Anne Louise Germaine von Staël
Deutschland
Anne Louise Germaine von Staël

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Vom Geist der Unterhaltung

Wenn man im Morgenlande einander nichts zu sagen hat, so raucht man Tabak zusammen und begrüßt sich von Zeit zu Zeit mit verschränkten Armen, um sich ein Freundschaftszeichen zu geben; im Abendland hingegen hat man den ganzen Tag miteinander reden wollen.

Es dürfte anerkannt sein, daß von allen Städten der Welt Paris die ist, wo der Geist und Geschmack der Unterhaltung am meisten verbreitet sind; und was man Heimweh nennt – diese unbestimmte Sehnsucht nach dem Vaterlande, die unabhängig ist selbst von den Freunden, die man dort zurückgelassen hat –, ist oft weiter nichts als das Vergnügen, miteinander zu schwatzen; ein Vergnügen, das die Franzosen nirgends in demselben Grade genießen, wie bei sich.

Die Art der guten Stimmung, die eine belebte Unterhaltung gewährt, besteht nicht in dem Gegenstand dieser Unterhaltung; nicht die Ideen und die Kenntnisse, die man darin entwickeln kann, bilden das Hauptinteresse. Dies hängt zusammen mit einer gewissen Manier, aufeinander zu wirken, sich gegenseitig und rasch Vergnügen zu bereiten, so schnell zu sprechen, wie man denkt, sich selbst mit Wohlgefallen zu empfinden, Beifall ohne Anstrengung einzuernten, seinen Verstand in allen Abstufungen durch Ton und Gebärde und Blick zu offenbaren, und, nach Belieben, eine Art von Unruhe hervorzubringen, deren sprühende Funken die Lebhaftigkeit der einen mäßigt und die unangenehme Apathie der andern verbannt.

Zu diesem Talent paßt nichts so wenig, wie der Charakter und die Geistesart der Deutschen. Sie wollen in allen Stücken ein ernstes Ergebnis. Bacon hat bemerkt: die Unterhaltung sei nicht ein Weg, der nach Hause führe, wohl aber ein Pfad, auf dem man sich auf gut Glück ergeht. In der Unterhaltung ist das Nötige die Belustigung.

Der Ideen-Kurs ist seit einem Jahrhundert ganz durch die Unterhaltung bestimmt worden. Man dachte, um zu sprechen, man sprach, um Beifall einzuernten, und alles, was nicht gesagt werden konnte, schien in der Seele überflüssig zu sein. Der Wunsch zu gefallen ist unstreitig eine schätzbare Anlage; allein er unterscheidet sich doch sehr von dem Bedürfnis, geliebt zu werden. Der erstere macht abhängig von der Meinung; das letztere erhebt über dieselbe. Selbst denen, denen man großes Unrecht zufügt, kann man zu gefallen wünschen; und gerade dies ist die Gefallsucht, eine Eigenschaft, die nicht die Frauen allein besitzen, die sich vielmehr in all den Fällen äußert, wo man mehr Gefühl zur Schau trägt, als man wirklich in sich hat.

Die Rechtlichkeit der Deutschen gestattet ihnen nichts dergleichen; sie nehmen die Anmut ganz buchstäblich; sie betrachten den Zauber des Ausdrucks als eine Verbindlichkeit für das gute Betragen. Daher ihre Empfindlichkeit; denn sie vernehmen kein Wort, ohne etwas daraus zu folgern, und noch weniger begreifen sie, wie man die Rede als eine freie Kunst behandeln könne, die keinen anderen Zweck hat, als das Vergnügen, das man darin findet. Der Unterhaltungsgeist hat bisweilen das Üble, daß er die Aufrichtigkeit des Charakters stört; eine durch den Verstand herbeigeführte, aber improvisierte Betrügerei, wenn man sich so ausdrücken darf. Die Franzosen haben in diese Gattung eine Fröhlichkeit gebracht, die sie höchst liebenswürdig macht; aber es ist deswegen nicht minder erwiesen, daß alles, was diese Welt Ehrwürdiges hat, durch diese Anmut erschüttert worden ist; wenigstens durch die, die nichts wichtig findet und alles ins Lächerliche zieht.

