Ludwig Thoma
Jozef Filsers Briefwexel
Ludwig Thoma

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Zweidens: Über die Wiesenschaft

Es giebt ferschidene Wiesenschaften. Eine wo der Dokter kehnen mus und eine, wo der Adfikat kehnt und eine wo der Gehomeder had und noch eine wo der bezirgsdierarzt had. Disses heußt mahn die weldlichen Wiesenschaften, haber sie sind plos niezlich.

Es giebt auch eine göthliche Wiesenschaft und disse besiezt die Geischlichkeid und disse ist nothwändig.

Die weldliche Wiesenschaften lehrnt mahn auf der Universatet und kost fiel Gäld, wo die Brofässer in ieren Sak schiben.

Die weldliche Wiesenschafd wird beschlohsen durch eine Briefung und eine Anschtelung auf Schtazkoschten, wo das Folk bezallt und jez durch die Gnahde des barlamends erhäht ist gewohrden. Die göthliche Wiesenschafd wierd beschlohsen durch eine Brimins, wo die gantse Umgehgend feuert und das bedrefende Wierzhaus einen grosen Brofit macht, indem es fiele Kaibln und Säuhe und Gense und Ahnten und Schbansäuhe zum ähsen giebt und disses schohn einen siechtbahren Forzug der göthlichen Wiesenschafd bedeitet.

Disses ist aber nichd der einsige sontern es sind noch mer.

Durch die weldliche Wiesenschaft lehrnt der betrefende plos was anderne auch kehnen und gengen nichd zuerscht auf die Unifersatet und braugen nichd so fiel Gäld dem Brofesser in Sak schiben.

Zum beischpil was der Dokter kahn, das er die Mentschen kurihrt, disses kahn auch ein Schehfer hoder die Dokterbäurin fon Schönbruhn oder ein Bahder.

In dissem Fahle derf es aber nichd Mädizien heußen sonter Bfuscher, indem es die Gewabbelten nichd erlauhben for brohdneid, weil sonzt die Brofesser nichd mer so fiel Gäld ferdihnen.

haber es ist das nemlinge, plos aus anderne Biecher.

Was der Adfikat kahn, das ferstet auch ein Schreihber beim Notahr, haber er derf auf sein Haus keine Dafel nichd hinmachen sontern ist ein Wienkladfikat.

Was der Bezirgsdierarzt kahn, das kahn ich auch und bin schohn fier disse Wiesenschaft beschtraft wohrden, indem ich fierzich March habe zallen missen, den der Dierarzt hat auch ein Reahlrechd als wie die Kamihnkährer damit das er das Gäld wider ferdint, wo er zum Schtudihrn brauchd had.

Was der Gehomäder ferstet ist gahr nichd fiel, sontern das kahn jäder.

Haber die göthliche Wiesenschafd kan keiner nichd nachmachen und giebt es dabei keine Bfuscher, den es ist ahles ladeinisch.

Und es ist mit Fleuß eingeriechtet, sonzt mechten es fiele brobiehren, wo nichd geweichd siend und kein Engl kehnt sich nichd mer aus, wer iem was anschaft.

Sontern es muhs geweichd und ladeinisch sein sonzt gielt es nichz.

bei der weldlichen Wiesenschafd giebt es fiele Unterschide, indem einer fiel kahn und einer kahn wehnig und einer kahn ieberhaupts nichz.

Ein Dokter kahn die Wahsersuchd heulen und ein anderner die erfrehrten Fieße und ein anderner die Kröbf.

Bei einem Adfikat ferschpilt mahn iemer seinen Brozes, haber ein anderner gewient, und einer had eine schlechte Fozzen und einer had eine guhte Fozzen.

Disses ist sehr ferschiden, haber bei der göthlichen Wiesenschaft giebt es so was nichd, sontern ein jäder hochwierninge her Bfahrer kahn das nemlinge und praucht keine lange Bragsis, sontern die brimins, wo die ahlererschte Meß ist, die ist oft gleich schtärker wie die andern.

Bei der weldlichen Wiesenschafd giebt es lauder Schtreitikeiten. bald mahn drei Dokter frahgt, hat mahn fier Krankheiden und jäder Adfikat muhs lachen ieber das, was der anderne sahgt und die Brofesser sind die ahlerärgsten indem das sie einahnder bekembfen, indem sie so thun, als wen die Wiesenschaft ein Hennerstahl ist, wo plos ein Goggel Blaz had und keinen andern nichd leihden wiel. Und sie kembfen so lang bis das einer vom Blaz get und last seine Fädern hint wo iem der anderne ausgerubft had.

