Ludwig Thoma
Jozef Filsers Briefwexel
Ludwig Thoma

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An Hern Bechler Gorbinian
Bosthalder in
Mingharting
Bosd daselbst
Liber Freind

Ich schreibe Dirs mit häfdigen Gobfweh und ich habe schon zwei Bulfer gefressen, aber leider es ferget nichd, sondern es schticht, als wen mir einer Dratstefden in den Gobf schlagt.

Liber Freind, du bisd schuld, das es mir jetz zum Schbeiben schlächt is, den wegen dir habe ich inser Abendeier fortgesäzt, das wo mir im Kindlkäller gefunden ham.

Liber Freind, ich mus es dir erzehlen, das die Baronässin, wo so fiel Schambus drunken had und wo du gans weg gwesen bist, keine Baronässin nichd is, sondern sie is der abscheilingste Schlamben fon Gising bei Minchen.

Weil Du gesagd hast, ich mus es heraus bringen, bin ich nochmal auf die Redutt gangen, das ich ir fieleichd einen schenen Grus sagn derf fon insern bosdhalder und obs sie in fieleichd nichd fergesen had.

Ich hab sie auch gleuch getropfen, und si war wider als babi da mit einen Schnuler umghängt und hat gleich gfragt, ob der Wampete nicht komd und das bist du, liber Freind. Ich hab gesagd, er kombd nicht aber er last sie griesen und da hat sie gsagd, es macht nix und ich sol ir Schambus zaln und ich hab ir auch einen gezalt und noch mehrer.

Si is gans lübreich gwest zu mier und nach der driten Flasch is si auf meinen Schoß gesätzt und hat mich abgeschleggt und iberhaupts is sie noch zertlinger gwest als wi bei dir liber Freind und wen ich gesagd hab, obs an dich denkn thud, hat sie gesagd, du bist blos ein gscherder Rahmel und si will blos von mier was wiesen. Liber Freind, ich mus es Dir schreim weils war is.

Nach der fimbften Flaschen hat si gsagd, mir wolen gen, und ich war auch besopfen und hab gefragd, ob mir fileichd heim gen, aber sie hat gesagd, nein, weil ier Gemall ein Baron is, der wo eifersichdig is und fileicht schüßt, aber mir gen noch wohin, da wo mir Weiswierscht äsen. Das is mier auch liber gewest, als wen ier Gemall einen Schbedaggl machd.

Und mir sind zu die Weiswierscht, aber liber Freind, ich weis es nichd mer, wo es gewesen is und mir sind umadumm gangen bis mir hinkomen sind und es war eine gans träkige Wirdschafd, da wo mir hinein sind.

Liber Schbezl, jetz baß auf, wie es mir da gangen ist und was es fier lumpen gibt in der Schtadt herin, wo mir keine Anung nichd ham.

Die Wirtschafd war noch foller Leid und mir sind an einen disch, wo anderne gesätzen sind und es warren bekante von ier und sie hat gesagd ich bin ier Breidigam. Jessesmarandjosebf, wenn es fieleicht meine Alde wiesen tät, das ich der Breidigam gewest bin von einer solchenen Schlamben! Di andern ham mir kradalierd, was ich fir ein Glick hab und ich hab missen Bier zaln und Ale ham angstößen und einer hat gfragd, was ich bin und ich habs pfeigrad gsagt, das ich in Barlamend siez und da hams Egslengs zu mir gsagt und sin gans häflich gwesn. Und da ham mir Ale weißwierscht gäsen und ich bin ser fidöll worn und hab gsungen, un wen ich färdig war, hams ale gsagt, der egslengs mus noch einen außerlasen und ich hab einen außerlasen.

Liber Freind, jetz baß auf!

Der Schlamben, wo du klaubst, das sie eine baronnässin war, is gans zertling worn, das ich schir nimer schnaubfen hab kinnen, so hazie mich trukt und puselt und is mit iren Pläker in mein Gsiecht umeinandgfarren un di andern ham gschrien, schaugs nur krad die baronnin an mit ieren egslengs.

Aber jetz hab ich gen wolen, aber es war kein Gäldbeidel nichd mer forhanden, sondern er war vort und ich hab geschrien hilfe, mein Gäld is gestolln. Liber Schpezl, jetz baß auf, wis mir gangen is. Sie ham mich bei där Kurgel gebakt und Einer schreid gleich Du gscherds Dach, Du henglender Du lufdgselchder, ham fileichd mir dein Gäld?

Ich ruhfe um Hülf und bollizei und Schantarmeri, aber die Baronäsin haud mir den Sänfkiebel auf di Fozen und ein anderner schlagd mir ein Bar wadschen hinein und ein anderner bakt mich bei di har und steßt meinen Gobf auf den Disch und ein Anderner schlagd mich auf die Nasse, das ich blüten hab missen und der Wird machd die Thier auf.

Da hams mich hinausgeschmiesen und einen Dritt geben als wen ich ein handwergspursch bin aber kein Abgeorneter und mitglid im Barlamend.

Liber Freind, jetz bin ich auf der Strase gesäzen und hab nichd gewißd wo ich bin und hundert simmazwanzd March warn ferlorn und fierundsechzg warn schon fersopfen.

Ich bin lang gangen, bis ich ein Schantarm gesähen hab und er hat mich gesähen und hat gefragtd wer ich fileichd bin.

Ich hab im gesagd, das ich im Barlamend bin, aper er had gelacht und had mich auf di Schtazion genohmen, da habens mich gewaschn und jetz habens mich erkent als Abgeorneter.

Ich hab aber nichds gesagd, was mir bassirt is, das es meine Alde nichd erfart.

Liber Freind, jetz weisd du es, was ich fier dich gelidden habe wegen deiner baronässin, wo dir so gfalen hat.

Ich geh aber nichd mer auf die Rehdutt, sondern ich arbeit nur mer im Barlamend.

Und ich bin jetz im Ferein gegen Unsiddlichkeid eintretten, weil ich di abscheilingen Auswükse der Grosschtadt kene und ich weis jetz, was fier eine Ferworpfenheid im Volk härscht, wan es keine Mohral und Räligon nichd mer hat.

Nichd blos, das si einen das Gäld stelen, sondern si mishandeln den Unglieklichen, wo fertrauensfoll zu inen kombt.

Nein, es mus wider die heulige Räligion reschbegdird wern und solchene Schlamben, di wo als Baronässinen ir handwerg treibn und dan einen mit den Sänfkiebel auf den Gobf schlagen, missen ins Zuchdhaus.

Jetz heist es nicht mer, mein Geisd ist schtark, aber mein Fleusch ist schwach, sondern ich geh auf keine Rehdutt nicht mer. liber Schbezl, fiere mich nichd mer in fersuchung, den ich will nichd mer gengen das heilinge Saggeramend der Ehe siendigen und mich nichd mehr mishandeln lasen. Das musd du wiesen von deinen

liben Freind        
Jozef Filser

Halz Mäu und sag es keinen Menschen nichd, sonzt sag ich es auch von dier.



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