corvette hingelaufen und vielleicht unentdeckt durchgekommen seyn, da die Spieren des Dänen ihn sehr verändert hatten. So lange er nemlich gleichförmig fortsteuerte, faßte keine Seele an Bord des Foam Argwohn; aber das befremdliche Manöver, welches zugleich die Breitseiten blicken ließ, enthüllte im Nu die Wahrheit. Die große Raa der Corvette schwang sich herum, und ihre Segel füllten sich zu demselben Kurse, den das Paketschiff aufgenommen hatte. Die beiden Fahrzeuge standen etwa vier Seemeilen vom Lande ab, das Foam zwar ein wenig voraus, aber doch eine volle Seemeile im Lee. Das letztere hatte übrigens bald lavirt und steuerte landwärts. Dies brachte die Schiffe fast in die gleiche Linie. Die Corvette befand sich ungefähr fünfhundert Ruthen todt leewärts und war jetzt noch etwas über zwei Seemeilen von der Küste entfernt; auch zeigte sie bald ihre große Segelüberlegenheit, da sie augenscheinlich zwei Fuß zurücklegte, wenn das Paketschiff einen machte.

Die Geschichte dieses unserem Kapitän so unerwarteten Zusammentreffens war sehr einfach. Sobald der Sturm nachgelassen hatte, holte die Corvette, welche nicht zu Schaden gekommen war, längs der afrikanischen Küste auf, hielt sich so nah wie möglich an den muthmaßlichen Strich des Paketschiffs und steuerte, da sie letzteres verfehlte, bis in die Höhe von New-York. Vor dem Hook wandte sie sich an einen Lootsen und fragte, ob der Montauk angelangt sey. Die verneinende Antwort bewog ihren Kapitän, einen Offizier nach New-York zu schicken und sich mit dem britischen Consul zu benehmen. Nachdem dieser wieder zurückgekehrt war, steuerte die Corvette vom Lande ab und begann in hoher See zu kreuzen. In dieser Weise war sie schon eine Woche beschäftigt, während welcher sie Morgens einwärts zu laufen und sich bis Abends in der Nähe der Barre aufzuhalten pflegte; dann aber fuhr sie wieder in die hohe See hinaus. Als sie des Montauk zum erstenmal ansichtig wurde, lag sie gerade bei, um Vorräthe von der Stadt einzunehmen und mit einem Neuigkeitsboot Zwiesprache zu halten.

Die Passagiere des Montauk hatten eben ihr Frühstück beendigt, als der Mate berichtete, daß das Schiff in seichtes Wasser gerathe und es nöthig seyn dürfte, ehestens entweder den Kurs zu ändern oder Anker zu werfen. Kapitän Truck begab sich sodann mit seinen Gefährten auf das Deck und bemerkte, daß das Land kaum fünfhundert Ruthen von ihnen ablag, die Korvette aber etwa halb so weit neben ihnen im Lee stand.

»Der Kerl ist dreist, wenn er nicht etwa einen Sandy Hook-Lootsen an Bord hat,« rief der Kapitän.

»Wahrscheinlich ist das Letztere der Fall,« sagte Paul. »Wenn er hier im Dienste steht, so ist es kaum denkbar, daß er eine so einfache Vorsichtsmaßregel vernachlässigen sollte.«

»Ich denke, dies könnte Mr. Vattel zufrieden stellen, Sir,« entgegnete Kapitän Truck, als der Mann in den Puttingen ›und halb drei‹ hinaussang. »Hart auf mit dem Steuer und legt die Raaen ins Geviert, Mr. Leach.«

»Wir werden jetzt bald erfahren, welche Kraft im Vattel steckt,« bemerkte John Effingham; »denn zehn Minuten werden zureichen, um die Frage säuberlich ins Reine zu bringen.«

Das Foam stellte sein Steuer nieder und lavirte schön gegen Südosten. Der Montauk lief jetzt in ungefähr vier Faden Wasser und in einer See, welche so glatt wie ein Teich war, am Ufer hin; wie er sich aber seitlich drehte, vierte die Korvette und kam ihm nach, wobei sie sich stets östlich oder am äußeren Bord desselben hielt.