Die witzigen Einfälle der Franzosen sind von dem einen Ende Europas bis zum andern angeführt worden. Zu allen Zeiten haben sie einer des anderen bedurft, wie abwechselnde Zuhörer, die sich wechselweise aufmuntern; zu allen Zeiten haben sie sich hervorgetan in der Kunst, das Nötige zu sagen, und selbst in der, zu schweigen, wenn ein großes Interesse ihre natürliche Lebhaftigkeit unterdrückte; zu allen Zeiten haben sie das Talent gehabt, schnell zu leben, lange Reden abzukürzen und denen Platz zu machen, die nun auch sprechen wollten; zu allen Zeiten haben sie sich darauf verstanden, von Gefühlen und Gedanken nur so viel zu geben, als zur Belebung der Unterhaltung diente, ohne das leichtfertige Interesse zu ermüden, das man gewöhnlich füreinander hat.

Ich habe einen Mann gekannt, den das Lob so in Atem setzte, daß, wenn er dergleichen erhielt, er alles, was er gesagt hatte, übertrieb und, um den glücklichen Erfolg zu verstärken, immer damit aufhörte, daß er ihn einbüßte; ich wagte es nicht, ihm meinen Beifall zu geben, aus bloßer Furcht, er möchte zur Affektation übergehen und sich aus gutherziger Eigenliebe lächerlich machen. Ein anderer fürchtete so sehr den Schein, als wünschte er Eindruck zu machen, daß er seine Worte nachlässig fallen ließ. Wenn die Eitelkeit sich zeigt, so ist sie wohlwollend; verbirgt sie sich aber, so wird sie bitter durch die Furcht vor der Entdeckung und trägt die Gleichgültigkeit, die Sattheit, mit einem Worte, alles zur Schau, was andere glauben machen kann, sie bedürfe ihrer nicht. Diese verschiedenen Kombinationen sind höchst anmutig für den Beobachter, und man wundert sich, warum die Eigenliebe nicht den natürlichen Weg einschlägt: den Wunsch einzugestehen, daß man gefallen möchte.

Der Takt, den der Umgang erfordert, das von ihm herbeigeführte Bedürfnis, sich der Fassungskraft der verschiedenen Geister anzupassen, die große Arbeit des Gedankens in seinen Beziehungen auf Menschen, dies alles würde den Deutschen in mehr als einer Hinsicht nützlich sein; es würde ihnen Maß und Feinheit und Gewandtheit geben. Aber in diesem Talent zu schwatzen, liegt immer eine gewisse Geschicklichkeit, die sich nicht mit einer unbiegsamen Moral verträgt; denn wenn man alles, was mit der Kunst, die Menschen glimpflich zu behandeln, in Verbindung steht, vernachlässigen dürfte, so würde der Charakter um so viel mehr Größe und Energie besitzen.

Die Franzosen sind die geschicktesten Diplomaten Europas. Der Geist der Unterhaltung hat in den Franzosen auf eine ausgezeichnete Weise den ernsteren Geist politischer Unterhandlungen entwickelt. Kein auswärtiger Gesandter vermag in dieser Gattung mit ihnen zu ringen; es sei denn, daß er, alle Ansprüche auf Feinheit beiseite setzend, den Dingen gerade auf den Leib geht, ungefähr wie einer, der sich schlägt, ohne fechten gelernt zu haben.

