Theodor Mügge
Afraja
Theodor Mügge

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Zweiter Theil.

11.

Die Trondhjemküste entlang, bei dem Gebirge der sieben Schwestern vorüber, welche am Eingang Nordlands Wache halten, und alle die wilden, abenteuerlich geformten Hexenklippen und Felsengruppen hinter sich lassend, denen die nordische Phantasie Gestalt und Namen verliehen hat, lief Helgestad's Yacht während der nächsten zwei Wochen.

Es war, als hätte der alte Schiffer sich von einem Seidmann oder Zauberer guten Wind und das feinste Wetter gekauft, denn von jener Nacht ab, wo die schöne Ilda im schweren Sturm Staatenland umsegelte, war der Himmel blau geblieben und der frische günstige Luftstrom aus Süden hatte das Schiff schnell seiner Heimath nahe gebracht.

Der Juni war gekommen und je mehr nordwärts die Yacht lief, um so mehr wurden die Nächte zur Dämmerung. In der Nähe der Lofoden ging die Sonne kaum mehr unter den Horizont. Sie beschrieb einen Kreis am Himmel und ihre Strahlen beleuchteten zu allen Zeiten die hohen Gletscher im Grimfjord und die Tindenspitzen von Salten, bis endlich, als Tromsöe vor den Reisenden lag, ein rother Schein an den Segeln und Mastspitzen haftete, eben als die Kirchenglocken Mitternacht schlug.

Und noch ein Tag verging und eine Nacht kam, ehe die schöne Ilda in den Lyngenfjord steuerte. Die hohen Berge standen in einer langen leuchtenden Reihe und aus dem tiefen Grunde dieser 235 Felsengasse hob der Kilpis sein ungeheures Haupt und zeigte allein noch ein glänzendes Eis- und Schneelager, das gleich einem funkelnden Demantbande um seinen schwarzen Nacken hing. Die Sonne lagerte sich heut zum ersten Male auf den Wellen im Westen. Sie sank nicht hinein, sondern stand wie eine große gluthstrahlende Kugel darauf und schickte von dort ihr röthlich mattes Licht aus, als sei es müde und möchte ausruhen und könnte doch nicht, wie ein Mensch, der gern seine Augen schließen und schlafen möchte, aber ein inneres Fieber läßt es nicht dazu kommen.

Die mitternächtliche Sonne beleuchtete den Lyngenfjord, der nun vier volle Wochen lang ununterbrochen sie sehen sollte. Wenn aber auch das Licht nicht erlosch, so war doch Etwas in der Natur, das die fehlende Nacht merken ließ. Ein geheimnißvolles Schweigen lag auf den weiten Wassern. Der Wind starb; die Vögelschwärme saßen still auf den Klippen und Steinen im Meere und hielten ihre Köpfe unter den Flügeln versteckt. Kein Geschrei war in der Luft, das Leben verkündigte; keiner der großen Räuber der Tiefe hob seine Rückenflossen aus der träumerischen bewegungslosen See. Das Schiff allein mit seinen schlaffen Segeln, die dann und wann von einem Hauche flatterten, wurde wie von Geisterhänden an der Insel Alöen vorübergeführt, und da lag nun die kleine Kirche von Lyngen auf dem mächtigen Gestein über dem Fjord. Von dem Felsenthurme flatterte eine große Fahne, unten aber in der Bucht sah man viele Boote mit bunten Wimpeln und Kränzen an den Masten, oder es waren grüne Birkenzweige daran gebunden. Die Kirche auf der Höhe glänzte im Sonnenlicht und von dem Deck der Yacht blickte die Mannschaft stumm und freudevoll darauf hin. Die Männer hatten ihre Jacken abgeworfen; es war so frühlingswarm, als steuere ihr Schiff in den Golf von Neapel. Sie schüttelten sich die Hände und riefen sich Glückwünsche zu, denn so rasch und wohlgerathen war selten eine Bergenfahrt verlaufen und Gottes Wille hatte es gefügt, daß sie eben an dem Tage heimkehren sollten, der das Fest der Frühlingsfeier in diesem hohen Norden ist; am Tage wo zuerst die Sonne nicht untergeht, wo sich alle Wesen freuen, wo alle Arbeit ruht und wo gesungen, geschmaust und getanzt wird, so lange es menschliche Kräfte und Gebeine aushalten können.

236 Aber kein Fest ohne den Herrn, keine Freude ohne die christliche Weihe, keine Gemeinsamkeit in diesen weiten Einöden ohne den Sammelplatz der Kirche. Darum lagen die vielen bewimpelten, blatt- und blumengeschmückten Boote hier, welche aus allen Ecken und Winkeln des großen Fjord die Gaardherrn mit ihren Familien und ihren Gaardleuten herbeigebracht hatten; darum winkte der Kirchplatz mit seinen jungknospenden Bäumen und lichten Gräsern, darum flatterte die große Fahne von der Spitze des uralten Gotteshauses, das zuerst in dieser Wildniß aufgerichtet wurde vom großen König Olaf dem Heiligen, vor mehr denn fünfhundert Jahren, und darum standen die Kirchenhäuschen der Familien heut alle weit geöffnet und stattlich ausgeputzt für frohe Gäste.

