Ludwig Thoma
Jozef Filsers Briefwexel
Ludwig Thoma

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Wähklahge über das aufgläste barlahmend

Auwä zwik! Wer häz denkt indem das mier so freidig zum Oktohberfescht das barlamend eräfnet ham das mir schon auf mardini heim missen? Auwä!

Jez is gahr mit insern griebigen Tahrok und kenz eich dengen mit wälchen Gefiehlen das ich heum kohmen bien und sagd meine bäurin zu mier, Gozeidank das da bischt Jozef, jez kanzt du ohdel farren und mischt farren und ist gescheiter als wie das du bein mischt räden dabei bist.

Meine liben leit, den fürzenten nofember bin ich aufgläst worn und an sächzenten bien ich schon parfießig auf mein mischthauffen geschtandn und hawe foler wämuth gedenkt, bald du jez nicht aufgläst warst nacher warstu nichd auf ein mischthauffen sondern in der Prahnerschtrase und nacher stand ich nichd neben ein saubärn und der loaß sontern nebn insern hochwiern hern Piechler und die andern grosen mähner fon bayern. Meine liben leite, disses schmärzt aber sär heftig, bald mahn es riechdig betrachd. Z Mingharding hawen disse unferschemten mentschen eine grose schadnfreide und spoth bewissen und indem das ich geschtern auf die bosd gangen bien, damid das ich jez schon das Folg aufklehre ist der sixnsimmerl beim tiesche hiebei gesäsen und had mich ausgsungen,

        hams kammer auskiehrt
Und de gschehrten naus gspiert?
Mögst gern wieda nei?
Werd aba kam aso sei.

Und der schusterwaschtel had gesungen.

Wer häzi dös denkt,
Abar ös seiz jezt gschlenkt
Wer hät dös fermoant
Abar enk hams higloahnt
Und aa wi d leit sagn
Enker fozen hergschlagn.

Durch disses bien ich erziernt gewohrden und sahge ich du spineder afe bald ich und die minischter mizamen schtreiten ist es bolidisch und braugen mir keinen sollchen dazu und bei inserner bardei braugen mir kein hanswurschtn. Mir sind ins selbs genug. Und da sagd aber der bosdhalter zu mier, mein liber Jozef sagd er, du bist jez kein stazmentsch nichd mer sontern ein brifatmentsch sagd er und folge dessn sagt er derfst dein fozmäul nichd mer so weid aufreisen sagd er und sinscht mus ich es machn wie inserne regirung und mus dich hinausschmaisen, haber sagd er du weist es schohn liber Jozef bei ins einfache bauernmentschen sagd er ist es anderst als wie bein minischter bodelwies sagd er der wo bloß die Thier aufmachd, sontern mir backen dich bein Gnack sagt er und schlangen dir die baterie her und las es liber gud sein sagd er, weil du ein brifatmentsch bist.

Durch disses hawe ich gleich bemergt wie schnel oft die mentschliche Gröse ferschwiendet und das ich jez bloß mer meinesglaichen bien.

Disses schmärzt ser häftig.

Wer ist schuhld daran das mier jez auf dem mischthauffen sich befiendlich sind?

Zuerscht ist der Piechler schuhld.

libe leite, es gibd file die wo klauben mir sind bein Zändrum die briederlein wo einahnder liben.

Disses ist falsch, den bein Zändrum kenen mier file einander nichd schmeggen, und sind häslich auf einahnder und drat sich der mahgen um.

Disses ist aber bloß nach ienen, und nach ausen sind mier der schtarke Tuhrm.

libe leite, durch disse feschtigkeit ist aber das unglick herbei gekohmen und bien ich auf den mischthauffen gewahndert.

Was get es ins an bald der Piechler mit sein alten schpezi und Eusenbanminischter sich zerkrigt?