Ich hawe einen Brofesser im Barlamend gesähen. Wen man iem had zohrnig machen wohlen had man plos sahgen dierfen, das sein Kohleg was neies geschriem had. Da ist er so heis gewohrden, das iem die Briehlenglasl angelohfen siend und er had seine Auhgen ferdret und had gelahchd wie ein Geißbogg, weil es iem gleich dum forgekohmen ist, was der anderne schreibt und had es doch gahr nicht geläsen gehabd.

Die Brofesser sind lauder Goggel und jäder meint, er had die schenern Fädern.

bei der göthlichen Wiesenschafd giebt es keine Schtreitikeiden und jäder muhs seine Meß läsen wie der anderne und derf keiner klauben, er kahn es bäser, sontern der heutige Babst sagt bunktdum und darnach ist es bunktdum in der gantsen Wält.

bei der weldlichen Wiesenschafd giebt es ahle Wochen was neies. Das wo gesting das riechtige wahr ist heunte sauduhm und sie erfienden iemer neie Schwiendel, damit das die Schtudentn neie Biecher kaufen miessen und disses heußt mahn den Fordschrid der Wiesenschaft und kost fiel Gäld.

bei der göthlichen Wiesenschafd giebt es keine Neigkeiten und kein alder Bfahrer mus nichz umlehrnen, sontern es gielt iemer das nemlinge. Jez muhs ich noch zun Schluhs die Freiheid der Wiesenschafd beschreim, wo ins im Barlamend so fiel Ferdrus gemachd had und wo inser Minisder Wähner Toni nichd leuden wiel.

Die Brofesser auf der Unifersatet wohlen keine Inschbeksion nichd hawen, wo doch jäder Schuhlerer einen Inschbekter had, der wo seine Schieler brieft, sonzt weis man nichd, hob sie was gelehrnt haben. Indem ich im Gabidl eins schon bemergt hawe, das sie so fräch und unferschembt sind indem sie behaubten das inser Schtamfader Ahdam fieleicht ein solchener Ahf gewesen ist wie jez auf die Jarmerkt danzen, und fieleichd im Baradies der Efa iere Flö gesuchd had.

Mit solchene Unferschembheiden fertreiben sie iere Zeid anschtat das sie iere Schieler was gescheides lehrnen. Fieleichd kombt es dafon das die groskobfeten Beahmten ins noch fier Ahfen anschaugen, wo mahn lauhsen kahn, und das sie meihnen, sie siend in einer Menahscherie und missen die Ögonohmen bendigen als wie die wielden Fiecher und mir missen aufwahrten.

Jäder Mentsch der wo ein Gewehrbe bedreibd muhs sich ausweißen das er was kahn und bald ein Schuhster solchene Schtifel machd, wo mahn nichd braugen kahn, krigt er kein Gäld nichd. Waruhm missen mir die Brofesser zallen, die wo plos die Wält fier einen Ahfenkefig hinschtehlen und eine Wiesenschafd daher bringen, wo nichz werth ist?

Disses ist die Freiheid der Wiesenschafd. Bald es so schteht, hernach mus man ieberhaupts auch fier die Wiesenschafd die Gewärbfreiheid einfieren, das die Schtudentn plos bei solchene Brofesser einkehrn, die wo was gescheides hergehben, haber fon disser Freiheid wohlen die Brofesser nichz wiesen, sontern sie missen eine beschrenkte Anzahl sein wie die Abodäger und Kamienkährer, damit das mahn zu ienen hingehen muhs und sie iere Bekantschafd mit die Ahfen recht teier ferkaufen.

Haber Gozeidank das die göthliche Wiesenschafd keine Wiesenschafd fier die Fiecher ist, sontern fier die Mentschen und derf kein Brofesser seinen Ahfen danzen lahsen, sontern muhs was gescheides forbringen, sonzt wierd er hinausgeschmissen. For disser Wiesenschafd haben mir Ögonohmen auch Reschpekt, und aber for der andern nichd, indem das mir fon die Fiecher fieleichd mer wiesen, wie so ein Brofesser, wo erscht lehrnen muhs, das Zau keine Kaibln krigt. Disse brofesser sohl man kein Gäld nichd gehben, sontern bald sie eines wohlen, mus mahn ienen sahgn, das sie auf die Beime kleddern sohlen und Nieß broggen wie anderne Ahfen.

Disse Brofesser sohlen in einen Zierkus auftretten haber nichd auf der Unifersatet, und das missen mir barlamendarier noch fohlenden.



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