Fritz Reuter
Läuschen un Rimels
Fritz Reuter

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De Obserwanz.

"Gu’n Morgen! Vadder Schult, ick kam heran,
Mi geiht ’ne Sak in minen Kopp herümmer,
Worut ick keinen Vers mi maken kann;
Je mihr ick doran denk, je dümmer
Un dœmlicher ward mi in minen Kopp.
Ick kam also tau Di un frag’ Di, ob
Du mi nich seggen kœnen dauhen deihst,
Wat unner Obserwanz Du woll versteihst.
De Amtmann hett mi dat entfahmte Wurt
Uns gistern ümmer ’rümmer tart
Un mi un minen Nahwer Kurt
Dat Geld ut uns’re Taschen nart."
"Je, Obserwanz, Gevadder Schröder,
Dat is en Wurt, süh, dat versteiht nich Jeder,
Dat is en schrecklich sweres Wurt,
En ekliches, entfahmtes Wurt,
Un ick glöw nich, dat hir in unsen Urt
En Einziger dat ganz genau
Di seggen kann, ick trug’ dat Keinen tau;
Denn sülwsten ick, dei doch so Veles weit,
Weit mit de Obserwanz nicht recht Bescheid.
Indessen, wenn ick ok nich Allens utstudirt,
So kann ick doch up allen Fällen
En lustig Stückschen Di vertellen,
Wat mi in mine Jugend is passirt,
Un wat mit Obserwanz hett wat tau dauhn.

Na! dat was dortaumalen, weist De,
As wi noch hadden unsen ollen Preister. –
Gott lat den ollen Mann jitzt selig rauhn!
Hei was en gauden Preister, tru un iwrig,
Doch up dat Nemen was hei ’n beten giprig,
Un ’n beten hürt hei tau de Nägenklauken. –
Na! unse Buren wiren ’t dormals so gewennt,
Dat sei den Preister, wenn dat Johr sick en’nt,
Tau Wihnacht schenkten einen Kauken,
Mit Zucker œwerstreut, so vel dor wull up hacken; –
Min Mudder müßt em ümmer backen. –
Min Vader un noch Ein, de güngen denn
In ehren Sünndagstat von wegen
Dat ganze Dörp nah unsen Paster hen
Un ick, ick müßt den Kauken ümmer drägen. –
Na, einmal was dat wedder an de Tid –
Ick weit dat noch, as wir dat hüt –
Dunn güng dat wedder nah dat Preisterhus.
Min Vader makt en schönen Gruß
Un makt ’ne wunderschöne Red’. –
Ick weit jüst nich mihr, wat hei säd’,
Doch prächtig was sin Prat gewiß,
Den’n hei em makt. Wo hadd de Preister süs
So fründlich lacht? Hei drünk jüst Kaffee
Un stippt en drögen Semmel in. –
Denn Dunner! Na! wat was hei swin’n
Von sinen ollen Sopha ’raffe!
"Oh," säd ’e un rew sick de Hän’n
Un bört de Salwejett tau Höcht,
"Min leiwen Frün’n! dit is am En’n
So ’n wunderschönen Kauken wedder,
As Ji vergangen Johr mir bröcht.
Na, set’t Jug doch en beten nedder!"
Un dunn halt hei Poppir un Fedder
Un fängt dor an wat uptauschriwen.
Ih, denkt min Oll, wat mag hei dor bedriwen?
Un wil hei schrewen Schrift gaud lesen künn,
Kek hei den Preister up de Knœwel,
Wat in de Schrift woll schrewen stünn.
"Min leiw Herr Paster, nemen S’ nich för œwel –
Dat is man, dat ick dornah frag’ –
Wat heww’n Sei in de Schrift dor schrewen?"
"Mein lieber Schulze, nichts, gar nichts; ich trag’
Das Datum mir ein bischen ein,
An welchem Sie den Kuchen mir gegeben.
Es würde sonst vergessen sein,
Und ist nur um die Obserwanz.
Ihr könnt es selber lesen, seht, hier! hier steht’s:
Die Bauern waren heute hier und brachten
Mir wieder einen Kuchen zu Weihnachten."
"Hm!" brummt de Oll un kratzt sick in den Dœts
Un grint den Preister as en Pingstoß an,
"Min leiw Herr Paster, oh, denn schriwen S’ man
Dor achter Ehren Satz noch dit:
Die Bauern brachten ihn mir woll,
Doch nahmen sie ihn wieder mit.
Un nu adjüs, Herr Paster!" seggt de Oll
Un packt den Kauken in. – "Holt!" röppt de Preister, "sacht!
Wat heit denn dat? Wo so? Woans?"
"Ih, Herr," seggt unse Oll un lacht,
"Dat is man üm de Obserwanz!"


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