»Wären wir ein Feind und jener Schaluppe gewachsen,« sagte Paul, »so würde dieses glatte Wasser und die Stellung Nocke gegen Nocke rasche Arbeit machen.«

»Der Kapitän steht im Gange und nimmt uns das Maaß!« bemerkte Mr. Truck. »Hier ist das Fernrohr – es wäre mir lieb, wenn Ihr sein Gesicht untersuchtet und mir sagtet, ob Ihr ihn für einen Mann haltet, bei dem man mit dem Völkerrecht etwas ausrichten wird. Sorgt für Klarhaltung des Ankers, Mr. Leach, denn ich bin entschlossen, Alles stehend abzumachen, wenn jener Gentleman John Bull's alte Possen an unserer Küste zu erneuern gedenkt. Wie kömmt er Euch vor, Mr. Blunt?«

Paul gab keine Antwort, sondern legte das Fernrohr nieder und schritt unruhig auf dem Decke hin und her. Dieser plötzliche Wechsel fiel Allen auf, obschon sich Niemand eine Bemerkung darüber erlaubte. Mittlerweile war die Kriegsschaluppe schnell herangekommen, und einige Minuten nachher stand ihre Backbordfocknocke nur noch zwanzig Fuß von der großen Steuerbordnocke des Montauk. Die beiden Schiffe liefen jetzt in parallelen Linien nebeneinander her. Bald nachher zog die Korvette das untere Focksegel auf und ließ unter einer Todtenstille, die an ihrem Bord herrschte, die Bramsegel auf die Kappen niederfallen.

»Gebt mir das Sprachrohr,« sagte Kapitän Truck, an die Regeling tretend; »der Gentleman hat Lust, sein Herz gegen uns zu erleichtern.«

Der englische Kapitän, welcher leicht an seinen beiden Epeauletten zu erkennen war, hatte gleichfalls ein Sprachrohr in der Hand, obschon noch keiner von den beiden Commandeuren von seinem Instrumente Gebrauch machte, da sie sich nahe genug standen, um sich ohne künstliche Unterstützung der Stimme besprechen zu können.

»Ich glaube, Sir,« begann der Kapitän des Kriegsschiffs, »daß ich das Vergnügen habe, Mr. Truck, den Kapitän des Londoner Paketschiffs Montauk zu sehen.«

»Da haben wir's; ich wette, er hat meinen Namen neben einem John Doe und Richard Roe so sorgfältig buchstabirt, wie man's nur in einer Fibel finden kann,« brummte Mr. Truck. »Ihr habt Recht, Sir; ich bin Kapitän Truck, und dies ist der Montauk. Darf ich mich nach dem Namen Eures Schiffs und nach dem Eurigen erkundigen, Sir?«

»Dies ist Sr. britannischen Majestät Schiff das Foam – Kapitän Ducie.«

»Der ehrenwerthe Kapitän Ducie?« rief Mr. Sharp. »War mir's doch, als kenne ich die Stimme. Wir sind alte Bekannte.«

»Wird er vor Vattel Stand halten?« fragte Mr. Truck ängstlich.

»Was dies betrifft, so muß ich Euch an ihn selbst verweisen.«

»Ihr scheint in dem Sturme gelitten zu haben?« nahm Kapitän Ducie wieder auf, und ein Lächeln spielte deutlich um seinen Mund, als er die Insassen des Montauk wie alte Bekannte anredete. »Uns ist's besser ergangen, denn ich glaube, daß uns nicht ein Tauendchen gerissen ist.«

»Das Schiff hat all sein Gestäng verloren,« entgegnete Kapitän Truck, »und uns die Mühe einer neuen Ausstattung gemacht.«

»Das Letztere ist Euch augenscheinlich zum Wunder gut gelungen. Eure Spieren und Segel sind zwar ein wenig zu klein, stehen aber wie ein Kirchlein.«

»Ja, ja; nun wir unser neues Tuch aufgezogen haben, können wir uns wohl wieder sehen lassen.«

»Darf ich fragen, ob Ihr in einem Hafen gewesen seyd, um Alles dies auszurichten?«

»Nein, Sir; wir haben unsern Bedarf längs der Küste aufgelesen.«

Der ehrenwerthe Kapitän Ducie argwöhnte eine Neckerei und wurde ein wenig kälter, obgleich er noch immer den Ton feiner Bildung beibehielt.

