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Zweiunddreißigstes Kapitel

Etwas über das Banat

Das Temiswarer Banat, welches gegen Morgen an Siebenbürgen, gegen Abend und Mitternacht an Ungarn und gegen Mittag an Serbien grenzt, ist ein großer Teil des Dakischen Reichs, so nach der Eroberung des Kaisers Trajans Dacia ripensis, hingegen das heutige Siebenbürgen Dacia mediterranea und die Walachei und Moldau Dacia transalpina genannt wurde. Soweit die Geschichte reicht, waren seine ersten Bewohner Sarmaten, welche tapfre Nation mit ihren Nachbarn und vorzüglich mit den Scythotauren, welche die Erbauer von Taurunum, dem heutigen Belgrad, gewesen sein sollen, viele blutige Kriege geführt haben; allein in der Folge wurde es von Gothen, Vandalen, Hunnen, Gepiden, Cumanen und Moravanen bewohnt, bis es erst an die Ungarn, zu Anfang des 15. Jahrhunderts an die Türken und nachgehends an das Haus Östreich kam, welches noch im Besitz davon ist.

Beinahe dieses ganze Land ist mit großen Flüssen umgeben, denn die Donau scheidet es von Serbien, die Theis und Marosch von Ungarn und die Szerna von einem Teil der westlichen Walachei, und das Innere des Landes wird durch die Bellarega, Temes, Persowa, Keres, Karasch, Pirda und den Beg bewässert. Ein nicht unbeträchtlicher Teil des Banats wird durch Moräste bedeckt; schon bei Kubin fangen sie an und ziehen sich längst der Donau und Theis bis nach Szegedin, wo sie sich mit denen der Marosch vereinigen. Im Inneren des Landes fängt sich ein sehr großer bei dem Schiffahrtskanale an und reicht beinahe bis nach Groß Kikinda, und im Werschetzer Distrikte sind zwei andere, welche den Namen Ilancer und Alibonar führen, welche letzteren nur allein weit beträchtlicher sind als die Pontinischen in Italien; doch sind, seitdem das Land dem Hause Östreich unterworfen ist, die meisten ausgetrocknet, wozu der vom Feldmarschall Mercy angegebene Schiffahrtskanal, welcher die Wasser des Beg, so viele Moräste bildeten, aufnimmt, das meiste dazu beigetragen hat. Dieser Kanal ist eine der alten Römer würdige Arbeit, fängt sich bei Fascet, ohnweit der siebenbürgischen Grenze, an und reicht bis zu dem einige Stunden von Ungarn liegenden Flecken Groß Becskerek, so daß er vom Morgen gegen Abend beinahe das ganze Banat durchschneidet. Die höchsten Gebürge des Landes findet man in dem Mehadier und Karanseber Distrikte, so wie auch gegen Serbien und die westliche Walachei. Von diesem sind der Furluk, Mare, Mica, Flama, Maguri, Sarko, Galiano und Semnik die vornehmsten. Auf letzterem, welcher für den höchsten unter allen gehalten wird, trifft man einen Teich von sehr klarem Wasser an, welches viele Forellen enthält. Auch die Flüsse Nera und Temes, welcher letztere sich in unendlichen Krümmungen durch das ganze Banat windet und bei Leopoldova in die Theis fällt, haben ihren Ursprung auf diesem Berge. Diese Gebürge sind nicht allein wegen der reichhaltigen Erze, so in den Bergrevieren Moravitza, Dognaska, Moldova und Saska gewonnen werden, sondern auch in Betracht der vielen Versteinerungen, Zähne von Elefanten und andern Tieren, so daselbst ausgegraben und gefunden werden, sehr merkwürdig. Die das Gebürge durchströmenden Flüsse führen viel Goldsand bei sich, welcher von den Zigeunern gesammlet wird. Gegen Morgen und Mittag bedecken ungeheure Waldungen das Gebürge, welche den Mehadier Distrikt und die Allmasch ganz einschließen, wie man überhaupt nur einige wenige Berge findet, die ganz von Waldung entblößt wären. Die ganze Klissura enthält nichts als Berge, unter welchen einer ist, der sich hinter dem Dorfe Ogradina erhebt und Tamantisches heißt, in welchem sich die in dem letzten Türkenkrieg so berühmt gewordene Veterans-Höhle befindet. Weil der etwa fünf Fuß hohe und kaum zwei Schuh breite Eingang hinunter in den Berg geht und überdieses ganz mit Dornen und Hecken verwachsen ist, so würde man solche ohne einen Wegweiser umsonst suchen. Es ist eine um einen großen, das ungeheure Gewölbe tragenden Pfeiler gehende sehr dunkle Höhle; denn sie hat weiter kein Licht, als was von der Höhe des Gewölbes durch eine runde Öffnung hineinfällt. Von den Wänden hängt sehr viel Toffstein herunter, welcher aber viel klärer als der in den Räuberhöhlen ist, auch schönes klares Wasser tröpfelt von den Wänden herab, welches sich in eine Grube verliert und unter der Höhle wieder heraus und in die Donau fließt.

