Gustav Schwab
Schiller's Leben
Gustav Schwab

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Brief des Herzogs von Augustenburg und des Grafen Schimmelmann an Schiller.

1791.

Den 27. Nov. 1791.

»Zwei Freunde, durch Weltbürgersinn mit einander verbunden, erlassen dieses Schreiben an Sie, edler Mann! Beide sind Ihnen unbekannt, aber beide verehren und lieben Sie. Beide bewundern den hohen Flug Ihres Genius, der verschiedene Ihrer neuern Werke zu den erhabensten unter allen menschlichenHier ist das sinnlose Wort Zwecken getilgt worden, das beim Abdrucke gewiß nur aus dem von den Verfassern Anfangs wiederholten und dann ausgestrichenen Worte Werken entstanden ist. stempeln konnte. Sie finden in diesen Werken die Denkart, den Sinn, den Enthusiasmus, der das Band ihrer Freundschaft knüpfte, und gewöhnten sich bei ihrer Lesung an die Idee, den Verfasser derselben als Mitglied ihres freundschaftlichen Bundes anzusehen. Groß war also auch ihre Trauer bei der Nachricht von seinem Tode, und ihre Thränen floßen nicht am sparsamsten unter der großen Zahl von guten Menschen, die ihn kennen und lieben.

Dieses lebhafte Interesse, welches Sie uns einflößen, edler und verehrter Mann, vertheidige uns bei Ihnen gegen den Anschein von unbescheidener Zudringlichkeit! Es entferne jede Verkennung der Absicht dieses Schreibens; wir faßten es ab mit einer ehrerbietigen Schüchternheit, welche uns die Delicatesse Ihrer Empfindungen einflößt. Wir würden diese sogar fürchten, wenn wir nicht wüßten, daß auch in der Tugend edlen und gebildeten Seelen ein gewisses Maß vorgeschrieben ist, welches sie ohne Mißbilligung der Vernunft nicht überschreiten darf.

Ihre durch allzuhäufige Anstrengung und Arbeit zerrüttete Gesundheit bedarf, so sagt man uns, für einige Zeit eine große Ruhe, wenn sie wieder hergestellt und die Ihrem Leben drohende Gefahr abgewendet werden soll. Allein Ihre Verhältnisse, Ihre Glücksumstände verhindern Sie, sich dieser Ruhe zu überlassen. Wollen Sie uns wohl die Freude gönnen, Ihnen den Genuß derselben zu erleichtern? Wir bieten Ihnen zu dem Ende auf drei Jahre ein jährliches Geschenk von tausend Thalern an. Nehmen Sie dieses Anerbieten an, edler Mann! Der Anblick unserer Titel bewege Sie nicht, es abzulehnen; wir wissen diese zu schätzen. Wir kennen keinen Stolz als nur den, Menschen zu seyn, Bürger in der großen Republik, deren Gränzen mehr als das Leben einzelner Generationen, mehr als die Gränzen eines Erdballs umfassen. Sie haben hier nur Menschen, Ihre Brüder, vor sich, nicht eitle Große, die durch solchen Gebrauch ihrer Reichthümer nur einer etwas edlem Art von Stolz fröhnen. Es wird von Ihnen abhängen, wo Sie diese Ruhe Ihres Geistes genießen wollen. Hier bei uns würde es Ihnen nicht an Befriedigung für die Bedürfnisse Ihres Geistes fehlen, in einer Hauptstadt, die der Sitz einer Regierung, zugleich eine große Handelsstadt ist, und sehr schätzbare Büchersammlungen enthält. Hochachtung und Freundschaft würden von mehreren Seiten wetteifern, Ihnen den Aufenthalt in Dänemark angenehm zu machen; denn wir sind hier nicht die einzigen, welche Sie kennen und lieben. Und wenn Sie nach wiederhergestellter Gesundheit wünschen sollten, im Dienste des Staates angestellt zu seyn, so würde es uns nicht schwer fallen, diesen Wunsch zu befriedigen.

Doch wir sind nicht so klein eigennützig, diese Veränderung Ihres Aufenthalts zu einer Hauptbedingung zu machen. Wir überlassen dieses Ihrer eigenen freien Wahl. Der Menschheit wünschen wir einen ihrer Lehrer zu erhalten, und diesem Wunsche muß jede andere Betrachtung nachstehen.«


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