In Deutschland ist jeder in seinem Range, auf seinem Platze, wie auf einem Posten, und es bedarf am wenigsten geschickter Wendungen, Parenthesen und Halbwörter, um die Vorzüge auszudrücken, die man durch Geburt oder durch Titel seinem Nachbarn voraus hat. In Deutschland wird die gute Gesellschaft durch den Hof gebildet; in Frankreich waren es alle diejenigen, die sich mit ihm auf den Fuß der Gleichheit setzen konnten; und alle durften dies hoffen, und alle durften auch fürchten, nie dahin zu gelangen. Hieraus entstand, daß jeder die Manieren der Gesellschaft haben wollte. In Deutschland verschafft ein Diplom den Zutritt; in Frankreich verbannte ein Mangel an Geschmack vom Hofe, und man beeiferte sich weit mehr, den Weltleuten ähnlich zu werden, als sich in der Welt selbst durch Tapferkeit auszuzeichnen. Eine aristokratische Macht, der gute Ton und die Eleganz galten mehr, als Energie, Tiefe, Gefühl und Geist sogar. Diese sagten zur Energie: du legst zu viel Gewicht auf Personen und Dinge; zur Tiefe: du nimmst mir zu viel Zeit weg; zum Gefühl: du bist allzu ausschließend; zum Geiste endlich: du bist eine allzu individuelle Auszeichnung. Es bedurfte solcher Vorzüge, die mehr mit den Manieren, als mit den Ideen zusammenhingen; und es kam darauf an, in einem Menschen mehr die Klasse, zu welcher er gehörte, als sein eigentümliches Verdienst zu erkennen. Diese Art von Gleichheit in der Ungleichheit begünstigt mittelmäßige Menschen sehr, denn sie muß in der Art zu sehen und sich auszudrücken alle Eigentümlichkeiten zerstören. Das gewählte Modell ist edel, anmutig und nicht ohne Geschmack; aber es ist für alle dasselbe, es ist ein Einigungspunkt. Was sich ihm anpaßt, glaubt mit seinesgleichen umzugehen. Einem Franzosen würde es langweiliger sein, mit seiner Meinung, als auf seinem Zimmer allein zu sein.

Man würde unrecht haben, wenn man den Franzosen beschuldigen wollte, er schmeichle der Macht durch die gewöhnlichen Berechnungen, die diese Schmeichelei einflößen. Sie gehen, wohin alle Welt geht; Ungnade oder Ansehen, gleichviel. Wenn Einzelne sich für die Menge ausgeben, so können sie darauf rechnen, daß sie wirklich kommen wird. Im Jahre 1789 hat man die Revolution in Frankreich dadurch gemacht, daß man einen Eilboten aussandte, der von einem Dorfe zum andern ausrief: bewaffnet euch, denn das benachbarte Dorf hat sich bewaffnet; alles stand gegen alle, eigentlich gegen niemand auf. Wenn man das Gerücht verbreiten wollte: die und die Manier zu sehen, sei allgemein angenommen, so würde man, selbst gegen das innere Gefühl eines jeden, Einhelligkeit erleben; man würde sich alsdann, um mich so auszudrücken, das Geheimnis der Komödie bewahren. Denn unter vier Augen würde jeder eingestehen, daß alle unrecht haben. Bei geheimen Umfragen hat man Deputierte ihre weiße oder schwarze Kugel gegen ihre Meinung geben gesehen, nur weil sie glaubten, die Mehrheit befinde sich auf der entgegengesetzten Bahn; sie wollten, wie sie sagten, ihre Stimme nicht verlieren.

Aus diesem gesellschaftlichen Bedürfnis, wie alle Übrigen zu denken, kann man sich den Gegensatz des Muts im Kriege zur Feigheit in der bürgerlichen Laufbahn während der Revolution erklären. Über den militärischen Mut gibt es nur eine Ansicht; aber in bezug auf das Betragen in politischen Angelegenheiten kann die öffentliche Meinung irregeleitet werden. Der Tadel unserer Umgebung, die Vereinzelung und die Verlassenheit bedrohen uns, wenn wir nicht der herrschenden Partei folgen, während man bei den Armeen nur die Wahl zwischen Tod und glücklichem Erfolg hat: eine herrliche Lage für Franzosen, die jenen nicht fürchten und diesen über alles lieben.

Macht die Gefahr zur Mode, d. h. wendet ihr allen Beifall zu, und ihr werdet sehen, wie der Franzose ihr unter allen Gestalten trotzt. Der Geist der Gesellschaftlichkeit geht in Frankreich von dem höchsten Range bis zum niedrigsten; man muß vor allen Dingen die Billigungen seiner Umgebung haben; um keinen Preis will man sich dem Tadel oder dem Gelächter aussetzen. Denn in einem Lande, wo das Schwatzen so großen Einfluß hat, betäubt der Lärm der Worte oft die Stimme des Gewissens.

