Ludwig Thoma
Jozef Filsers Briefwexel
Ludwig Thoma

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An Hern Sepastian Hartl
Oegonohm in Felgeding
Bosd Dachau
Liber Freind.

durch dein Schreibn mus ich Dier eine Antword gebn, indem Du es wielst und mier solchene krobe Nahmen gibst, das auch ich ein Rindfiech bin wo das bir teirer machd und Zündhelzer. Das hasd Du fallsch geschribn, indem ich blos in Minken regihre haber nichd in Bärlin.

dises Rindfiech bin ich nichd sontern ein anderner und ist läbzelder und Waxziecher in Waserburg mit Namens Razinger, wo insere Wallgreis in Bärlin rebresadiert, indem ich keine Zeid nichd habe, das ich auch in Reistag regiehre sontern blos in Lantag. Disses must Du Dier mergen.

Mein liber Mentsch, bal Du so schimbfst, ist es gans fallsch, indem Du es nicht weist, wie es geht und ist auch der Razinger blos unfreiwielig.

Indem Du beim Milidär gewesen bist mus ich es Dier erkleren, das es nicht blos beim Milider eine Diszaplien gibt sontern auch bei inserner Bardei.

der Gäneral isd der gleine Schuhlmeisder Orderer, wo man es zwahr nichd klaubt, bald man ien mit seine krumben Bäckerhaksen anschaugt, haber er isd sär scharrf.

dan kohmen die Oberscht, was lauder geischlinge Hären sind und Du kenzt si schon, der Bichler, der Daller und der Schedler. dan kohmen Hauptleute und leibnand, wo auch wider lauder Geischlinge sind.

dan kohmen die Fehldwäbl und disses sind die bfahrer und Kobrader, wo die gröbsten Fotzen haben wie beim Milider.

Jäzt kohmen erscht die Gemeihnen fon der Gombanie und sind es die Oegonohmen und anderne Folksmäner, wo zum Schtimmen haber nicht zum Reden da siend und blos ja und nein sahgen dierfen auf den befel disser fielen geischlingen Offazier und ierene Fotzen durchaus nimahls aufreisen derfen.

Indem es heist schtielgeschtantn! wo Du fom Milider her weist und riere Dich nichd Du Sauhamel Du geschärter und plinzle nichd mit den Augn Du Rahmel Du pfundiger und Schtier und geschärtes dach und laggel lufdgesellchter Henglender. Disses ist die Bardeidiszaplin.

Mein liber Mentsch, da kanzd nichts machen, und mus man ienen folgen disse Härren, wo eine ladeinische Fozzen haben und briehlen auf der Nase, den mein lieber Mentsch was wiesen iberhaupts mier?

Indem mier nichz wiesen und geh nur hien und brobire es und wan du in bärlin bist midden unter lauder Breißen und ganz ferlasen.

Meinzt Du fileichd das Du so fiel Schneid hasd und halzt eine Rede in dissem Barlamend fon lauder Breissen?

Ich draue mier nichd einmahl in Minken wo doch lauder Mentschen sind und redet sogahr das Ministärium inserne Schprache.

Haber in Bärlin ist es durchaus gans unmeglich das inser läbzelder das Word ergreifd, wo disse Leite doch fil schneller reden können und eine gifftige Fozzen haben, das sie einen Waserburger damid zu decken.

Mein liber Mentsch Da ist man schtille und freid sich, das mahn blos ja oder nein zum sahgen hat, wi es der hochwierninge Her Fehldwäbl befehlt und sogahr das gröste Gschreimaul, wo im Landtag red als were es blos im Wirzhaus, schweigd schtille in Bärlin oder redt blos was mahn iem anschaft und disses ist der Dokter Heim.

da kanzt du dier eine Forstelung machen bald sogahr disser Mentsch das Mäu hald und seine Wud bezemt und da kan ein läbzelder auch nichts andernes.

dadurch das das bir teirer wierd bin ich auch ferzweifeld und habe insern hochwierningen Härn bfahrer ieber disses befragt, indem er doch seine kristkadollische Zeidung had wo es zum läsen stet warum das inserne geischlinge Offazier das bir teirer machen. Und er had zu mier gesagt liber Jozef sagd er, disses ist fon der Zändrumbardei eine ieberaus weise Handlungsweise sagd er, indem si durch disses wider das Regament krigen und auch di breißen kadollisch machen had er gesagd und bald man zum Beischpiel Geld obfert das man die Heuden in Affrika zu Kristen machd und fier die Misionen sein Gäld hergibt sagd er, mus mahn hald in Gotes Nahmen auch fier die Mas bir mer zallen, damid das dadurch die lutterischen Breißen kadollisch wern und das ahlein sälig machende Regament des Zendrums erhalden sagd er.

Ich ferschtehe es nichd hobwohl ich bei der bardei bin und Du ferstehst es noch fiel weninger, haber disses isd wurscht wie beim Milider, wo man auch nichz fersteht sontern man barirt intem es heußt schtillgeschtantn Du Saurahmel du fernagelter und Miestlaggel.

Ich habe inserm hochwierningen Bfahrer deinen brif gezeigd durch disses weil du mich ein uldramadanes Rindfiech geschriben hasd und ein Folksverräder und Zendrumswucherer.

Inser Her bfahrer ist ser unwielig gewohrden durch disses und er had gesagt mein liber Jozef sagd er, die erschte Aufgahbe wo mier in bärlin gehabt hawen isd, das mir den Feund der kadollischen Kierche schtierzen wo sich Firscht bielof schreibt und disses breiswierdige und von insern heuligen Vater dem babschte gesegnete Werg isd ins auch gelungen und mus mahn eben dafier ein bar Pfäning mär fir die Mas bir zallen und kahn man es ja als einen Peterspfäning bedrachten zu ehren Gotes und des babschtes der auch fier ins eingeschpärt ist im Fadigahn und den sie nichd herauslasen nichd einmahl zum Schbazirrengehen in die Schtadt Rohm, haber disses ferstet dein freind Hartl nichd sagd er, sontern hat er gesagd er isd ein Maulaufreiser und habscheiliger Gwatratlaggel und isd iem die Haubtsache nichd seine unschterblinge Sähle sagd er, sontern seine birwampen.

liber Freind, disses schmärzt miech, das er es gesagt had, haber ich mus es dier schreim, damid das du es weist.

Jäzt must du es klauben das der läbzelder Razinger auf Wuntsch insernes heuligen Vaters den bielof entfernt had, das man ien nicht mer siecht und auf befel fon inserne Gäneräl und Oberscht und hochwierninge Fehldwäbi, wo keinen Wiederschpruch nicht fertragen sontern mier fohlgen und damit bunktum.

Aber fon mier must Du nichz schlechdes bedreff das bir klauben, indem ich in Mingharding bei meinem alden Trachen bien, wo auch keinen Widerschpruch fertragd und ich derf zur Zeid nichd regiehren sontern mus Mischt farren, indem das Wedder so mieserabl ist das mahn nichz andernes thun kan. Haber ich freie mich schon, bald das Regihren wider anget in Minken und ich arbet fiel lieber fier das gemeinzame Faderland als wie daheum bei dissem alden Trachen, wo miech im Fertacht had. Du weist es schon.

Durch disses läbe woll und es griest dich dein

liber Freind Jozef Filser,

wo aber nichd das bir teirer gemachd had und Zindhelzer.



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