Ludwig Thoma
Jozef Filsers Briefwexel
Ludwig Thoma

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Bolidische Gedanken

zu babier gebrachd fon mier selbs, Jozef Filser, keniglicher Abgeorneter und barlamendarrischer Fertretter des Wallgreis Mingharting und forgelehgt dem hochwierningen Hern Domgabidular Dobias Angerer in Zillhofen zur Briefung.

Erschtens: über die Rähligion

Die Rähligion ist das, wo der Mentsch had, das er sich fom Thürreich underscheiden kahn.

Es giebt ferschidene Rähligionen, wo mahn aber plos lachen muhs, indem es keine Rähligionen nichd sind, sontern käzerisch.

Zun beischpiel die ludderische. Es giebt auch Tierken, wo einer gleich ein Duzend Weiber haben derf und fieleichd ist disses angenäm, haber eine wolllistige Gemeinheid, indem ins die richdige Rähligion plos eine ferlaubt und was oft schon genuhg ist.

Es giebt auch Juhden.

Die mischten dafon sind Hobfenhendler, und mus der kristliche Ögonohm ser obacht gehben, damit das er nichd beschiesen wird, sontern fieleicht umgekert, haber sie sind ser schlauh und haben eine feundliche Rähligon.

Es giebt auch Heuden.

Sie sind meischtens schwartz und laufen nakert herum und haben plos eine Schierze da wo mier Kristen die Hosenthiere haben. Sie sind so fräch, das sie nicht an Goth klauben und bein Oktoberfest kahn mahn sie oft sehgen, wo der Eintriet 10 Pfänig kost. Sie hubfen herum und sind ieberhaupts ganz thum.

Disses sind die andern Rähligionen, wo aber keine wierklichen sind sontern plos so ausschauhen.

Es giebt plos eine Rähligion die wo was gielt, das man damit in das Hiemelreuch gelangt, bald mahn sie besiezt. Disses ist die kadollische Rähligon.

Es giebt schwahche und schtarke Kadolliken.

Die schwahchen Kadolliken kohmen durch die Unifersatet, wo die brofesser leuder gans fräch und unferschembt sein dierfen, indem sie biecher schreihben, wo es zum beischpiel heußt, das der Mentsch vom Ahfen abschtamt.

Gozeidank, das der Ögonohm disses nicht bekreift, indem mir es durch Erfarrung wiesen, das die Ku ein Kaibl krigt, und der Mentsch einen Mentsch, haber kein Ahfe nichd einen Mentsch.

Und indem mier es wiesen, das ins Goth selbs ferfertigt hat nach sein Ebenbield, wo man zwahr oft nichd Klauben wiel, bald einer besobfen ist, haber es ist doch akerat so.

Die schwahchen Kadoliken giebt es plos in der Schtadt und bald einer auf dem Land forkohmt ist es eine Ausnam oder ein Schuhllerer.

Sie aboniehren auch auf eine lieberahle Zeidung, womit mahn sie erkehnt und sie wehlen auch einen lieberahlen. Frieher waren sie auch Bauernbiendler haber durch die Hallmacht Gothes sind sie ferschwunden und plos mer beim Dokter Heim. Jez wehlen sie einen lieberahlen, und auch wehlen sie einen Sotsi. bald einer fiel Gehld had und kein Gescheft, wo er aufbassen muhs auf die Kuntschaft der Geischlichkeid, ist er lieberahl. bald einer kein Gehld had ist er ein Sotsi.

Die Abodäger sind lieberahl. Die Maurer sind Sotsi. bei die birbrauer und Gaschtwierte ist es ferschiden; die Waxziehger sind schtarke Kadolliken wengen die Kirzen, wo die Geischtlichkeit kauft.

Die schwahchen Kadolliken klauben nichz oder nichd fiel und thun plos so. Zum Beischpiel die Beahmten. Sie gengen zwahr schon in die Kierche, aber plos weil sie miessen indem jez die Regirung ein auhge auf ienen hat und auch die Minisder so thun. Frieher sind die Beahmten lauter Freimauhrer gewest, indem disses erlaupt wahr und sie haben ier Mäu aufgerissen gengen die Härschaft der Kierche und fieleicht hat mahn gelacht ieber die thumen Ögonohmen wo iere Rohsengränz betten und wahren gans aufriererisch gengen den heutigen Babst, indem es der Bißmarch befolen hat, das sie rebellisch sein miessen, haber jez bfeift der Wiend aus einen andern Loch und die Ambsrichter kaufen Rohsengränz. haber sie kehnen nichd einmahl einen Faderunser betten und schtehen forn in der Kierche, damit das sie der bfahrer siecht, den bald er sie nicht bemergt und es inser bresadent Orderer erfarrt, krigen sie ein schlechtes Zeignis.

Sie gehorchen zwahr, haber sie knuhren und bald mahn sie nicht mer an der Kedden had, mechten sie schohn wider beußen, haber mier lasen sie nichd mer los.