Man kennt die Geschichte eines Mannes, der eine Schauspielerin, die er soeben gehört hatte, mit Entzücken zu loben begann. Als er auf den Lippen der Umstehenden ein Lächeln bemerkte, mäßigte er sein Lob. Das Lächeln dauerte fort, und die Furcht vor dem Spott nahm in ihm so zu, daß er mit den Worten endigte: bei Gott, die arme Frau hat getan, was in ihren Kräften stand. Die Triumphe der Spötterei erneuern sich unaufhörlich in Frankreich; bald muß man religiös sein; bald muß man seine Frau lieben, bald sich nicht an ihrer Seite sehen lassen. Es hat Augenblicke gegeben, wo man fürchtete, für einfältig zu gelten, wenn man menschlich gefühlt hätte; und diese tiefe Furcht vor dem Lächerlichen, die in den ersten Klassen sich in der Regel durch die Eitelkeit offenbart, hat sich in den untersten oft als Verwilderung ausgedrückt.

Wieviel Schaden würde dieser Nachahmungsgeist den Deutschen zufügen! Ihre Überlegenheit besteht in der Unabhängigkeit des Geistes, in der Liebe zur Zurückgezogenheit, in einer eigentümlichen Originalität. Die Franzosen sind nur in Masse allmächtig, und selbst ihre Männer von Genie nehmen ihren Standpunkt immer in den hergebrachten Meinungen, wenn sie sich über dieselben hinausschwingen wollen. Die Ungeduld des französischen Charakters, die im Umgange so anziehend ist, würde den Deutschen den Hauptreiz ihrer natürlichen Einbildungskraft, dieses ruhige Grübeln, diesen tiefen Blick, rauben, der, um alles zu entdecken, nur der Zeit und der Beharrlichkeit bedarf.

Gewisse Eigenschaften sind unverträglich mit Lebendigkeit des Geistes; und doch ist es diese Lebendigkeit, die in der Unterhaltung liebenswürdig macht. Wenn eine Erörterung schwerfällig wird, wenn eine Erzählung sich dehnt, so wird uns dabei ebenso zumute, als wenn ein Musiker den Takt der Gesangsweise zu sehr zurückhält. Man kann indessen durch Lebendigkeit ebenso ermüdend wirken, wie man es durch große Langsamkeit wird. Ich habe einen Mann mit viel Geist gekannt, der so ungeduldig war, daß er allen, die mit ihm sprachen, dieselbe Unruhe verursachte, die weitschweifige Menschen empfinden müssen, wenn sie bemerken, wie sehr sie ermüden. Während man mit ihm sprach, rückte er auf seinem Stuhl hin und her, vollendete die Phrasen anderer aus Furcht, daß sie sich zu sehr verlängern möchten, beunruhigte erst und ermüdete zuletzt, indem er betäubte; denn, wie man auch in der Unterhaltung sich beeilen mag, wenn man sich selbst auf das Notwendige beschränken muß, so quälen Gedanken und Empfindungen aus Mangel an Zeit, sie auszudrücken.

Nicht alle Manieren, die Zeit abkürzen, ersparen Zeit, und man kann durch eine einzige leere Phrase langweilig werden; das Talent, seine Gedanken glänzend und schnell zu formen, gelingt am besten in der Gesellschaft; denn hier hat man keine Zeit zu verlieren. Keine Reflexion, keine Gefälligkeit kann etwas anmutig machen, das es in sich nicht ist. Da muß man den Geist der Eroberung und den Despotismus des glücklichen Erfolges anwenden.

Das Talent zu erzählen, eines der größten Zaubermittel der Unterhaltung, ist in Deutschland höchst selten; die Zuhörer sind da allzu gefällig – sie langweilen sich nicht schnell genug –; und indem sich die Erzähler auf die Langmut der Zuhörer verlassen, machen sie es sich ein wenig zu bequem. In Frankreich ist der Erzähler ein Usurpator, der sich von eifersüchtigen Nebenbuhlern umgeben sieht und sich durch den Erfolg halten will; in Deutschland ist er ein rechtmäßiger Eigentümer, der seine anerkannten Rechte ruhig genießen kann.

