Friedrich Nicolai
Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker
Friedrich Nicolai

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Vierter Abschnitt.

Mackligius ließ den Sebaldus sofort rufen, und fragte ihn über den Innhalt seiner am Sonntage vor acht Tagen gehaltenen Predigt. Sebaldus läugnete nicht, daß der Innhalt so gewesen, wie ihn der Küster angegeben hatte. Der Archidiakonus erstaunte zwar nicht wenig, weil er aber sonst mit seinem Informator wohl zufrieden war, und auf so leidliche Bedingungen nicht so bald einen andern zu erhalten hoffen konnte, so gab er sich die Mühe, die er sich sonst nicht leicht gab, einen Versuch zu machen, ihn zu überzeugen, daß er sich auf einer gefährlichen Lehre habe betreten lassen, der er nothwendig absagen müsse.

Seb. Und was ist an dieser Lehre verwerfliches? Gebietet uns nicht die Schrift, unsern Nächsten zu lieben, als uns selbst? Ist davon derjenige unserer Nebenmenschen ausgenommen, der in Glaubenssachen anders denkt, als wir?

Mackl. Dieß will ich nun freylich eben nicht sagen; nur dünkt mich, in Absicht auf die Sektirer ists κατ' αντιφαρσιν gesagt, daß sie unsere Nächsten seyn sollen. Wir mögen sie immer lieben, wenn sie nur weit weg sind. Wenigstens in dieser guten Stadt ist es nun einmal der Grundverfassung gemäß, daß nur bloß rechtgläubige Lutheraner darinn wohnen können, und dabey muß man fest halten. Es ist also hier sehr bedenklich, zu predigen, daß man die Irrgläubigen lieben soll; denn wenn sie erst wissen, daß wir sie lieben, so werden sie auch bey uns wohnen wollen. Da gehts denn immer weiter. Dann würden auch die symbolischen Bücher kaum mehr helfen, und es würde keine Einigkeit und Reinigkeit der Lehre mehr da seyn. Haben sich nicht so bey uns die Kalvinischen Tuchmacher eingenistelt? Was half das Widersprechen? Selbst der billige Vorschlag wurde verworfen, daß jede Kalvinistische Feuerstelle dem Pastor ihres Kirchspiels jährlich einen Portugalöser abgeben sollte, weil doch sonst die Jura Stolae litten, indem auf demselben Flecke ein rechtgläubiger Lutheraner hätte wohnen können. Ach! lieber Herr Magister, bey der einmal festgesetzten Grundverfassung muß man halten, es geht sonst nicht.

Seb. Und doch steht von solchen Grundverfassungen, die unserm Nebenmenschen nicht die Luft gönnen wollen, im ganzen Neuen Testamente nicht ein Wort. Jura Stolae, symbolische Bücher, und dergleichen Dinge mehr, sind auch darum nicht geboten.

Viel Disputirens war Mackligius Sache nicht. Er wollte sich also weiter nicht auf Gründe einlassen, sondern rief nur ängstlich aus: »Die Grundverfassung unserer Stadt ist einmal nicht zu ändern. Auf die symbolischen Bücher sind wir auch verpflichtet. Man muß keine Neuerungen gestatten. Die Verbindung ist einmal unverbrüchlich festgesetzt, und endlich bestätiget, daß wir bey der alten Lehre bleiben, und uns jeder fremden Lehre standhaft widersetzen wollen; und nun kann man nicht wieder untersuchen, sondern die Sache muß ganz und gar ihr Bewenden haben. Wir können nun einmal keine Irrlehrer, Kalvinisten u. d. gl. bey uns haben, also muß man auch nicht lehren, daß man sie lieben müsse.«

Sebaldus mochte immer einwenden, die Vernunft sage uns, eine ungereimte Verfassung könne gar wohl verändert werden, und eine Verbindung, die sich auf Unwahrheit stütze, könne nicht verbindlich seyn. Vergebens! Mackligius blieb dabey, daß, wenn man eine Verbindung einmal eingegangen sey, man dabey fest verharren müsse, sie sey beschaffen, wie sie wolle. Auf die Vernunft müsse man in Glaubenssachen überhaupt gar nicht achten. Man müsse sich dem fügen, was die Vorältern festgesetzt haben; und so drang er dem Sebaldus einen Handschlag ab, daß er ferner solche Lehren, die den Irrgläubigen könnten vortheilhaft seyn, gar nicht predigen, sondern sie lieber ganz mit Stillschweigen übergehen wolle.

