Ludwig Thoma
Jozef Filsers Briefwexel
Ludwig Thoma

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An Wollgeborn
Frau Mari Filser
kenigl. Abgeornetensgahtin
in Mingharding
Bosd daselbst
Libe Mari

Ich mus es dier schreim, das solchene Brife als wie du schreibsd gans unferschemd sind und fileichd bisd Du blos ein Weibsbild, wo thum daherred und die Har lang sind aber der Ferstand isd kurtz und es mus geblabbert sein und geradscht und geschimbft, und alle Weibsbilder sind fon dieser Beschapfenheid, und inser Herrgott hädd auch was gescheuteres duhn kennen als wie mit inserne Ribben solchene Geschäbfe fabritzirn.

Libe Mari, ich mus mit Schmärtz bemergen indem Du solchene Ausdrick hasd, das ich ein Haderlump bin und ein miserablinger.

Libe Mari, düsses wiel ich Dir ferzeien, weil es familär isd und ieberall der Brauch.

Libe Mari haber Du hasd geschrieen das die Minisder keine Hanswurschden nichd braugen und düsses sind mier alle, die wo in der Schtad noch in Schwaise ires Angesüchtes regürn, und da musd du dich fieleichd besienen, ob sich fileichd die Regirungselämende for einer gscherten Moln und schtoknarische Gredl, die wo ire Drägschleider nichd einzeint had, sich auf düsse Weuse beleudingen lasen hoder nichd.

Libe Mari, du musd es nichd klauben, das ich fileichd mir keine Sorgen nichd mache um das Hauswäsen und wan ich in der Fruh aufsteh schauge ich sähnsiechtig hinaus in der Färne wo das Korn waxt und ienser liebe God seinen Sägen datzu gibd, das der Woaz auch waxt.

Libe Mari, ich mus es dir schreim, das ich eine härliche Freide gehabd hawe, das di Edelweis ein Kukalm had und ich hobfe, das ier nichs verseimt habt indem Zau bärig ist, sondern den Bärn vom Wirth darieber last, wo ich klaube, das er schön schpringd.

Libe Mari, ich mechte auch dabei mit wierken indem ich immer mit düssen Gedangen bescheftigt bin und foller Liehbe, haber leider es isd mir nichd geschtattet, sondern ich mus dem algemeinen Beßten und dem Vaderland düsse Freiden obfern und indem es heußt, wier missen inser Baiernland regürn da fragd kein Mentsch nach insern Brifatwienschen und ob fieleichd Zau bärig isd.

Libe Mari, da isd man kein Hanswurscht nichd wenn man sich fier sein Vaderland obfert sondern man isd eine thume Schneganß, bald man es nichd ferstet und Du kanzt den Minisder schon fragen, ob er einen solchenen Deppen dazu braugen kan und er mus es sagen, das er ohne iem ieberhaupts nichs machen kan, und ich nichd daneben schtehe und blos eine dume Fozen schneite, sondern mier schaffen an.

Libe Mari, indem du schreibsd das in der Mentscherkamer ein solchener Grägori schtadfindet, isd es ser draurig, das die Keischheit ferschwindet und sie machd der Wolllusd Blaz, haber nichd blos in inserner Mentscherkamer sondern iberhaupts in jäder Hitte und in jäden Ballaste, und indem mir desweng inser Eißerstes thun miessen, das mir wieder die heilinge Rähligon in schwung bringen, kennen wier nichd in die liebe Heumat ziehen und bald es uns gelüngt isd es fieleicht auch in Deiner Mentscherkamer nichd mer so wollüstig wie sonzt.

Libe Mari, damid du es siehgst und nichd mer solchene fräche Brife schreim musd, schicke ich dier disses Büld indem es mich darschtellt und meinen Kohlegen den keniglichen Abgeorneten Matias Glasel fon Eirasburg.

Schaugen die Hanswurschten so aus oder die Männer, wo irem Vaderlande Gesäze forschreiben?

Disses Büld schtellt ins dar in einer geheumen Beradung der Lehgisladurbäriode, wo du nichd ferstest und auch nichd braugst.

Was auf dem Dische schteht isd ein Klobus oder Erdbahl und man kan ien umadum drahn.

Darunder befinden sich die Biecher, wo mir schtudiern miessen, das mir die Brojekte der Regirung oboniehren und blädiehren, den disses sind die bedreffenden Ausdrike der barlamendarischen Schprache.

Ale Biecher zusamen heißt man die einschlengige Lideradur und fileichd fragst du insern Hern Bfahrer, ob es so leichd isd, oder ob man nichd seinen Gobf anschtrengen mus das man es beweldingen kan.

Indem der Glasel eine solchene Fozen machd, isd es desweng, weil er ein Refirat machen mus, wo fileicht dreisig ladeinische Werter darin forkomen und das Buch wo ich habe isd der Endwurf fon der Finansbäriode, wo du auch nichd kenst.

Libe Mari, schaugen fileichd so die Hanswurschten aus, wo du schreibsd oder die Mäner, wo iere Zeid in Schtudium ferbringen zum Beßten des Baiernlandes? Fileichd is der Glasel in der nemlingen Lage das iem Zäu bärig wern und er kan sich nichd daran bedeiligen sondern er mus sein Refirat anferdingen.

Libe Mari, indem du schreibsd, was mich der Bfahrerkechin ierer Nabl anget, so isd es fileichd nichd unferschemt, das du mir solchene Unkeischheiden in den Sak schibst, wo es nur die Gefehligkeit isd, das ich ier den Grobf verdreiwen will und ich bin kein Toktor wo sich ieberzeigt, ob der Kazendräg am richtingen Orte isd, sondern mir isd es gleich.

Der wo ihn auf den Nabl legt bin ich nichd, sondern der Bfahrer, und er wird schon wiesen, wie er sich dabei zum ferhalden had, und ich ferschreibe es blos fier den Grobf, wo kein sindiger Gedange hinkomt und auch kein Geschlächtsdeil nicht isd.

Das musd du Dir mergen und nichd solchene schmuzige Worde ieber meinen Läbenswandel haben.

Libe Mari, ich kome nichd, indem noch die Lägisladur nicht ferdig gemachd isd und ich darf die Lägisladur nicht hint lasen, indem ich geschwohren habe. Libe Mari, fileichd wird sie ferdig in Augusd oder in Setämber, das weis kein Mentsch nichd, wan sie ferdig wird. Ich auch nichd.

Desweng bin ich kein Haderlump nichd, sondern ein dreier Regänt des Schtaates, wo sich auf inserne Ausdauer verlast und nichd aufbaßd, ob fileichd daheim ein Weisbild blärrt. Libe Mari, das musd du dir genau mergen, das ich kein Hanswurscht nichd bin und es grießt Dich

Dein
liber Jozef Filser
kenigl. Abgeorneter.

Schauge das dem Wirt sein Saubär gud schbringt haber lase die Bolidik aus dem Schpiele.



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