Gar nichz get es ins an.

bis zun fürzenten bien ich fohler freide und schnakelfidöll gewäsen und hawe geklaubt, es get so weider das mahn sein gäld einschibt und sich die fieße wahrmt in siezungssahl und hernach sein Haferltarogg machd oder ein blokahde. Auf einmahl kohmt eine brozäsiohn fon lauter minischter in den siezungssahl und der bodewiesl lest was for und ich denge mier gahr nichz dabei als wie fon mier aus. Und da stößt mich der Eusenberger an und sagd, mier missen jez gähen und mier sind aufgläst.

Was bien ich? hawe ich gefragd. liber Jozef sagd er du bist aufgläst und leuder sagd er ich auch.

Ja hergozapperamend sahge ich, da geschpühre ich aber nichz, das ich aufgläst bien. Was heist den disses sahge ich.

Das mir aussi missen und scheihden fon disser Schtätte inserner würgsamkeid, sagd der Eusenberger und da hawen die sotsi und lieberahlen brafo geschriehen und inser bresadent Orderer had seine Zehne gefletscht. Jez had es mier gekraust und ich schpahne was, das es aus is und gahr is und ich mus in die Heumath zühen.

Da bien ich zu insern hochmächdigen bresadent Orderer hingangen und hawe ien bein ermel gezubft.

Er isd aber sär wield gewäsen und schprichd mid schtarker Stieme was wohlen si?

Enschuldingen sahge ich ist es war sag ich das ich aufgläst bien?

Machen si das si hinwäg kohmen brillte er und schaugte mich an das es mier schlächt wohrn ist wie einen künihasen den wo eine klabberschlange anschaugt.

Aber ich hawe mir gedenkt ich mus es doch wiesen zwegen was das ich in die heumath zühe und ich hawe ien noch einmahl gezubft.

Da had er mid dem fuse geschtampft und had gebriellt was wohlen si noch iemer?

Enschuldingen sage ich, blos das ich es weis sahge ich ob ich aufgläst bien.

Er had sein zehne hergezeugt wie ein dakel dem wo mahn sein Gnochen wegnähmen wiel und had geruhfen ob ich wiel das er mich durch ein Hausdiner entfärnt und had geruhfen hinwäg hinab hinwäg.

Da bien ich zun Piechler hingangen und frahge ien das nemlige.

Er had mir gahr keine andwort nichd gäben sontern had sich umdrat.

Und da hawe ich gahr nichd mer gewißt, wie ich darahn bien und da get der her folmahr bei mier forbei und er ist freulich ein sozaldemagrat aber ein mahn des Folkes und ich frahge ien enschuldingen her folmahr ist disses war das ich aufgläst bien.

Er had ganz gudmietig gelachd und sagd ja freulich sagd er, mein liber kolehge, mir sind ahle aufgläst.

Ja zwegen was frahge ich, intem das doch mier kein krig nichd ham wehrden als wie die Italähner und Tirkeln?

Ein krieg hawen mir schohn sagd er zwischen ienen und das minischteri.

Zwegen was frahge ich.

Ja sagd der her folmahr und lachd, disses sagd er wissen sie ja beser als wie ich und dan ist er gangen.

Aber durch meinen schpezi den Gneidl Sepastiahn bin ich es iene wohrn, waruhm das mir insern schenen Aufendhald in Minken ferliehren und die dihäden zun tarogen.

Bis zun fürzenten nofember ist das ganse minischteri auf den bfif gangen und wahr folksahm haber inserne Groskobfeten hawen die fienger nichd mehr aus der fozen gepracht und grad gebfiefen und herein geschrieben. Da siend die minischter handscheih gewohrden und intem das auf die lezt eihner ienen geschimbfd had, ist disses dem minischteri auffählig wohrn, das der lakel aleweihl frächer werd, bald mahn iems hingähen last.

Da ist insern groskobfeten eingefahlen, das sie es missen brobiehrn, wie fil frächheid in einen minischter hineihn get.

libe leite, disses weis jäder das bald ein Maskrug fohl ist nichz mer hineihnget, und in den minischter ist auch nichz mer hineingangen, sontern er wahr schon fohl. libe leite, balt mahn ein bar schtarke oxen for einen wahgen schpant, ziehgen sie ien und inser zändrum had den Stazwahgen gezohgen.

