Ludwig Thoma
Jozef Filsers Briefwexel
Ludwig Thoma

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Zweites Buch

Jozef Filsers Briefwexel

Gelibthe Leser

Indem das es jez schon zum zweiten mahle ist das ich drukt wehrde mus es nichd gar so thum sein als wies habscheilinge mentschen behaubden und klaube ich schon das meine bolidik eine sähr guthe ist.

Disses ist die schprache nichd fon ein studirthen mentschen sontern fon einen bidernen landmahn wodurch mahn es weis das ich das härz auf den rächten fleg hawe und nicht dorth wos der biamthe had der wo die bedirfnise insernes folks nichdmer siecht bahld iem die Briehlenglaßel anlauffen.

Sontern es ist geschriem fon einen folksmahn der wo am bfluge stät und einwändig fohler aufriechtikeid ißt und keihne fallscheid durchauß gahr nichd kent.

durch disses hawen die mentschen ein wollgefahlen an meiner schrieft und schprechen im lahden ob es nichd schohn wider ein biechlein gibt fon dissem wakheren bauersmahn mid namens Jozef Filser wo so dreihärzig die schprache des folkes kehnt und fileichd in der boliedik nichd gans so thum ist da gibt es benifitzi und kohbrater wo auf ladeinisch studirrt hawen und kehnen aber kein biechlein nichd zusahmen schreim sonter blos ier fozmäul aufreisen fohler has und neit gengen den einfeltingen son des folks wo jäz schohn beriehmt ist und lasens iere schlechte wollußt aus aber hielft nichz indem die leithe nichd ieren schmahrn läsen wohlen sontern das biechlein fon dissem Jozef Filser. damit das sich aber ein jäder auskehnt wiel ich es beschreim wie die bolidiek in baiern ißt und kahn jädermahn durch disses mich ferstehn.

das känigreich

BAIERN

bestät unther der Donnau aus althbaiern und schwahben wo die äldetsten dafon die altbaiern siend. Ober der Donnau siend es frankhen wo die meißten schantharmen und biamthen herkohmen und bfeltzer. die Statzrähligion ißt inser aleihn sälig machender kadollischer klaube. die brohdastanden wo es leuder auch gibt dierfen schohn steiern zalln aber sonzt dirfens nichd fiel.

dadurch das sie abtrienig sind fon rächten klaube sind sie inserne heumlingen feunde und mus mahn sie tratzen wo mahn kahn und schaft ins disses auch der bapscht an. bald mir baiern aleihn wehren dirften mier sie schon efentlich trazen aber leuder siend mir mid den breißen beisahmen wodurch mir ins ferstehlen missen.

frieherszeithn wie ich noch ein junger mentsch bien gewäsen da hawen mir fon der geischlikeid gelärnt das mahn auf die breißen schimpfen mus aber jäz had der wiend umgeschlahgen und mir missen freundlich tuhn biß mir wider die warheid schprechen dirfen. das kenigreich Baiern wird regierht fon insern angeschtahmten hauße Wiedelsbach und fon zändrum. In jare 1911 had mahn es brobiehrt obs nichd gät das mahn ins fon zändruhm die härschafd entreisen kahn. Es ist aber nichd gangen und had mahn ins zu ähren ahle minischter entlasen und nichd einmahl aufkiendigt sontern auf der stehle hawen sie iere kofer pakhen missen. durch disses weis mahn es deitlich das mir das kenigreich rägirn.

Das zändrum zerfalt in mehrere theile wo mahn aber fon ausen nichd siecht.

der erschte teihl siend die wo schon ier scheffchen in Drokenen hawen und durch iere bolidiek was gewohrden siend zan beispiel landgerichtbresadentn und Schuhlrekter und dohmkabiduhlar und sonzt groskobfede.

der zweithe theil siend die wo noch was wehrden wohlen zan beispil kohbrater und geischlinge auf schlechte bfahreien.

die meischten bei ienen sind bei der bosd und eusenban und freien sich das sie gengen iere forgesäzten den foz aufreisen derfen und die hende in hosensakh stekhen bald sie mid einen minischter räden staht bielethen zun ferkaufn wozu sie gebohren siend.

der drithe theil ist das biderne landfolk und ist der schämel auf den die ahndern steihgen damid das sie gröser ausschauen.

die wo schohn was gewohrden sind und sich ausgeschimbft hawen siend jäz sär freundlich und wädeln mit dem schweiffe bald die kadollischen minister kohmen.

Aber die ahndern flätschen die zehne und gnuhren abscheilich biß der minischter ienen einen schenen brokhen hinschmeust zan beispil eine guthe bfahrei oder eine Stehle als bostrad.

dahn wädlen sie auch. disses ist die heumliche bolidiek fon zändrum.

Mir andern wo die eigentlichen sähne des folkes siend missen ienen bei disser bolidiek hälfen.

dafir siend mir ienen schohn guth genug. wan sie ins nichd so schtark braugen mißten wehre ieberhaupts kein biderner landmahn bein zändrum sontern lauther bost egsbediether und kohbrater und sollchene wierdentreger. Aber dahn ist es keihne folksbardei nichd mär und desweng lasen sie ins hinein.

Gelibthe läser.

Ich bien ein sollchener mahn des folkes und lase mich nichd fon disse leithe wo blos ein schenen boßten wohlen anbliemeln und bald sie auch auf mich schimbfen.

Das macht nichz.

Ich hawe iere bolidiek erkahnt und beschriehbn und jez lestz disses biechlein, dahn werz ier auch erkehnen, wahrum das sie das mäu aufreisen. Und ier werz schohn sehgn das ich nichd gahr so thum bien sontern hell auf der Plathen.

lestz disses Biechlein und läbet woll fon

eiern        
gelibthen        
Jozef Filser.



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