Einige Tage darauf sollte im Filiale ein Kind eines Schiffers getauft werden. Mackligius gieng mit dem Sebaldus hinaus. Als der erstere an den Taufstein trat, erblickte er einen Pathen, den er nicht kannte. Er ließ ihn in die Sakristey treten, um sich näher zu erkundigen, und erfuhr, zu seiner nicht geringen Bestürzung, daß er ein reformirter Kaufmann aus Bremen sey. Mackligius sagte ihm darauf gerade heraus, er könne ihn nicht zum Taufzeugen annehmen, weil Rev. Ministerium noch kürzlich sich verbunden habe, niemals einen reformirten Pathen bey irgend einer Taufe zuzulassen. Der Kaufmann wunderte sich hierüber nicht wenig; der Schiffer, dessen Rehder der Kaufmann war, und dem zu gefallen er ausdrücklich von Bremen über die Elbe gekommen war, erschrak sehr. Man suchte den Mackligius zu überreden, man ward hitzig; aber er war unbeweglich.

Der Kaufmann faßte sich endlich, und sagte: »Wollen Sie mir nicht erklären, Herr Pastor, was bey einem Taufzeugen das Wesentliche, und was dabey das Zufällige ist?«

»Ich merke schon, rief Mackligius, daß Sie etwas von Mitteldingen, von Adiaphoris, schwatzen wollen; das gehört aber gar nicht hieher.«

»Nicht doch! versetzte der Kaufmann, vom Wesentlichen und Außerwesentlichen wollen wir reden. Meinen Sie nicht, das Wesentliche eines Taufzeugen sey, daß er bezeuge, wenn es nöthig ist, daß das Kind getauft worden, und daß er, in Ermangelung der Aeltern und Vormünder, für des Täuflings Erziehung sorge?«

Mackligius konnte dieß nicht läugnen.

»Und nun! fuhr der Kaufmann fort, ist nicht das Opfer, das ins Becken geworfen wird, etwas zufälliges?«

Mackligius, nach einigem Stocken, bejahete es.

»Gut! sagte der Kaufmann, hören Sie also einen Vorschlag zum Vergleiche: Ich will, weil es denn Rev. Ministerium nicht anders haben will, allen wesentlichen Pflichten eines Taufzeugen entsagen. Ich will Jedermann in Ungewißheit lassen, ob das Kind getauft worden; ich will mich hüten, für seine Erziehung zu sorgen, und wenn es auch Vater und Mutter verlieren, und von seinen Vormündern verlassen werden sollte. Kann mir denn nun wenigstens nicht erlaubt werden, das Zufällige eines Taufzeugen zu verrichten, und, nach vollbrachter Handlung, diese Dukaten ins Becken zu opfern?«

Mackligius war in keiner geringen Verlegenheit. Endlich bewog ihn die Distinktion des Kaufmanns, und das Bitten des Vaters, für diesesmal einen reformirten Taufzeugen zuzulassen.

Kaum waren sie wieder zu Hause angekommen, so rückte ihm Sebaldus vor, daß er nicht nach seinen eignen Grundsätzen handele. Denn, wenn eine feierliche Verbindung unverbrüchlich müste gehalten werden, so würde er Unrecht haben, wider dieselbe, einen reformirten Taufzeugen anzunehmen.