Den Deutschen gelingt die poetische Erzählung besser, als die epigrammatische. Wenn man zu der Phantasie spricht, können Einzelheiten gefallen; sie machen ja das Gemälde wahrer. Kommt es aber darauf an, einen witzigen Einfall vorzutragen, so kann man die Einzelheiten nicht genug vermeiden. Die Spötterei erleichtert die Last des Lebens für einen Augenblick. Gern sieht man seinesgleichen über die Last scherzen, die uns zu Boden drückt, und aufgemuntert durch ihn, heben wir ihn auch unsererseits auf; aber wenn man in dem, was belustigen sollte, Anstrengung entdeckt, so ermüdet einen dies noch mehr, als der Ernst selbst, der uns mindestens um seiner Resultate willen interessiert.

Die Treuherzigkeit der Deutschen ist vielleicht ein Hindernis mehr für die Kunst zu erzählen. Die Deutschen besitzen nämlich weit mehr die Lustigkeit des Gemüts als die des Geistes. Sie sind fröhlich, wie sie ehrlich sind – um eines guten Gewissens willen – und lachen über das, was sie erzählen, weit eher, als sie daran gedacht haben, andere lachen zu machen.

Nichts kommt dagegen dem Zauber einer Erzählung gleich, die von einem geistreichen und gebildeten Franzosen herrührt. Alles sieht er vorher, alles schont er, und doch opfert er nie auf, was Interesse erregen könnte; er hält inne, wenn es nötig ist, und erschöpft nie die Belustigung; er belebt sich und dennoch hält er die Zügel des Geistes, um ihn sicher und schnell zu führen.

Die Deutschen würden nicht übel daran tun, in wesentlicher Beziehung einige von den Vorzügen des gesellschaftlichen Geistes in Frankreich zu benutzen; sie sollten von den Franzosen lernen, sich in Kleinigkeiten weniger reizbar zu zeigen, um ihre ganze Kraft für größere Dinge aufzusparen; sie sollten Starrsinn von Tatkraft, Rauheit von Festigkeit unterscheiden lernen; und da sie einmal so geneigt sind, ihr Leben an etwas zu setzen, so sollten sie es nicht im einzelnen durch eine Art kleinlicher Persönlichkeit wiederfinden, die sich die wahre Würde nicht erlaubt; kurz, sie sollten in der Kunst der Unterhaltung selbst die Gewohnheit pflegen, in ihren Büchern jene Klarheit, die sie allgemeiner verständlich macht, jenes Talent der Abkürzung, das man mehr bei Völkern, die sich belustigen, als bei solchen, die sich ernsthaft beschäftigen, antrifft, und jene Achtung vor gewissen geschickten Formen, die nicht zur Aufopferung des Natürlichen, wohl aber zur Schonung der Phantasie führt, verbreiten. Ihre Schreibart würden sie sich durch einige von den Beobachtungen, die das Talent zu sprechen erzeugt, vervollkommnen; aber sie würden das Falsche tun, wenn sie dies Talent in gleichem Maße mit den Franzosen besitzen wollten.

Eine große Stadt, die zum Sammelpunkt diente, würde Deutschland nützlich sein, um Studienmittel zu vereinigen, die Hilfsmittel der Kunst zu vermehren und Nacheiferung zu erregen; aber wenn diese Hauptstadt bei den Deutschen den Geschmack an den Freuden des Umgangs in seiner ganzen Eleganz entwickelte, so würden sie ihre gewissenhafte Treuherzigkeit, die einsame Arbeit und die verwegene Unabhängigkeit einbüßen, die sie in der literarischen und philosophischen Bahn auszeichnet; kurz, sie würden ihre Gewohnheit gewordene Sammlung gegen ein neues Äußeres vertauschen, dem es doch immer an Anmut und Gewandtheit fehlen würde.


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