Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Auf der Küste von Afrika

»Ich habe kürzlich einen Mann gesehen, kürzlich einen Namen gehört, welcher in mir die seltsamsten Gefühle rege macht. Was ist's, das ich für diesen Fremdling fühle? – Liebe vielleicht? sollte mein Herz einer so weltlichen Empfindung fähig sein? Und sein Name? – Feuchtwangen? Schweben nicht Erinnerungen aus tiefer Vergangenheit herauf, welche mir sagen, ich hätte diesen Namen mehr gehört? – Hermann! Hermann! täuscht mich mein Gedächtnis nicht, so war es der deinige! Solltest du dieser Unbekannt selbst sein? – Unmöglich! wenn die Zeitrechnung mich nicht irre leitet! Aber vielleicht dein Bruder, ein Angehöriger von dir, der auch um mich wissen, auch mir in mancher Dunkelheit zurecht helfen könnte! – O daß ich ihn näher kennen, ihn nur ein Mal sprechen könnte, diesen edlen Deutschen! O Conrad! Conrad! als der König die heiligen Reliquien, die Gaben deines Ordens aus deinen Händen empfing, da verband sich mein Herz mit dem deinigen. Ich würde mich zu dir drängen, würde um deine Freundschaft werben, machte nicht die Kenntnis, die ich von mir selbst habe, mich schüchterner, als ein Jüngling sein darf; sagte mir nicht ein geheimes Gefühl: ich liebe, und muss den meiden, dessen Anblick mich zu Empfindungen hinreißt, welche meiner Bestimmung entgegen sind.

Ach es ist ein sonderliches Geschick, das meinige! wär' es nicht lästerlich, ich würde sagen, überall ward ich von demselben gemißleitet! Selbst diese Reise, diese lange erwünschte, vom Himmel erbetene Kreuzfahrt an der Seite meines frommen Königs, führt sie mich auch in die Gegenden, wohin ich wünschte? Ach jene Paradiese, welche ich gleichsam nur im Traume sah, liegen weit, weit von den brennenden Sandflächen, auf welchen wir jetzt schmachten. Zu unserm Verderben schienen wir hierher geladen zu sein! Der Wind aus der Wüste, die dörrende Sonnenglut bringt uns um! schon fühle ich den Tod in allen Adern! Mein Herz ist matt. Gott gebe, daß es nicht eher aufhöre zu schlagen, bis ich dich lange gewünschter Freund gefunden, Conrad von Feuchtwangen noch ein Mal gesehen, und dem Heiligen, dessen Dienst ich mich weihte, die höchste Treue bewiesen habe.«


 << zurück weiter >>