Ludwig Thoma
Jozef Filsers Briefwexel
Ludwig Thoma

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An Wollgeborn
hern Josäph Filser,
kenigl Abgeorneder
in Minken
im Barlamend

Mingharding am 17 Juli 1908

Liber Josäph

Fileichd glaubs Du das ich glaub das man eich noch nichd auslasd in der Schtad und ier noch regürn miest, wo du schreibsd, das ier mitn regürn noch nichd ferdig seiz. Du habscheilinger Lugenbeidel Du auskschamder Du glaubs, das ich es glaub? Ich weus es schon das man plos in Winter regürt und aber in Somer nichd, weil ier dan eine gescheide Arbet zun Duhn habds und nichd regürn.

Das Hei isd schon herin und jäz fangen mier schon mit den Kohrn an, haber wo isd der Hauswierd? In der Schtad bei die Mentscher und die liderlingen Freinde.

Wan ich in der fruh aufsteh und in den stahl kombe, fahlt es mier ein, das ich alein bin. Die Edelweis had ein Kalm krigt und mier ham si forher Adär lahsen und die Bläß had nachschtiert. Aber Du bisd nichd bei Deine Fiecher, sondern bei Die, wo regürn.

Zau isd beerig worn, haber Du bisd in der Schtad und laufsd fileicht solchene nach, die wo auch beerig sin.

Wan ich fileicht mit die Minisder zum reden kome, hernach frag ich schon ob das eine Manir isd, das sie nicht allein regürn sondern einen solchenen Deppen dazu braugen?

Ich mus auch alein den Hof regürn und bin haber plos ein Weibsbild und fileichd isd die Arbet mehrer in einen Hof als wi bei die Gschwohlschedel in der Schtad.

Das isd keine Kunsd, wer es kan, das er die Schteuern ferschreibt, wo man zahlen mus, haber das isd eine Kunsd, das man das Gäld ferdint zun Schteier zalen und wen es plos ein Weibsbild alein leisden mus nacher kennen die Gschwohlschedel fileichd fier inen alein auch saudum regürn und braugen keinen Hanswurschden nichd dazu, wo plos daneben schtet und eine dume Fozzen schneit.

Liber Josäph, ich mus es Dier schreim in ahler Libe, den es isd nichd mer zun aushalden, den in der Mentscherkamer ist ale Dag Kirchwei und ieber mir häre ich die halberte Nachd wies mit die knagelden Schtiefel herumschbaziern und wen drobn schon ein Laggel isd, feift herund schon der andere und schteigt auf der Leider. Du weist es nichd, haber ich weis es.

Neiling hab ich den Bfahrer gefragd hobs regürn nichd bald aufhärt, hab ich gsagd und er sagd nein und ich habe gesagd, ob das fileicht auch noch eine Ard und Manir isd, und er hat seine Bledschen hengen lasen und had gesagt libe Filserin sagd er, es isd fier inserne heulinge Rähligon und eier Man mus dafier schtreiden und disse Zeid wird iem der Hiemel belonnen und ich habe gesagd, so und fileichd isd das auch fier die heulinge Räligon das sie mier in der Mentscherkamer den Brederboden durchdretten und inser Haus mit der Unkeischheid befleggen, und er hat gesagd, dafier kan man nicht, indem der Teiffel herumget und suchd wen er ferschlingd, und er had seine Bledschen noch weider hengen lahsen und isd gegangen.

Aber ich ken mich schon aus mit diesse Schprüche und mir wiesen es ahle in Mingharding, das Du iem gesagd hasd, er mus seiner Kechin einen Kazendräg auf den Nabl lägen und da weis man schon.

Die Kechin hat es der Kramerkathl ferzelt ins Ferdrauen und die Kramerkathl had es der Schusdernanni ferzelt und die Schusdernanni had es mir ferzelt.

Liber Josäph, ich mus es Dier schreim mit ahler Libe, das ich nichd weis, was Dich der Bfahrerkechin ierer Nabl anget und zuwegen was du wielst das er mit Kazendräg angeschmirrt wird und fileichd wilst Du dich noch ieberzeignen, obs richdig hingeschmirrd ist. Liber Joseph, ich mus es dir schreien, das du ein Saubärr bisd und ich kan es mir schon dengen, wie Du in der Schtad regürst und fileichd must Du noch mehrernen gschlampeden Kechinen was ferschreim fier iere Näbl. Haber Du braugsd nichd komen, du kanzd fon mir aus regürn, baß nur auf, ich regür auch! Du Haderlumb Du miserablinger!

fon deiner liben
Mari Filserin.


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