»Ja! rief Mackligius, ein wenig verlegen, dieß war eine Ausnahme. Zudem sahe ich wohl, der Bremer war ein ganz guter Mann, der sich gerade bey uns nicht wird niederlassen wollen.«

Seb. Ey! nun sey Gott Dank! Wenn nur Ein Mitglied einer andern Konfession ein guter Mann ist, so mögens auch wohl mehrere seyn. Ich kann also auch wohl eine Ausnahme von dem Ihnen gethanen Versprechen machen; denn warum sollten wir solche gute Leute, wie der Bremer Kaufmann und seine Glaubensgenossen sind, nicht lieben? –

Mackl. Herr Magister! Ich bitte Sie sehr, fangen Sie ja nicht wieder an, so zu predigen; Sie können sonst sich und mich unglücklich machen. Wozu wollen wir denn die Kalvinisten, und dergleichen Leute, so sehr lieben? Im Lande dürfen sie sich doch nicht weiter ausbreiten, als sie leider! bereits gethan haben; denn es muß Ein Glaube, Ein Hirt und Eine Heerde im Lande seyn, sonst kömmt alles in Unordnung.

Seb. O! damit schrecken Sie mich nicht! Ich komme eben itzt aus dem Brandenburgischen, wo Menschen von zwanzigerley Religionsgesinnungen meist ganz friedlich neben einander leben; und wenn sie sich ja zuweilen ein wenig zanken, so bleibt doch alles im Staate in sehr guter Ordnung. Lassen Sie uns nur nicht wähnen, daß alle Wahrheit bey unserer Religionspartey zu Hause sey; lassen Sie uns vielmehr untersuchen, ob diejenigen, die wir für Irrlehrer halten, nicht mehr Wahrheit mögen gefunden haben, als wir, und dann finden wir vielleicht, daß wir sie verehren und lieben müssen. Ich wiederhole nochmals, lassen Sie uns untersuchen, und lassen Sie uns keine Verabredung, kein Lehrgebäude, kein symbolisches Buch aufhalten, wenn wir Wahrheit suchen und finden können.

Mackl. Ach! mein lieber Herr Magister! Sie wollen doch immer so viel spekuliren! Diese Sucht mögen Sie wohl aus dem leidigen Brandenburgischen Lande mitgebracht haben. Da solls arg zugehen; da soll alles voll Rotten und Sekten seyn. Das kömmt her von dem unchristlichen Vernünfteln! Da wird immer einer an dem andern irre! Und wenn denn einem auch hin und wieder ein Zweifel einfällt, so ists ja besser, man unterdrückt ihn gleich. Dieß ist viel kürzer und besser, als daß man davon viel Redens macht, darüber denn andere auch irre gehen. Nein! lassen Sie mir immer die Lehrformeln und die symbolischen Bücher in Ehren. Sie sind, aufs wenigste gerechnet, ein nothwendiges Uebel. Da ist ja so vieles in der Bibel, aus dem man sich sogleich nicht finden kann, und man würde seine ganze Lebenszeit untersuchen müssen, was man glauben soll, wenns nicht in der Augspurgischeu Konfession vorgeschrieben wäre.

Seb. Schön! Aber dieß ist eben dasselbe Argument, das die Katholiken für die unfehlbare Autorität der Kirche anführen. Wir selbst können, sagen sie, die Bibel nicht hinlänglich erklären, dieß thut die Kirche für uns; darum müssen wir glauben, was die Kirche glaubt. Also hätten wir bey der Reformation nur Eine Unfehlbarkeit mit der andern verwechselt, der wir blindlings trauen müßten. Wenn also der Pabst die Augspurgische Konfession gemacht hätte, so würden Sie, Herr Pastor, ohne Bedenken ein Papist seyn.

Mackl. Behüte mich Gott! was reden Sie? Herr Magister! Herr Magister! Sie wissen ja, daß ich der ächten ungeänderten evangelischen Lehre zugethan hin.

