Ludwig Thoma
Jozef Filsers Briefwexel
Ludwig Thoma

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An Härn Emerahn Schanderl bfahrer
in Mingharting
Bosd daselbs
hochwiern Här bfahrer

Kelobt sei Jessas Kristo und ich bien gans tamisch im Gobf, denn es isd so schwär zum regiehrn wi es noch gahr nichd war.

Indäm mier nemblich jeden dag ein anderner schreihbt oder auch zwai, das mier keine Folksbardeih nichd mer sind sontern Erbrässer und fohler Tumheit, und fille brief kohmen und sind nichd underschriem.

Disses sind aber die gräbsten, wo ich als Lumb und baidelschneiter daschtehe und heist es darien, du gans ausgschahmter bfahrerwaschl schtielst ins das Gäld wo mier hard ferdienen und hasd die Hende selwer im Hossensak und schaugst plos recht sauthum und sagst ja bald ins die Geischtlingen das Gäld nähmen. der Heiß Kaschper had geschriem, dadurch das er kein esterreichischn Dabak nichd mer raugen kahn haud er mier ein baar Fozen herunder und der Mäzger Hardinger fon Sinzing had geschriem, das er miech auf Wainachden alein schprechen wiel und er freit sich schohn und ich sohl mich forher versiechern lahsen, weil es sonzt zu schpäth ist.

Hochwiern Här bfahrer, ich mus es ienen beriechten das ich mier auf Wainachden nichd heimdraue, intem das Volk so erbidert und fohler Häslichkeit gengen mich ist und had auch der Stettner Andräh geschriem, das es nichd so fille Haselnusschteken giebt, wie er brauchd bald er mich erwiescht und ahle Leite sahgen, das sie mich herschlahgen missen, das ich gern hin wehrde.

hochwiern Här Bfahrer fier disses bin ich nichd gewält, das ich briegel bekohme und fieleichd mit einen Zaunschteken den Tohd fiers Faderland erleihden mus oder mit einen Wagscheidel.

disses ist nichd der beruhf fon ins barlamendahrier und bald mahn ein Gliehd fon der Rägierung ist, mus mahn nichd seine andernen Gliehder ferlihren, wo mahn zur Ögohnomih und zu sonzt was braugen kahn.

Und fon Reitmoning hawe ich ein brif erhalden wo es heist du drauringer Kähmerling kanzt du nichd nein sahgen, bald mahn drinken und äsen und raugen so deier machd, das es das ahrme Folk nichd mer kahn und weihl die Zindhelzeln so deier siend zinden mir dier mit einen bradschlägl ein Lichd auf du Hergozakeramänd.

Hochwiern Här bfahrer disses erfillt mich mid Wähmud, intem ich fier ahles gans unschultig bien und ich schauge sär draurig in di Zuhkunfd, bald das Folk so erbiddert ist und fohl Ferlangen, das es mich mieshanteln sohl.

Und auf Wainachden wo es doch Frihde den Menschen auf Erden heußt mus ich fielleichd mein Blud fergiesen?

Mein Härz ist sär betriebt fon dissen Follgen der bolidik haber es ist noch nichd das ergste.

Sontern das ergste ist was mahn ieber meinen hochwierningen Härn bfahrer und filgelibten Freillein Kächin schreibt und disses ist eine gans firchderliche Refohluzion, intem es heist das mahn den wamberten bfahrer enschuldingens filmahls seine Haud abschählen mus, damid das er es schpiert wie disses schmäkt bald dem Folke die haud abzohgen wierd und die Freilein Kächin sohl mahn sälchen weil das anderne Schweunefleisch jez zu deier ist hoder mahn mus aus ierem fedden Hintergwardier enschuldingens filmahls Unschliddkärzen machen.