»Ich wünsche Euch wegen einer wichtigen Angelegenheit unter vier Augen zu sprechen, Sir, und bedaure nur, daß ich nicht gleich am Abend Eurer Ausfahrt von Portsmouth Gelegenheit dazu fand. Es ist mir vollkommen bekannt, daß Ihr Euch in Eurem eigenen Gewässer befindet, und ich bedaure sehr, Eure Passagiere so nahe am Hafen noch aufhalten zu müssen; indeß werde ich es als eine besondere Gunst betrachten, wenn Ihr mir gestatten wollt, auf eine Minute zu Euch an Bord zu kommen.«

»Von Herzen gerne,« rief Kapitän Truck. »Wenn Ihr mir Platz machen wollt, so soll sogleich mein großes Marssegel an den Mast gebraßt werden; indeß wünsche ich, meinen Schnabel vom Ufer abzustellen. – Dieser Gentleman versteht den Vattel, und wir werden keine Mühe mit ihm haben. Haltet den Anker klar, Mr. Leach, denn ›mit schönen Worten buttert man keinen Pastinak.‹ Na, er ist ein Gentleman, und – he, Saunders, stellt eine Flasche alten Madeiras auf den Kajütentisch.«

Kapitän Ducie verließ nun das Tackelwerk, in welchem er gestanden hatte, und die Korvette luvte gegen Osten ab, um dem Paketschiff Platz zu machen, indem sie zugleich mit an den Mast gebraßten Fockmarssegel beilegte. Der Montauk folgte diesem Beispiel und legte sich unter ihr Lee. Jetzt wurde ein Halbdeckboot niedergelassen, welches fünf Minuten später seine Ruder gegen den Leegang des Paketschiffs stieß, und der Commandeur der Korvette kam jetzt, von einem pausbackigen Midshipman und einem Herrn mittleren Alters in bürgerlicher Tracht begleitet, an Bord.

Niemand konnte Kapitän Ducie für etwas Anderes als für einen Gentleman halten. Er war schön, gut gebaut und ungefähr fünf und zwanzig Jahre alt. Seine Verbeugung gegen Eva, deren Schönheit und edle Haltung augenblicklich auf ihn Eindruck zu machen schien, verrieth einen an die beste Gesellschaft gewöhnten Mann, obschon er zu sehr Offizier war, um sich weitere Aufmerksamkeiten zu erlauben, ehe er dem Befehlshaber des Schiffs seine Achtung bewiesen und dessen Komplimente entgegengenommen hatte. Dann wandte er sich wieder an die Damen und an Mr. Effingham, um seine Begrüßungen zu wiederholen.

»Ich fürchte,« begann er, »daß meine Pflicht unabsichtlich dazu Anlaß gab, eure Ankunft im Hafen zu verzögern; denn vermuthlich lieben nicht viele Damen den Ocean so sehr, um denen leicht vergeben zu können, welche dazu beitragen, seine Beschwerlichkeiten zu verlängern.«

»Wir sind schon viel gereist und wissen den Obliegenheiten des Dienstes wohl etwas zu gut zu halten,« entgegnete Mr. Effingham höflich.

