Ludwig Thoma
Jozef Filsers Briefwexel
Ludwig Thoma

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Dritens: Über die Kunzt

Indem das Minchen eine Kunztschtadt ist haben mier oft im barlamend die Forlahge gehabt, was eine Kunzt ist hoder was keine Kunzt nicht ist.

Die Mahlerei ist schohn eine Kunzt, haber plos bis zun Nahbl. Untern Nahbl ist es eine Sauerei, indem es dohrt geschlächtlich ist. Der biderne Ögonohm schähmt sich bereiz im Hämd, wodurch mir ins in der Unterhohsen ins Bett lehgen.

Und bald ich meine kristgadollische Ehefrau anschauge ist es mir fiel liber bald sie mer anhat als wie wehniger, hobwol es beim ferheirateden Zuschtand keine Unkeischheid nichd gibt sontern es ist gesezlich.

haber mar kahn sein Schamgefiehl nichd einmahl bei der Ehe unterdriken, sondern man drahd sich um, bald man heraus muhs. Disses ist eingewurtselt und in der Nadur forhanden. Die Mahler haben kein Schahmgefül nichd, sontern sie mahlen die Weisbielder gans nakert wie die Kü auf der Wihsen. Indem mahn in Minchen auf der Schtrase get und dengt an nichz schtet mahn auf einmahl for einem Fensder wo disse liderlingen Geschäbfe aufgemahlen sind und häben die Hend in die Höh und schtreken iere ferbotenen Kerperdeil hinaus. Disses ist ser schedlich.

Es kohmt auf dem lahnde for, das die Weisbilder nichd forsichtig siend, bald sie zum beischpil auf eine Leihter schteigen, haber da bfeift der Ögonohm und sie ferstehen disses Signahl und halden die Rök zu. haber for dissen Fensder hilft es nichz, bald man bfeift und muhs man dissen Anbliek aushalden.

Einmahl bin ich in der biehnakertäg gewehsen. Disses ist eine Anschtalt fier alte Bielder zum aufheben, haber bfui Deifel!

Ich habe den Minisder Wähner gefrahgt, ob disses mit seiner Erlauhbnis sich begiebt und er had gesahgt, ich sohl um Gothes wielen im Barlamend keine Rehde dafon machen sonzt ist es eine Blamaschi, indem disse bielder beriehmde Kunztwerge siend.

Ich habe nichz gesahgd, indem auch der Bresadent Orderer zu mier gekohmen ist und mier ferbotten hat, das ich keinen Schbetakel darieber mache, haber ich habe gedänkt, fier was missen mir neie bielder ferabscheien, bald die alden noch schlechter sind?

In Mingharting ist es forgekohmen das eine Schtahlmagd ieber den Zaun ist geschtiegen und ist der Rok hengen bliben, das man ferschidenes bemergt had, wo sonzt nichd zum bemergen ist. Die lädigen Purschen haben gelacht, haber die ferheirathen mähner haben weg geschaugt.

In der bienakertäg sind fiele solchene bielder, aber kein Mentsch schaugt weg, sontern sogahr die Weibsbielder bleiben dafor schtehen und halden sich briehlen for die Augen, das sie es gans genau sehgen. Ein brofesser had zu mier gesagt in der Kunzt macht es nichz. Disses kahn ich nichd klauben. Fier was ist es unkeisch bald es ein wierkliches Fleusch ist? Und fier was ist es schöhn, bald es ein gemahlenes Fleusch ist?

Disses ist selzam. Indem ich klaube, das es mit der Öhlfarb keinen Unterschid machd.

Was ich zudehke, lahse ich von mier nichd mahlen, und lehge mich mit der Unterhohsen ins bedd.

Disses ist mein kristlicher Schtandbunkt.


 
Fiertens: Über die Schtehlung bayerns zum Auslahnd

Eigenlich begient das Auslahnd ieber der Dohnau, indem die brofinz Franken kohmt. Aber durch die bolidik begient es weiter drohben beim Main.

Disses heist breißen wo ich nichd wahr und auch nichd hingehe, aber fieles geläsen habe und nichz schenes.

Das Kenigreich Breißen ist ein ahrmes Land und nehren sich fon Kahrdofeln indem sonzt nichz waxt. Durch disses sind die Leite ser begiehrig und wohlen iemer ein Lahnd, wo Gäld forhanden ist und ein guter Fiehschtand und Getreihde. Disses Lahnd heist bayern und ist inser Faderland.