Disses kahn ich ienen schreim, hochwiern Här bfahrer, aber das anderne kahn ich ienen nichd schreim, was die Leite forschlahgen, das man mit ienen oder dem filgelibten Freilein Kächin anfangen sohl. Ich bidde ienen recht sähr das sie auf die Kantsel schteigen und disse Folkeswud schtillen, intem es nichd bloß für ienen geferlich ist sontern auch fier mich und die Freilein Kächin und ieberhaubts fier die heuligsten Gieter der Kirche.

hochwiern Her bfahrer ich mus es ienen mideilen das inserne Bardeih auch sonst sär draurig ist ieber disse Gesäze, wo sie in der Geschwiendigkeit in Bärlin gemachd had und mir möchten ahle die Freinde des Folkes sein intem mahn es doch bei den Wahlen brauchd, haber das breißische Zändrum wiel es nichd, das die reichen Leite und die Fierschten und Grahfen fier iren schtarken kadollischen Glauben auch noch was bezallen missen, wo er ienen sowisoh hart ankohmt und da hawen halt inserne bardeibrieder nachgeben, weil mahn seine Iberzeigung schon obfern kahn, aber nichd sein Gäld.

Und haben auch fille glaubt, das inserne erhahbene und hochwierninge Geischlichkeit das Folk durch die Machd der brädigt besenfdigen kahn, intem es fieleichd doch sein Sählenheul noch liber hat wie einen bieligen Schnubf hoder rauchdabak.

Haber disse ierdischen Genisse sind noch schterker als wie die Rähligiohn und man mus es mit Schmärzen bedrachten, das die ahrmen Leite fier den kadollischen Klauben auch nichd mär bezallen wohlen als wie die raichen Leite.

Dadurch ist inserne Zändrumsbardei jez sär bedrofen und mir fersuchen ahles, das mahn disse Gesäze und Schteiern fergist.

Hochwiern Her bfahrer, intem sie mier geschriem hawen, das ich in Mingharting und in Sünzing einen Fordrag halten mus, hawe ich ienen geschriem, das es nichd gät.

bald ich eine solchene Räde brobire, krige ich schohn eine Fotzen for ich ahnfange, den disses ist der Geißt des Folkes wo jez härscht.

Fieleicht kähnen sie einen geischlingen Abgeohrneten ieberräden das er es brobirt und bald es schlächt ausfahlt, leudet er plos fier die Rähligion haber ich nichd, und fieleichd haud das Folk sanbfter zu bald der beträfende im geischlingen Gewahnde befiendlich ist.

hochwiern Her bfahrer ich mus es ienen noch schreim das ich in der Fersamlung gewäsen bin, wo sie mir befollen hawen, wo das kadollische Folk fohler Wud had sein missen wegen dem schbanischen Freumauhrer. Enschuldingen filmahls das ich nichd weis waruhm, haber eine Wud hawe ich schohn gehabd und fil gedrunken. Es wahren aber plos eunige Mansbielder anwäsend sonst lauder Weipsbielder, intem ahle Schpitähler auf befähl fon der hochwierningen Geischlichkeit dort gewäsen siend.

hochwiern Her bfahrer, ich mus es ienen aber schreim das ich sonzt auch fille Schmärzen und eine grose Wud erlidden hawe durch disse Fersamlung intem ich nemlich bei einer Mauher geschtanden bien, wo es angeschlahgen wahr wegen disser Fersamlung. Und auf dem Anschlahge hat es geschtanden, eine tife Emböhrung durchziddert das kadollische Folk und disses hawe ich geläsen und da ist ein främder Mentsch dazuh gekohmen und had gesahgt er had keine Embörung sontern eine Endberung und sie kohmt fon die Schteiern und die Schteiern kohmen fom Zändrum und bei dissem Wohrte had er meinen Gobf an die Mauher geschtosen.

dadurch hawe ich erkahnt, das mir in disser bäriohde nichd belibt sind.

Und ich bidde Hochwiern Härn bfahrer, das ich in Mingharding keine Rede nichd halten mus, und ist es schohn bäser, wenn mir ins schtill ferhalden sonzt mus mahn fielleicht habscheiliche Worhte ieber dem freilein Kächin ierem Hintergwardier und iere anderne Unfledikeit höhren.

Mit fillen Grießen an dise

bin ich ier
liber Jozef Filser.
       

Ohbiges bield ist der bordiäh fom barlamend und klaube ich das er auf inserne bardei häslich ist wegen die Schteiern, weil er mich iemer sär schtrenge bedrachtet.



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