»Dies ist gewißlich wahr, Sir,« fiel Kapitän Truck ein; »und nie hat es mein gutes Glück gewollt, in angenehmerer Gesellschaft zu reisen. Mr. Effingham, der ehrenwerthe Kapitän Ducie – der ehrenwerthe Kapitän Ducie, Mr. Effingham; – Mr. John Effingham, Mamsell Viavill« – er versuchte Eva's Aussprache des Namens nachzubilden; – »Mr. Dodge, der ehrenwerthe Kapitän Ducie; der ehrenwerthe Kapitän Ducie, Mr. Dodge.«

Der ehrenwerthe Kapitän Ducie und alle Uebrigen, wenn wir den Herausgeber des Active Inquirer ausnehmen, lächelten leicht, obschon sie sich gegenseitig achtungsvoll verbeugten. Mr. Dodge dagegen, der sich für berechtigt hielt, Jedem, der ihm begegnete, förmlich vorgestellt zu werden und die Bekanntschaft Aller zu machen, die er sah, mochte nun eine Vorstellung stattfinden oder nicht, trat ohne Weiteres vor, und drückte Mr. Ducie sehr herzlich die Hand.

Kapitän Truck blickte nun umher, ob er nicht noch Jemand anders finde, den er vorstellen könnte; aber Mr. Sharp stand in der Nähe der Spille, und Paul hatte sich bis nach dem Sturmhäuschen zurückgezogen.

»Ich schätze mich glücklich, Euch in dem Montauk zu sehen,« fügte Kapitän Truck bei, indem er Mr. Ducie unwillkührlich nach der Spille hinführte, »und bedaure nur, daß ich nicht das Vergnügen hatte, in England mit Euch zusammenzutreffen. Der ehrenwerthe Kapitän Ducie, Mr. Sharp; der ehrenwerthe Kapitän –«

»George Templemore!« rief der Befehlshaber der Korvette, von dem Vorgestellten auf den Vorstellenden blickend.

»Charles Ducie!« rief der soi disant Mr. Sharp.

»Hier endet also ein Theil meiner Hoffnungen, und wir sind die ganze Zeit über auf einer falschen Witterung gewesen.«

»Vielleicht nicht, Ducie. Erklärt Euch.«

»Ihr müßt von dem Augenblicke Eurer Ausfahrt an bemerkt haben, welche Mühe ich mir gab, Euch zu sprechen.«

»Uns zu sprechen?« rief Kapitän Truck. »Ja Sir, wir bemerkten allerdings, daß Ihr uns sprechen wolltet.«

»Es geschah in der Absicht, Euch mitzutheilen, daß ein Mensch, der sich Sir George Templemore nennt, gleichwohl aber ein Betrüger ist, in diesem Schiffe Ueberfahrt genommen habe. Ich muß übrigens hier finden, daß wir irre geleitet wurden, indem der wirkliche Sir George Templemore Euer Fahrzeug dem Liverpooler Schiff vorzog. Daran sind Eure verwünschten fashionablen Grillen Schuld, Templemore, um deren willen man nie wissen kann, ob Ihr im Begriffe seyd, Euch am Morgen zu erschießen, oder noch vor Abend in die Ehe zu treten.«

»Und dieser Gentleman ist also Sir George Templemore?« fragte Kapitän Truck mit scharfer Betonung.

»Dafür kann ich bürgen, wenn anders der Umstand, daß ich ihn von Kindsbeinen an kenne, in Betracht kommt.«

»Die Sache verhält sich wirklich so, und wir haben es schon seit dem Tage unserer Ausfahrt gewußt,« bemerkte Mr. Effingham.

Kapitän Truck hatte wohl schon Passagiere unter falschen Namen geführt, war aber doch nie zuvor so vollständig getäuscht worden.

»Und darf ich mir die Frage erlauben,« fügte er gegen den Baronet bei, »ob Ihr Parlamentsmitglied seyd?«

»Ich habe allerdings diese Ehre.«

»Und Templemore-Hall ist Euer Landsitz – Ihr seyd gekommen, um Euch in den Canadas umzusehen?«

»Ich bin der Eigenthümer von Templemore-Hall und hoffe, die Canadas zu besuchen, ehe ich wieder zurückkehre.«

»Und Ihr« – er wandte sich an Kapitän Ducie – »Ihr seyd ausgefahren, um einen andern Sir George Templemore zu suchen, einen falschen?«

»Dies ist ein Theil meiner Aufgabe,« entgegnete Kapitän Ducie lächelnd.

