Ludwig Thoma
Jozef Filsers Briefwexel
Ludwig Thoma

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

An Hern Sepastian Gneidl,
Oegonohm und kenigl. Abgeorneter
in Sinzing
Bosd daselbs

Mein liber Mentsch du glaubs nichd wie file disses wohlen und mit Herzn begern intem es die regirung fon bayern bedeitet, bald er auch kein Krohne nichd had.

Der erschte wo es wohlen had ist der Bichler, haber weil ien keiner schmäken kan blos er selbs, ist er abgefarn und haben mir drei Anwärder auf disse stehle, wo mir noch nichd wisen den welchen mir agaschirn. Disses sind der heutige Alisi Frank fon der Eusenban und der Lärno und der freiberg wo gengen die fleuschliche Sinde den grösten foz had.

Der biderne Landmahn mag ahle nichd, hobwol sie ins rechd schmeigeln und auf der axel globfen und ein sißes Mäul haben.

Geschtern hat der heutige Alisi bei mir geschtanden und had gesagd wo der Nodschtand am gräßten ist das barlamend am nächschten und had auch gefragd nach mein Habr und Gerschte und hei und krumat und graudköpf und kardofin und had eine midleudige blätschen gemachd als wans mir ferhungern missen oder er selbs und ich hab ien getröst das es schon noch Kardofin gibd zum schweunern und Kraud und die Knädl waxn auch noch in der Schissel Gozeidank.

Mein liber Schpezl da must lachn wie die groskofeten jez wähleudig sind mit ins als wan mir blos säkleibn zun frässen haben und heischröcken wie die heuligen Abostl in der Wieste und ist ahles blos damit das der landmahn durch disse Drokenheid nichd sper wird gengen das zäntrum.

Liber Schpezl ich klaube das mir den heutigen Alisi zum Fürstand agaschirn, weul die andern auch nichd beser sind und aus bolidik gengen frauentorpfer, damid das sein Untergäbner sein fürgsezter wird und er aus gieft adjä sagd.

Ich weuß es nichd, was sie gengen dissen Eusenbanminischter fier einen Heindel habn und ist mir auch wurscht, bald es gengen einen Minischter get, freit es mich zwegen der Gaudi.

Sonzt weis ich keine bolidik nichd zum ferzälen als das in der Zeidung schtet, das mir in dissem Jar ganz wennig zun thun hawen und bald auseinand gehn missen. Disses klaube ich nichd indem ein wenig teug lang werd, bald man ien auseinander ziegt und rechd dinn machd und mier haben Gozeidank schon disse barlamendarier wo einen Dräg auseinand tretten könen. Gozeidank.

Du brauxt keine angst nichd zum haben, das mir schnel ferdig wern und der Orderer hört nichd auf und er find schon eine arbet, bald auch keine mer da ist.

Liber freind jez mus ich dir noch schreim, das ich zun lezten mahl in barlamend bin, indem das ich eine feundschafd mit insern Bfarrer habe, haber nicht zwegen dem Bfarer selbs sontern seiner kächin und had er schon fon der kansel ferkünd, das ich kein Ferdrauen des gadollischen Folkes nichd mehr ferdiene. Auch hat inser Bfarer mir geschriem, das ich auf der schtele aufhörn mus und abdange und ich hab iem geschriem, das es draurig ist bald die Geischlichkeid fon einem kuchlmentsch komadirt wird und ich bin nichd so dum das ich mich zwegen einen solchen Weisbild in ein Maußloch ferschlife und bald er darin ist kahn ich nichz dafier.

Und zwegen seiner kächin bin ich nicht ins Barlamänd gangen und zwengen ier geh ich nichd herauß, sontern bleiwe keniglicher Abgeorneter und das näxte mahl schreiwe ich dier warum das ich auf einmahl nichd mehr gadollisch sein mus. Da baß auf!

Es grießt dich

dein liber Freind
Jozef Filser.


 << zurück weiter >>