Ludwig Thoma
Jozef Filsers Briefwexel
Ludwig Thoma

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An Wollgeborn Hern
Kastuhlus Fiendler
Oegonohm in
Bieberekh
Bosd Dachau
Liber Kolga und Schbezl

Intem das du mier ein Brif geschriem hast und es wiesen mechtest was mier jez in Barlamänd ferleben dadurch das du kein Mitglied nichd mer bist wiel ich dier schon ahles genau schreim. Liber Kastuhlus das du schreibs das dich keune zähn Roß nichd mer hineinbringen in Lantag und das du liber ein naketen Haußknächt anschaugst als wie insern Komadant Orderer disses ist durchaus richdig, haber du bisd glicklicherweis Witiber und hast kein zahneten Trachen nichd und kanzt daheum bleibn haber leuder die meuninge lebt noch ser schtark und in Goznamen schauge ich liber den Orderer einmahl an als wie die meunige zähnmal und mus ja nichd bei iem schlaffen und durch disses bien ich noch bei der Bolidik.

Wie du noch dabei befiendlich gewäsen bist da ist sie fil luschtiger gewäsen, haber jez ist sie gans langweulig und mir dierfen keine Entriestung nichd mer beweusen, intem das die Minisder nichd böllen und nichd beußen sonter plos mehr wädeln und had auch inser Fater Daller gesagd das es ein mahlör ist fier die Krefte fon inserner Bardei den was hilft ins die grohbe Fotzen bald mier sie nichd aufreisen dierfen und mier hawen so fille und so grohbe und missen ahle geschlohsen bleibn.

Mein liber Mentsch, da ist es in Breißen gans anderst, wo mir jez gehert hawen, das sie gleich mid Bistolen schüßen wohlen und ist ienen nichd genug, das sie einahnder plos selbs umbriengen sontern wohlen sie fon Bärlin bis Minken schüßen und inserne haarmloßen Minisder abmurxen. Inser Krigsminisder ist schon beina ferlohren gewäsen und hätt mahn nichd mer fiel gäbn fir sein Lehben, haber Gozeidank had er den breißischen Barohn noch derbarmd das er sein Bistoll wider eingsteckt had.

Durch disses kohmt man zu der Bedrachtung ieber das Duähl, wo auch bei ins öfter geredt wird.

Ich hawe mir gedenkt jez mus ich es einmahl genau wiesen und hawe einen Adjatanden fon insern Krigsminisder gefragd hob er mier nichd eine Auskunft geben wiel und sagd er sär gerne mein liber Her und sahge ich also enschuldigens, balt disser Breiße kein Derbarmnis gehabt häd mus jez inser alder Minisder noch schüßen mid der Bistolle? Jawoll sagd er mein liber Her da gibd es keinen Zweifl durchaus gahr nichd. Enschuldigens sahge ich, bald er aber nicht mahg? Zun beischpil sag ich, balt mich einer beleidinget kahn ich iem schon eine Watschen geben, haber ich mus nichd. Disses ist etwas andernes mein liber Her sagt er. Enschuldigens sage ich wo ist disses geschriebn, das er schüssen mus? Das ist nirgens geschriem sagt er.

Woher weis ers nachher? sahge ich. Mein guder Her, sagd er, disses ist ein Gefiehl.

Bald ers aber nichd gspürt? sag ich. Das gibd es nichd, sagd er. Enschuldigens sahge ich, ich hawe es noch nie nichd gspürt.

Ja sagd er mein liber Her, disses ist ein Gefiehl, wo mahn nichd fon selber had, sontern man krigt es erscht. Durch die Erzühung.

So sahge ich und wie heist den nachher disses Gefiehl? Disses heist das Ehrgefiel, sagd er. Ich dank schön sahge ich, dadurch das ich disses gelärnt hawe. Ich bit schöhn, sagd er, es ist gern geschähen und freit mich das mahn im Folke es lernen wiel.

Enschuldigens sahge ich zun Beischpiel inser Wähner Toni, mus der auch mid der Bistolle schüßen, bald ein Breiße ien beleidinget. Der Her Minister Wäner? sagd er. Ja der Toni, sahge ich. Nein sagd er, disser mus nichd schüssen, bald er nichd mahg. Enschuldigens sag ich, had er nichd so lang schtudirt wie inser Krigsminister? Warum liber Her? sagt er. Ich mein plos, sahge ich, ob er fieleichd nichd so fiel Erzühung had, das er das Ehrgefiel gspüren mus? Liber Her, sagt er, disses ist wider was andernes, indem das er kein Ofazier nichd ist. Ach so, sage ich, plos der Ofazier mus es gspüren? Jawoll, sagd er, ein Ofazier mus es gspüren und ein anderner kahn es gspüren. Ich dank recht schön sahge ich dadurch das ich disses gelernt hawe. Ich bitt schön sagt er mein liber Her, es ist ser erfreulich das man im Folke so fiel Indarese had. Enschuldigens sahge ich bald sie es so genau kenen ist es was schenes und had mahn was dafon? O jah liber Her, sagt er, es ist das schenste, was es iberhaups giebt und ein Ofazier kahn gar nichd leben one iem.

Haber mus ein Brins, der wo Ofazier ist auch mit der Bistolle schüssen?

Nein, sagt er, disses ist etwas andernes, intem der Brins zu hoch ist. Enschuldigens schon sahge ich, bald mahn es ohben auch nichd gspürt für was brauchd mahn den nacher eigens eine Erzühung, intem das es doch ganz wurscht ist ob es unten oder oben nichd glangt und disses Ehrgefiel sahge ich ist das einsige wo Brinsen und Beddelleut miteinahnder die andern Leite zuschauhgen missen.

Da had der Adjatant gesagt, leuder er kahn es mier nichd erklehren, intem im Folke kein Ferstendnies härscht und er ist gangen.

Mein liber Schpezl disses wiel ich dir schon erkleren, das fier die Groskobfeten iemer eigene Supen kocht wern, das sie ienen selbs nichd mer auskennen.

Haber das Duwäl lasen mir in insern Barlament nichd einfiehren und braugen inserne Minisder nichd lange die Nasse aufziehgen, ob sie ier Gefiel noch schmöken, und gähen mir liber mit ienen zun Hofbreihausbok, damid das mir ien briefen und balt mier oder dem Krigsminister sein Radi hinaufstößt ist es auch das nemlinge Gefiel und kein Unterschied durchaus nichd. Durch dises grißt dich

dein liber Freind
Jozef Filser.


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