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Einundzwanzigstes Kapitel.
Hochzeitsvorbereitungen.

In der großen Pikschen Küche hantierte Thekla, von einem Schwarm Mägde umgeben.

Überall Eierpyramiden, riesige Buttertöpfe, Honiggefäße, Haufen eingemachter Früchte, Rosinen und Mandeln, kurz, alles, was dazu gehört, um die Unzahl leckerer Dinge, die unter Theklas geschickten Händen entstanden, teils herzustellen, teils zu verzieren. Sie sollten die » kolatcya tsukrowa« die »süße Kollation«, bilden, wie sie nach der Trauung gereicht eine hübsche Sitte, die symbolisch die Süßigkeit der Ehe andeuten will.

Das Feuer prasselte, weiße Mehlwolken bildeten Heiligenscheine um die von der Flamme erhitzten Gesichter, der Eierschaum stieg zu schneeigen Bergen, und die Mörserkeulen zerstampften taktmäßig Zucker und Mandeln.

Auf einem Tisch standen, von einem großen Tüllnetz umgeben und von lüsternen Wespen umschwärmt, schon eine stattliche Reihe von Delikatessen: weiße Nougats, Mandelbrot und glasierte Mazurcks, die mit Früchten und Inschriften verziert waren. Diotima, deren Blick sich am Schauspiel all dieser Leckereien entzündete, beaufsichtigte die Mägde, ging von der einen zur andern, wollte mithelfen, kostete von allem und verdarb sich jeden Tag den Magen. Die jungen Piks kamen auch alle Augenblicke angeschlichen und mausten nach Herzenslust, oder Lina und Nastunia verließen einen Moment das Schneiderzimmer und holten sich Vorrat. Thekla hatte sich daher nicht nur gegen Fliegen und Wespen zu verteidigen. Sie verdoppelte also ihren Eifer und sagte sich ingrimmig, daß, wenn all dieses Mehl, diese Butter, dieser Honig und Zucker zu Torten, Platski und Babas verwandelt sein würde, ihre Schuld gegen die Familie Pik getilgt sei und sie Malva aufs Dorf zurücknehmen könne.

»Jetzt,« meinte Thekla, »schmollt die Kleine,« und sie warf einen Blick auf das Mädchen, das mit den andern schaffte, dessen Züge aber einen erschreckenden Ernst angenommen hatten, entschlossen und unergründlich geworden waren. »Doch, das wird schon vorübergehen, die Jugend vergißt so rasch.«

Und nie kam ihr der Gedanke, daß hinter diesem schmerzlich festen Blick die Empörung gärte.

*


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