Frieher da ist kein bezirgsambtman mit der Fronleuchnahmsbrozäson gangen, sontern er had beim Fenster hinuntergeschaugt und fieleicht er hat eine Ziehgare gerauchd und hat gelöcheld ieber das Folk wo so antechtig ist, haber jez get er schohn mit neben dem Hiemel und hat seinen Schiefhud und einen Sabel dabei und macht eine frohme Fozzen wie der Mesmer oder ein Minischdrand und muhs ieber seine briehlen schiegeln und gans demiedig sein, wie mier auch.

Disses is ganz recht. Den bald ich einen Mahn zale mus er ahles thun was ich wiel und er darf schon knuhren haber plos heumlich.

Disses ist ein Driumbf der kadollischen Kierche, das die Groskobfeten wo auf der Unifersatet fieleicht gelehrnt hawen, das der Mentsch ein Ahfe ist, disses fergehsen missen und nicht sahgen dierfen, sontern sie missen Rohsengränz betten und mit der Brozässon gehen.

Aber sie sind plos schwahche Kadolliken.

Der Ögonohm ist Gozeidank ein schtarker Kadollik, indem er ahles klaubt und einen Zendrumbsmahn wehlt. Mir wiesen, das die Geischlichkeit inserne koschtbaren Sählen regihrt und in iere mitterliche Bflege niemt, damit das sie zun Hiemel farren.

Disses ist eine glohreiche Kunzt, und ser schwehr.

Zu der weldlichen Obrikeid had kein Mentsch kein Ferdrauen, indem sie ins einschbert oder inser Gehld niemt, bald man so thum ist und ier fertraud, das mahn fieleichd was begangen had. Aber die geischliche Obrikeit ferzeit ins und giebt ins plos einen Rohsengranz zum betten auf, was aber nichd so schmärzt, indem es nichz kost.

Und bald der Mentsch schterben muhs, last er fieleicht einen Schantarm hohlen oder einen Beziergsambdman? Er last einen Bfahrer hohlen, der wo iem hälfen kahn.

Deswengen missen mir auch die Geischlichkeid ähren, und nichd klauben, das sie plos da ist, bald mir sie braugen. Die Bolidik ist ein Kambf von der weldlichen Obrikeid mit der geischtlingen Obrikeid. bald die weldliche Obrikeid Herr wierd, ist es lieberahl, und bald die Geischlichkeit Herr wierd, ist es uldramadan.

Was had der Ögonohm fon der weldlichen Obrikeit? Nichz.

Der Schantarm schreibt ien auf, und der Beziergsambdman schraft ien und der Ambsrichter schberrt ien ein und der Rentambman hohlt die Schteiern.

blos bei dissen Bescheftigungen schteigen sie zum Folke herunder, sonzt siecht man sie das gantse Jar nichd und bald der Ögonohm fieleichd einmahl etwas haben mechte, dan ferschwienden sie und hören nichd mer.

Die weldliche Obrikeid ist plos da, das sie was zum ferbieten had oder zum schtrafen. Die weldliche Obrikeit had an jäder Hand dausend Finger bald sie was nähmen kahn, haber sie had eine Fausd und keine Finger bald sie was hergehben sohl.

Die geischlinge Obrikeid ist da fon der Wiehge bis zun Grahbe.

Jäder waise Mahn schaugt, das er mit dissen Mentschen freindlich ist, wo bei iem wohnen und wo er was dafon had. Der bezirgsambdman ist nicht bei ins, und der Minisder auch nichd, haber der Bfahrer ist bei ins und retet insere unschterbliche Sähle, bald mier seine Freindschaft erhalden, indem das mier beim Zendrum sind.

Auch ist es ser beinlich, bald man sich rebellisch beniemt, indem der hochwierninge Her Bfahrer die Familli behärscht und durch die Schtimme des Weihbes zu ins schpricht und disses schpürt man ser, und hat keine Ru.

Die weltliche Obrikeid derf aber disses sich nicht unternähmen, indem es sonzt ein Gewiesenszwang ist und in der Zeidung schteht.

Sontern disses ist ein Vohrrecht fon inserner heutigen Rähligion, indem sie ieberahl hinein kohmt.

Wen der Mentsch angenähm leben wiel und keinen Schtreit haben, und keine Zerwierfnisse mit seine Nachbahrn muhs er seine Bflichd gengen die Kierche erfühlen, und wan der Mentsch eine schene Leich haben wiel, muhs er es auch.

Es hilft aber nichz, das man seine Rähligon plos im Geheumen had, sontern man muhs sie zum erkehnen geben, weil disses eine Forschrifd ist und sonzt der Herr Bfahrer nicht daran klaubt. Darum missen mir inserne Rähligon beweusen.

Es gelangt nichd, das man plos in die Kierche get, den dahinein gehen fiele und auch die schwahchen Kadolliken und Schuhlerer.

Und mahn weis ja nichd, ob es einen freit, wen mahn darin ist.

Sontern bald einer seine Rähligion libt und bald einer seinen Bfahrer libt, muhs er den Zendrumsmahn wehlen.

Disses ist ein Beweus, was einer dengt.

die fornemsten Einrichdungen der kadollischen Kierche sind der Beichdzeddl und der Schtiemzeddl.

Plos durch disse Zeddl kan mahn die Reunlichkeid der Sähle bezeigen und die Schterke seiner Rähligon. Ahmen.



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