Seb. Ja! dem Buchstaben nach, aber nicht dem wahren Geiste nach. Eine blinde Unterwürfigkeit unter die Aussprüche der geistlichen Obern ist nicht der wahre Geist des Protestantismus. Von der Lehre, die wir glauben sollen, müssen wir überzeugt seyn, und um davon überzeugt zu seyn, müssen wir sie untersuchen. Die bloße blinde Annehmung einer Lehre, weil sie in einem Buche verzeichnet ist, es mag dieß Buch Bibel, symbolisches Buch, oder wie man sonst will, heißen, ist keine sichere Ueberzeugung. Sollen wir überzeugt werden, so müssen wir untersuchen, und erst dann, wann wir durch vernünftige Untersuchung von einer Wahrheit überzeugt sind, kann sie moralische Wirkungen veranlassen.

Mackl. Aber, Herr Magister! wohin würden wir kommen, wenn wir erst von neuem anfangen wollten zu untersuchen? Müßte man da nicht sein ganzes Lebenlang studieren! zumal zu unsern itzigen letzten betrübten Zeiten, da, wie man aus den Hamburgischen Nachrichten zuweilen siehet, an der Ober-Elbe so viele neuerungssüchtige Leute sind, die nichts thun wollen, als untersuchen, die uns eine ganz neue Theologie, ja sogar eine ganz neue Bibel machen wollen. Ja warhaftig! eine neue Bibel. Da schickt mir der Postmeister neulich mit den Zeitungen einen Zettel, daß ich 234 Mrk. auf eine Bibel pränumeriren soll, die einer in England, (ich glaube der Mensch heißt Kennikott,) will drucken lassen. Ja! daß Gott erbarm! 234 Mrk. in diesen schweren Zeiten! Und da sollen in dieser Bibel viele tausend Stellen ganz anders seyn, als in unserer Lutherischen Bibel! Nun sehen Sie einmal selber, was das für eine Verwirrung in unserm guten Holstein geben würde, wenn man nicht schon wüßte, was man zu glauben hätte.

Seb. Ich habe von dieser Bibel auch gehört; ich glaube aber, sie wird ganz und gar keine Verwirrung anrichten. Sie kann vielmehr einen sehr großen Nutzen haben. Denn wenn die Theologen, wie es nicht unterbleiben wird, über die Menge der Varianten, die der arbeitsame Engländer, für seine funfzigtausend Pfund Sterlings, zusammengelesen hat, sich hundert Jahre lang werden müde disputirt haben, so wird man endlich wohl einsehen, daß die Glückseligkeit des menschlichen Geschlechts, die Gott bey seiner Offenbarung zum Zwecke gehabt haben muß, nicht auf Schreibfehlern und Varianten, Muthmaßungen und Wortklaubereyen beruhen könne. Also auch von dieser Untersuchung über Varianten will ich niemand abschrecken. Ich glaube, die wahre Religion könne und werde die strengsten Untersuchungen von aller Art aushalten; darum mag man in Gottes Namen fortfahren, alle Meinungen der Menschen zu sichten, und den Weizen von der Spreu zu sondern.

Mackligius rief sehr erschrocken: »Nein! nein! die Menschen müssen nicht zu vorwitzig seyn. Wenn wir nicht der Untersuchungssucht ein Ziel setzen wollen, wer weiß, wohin wir noch gerathen können; da können wir noch Synkretisten und Indifferentisten, ja endlich gar Naturalisten werden.«

Seb. Ich glaube nicht, daß uns die Untersuchung so weit führen werde, aber ich, für meine Person, folge dem Wege zur Wahrheit ganz gelassen, wohin er mich auch führet, ohne mir ein Ziel zu stecken, wo ich aufhören will.

Mackl. Ach! mein lieber Herr Magister! ich will lieber bleiben, wo ich bin, als mich so weit wagen. Ich werde gar zu unruhig, wenn ich an solche Dinge denke: darum vermeide ich sie lieber, und das thun Sie nur auch.

Seb. Wenigstens will ich niemand zureden, hierinn weiter zu gehen, als ihn seine Neigung führet. Indessen erhellet aus allem diesem wenigstens so viel, daß wir uns die Unfehlbarkeit in Glaubenssachen nicht zueignen können, daß wir die, die darüber anders denken, lieben dürfen, und toleriren müssen.