»Sonst nichts? – Seyd ihr gewiß, Sir, daß dies der ganze Zweck Eurer Sendung ist?«

»Es ist allerdings noch ein anderer Beweggrund vorhanden,« entgegnete Mr. Ducie, der kaum wußte, wie er Kapitän Trucks Fragen aufnehmen sollte; »indeß wird hoffentlich dieser vorderhand zureichen.«

»Ich wünschte, daß Ihr in dieser Angelegenheit frei herausginget mit der Sprache. Allen Respekt – aber ich bin in amerikanischem Gewässer, und es sollte mir leid thun, wenn ich mich zuletzt noch auf Vattel berufen müßte.«

»Laßt mich die Rolle des Vermittlers spielen,« unterbrach ihn Sir George Templemore. »Es handelt sich hier wohl um ein Verbrechen – ist's nicht so, Ducie?«

»Allerdings – um einen unglücklichen, aber thörichten jungen Mann, Namens Sandon. Man vertraute ihm eine große Summe Staatsgelder an, und er hat sich mit vierzigtausend Pfunden aus dem Staube gemacht.«

»Ihr glaubt also, daß diese Person mir die Ehre erwiesen hat, unter meinem Namen zu reisen?«

»Wir haben Gewißheit darüber. Mr. Green hier,« – er deutete auf den Herrn in Civil, – »steht bei demselben Bureau und hat den Verbrecher unter Eurem Namen bis auf die Portsmouther Rhede verfolgt. Sobald wir hörten, daß sich ein Sir George Templemore wirklich eingeschifft habe, trug der Admiral kein Bedenken, mich dem Paketschiff nachzusenden. Dies ist ein unglücklicher Umstand für mich, da es einem so jungen Befehlshaber einen Federbusch eingetragen haben würde, wenn es ihm gelungen wäre, den Spitzbuben zu greifen.«

»Der Federbusch bleibt Euch vielleicht noch vorbehalten, Sir, und Ihr werdet ein Recht haben, ihn zu tragen,« entgegnete Kapitän Truck. »Der unglückliche junge Mann, den Ihr sucht, befindet sich ohne Frage in diesem Schiffe.«

Kapitän Truck berichtete nun, daß im Raume unten sich ein Mann befinde, welchen er für Sir George Templemore gehalten und der ohne Zweifel der gesuchte unglückliche Verbrecher sey. Kapitän Ducie legte jedoch nicht die Aufmerksamkeit oder Freude an den Tag, welche von einer derartigen Mittheilung wohl zu erwarten stand, sondern hielt seine Augen auf Paul geheftet, der sich noch immer unter dem Sturmhäuschen befand. Wie Letzterer sah, daß er beobachtet wurde, kam er langsam, sogar widerstrebend, auf das Halbdeck herauf. Die Begegnung der beiden Gentlemen war befangen, obgleich jeder derselben vollkommen seine Fassung behauptete.

»Mr. Powis, wie ich glaube?« begann der Offizier unter einer stolzen Verbeugung.

»Kapitän Ducie, wenn ich nicht irre?« entgegnete der Andere, indem er seinen Hut lüpfte, obschon sein Gesicht erglühete.

Das Benehmen der Beiden wurde übrigens im Augenblicke nur wenig beachtet, wenn gleich Alle die Worte hörten. Kapitän Truck pfiff ein gedehntes »hu – u – u – i!« hinaus, denn dies war mehr, als alle die Vermummungen, welche ihm jemals vorgekommen. Sein Auge haftete auf den beiden Gentlemen, als sie mit einander weiter zurückgingen, und er war ganz in Nachsinnen vertieft, als er plötzlich seinen Arm berührt fühlte. Es war die kleine Hand Eva's, die sich häufig mit dem alten Seemann in gutmüthigen Neckereien zu ergehen pflegte. Mit lachenden Blicken schüttelte das Mädchen ihre blonden Locken und sagte scherzend:

