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Sechsundvierzigstes Kapitel

Die Übersetzung

Man kann leicht denken, daß jenes fehlgeschlagene Manövre nicht geschickt war, die Lücke in meinen Finanzen auszufüllen. Eben da ich nun auf eine andere Ressource dachte, fiel mir der beispiellose Absatz des »Not- und Hülfsbüchlein« ein, und ich schmeichelte mir, daß es mich auch aus der Not reißen könnte, wenn ich es veritalienisierte. Es wurde mir geraten, mein Plänchen dem Herrn Vizepräsident H. mitzuteilen, welches ich auch tat. Auf die leutseligste Art ward ich von ihm empfangen. Er sagte, wenn ich es lokalisieren und für den italienischen Horizont einrichten könnte, so würde ich meine Absicht wahrscheinlich erreichen, ja er war so gütig, mir Adressen an einige Matadors in Italien zu geben, die sich etwa der Sache annehmen könnten. Nun fing ich an, frisch von der Faust weg zu arbeiten, und als mir beim achten Bogen ein Kenner der italienischen Sprache zu verstehen gab, ich hätte mich zu sehr an das Original gebunden, so warf ich meine Erstgeburt ins Feuer und übersetzte etwas freier. Als ich nun die Übersetzung dieses Buches geendigt hatte, das für mich ein wahres Not-, aber nicht Hülfsbüchlein war, so taten sich unüberwindliche Schwierigkeiten hervor, in Deutschland einen Verleger zu finden. Jetzt wendete ich mich mit meinem Manuskript an den Herrn Bibliothekar Jagemann, der gewiß ein kompetenter Richter der italienischen Sprache ist; und dieser war so gefällig, einige Hefte davon zu durchgehen, sich der Sache anzunehmen, und schrieb in dieser Absicht nach Florenz; doch es wollte sich auch kein welscher Buchhändler damit befassen, vielleicht, weil sie fürchten, daß eine Übersetzung dieses Buches noch hundert Jahr zu früh für sie kommt.

Daß mir diese Übersetzung Mühe gemacht haben muß, wird wohl jeder zugeben, der an die böhmische Leinrolle und an Denkers Windbeutel denkt; doch war nicht dieses, sondern die Verse das schwerste für mich, und dieses mußte es allerdings für einen Mann sein, der, um Verse zu machen, anstatt den geflügelten Pegasus den trägen Schuster-Schemmel reitet.

Vielleicht dürfte es doch einigen Lesern Spaß machen, italienische Verse von einem deutschen Schuster zu lesen, und deswegen will ich einige Pröbchen meines Machwerks hierher setzen.

Siehe »Not- und Hülfsbüchlein«, Kapitel 5.

Di sconosciute cose io non mangio
Per leggiadre che sieno dolci e belle
Perchè n'appo di queste nè di quelle
Colla morte la mia vita non cangio.

Kapitel 8.

Dell'erbe la virtude è varia e grande
Vero è ch'alcune di velen ci sono
Altre però a Galen servon di dono
Ed all'uom'stesso molte di vivande.

Kapitel 10.

Albero fertile
Coltiv'in sterile
Suolo; fruttabile
A te sarà.

Aus diesen Pröbchen von Schusterwitz werden meine geneigten Leser ebenso ohnschwer erraten, daß die Gunst meines großen Vorgängers Hans Sachsen für mich das war, was die der Neun Schwestern dem Dichter ist, als Herr Lavater die Physiognomie eines Schusterkopfs unter tausend andere finden wird; allein mir ist es genug, daß sie nicht mit dem »Wer mir die Studenten wird betrüben, den will ich in den Ofen schieben« und dergleichen mehr verglichen werde.


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