Aber durch disses bald die oxen auf ein hinternis kohmen und mergen es nichd sontern ziehgen noch schterker an brichd fileichd die Deixel und es ist gahr und mier hawwen auch gemeunt es mus ahles gehen und ist ins die Deixel zerbrogen.

Jez stät der Stazwagn da und die oxen stähen auch da. Und wer weuß es ob mir noch einmahl eingeschpant wern.

libe leite ich mus eich erzäln wie es einmahl bei ins zugangen ist in Mingharting bein bristerjubaleum fon insern bfahrer.

Und da had der schmid kohrbinian ein feierwerg machen wohlen damid das es rechd schen werd und recht schnalt.

Zuerst ist es gud gangen, haber da zind der kohrbini einen rakhäten an und gät aber arschling hinauß und ferbrent iem die fozzen und farrt der wierthsleni unter die rökhe und waß es da ahles ferbrent had weuß ich nicht zwegen der schahmhaftikeid. Meine liben Leit gerahde so ist es ins gangen.

Der Piechler und der grosmaulede Oßwald haben auch ein feierwerg anziehnden wohlen zu ähren fom zändrum, haber die greste rakhäten ist ienen auch arschlieng hinauß und had ins ahle mizamen ferläzt, das mier mid der ferbrenten fozen dastähen und schaugen wie die schwaiberln.

Disses gift mich am irgsten das es in der zeidung stät, das mir alesam ins bedeiligt gewäsen siend wo disses beschlosen wohrden ist. Disses ist nichd war.

Ins biderne ögonohmen ham die groskobfeten ieberhaubs nichd gefragd indem das sie ins ja nie frahgen.

Mier hawen in der sälbigen Zeid terokt und der gnaidl had noch gesagd, basts auf sagd er und ich hab was leiten hörn, das eine siezung ist gengen das minischteri und ich hawe gesagd disses ist mier wurscht und mach ein mahl das du gibzt und bald du wider die Härzas hinunder miescht mus ich dich rechd herschlahgen und er sagd wo hawe ich die härzas hinunder gemiescht und ich sahge thu dich nichd ferstehlen du hunzheiterner Hamöl du habscheilinger und ich weis es schohn waruhm das du zun erzehlen anfanxt fon der siezung und der bolidik damid das mier nichd aufbassen auf dein mieschen mein liber.

Disses wahr ales was mier gesprogen hawen inbedräf der bolidik und jez stät es ieberahl das mier ahle mizamen in dreie fest gengen das minischteri ins befiendlich gewäsen sind.

Der asam simmerl wo nichd bei ins gewäsen ist sontern im Gasino had bei der siezung dabei sein wohlen aber sie hawen ien nichd hineun gelasen sontern bald er den schedler fragd was habz den heite sagd er nichz fier dich und haud iem die Thiere for der nassen zu und dann ist noch ein kadoliek fon der bost und Eusenban kohmen, den had er auch gefragd, fier was da eine siezung ist und waruhm das er als zändrumzmitglid nichd dabei sein derf.

Weils dich einen Dräg anget had disser bostbeahmte gesagd und weuß mahn schon wie grohb disse mentschen siend indem sie es hinder die schahlter nichd anderst lärnen. Aber jäz gez ins schon was an indem das mier aufgläst siend und inserne Dihäden farren lasen missen.

Meine liben Leite ich lase schon ofd was farren haber disses ist doch zu fil, das mahn seine bension ferlirt fier ein ganses jar.

Fier was siend mier den die abgeorneten des bayrischen faderlandes?

Zuerscht wie der rägensburger seine äsel had danzen lasen wahr ahles fohler Freide und ein geischlinger her fon der Oberbfals had gesagd, jez mus es noch gröhber komen und ein tichtiger landmahn mus den Bodewiesl das bekannte wo mahn nichd schreihben derf andragen und erscht dan ist die härlichkeid der bardei folstendig.

Da haben sie ins geschmeigelt das mier es sahgen und mier häten zu ähren insernes Faderlandes disses schon folbracht, haber auf einmahl ist es nichz mer gewäsen.