Mackl. Ja! ja! toleriren ist auch viel kürzer, als wenn man so viel untersucht. Wir wollen sie, wie Sie ganz recht sagen, lieber toleriren. Indessen, um wieder aufs vorige zu kommen, thun Sie mirs immer zu gefallen, und predigen nicht ferner davon, daß man sie lieben müsse. Sehen Sie, wir haben hier in unserer Stadt unsere besondere Verfassung; und dann ists bedenklich, wegen der Neuerung mit den Kalvinischen Tuchmachern.

Seb. Sehr gern! Ich habe überhaupt nicht geglaubt, daß die Lehre, die ich predigte, so neu wäre, daß dadurch Aufsehen erregt werden könnte; ich meinte nur, eine schon bekannte nützliche Lehre weiter einzuschärfen. Freylich! wenn die Ermahnung, unsere Brüder von andern Konfessionen mehr zu lieben, den Erfolg haben sollte, daß man sie mehr haßte, so ists besser, ganz davon zu schweigen.

Mackligius gab ihm von ganzem Herzen darinn Recht, daß Schweigen hier das beste wäre, und versicherte ihn, er kenne die rechtgläubigen Holsteiner, und wisse gewiß, daß die Ermahnung, die Kalvinisten zu lieben, bey ihnen nur mehr Haß zuwegebringen werde. Der ehrliche Sebaldus beseufzete eine so unchristliche Gemüthsverfassung, und gerieth in ein Lob einer wahren Christlichen Toleranz, und Mackligius, wohl zufrieden, daß er nur den Hauptpunkt, wegen des Predigens, von ihm erlangt hatte, stimmte ihm in allem bey. Sebaldus sagte viel schöne Sachen darüber, daß sich die Christen über allerhand Meinungen, die doch nicht ausgemacht wären, und auch wohl nicht ausgemacht werden könnten, nicht unchristlicher Weise hassen, sondern sich vielmehr recht christlicher Weise vertragen sollten, und Mackligius sagte ja! einmal über das andere.

Indem sie in diesem Gespräche begriffen waren, trat ein Jude aus Rendsburg in das Zimmer, welcher beym Mackligius Geld umzusetzen und sonst zu handeln pflegte. Beide hatten sich, durch die schönen Träume von Christlicher Toleranz, die Einbildung so erhitzt, und das Gemüth in eine so selbstgefällige wohlthätige Lage gebracht, daß sie sich stark genug fühlten, dieses Juden Bekehrung zu versuchen. Mackligius bewies ihm mit starken Gründen, daß der Messias schon gekommen sey. Der Jude versetzte, es könne sehr wohl ein Messias gekommen seyn, nur nicht der Messias der Juden, wofür er zum unwiderleglichen Grunde anführte, daß widrigenfalls er, der Jude, ein vornehmer Mann seyn müßte, hingegen Mackligius vielleicht würde alte Kleider kaufen und Zerbster Drittel einwechseln müssen. Sebaldus hielt sich an das himmlische Jerusalem; der Jude aber wollte nur vom irdischen Jerusalem hören, wohin alle Juden in der Welt, wie er gewiß glaubte, noch einst würden versammlet werden. Alle drey wurden sehr hitzig. Endlich brach der Jude kurz ab, sagte, wenn der Hr. Pastor heute nichts zu handeln habe, wolle er ein andermal wieder kommen, und gieng zur Thür hinaus. Mackligius schalt nicht wenig über den blinden und verstockten Juden. Sebaldus saß eine Weile, den Kopf auf den Tisch gestützt; endlich schlug er sich an die Brust, und rief aus:

»Ach! er ist ein Mensch, wie wir, glaubt von seiner Meinung überzeugt zu seyn, wie wir, die ihn mit sich zufrieden macht, wie uns die unsrige. Lassen Sie uns, dem barmherzigen Gotte gleich, der uns alle erträgt, unsre Toleranz nicht nur auf alle Christen, sondern auch auf Juden und alle andern Nichtchristen ausdehnen.«


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