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Lieber Leser! Der Untertitel, den ich der Ueberschrift nachzusetzen für notwendig erachtete, bedeutet eine Entschuldigung und gleichzeitig eine Erklärung.
Eine Entschuldigung, weil ich notgedrungen einen lateinischen Titel wählen mußte, und eine Erklärung für jene gewisse Sorte von Sittlichkeitsschnüfflern, deren durch konkave Brillengläser halb verdeckte Augen entsetzt auf dem Buchumschlag ruhen werden und die doch gleichzeitig ihre Freude durch ein kurzes, blitzschnelles Aufleuchten kaum verbergen können, denn der ominöse § 184 des Reichsstrafgesetzbuches erlaubt ihnen, das »notwendige Aergernis« zu nehmen; und dann Gnade dem Autor!
Diesen Herrschaften im Jägerhemd, wallenden Teutonenbart und Harmonikahosen, die sich malerisch auf klobige Zugstiefel herniedersenken, diene zur Beruhigung, daß die » Venus vulgivaga« der alten Römer nichts mit meiner modernen » Venus vulgivaga« zu tun hat.
Jener römischen Venus vulgivaga, deren unmoralisches Treiben schon damals moralinverseuchten Pädagogen und Jugendbildnern ein schmerzender Dorn im züchtigen Auge war, soll hier kein Ruhmesdenkmal errichtet werden. Beruhigt Euch, Ihr Herren Professoren, Ihr Herrschaften vom Jugendring und Ihr holden fünfzigjährigen Jungfrauen, Vorstandsdamen von Limonaden-, Traktätchen- und Sodawasservereinen; in meinem Buch wird kein unzüchtiges Wörtchen fallen, es enthält weder eine Verherrlichung, noch eine Verurteilung der Prostitution, – es ist überhaupt in keiner Weise sexuell, denn meine » Venus vulgivaga« stellt nichts weiter dar, als – – eine harmlose Statuette aus gewöhnlichem Gips, sie ist nichts als die (allerdings vorzügliche Kopie) eines deutschen Bildhauers nach dem berühmten französischen Original Pierre Delacostes, der zur Zell des Roi Soleil in Angers seiner Bildhauerkunst lebte.
Und um diese harmlose, gefühlslose und daher durchaus züchtige Venus rankt sich ein wucherndes Gestrüpp mehrerer verbrecherischer Untaten, deren Aufdeckung meinem Freund Dr. Karl Egon Lutz vorbehalten blieb.
Also keine Bange, Ihr Pächter und Verfechter der Moral! Es handelt sich um keine irgendwie geartete Pornographie, sondern um einen harmlosen, aber, wie ich hoffe, spannenden Kriminalroman.
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