»Mr. Sharp, Mr. Blunt; Mr. Blunt, Mr. Sharp.«

»Und Ihr seyd die ganze Zeit über in das Geheimniß eingeweiht gewesen, meine theure junge Dame?«

»Die ganze Zeit über – von den Portsmouther Bojen an bis auf diese Stelle hier.«

»Ich werde wohl alle meine Passagiere gegenseitig sich noch einmal vorstellen müssen.«

»Gewiß; und ich möchte Euch empfehlen, daß Ihr Euch von jedem den Taufschein oder Paß vorlegen laßt, ehe Ihr den Namen meldet.«

»Aber Ihr werdet doch wenigstens die schöne Miß Effingham seyn, meine theure, junge Dame?«

»Nicht einmal dafür möchte ich einstehen,« entgegnete Eva lachend und erröthend.

»Dies ist hoffentlich Mr. John Effingham.«

»Hiefür kann ich bürgen. Es gibt keine zwei Vetter Jack auf Erden.«

»Ich möchte nur wissen, welches weitere Anliegen dieser Gentleman hat. Er scheint nichts Feindliches im Schilde zu führen, es müßte denn gegen Mr. Blunt seyn. Sie sehen sich so kalt und ungewöhnlich an.«

Eva kam es ebenfalls so vor, und sie verlor mit einemmal alle ihre Lust zu Neckereien. In demselben Augenblicke verließ Kapitän Ducie seinen Gefährten (die beiden Männer berührten abgemessen ihre Hüte) und kehrte zu der Gruppe zurück, die er einige Minuten früher so ohne Umstände verlassen hatte.

»Ich glaube, Kapitän Truck, Ihr kennt jetzt meinen Auftrag,« sagte er. »Habt daher die Güte, mir zu sagen, ob Ihr einwilligt, daß ich die von Euch genannte Person in's Verhör nehme?«

»Ich kenne einen Eurer Aufträge, Sir, aber Ihr habt von zweien gesprochen.«

»Mit Eurer Erlaubniß werden beide ihre Bereinigung in diesem Schiffe finden.«

»Erlaubniß? Das klingt wenigstens höflich, meine theure, junge Dame. Gestattet mir die Frage, Kapitän Ducie – riecht einer von den besagten zwei Aufträgen nach Taback?«

Der junge Mann blickte überrascht auf und begann eine Neckerei zu argwöhnen.

»Die Frage ist so auffallend, daß ich sie nicht recht verstehe.«

»Ich möchte wissen, Kapitän Ducie, ob Ihr diesem Schiffe wegen Schmuggelei einen Vorhalt zu machen habt?«

»Gewiß nicht. Ich bin weder ein Zollbeamter, Sir, noch stehe ich im Dienste der Kroneinkünfte. Indeß habe ich geglaubt, dieses Schiff sey ein regelmäßiges Paketboot, in dessen eigenem Interesse es liegen muß, sich nicht auf ein derartiges Treiben einzulassen.«

»Dann habt Ihr vollkommen richtig geglaubt, Sir, obschon wir nicht immer für die Ehrlichkeit oder Klugheit unserer Leute einstehen können. Ein einziges Pfund Taback kann dieses edle Fahrzeug in Mißkredit bringen, und weil ich bemerkte, mit welcher Ausdauer Ihr mir nachsetztet, so fürchtete ich, daß mit dem Zolle nicht Alles in Richtigkeit sey.«

»Dann habt Ihr Euch unnöthigerweise beunruhigt, denn die beiden Aufträge, welche mich nach Amerika führten, betreffen blos Mr. Powis und Mr. Sandon, der, wie ich höre, unten in seinem Staatsgemache ist.«

Die Anwesenden blickten sich gegenseitig an, ohne ein Wort zu sprechen.