Im Gegendeil bald mahn es riechtig betracht had es jez das minischteri ins angedragen und bald ich nichd aufgläst wär gewohrden und meine dihäden nichd gabut wern häz mich narisch gefreit das es das minischteri insern groskobfeten kreizweuse andragen hat. Ich häzi auch schon daruhm bitt.

Meine liben leit wie ich aus der kahmer hinauß hab wohlen und fohler schmerzen wahr ist ein Haußdiner zu mier her der pauli heußt und sagd zu mier Jozef sagd er maxt noch einmahl schnubfen? Und hald mier seine Dusen hien und ich nähm ein bris und dischkariere mit iem. Bauli sag ich jez is gfeit, wer weuß ob mir ins widersähgen und er sagd Jozef sagd er es seiz schäne rindfiecher das ier in winther das gwardir aufgebz. Mein liber bauli sag ich fier so thum must du mich nichd anschaugen das ich freuwielig gäh. Häzt hald gredt sagd er und die ahndern wo in der Schtadt bleiben wohlen und häz eich nichz gefahlen lasen. Bauli sag ich disses ferstähst du zu wänig indem das mier ahrme bauernmentschen in den Tuhrm des Zändrums eingespiert sind und inser Gefengnisdirektar ist der Orderer fon dem mahn eine erlaubnis hawen mus bald mahn ins freie gähen wiel. Auwäh sagd er da mächte ich nichd bei enk sein und ich sahge, ich bien ja auch plos zwegen der ferbflägung dabei gewäsen. Jozef sagd er schnubfe noch einmahl zun abschid und bald du widerkomst bringe mier auch ein gesälchtes mid.

Da ist ein mahn bei ins forbei gegangen und der had so geknurd wie er forbei ist und ich hawe ien aber nichd gekent und ist mier aber schon das knuhren bekant gewäsen. Der bauli stößt mich ahn und sagd hergozakerament schauge dissen mahn an disses ist ja der Orderer. Da ist mier ein liecht aufgangen weul er ja imer knuhrt bald er mich sieht und ich hawe ihn bedracht. Er had sich geschwiend sein barth rassieren lasen und is gans glat gewäsen wie ein benefiziad oder ein geischlinger här oder wie eine gerubfte hänne und er had eine plaue briehle aufgehabt und seinen belz had er nichd gehabd sontern ein hafelog und kein Ziliender nichd sontern eine sporzhauben damid das ien nimand nichd kähnt und das folk fileicht iem zun abschid eine feschtlichkeid gibt und den ziliender eindreibt oder seinen belz mit Drägbatzen anschmaist.

Meine liben leit ich hab iem zugeschaugt wie er hinauß ist aber nichd wie sonzt wo er den Gobf häbt wie ein Gokhel sontern er ist hinauß wie ein rentahmtsbothe oder ein adfikatenschreuber wo im nexten haußgang fileicht sein radl eingeschtelt had und er war gans klein und gahr nichd mehr grosmechdig.

Meine liben leite disses ist die bolidik fon die Groskobfeten das der geischlinge Wierdendräger bein Landtag hinausgeschmiesen ist wohrden und der bresadent mus mid einer plauen briele fortschleigen und der biderne oegonohm ferlirt seine dihäden und mus auf dem misthauffen stähen. Disses ist das resuldath fon ierer gescheidheid und so kenens mier auch bald mier auch keine ladeinische fozen hawen und bald mier auch nichz gelärnt hawen wie läsen und schreim haber das rächnen hawen mir auch gelärnt und häten es nichd so thum gemachd das die Dihäden hin siend.

Disse groskobfeten kenen mich auch und nichd blos das minischteri.

Jez is gahr mid dem regirn und dihäden einschiben und mier missen ahle wieder da schtähen mid dem hude in der hand und betheln das mir gewält wern.

Aber fileichd kohme ich wider hinein und fileichd derf sich der Orderer wider sein barth waxen lasen. Adjäh! Läbe woll auff widersähn machd freide! Adjäh!



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