Nicht minder merkwürdig sind die unter dem Namen der Römerschanzen bekannten großen, sich auf zwanzig bis dreißig Meilen weit erstreckenden Erdwälle von folgender Bauart. Man sieht nämlich zwei sieben bis acht Schuh hohe Wälle, deren jeder auf beiden Seiten mit einem Graben versehen ist und die beide durch einen darzwischen laufenden dritten selbst voneinander getrennt sind. Der erste fängt sich ohnweit der Marosch bei Guttenbrun an, von da er in einer geraden Linie bis Fibis, wo sich zwei mineralische Quellen befinden, fortläuft, dann über Szernathas, Temiswar, Freydorf bei Sziget die Temes erreicht, ferner durch die große Ebene bei Omor und Denta bis nach Moravitz reicht, wo er sich in den großen Morast Alibonar verliert. Dieser Wall wird außer der Temes durch die Persowa und Pirda durch beschnitten. Ein anderer fängt sich nicht weit von Neu-Arad an und zieht sich über Theresiopel und Barathia nach Klein Becskerek, wo er sich ohnweit dem durch die Wasser des Beg verursachten Morast verliert. Ein dritter fängt bei dem Dorfe Neudorf an, geht über Greifenthal nach Schäswart, wo er von dem Beg und bei Traxina durch die Temes durchschnitten wird; von hier zieht er sich über Türkisch Stamon, Szerna, Bosniakpre, Perekutza, Buttin, Groß Scham durch das Werschetzer Gebiet nach Oraschetz, Grabenitz und erreicht bei Uipalanka fast die Donau. Noch ein anderer geht von der Marosch aus durch das ganze Banat bis nach Kubin. Alle diese und noch mehr andere, die nur drei bis vier Meilen lang sind, haben ihre Richtung von Mitternacht gegen Mittag und werden von den Einwohnern Römerschanzen genennet; es ist aber mehr als wahrscheinlich, daß diese Erdwälle von den Tataren aufgeworfen sind, denn diese und nicht die Römer hatten den Brauch, sich ihre Besitzungen durch dergleichen Wälle zu sichern.

Das ganze Banat hat sehr vermischte Einwohner, nämlich Walachen, Raitzen, Neubanater, Deutsche, Italiener und Franzosen, ja sogar die Spanier haben sich ein Dorf erbauet, welches sie Neu-Biscaja genannt haben; doch sind die Walachen ohne Vergleichung die zahlreichsten. Dieses sind römische Kolonien, so unter der Regierung Trajans dahin versetzt worden sind, welches das slawische Wort Vlach, so ein Italiener heißt, und die Namen Rumugni, Rumugneski, die sie sich untereinander geben, sattsam dartun; noch mehr aber beweist ihre Sprache, daß sie würklich italienischen Ursprungs sind.


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