»Wenn dies der Fall ist, Kapitän Ducie, so erlaube ich mir, Euch jede Erleichterung anzubieten, so weit es die Gastfreundlichkeit eines Schiffes gestattet.«

»Ihr erlaubt uns also, mit Mr. Sandon Rücksprache zu nehmen?«

»Ohne Zweifel. Ich sehe, Sir, Ihr habt Vattel gelesen, und versteht Euch auf die Rechte neutraler oder unabhängiger Nationen. Da diese Rücksprache wahrscheinlich von Wichtigkeit seyn wird, so wünscht Ihr vielleicht Fernhaltung von Zeugen, und ein Staatsgemach wird für Euern Zweck wohl zu klein seyn. Meine theure, junge Dame, wollt Ihr wohl die Güte haben, uns für eine halbe Stunde Eure Kajüte zu leihen?«

Eva verbeugte sich zustimmend, und Kapitän Truck lud die beiden Engländer ein, ihm hinunter zu folgen.

»Meine Anwesenheit ist bei der Besprechung nicht eben nöthig,« bemerkte Kapitän Ducie; »denn Mr. Green ist in die ganze Angelegenheit eingeweiht, und ich habe eine Sache von Wichtigkeit mit Mr. Powis zu verhandeln. Wenn vielleicht von diesen Gentlemen einige die Güte haben wollen, dem Verhör anzuwohnen und Zeuge dessen zu seyn, was zwischen Mr. Sandon und Mr. Green vorgeht, so werde ich's als große Gunst betrachten. Templemore, darf ich mir von Euch diesen Gefallen erbitten?«

»Von Herzen gerne, obgleich es eine unangenehme Aufgabe ist, Zeuge zu seyn, wie die Schuld entlarvt wird. Verlange ich vielleicht zu viel, wenn ich Mr. John Effingham bitte, mit von der Partie zu seyn?«

»Ich wollte eben das gleiche Gesuch stellen,« sagte der Kapitän. »Wir haben dann zwei Engländer und zwei Yankee's, wenn Mr. John Effingham mir gestatten will, ihn so zu nennen.«

»Ehe wir hinter dem Hook sind, Kapitän Truck, bin ich ein Yankee; in Amerika aber gehöre ich zu den mittlern Staaten, wenn Ihr so gut seyn wollt, mir die Wahl zu lassen.«

Kapitän Truck that ihm durch einen Anstoß mit dem Ellenbogen Einhalt, und benützte die Gelegenheit zu einem Geflüster.

»Ich bitte Euch, mein theurer Sir, macht nur keinen solchen Unterschied zwischen außen und innen. Meiner Ansicht nach ist das Schiff diesen nämlichen Augenblick in den vereinigten Staaten Amerika's – im positiven Sinn sowohl, wie nach gesetzlichem Dafürhalten; und ich glaube, daß ich hierin den Vattel zur Stütze habe.«

»So sey's drum. Ich will der Besprechung mit dem Flüchtling anwohnen, und wenn seine Schuld nicht klar erwiesen ist, soll er Schutz finden.«

Die nöthigen Vorkehrungen waren bald getroffen. Man traf die Uebereinkunft, daß Mr. Green, welcher bei einer englischen Behörde angestellt war, sich gemeinschaftlich mit den genannten Gentlemen in Miß Effinghams Kajüte begeben sollten, um daselbst den Verbrecher vorzunehmen, während Kapitän Ducie mit Paul Powis im Staatsgemach des letztern Rücksprache nehmen wollte.

Die Ersteren begaben sich unverweilt nach dem bezeichneten Orte; Kapitän Ducie aber blieb noch einige Minuten auf dem Decke, um dem Midshipman seines Bootes einen Auftrag zu ertheilen, worauf dieser den Montauk verließ und nach der Korvette hinruderte. Während dieser kurzen Zögerung näherte sich Paul den Damen und redete sie mit erkünstelter Ruhe an, obschon es ihm nicht gelang, die Aufregung seines Innern vor ihnen zu verbergen.

Auch der Diener beobachtete augenscheinlich die Bewegungen seines Gebieters mit großer Beklommenheit. Nachdem die beiden Gentlemen mit einander hinabgegangen waren, zuckte er die Achseln und erhob seine Hände, wie man wohl zu thun pflegt, wenn man plötzlich durch einen unangenehmen Vorfall betroffen wird.


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