Dadurch wiesen mir, das mir Ohbacht gehben miessen und ist inserne auswertige bolidik, das mir ins nichz nähmen lahsen. Die Breißen sind ser schlauh und kehnen sich gut ferstehlen, haber mir sind auch schlauh und mergen ahles.

Inser Erbfeund ist das Kenigreich Breißen, hobwol mier scheinbahr mit einahnder Freind sind seit dem Jare siebsich, wo mir bayern ienen gehohlfen hawen.

Schpäter hawen mir leuder die Bickelhaubn eingefiehrt, damid das man ins ferwexeln sohl. Disses had der Bißmarch gemacht, und auch hat er das deutsche Reich gemacht, damit das mir die Schuhlden zallen, wo die Breißen haben.

Disses ist leuder ser fiel und schpürt man es schtark, indem die Schteiern waxen.

Schpäter haben sie das Waperlgesez gemacht, wodurch mier ahle Wochen fier die Dienztboden Waperln zallen missen. Disses Gäld wahndert auch nach Breißen.

Mir selbs haben noch keins dafon gesehgen, und mir sehgen es auch nie mer, indem die Breißen nichz hergehben, was sie krigen.

Es kohmen iemer mer Breißen zu ins. Sie kohmen scheinbahr, als wen sie was lehrnen wohlen bei ins oder zum Fergniegen. Haber mier miessen Ohbacht gehben, das sie nichd dableihben.

Die bflichd der bayrischen barlamendarier ist es, das sie den Minisdern disse schleuchende Gefar beweisen und bald wider einer kohmt, mus mahn Schpetakel machen.

Den disses ist leicht zum bekreifen, das wo mahn plos Kahrdofel hat, wiel man was andernes. Sie fersuchen es, indem sie ins schmeigeln, damit das mir zutrauhlich werden, haber wen der bayrische Löhwe seine Zehne bleckt und zum Knuhren anfangt, ziehgen si geschwiend die hende weg, womit sie ien gestreigelt haben. Im forigen Jar haben sie es brobiert, das mir die gleichen Brifmargen haben sohlen als wie sie haben. bald mir disses nichd geschbannt häten, wäre wider ein Unterschid ferschwunden und sie häten noch mer Gäld fon ins genohmen. Aber mir haben es geschpant und sind nicht so thum und auch die Eusenban gehben mir ienen nichd.

Mir missen ser forsiechtig sein und disses ist nicht schwer, weil mahn die Breißen gleich kehnt. Sie rehden ser schnehl mit einer Schprache, wo kein Mentsch ferstet und bald sie ins nachmachen wohlen, mus mahn plos lachen.

Ieberhaupts sind die breißen keine angenämen Mentschen nichd, indem sie klauben, das sie fierchterlich gescheid sind.

Bald mahn einen Breißen hört, had er die ganse Fozzen fohl lauder Wohrte und schbeibt sie auf einmahl aus wie Zweschgenkern und es get nichd nacheinahnder, sontern ahles auf einmahl. Es bräsiert fier einen Jäden, das er ahles sagt, indem wen noch ein Breiße dabei ist, disser plos wahrtet, das seinen Lanzmahn die Lufd ausget, das er darahn kohmt und dan lahst er nichd mer aus, sontern schbeibt auch seine Wohrte hin, das sie burtselbeim schlahgen.

Jäder had jez einen Schnuhrbahrt das er sich bereiz die Auhgen ausschticht, indem seine Auhgen aus dem Kobf hengen und Bazelauhgen sind.

Iere Köbf sind geschwohlen und disses kohmt fon lauder Kahrdofelesen.

Disses ist war, indem ich es weis, dadurch das so fiele Breißen in Minchen sich befiendlich sind.

Die brofesser auf der Unifersatet sind meischtens Breißen und muhs disses Unglik abgeschaft werden.

Die Breißen sind auch ludderische. Wodurch mahn ahles weis und nichz mer zum sahgen ist.

Die lieberahlen sind eine breißische Erfiendung und schtet auch iemer in die lieberahlen Zeidungen, das mir eihnig sind.

Disses ist ein Schwiendel, indem breißen inser Erbfeund ist und sie bassen auf, hob' sie ins nichd ferschlingen kehnen. Aber der bayrische Löhwe schtet auf der Wacht und lahst sich fon keinem Raubfogel nichd ferschluggen, bald er auch sein Mäu noch so weiht aufreisen kahn. Disses mus mahn sich mergen.

Disses hawe ich ersohnen und zum Babier gebracht und jez sahge ich lebe woll.

Ich mus es beschlüssen, indem ich nichz mer weis.

fon
Jozef Filser
kenigl. Abgeorneter
in Ruheschtand.


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