Fritz Reuter
Läuschen un Rimels
Fritz Reuter

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Dat Ogenverblennen.

"Wo, Jochen, wo kümmst Du denn her?" –
"As ick? Ick was tau Stadt herin." –
"Wat? Haddst Du wat Besonners vör?" –
"Dat eben nich. Denn süh, ick bün
Man blot einmal herinnerreden,
Üm mi mal eins tau verlustiren,
Denn mine Nahwerslüd’, dei säden,
Dat dor jetzt Kunstmakers wiren."
"Wo, so? Wat maken dei för Kunst?" –
"Je, wat weit ick? Is’t blagen Dunst,
Is’t Fixigkeit in ehre Hänn’n?" –
"Na, segg doch mal, wat makten s’ denn?
Dat was woll blot man Ogen tau verblenn’n?" –
"Je hür mal, Brauder Krischan, wenn
Ick Di dat all so süll vertellen,
Du würd’st för’n Dummerjahn mi schellen.
Gefährlich was’t, dat’s wohr! Gefährlich was’t,
Wat sei dor Allens maken deden.
Ick heww ehr eklichup de Fingern paßt,
Doch kunn ick nicks nich an ehr spören.
Des Middags reden s’ dörch de Strat,
Un makten einen groten Prat,
Wat sei des Abends wullen maken!
In’n Haut, dor wull’n sei Eierkauken backen,
Band spuken wull’n sei, Füer freten;
Sei wull’n dei Köpp sick ’runner sniden laten
Un sei sick wedder ankuriren
Un denn dormit herümspaziren.
Sei wullen, ahn em antaufaten,
Den Aben pietschen ut de Dör,
Un wull’n den Düwel danzen laten.
Un wenn dit All gescheihn, nahher,
Denn wull’n sei wisen uns en Jung’n
Von einen Hahn un ein Karninken. –
Na, as dat Stück denn nu anfung’n,
Dunn ward’ ick denn mit Hanne Wienken
Ok richtig nah den Kram herinner dœsen.
Gotts Dunner! Ne! Wat was dat dor för’n Wesen!
De eine Kirl, dei makt denn so’ne Stücker!
En Husdörnslœtel un en Stuwendrücker,
Dei putzt hei weg, wir’t ’ne gele Wörtel." –
"Ih, Jochen, ’t is jo doch am En’n
Nicks wider, as blot Ogenblenn’n." –
"Du ward’st dat hüren. Lat man sin!
In sinen Haut, as in ’ne Schöttel,
Slog hei ’ne Mandel Eier ’rin.
Makt Füer unnen an geswin’n
Un backt dorin, as ick all seggt,
En schönen Eierkauken t’recht.
Dunn rep hei mi. "Min Söhnchen," säd ’e,
"Kumm doch einmal en bitschen neger ’ran,
Un setz Dir an den Tisch heran.
Wir will’n heut Abend doch mal Beede
Tausamen Eierkauken essen.
Sag’, magst Du ok woll Eierkauken?" –
"Verdeuwelt girn eten dauh ’ck en,"
Säd’ ick, un hei halt unnerdessen
En Metzer un ’ne Gabel ’ran,
Un nu güng denn dat Eten an.
Grad’ as min Ollsch mit minen lütten Braudern,
So fung hei an mit tau faudern.
Hei höll mi vör dat Mul en Happen,
Un wenn ick denn dornah wull snabben,
Wupp! was de Happen weg mitsammt de Gabel,
Un ick kreg’ mit den Stel eins up den Snabel.
"Hei Racker," säd’ ick, "lat Hei dat!
Lat Hei Sin Streich, süs giwwt dat wat!"
Doch wupp! satt mi up sin Gebott
An minen Mul en grotes Slott,
Un as ’ck mi nu dat nich will beiden laten,
Dunn kriggt min Hand ’ne Pogg tau faten.
"Wat?" segg ick, "makst mi so’n Spuz?"
Un nem dat olle Ding un smit’t
Nah sinen Kopp; un wat geschüht?
De Pogg, dei würd en Rosenstruz;
Un rechtsch un linksch heww ick an minen Bregen
’Ne rechte dücht’ge Tachtel kregen,
Un’t würd ok gor nich länger duren,
Dunn stülpte wat, so wohr ick ihrlich bün,
Den Eierkaukenhaut mi œw’re Uhren,
De Häfte Kauken satt noch d’rin,
Ded’ Hor un Ogen mi verklistern, –
Un ick satt wunderschön in’n Düstern.
"Dit’s nett," säd’ ick, "dit nenn
Ick wunderschön, dat is tau laben:
Irst maken s’ Einen dun un denn,
Denn stöten s’ Einen in den Graben."
Nu füngen s’ All denn an tau lachen,
Un’t würd’ en schreckliches Gehœg,
Dat ick mi müßt so afmarachen,
Bet ick denn Haut herunner kreg." –
"Je, Jochen, ’t is doch ganz gewiß,
Dat dat man Ogenblennen is!
Blot Ogenblennen! sicherlich!" –
"Doch so’ne Ort von Ogenblenn’n,
Dei möt ick utverschamten nenn’n.
Ne, Krischan, so wat paßt sick nich,
Ne, Krischan, so en Ogenblenn’n,
Von dat mi noch de Backen brenn’n,
Ne, Krischan, ne! dat mag ick nich." –
"N, Jochen, wenn ’ck Di recht verstahn,
Denn was’t doch hirmit noch nich all,
Denn kamm jo noch en annern Fall
Von en Karninken un en Hahn."
"Dat kamm tauletzt, as Allens was tau En’n:
Dat œwerst was kein Ogenblenn’n!
Hei wull un einen Jungen wisen
Von en Karninken un en Hahn.
Ick dacht, de Sak süll los nu gahn.
Je, Prost ’e Mahlzeit! Wünsche woll tau spisen!
De Sak kamm anners, as ick dacht:
De Düwelskirl kamm ’rut un lacht
So heimlich vör sick hen, so in sick ’rin,
As hadd hei recht wat in den Sinn.
"Geehrte Herrn un Damsen," säd ’e,
"Ich gab heut Middag mir die Ehre,
Ein schönes Stück Sie zu verpreschen,
Jetzt muß mein Wort ich leider brechen:
Das Junge von Karninken un von Hahn
Is leider mich mit Dod’ afgahn;
Doch sollen Sie zu kort nich schießen,
Ich will Sie gleich was Anners wisen.
Ich will dafür die beiden Öllern zeigen,
Die soll’n Sie gleich zu sehen kreigen."
Un dormit wis’t hei mi un Hanne Wienken
En schönen Hahn un en Karninken!
En wittes lewiges Karninken!
Un einen bunten schönen Hahn!
Kann dat woll tau mit rechten Dingen gahn?"
"Blot Ogenblenn’n, Brauder Jochen!" –
"Wo is dat mœglich! Heww ick denn kein Ogen?
Ick ward doch en Karninken kenn’n!"
"Dat schad’t nich! Is doch Ogen tau verblenn’n!"


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