In der Kirche saß die ganze Bevölkerung des Fjord und der Inseln beisammen, um in der heiligen Nacht zu singen und zu beten, Gott zu preisen und um ein gutes, gesegnetes Jahr zu bitten, dann aber bei Spiel und Scherz frohe Stunden zu verleben, Geschäfte abzuthun, Streit zu vergleichen, alte Freundschaft zu befestigen und neue zu schließen bei gefüllten Schüsseln und Gläsern, bis alle Lust vollständig gebüßt war.

Als die Yacht, von der Fluthströmung fortgehoben, die Kirche erreicht hatte, war kein Mensch am Lande zu sehen, doch ohne Helgestad's Wort abzuwarten, wickelte die Mannschaft den großen Anker los und hielt sich bereit, um die Kabel schießen zu lassen. Der alte Schiffer stand am Steuer und schien seinen Gedanken nachzuhängen. Ernsthaft blickte er nach der Kirche hin, suchte unter den Booten umher nach der Flagge von Oerenäesgaard, und als er sie herausgefunden hatte, lief ein zufriedenes Grinsen über sein lederhartes Gesicht.

Sind zur Stelle und kommen zur richtigen Zeit, sagte er, um das Julfest mit zu halten. Anker los denn! Müssen Freude zu Freude bringen.

Der Anker fiel und in der nächsten Minute lag die Yacht hinter den Booten. Mit derselben Geschwindigkeit wurde die Jolle niedergelassen, die bequemste Leiter an die Wand des Bollwerks gehakt und nun eilten die Männer um ihre besten Kleider anzuthun.

Während sie sich putzten, stieg Helgestad in die Kajüte hinunter. Vor der Thür blieb er einen Augenblick stehen, horchte und trat dann 237 mit freundlichem Gesicht herein. Hannah Fandrem stellte eben den Kaffeetopf aus dem kleinen Ofen auf den Tisch. Marstrand stand davor und ordnete die Tassen. Beide waren vollständig angekleidet, was Niels zu gefallen schien.

Nuh, sagte er, sehe, habt Eure Sache in, Ordnung. Bist in den Kleidern, Mädchen, schaust schmuck und festlich aus. Liegen dicht unter Lyngen's Kirche im hellen Sonnenschein, merkt aber kein Mensch etwas davon, als hätten wir Niffelheimr's Tarnkappe auf die Mastspitze gesetzt. Sitzen Alle in der Kirche; calculire, heizt Henrik Sture ihnen mit einer Danksagung ein, die ihnen Augen und Ohren verstopft, aber die Herzen öffnet.

Er setzte sich nieder, nahm eine Tasse und schenkte sie voll, während er weiter sprach. – Ist eine alte Sitte aus Heidenzeit, Herr Marstrand, Julfest zu feiern. Hat viel Blut und Zeit gekostet, ehe es in Norwegen aufhörte und die Christenpriester es durchsetzen konnten, daß Julfest auf Weihnachten verlegt wurde. Ward mehr als ein König von den Bauern gezwungen, Julfeier zu begehen, zu Ehren Odin's und Thor's und mußte Haken der Gute Stutenfleisch dabei essen, wie sehr er sich auch sträubte. Kannten sich Christen und Heiden viele Menschenalter lang daran, daß am Sonnenwendetag diese schmückten und opferten.

Das Julfest war also in alter Zeit die Frühlingsfeier? sagte Marstrand.

War das größte Fest der Menschen und das schönste Fest, um den Allvater zu bitten, seinen Kindern gnädig zu sein, antwortete Niels, und haben es hier erhalten, blos umgewandelt nach christlichem Sinn, wie es überall am Besten erhalten blieben wäre. Nun aber laßt uns nicht länger sitzen. Müssen an's Land und wollen sie überraschen in ihren Betstühlen. Wirst sie sehen, Hannah, denke, fehlt Keiner. Liegt mein größtes Boot an den Steinen, und trägt seine stolze Fahne, die Gula letztes Jahr gestickt hat.

Er warf seine Jacke ab, zog den blauen, grün gefütterten Rock an, und als Hannah in die Nebenkammer ging, redete er mit Marstrand. Nuh, sagte er, ist allerlei Mißmuth in Euren Kopf gekommen, sind verdrießlich und schwermüthig geworden, soll jedoch kein Spahn zwischen uns liegen, der nicht fortgestoßen würde. Biet' Euch 238 meine Hand, Herr, laßt Alles zwischen uns sein, wie es war. Achte Euch als ein Mann, der seinen Willen klar zu machen weiß, müßt dagegen achten, was ich als richtig calculire; stellt sich Rechnung gegen Rechnung, nehmt aber Wort und Schlag darauf, bleibe Niels Helgestad, der es Euch zusagte, Euer Helfer zu sein, so viel er immer kann.

Marstrand nahm die dargebotene Hand an. Ich sage Ihnen Dank, Herr Helgestad, erwiderte er, und bin gern bereit den Frieden zu bewahren.

Habt Einsehen von Gott bekommen, sprach Niels, wird Euch Vertrauen zu mir geben. Denke, müßt Euch freuen, an diesem Tag hier zu sein. Findet alle sittsamen Jungfrauen da oben beisammen. Schickt der Herr Euch gleich seine Wachteln entgegen, könnt die fetteste fangen, wenn Ihr wollt.

Marstrand lachte, indem er den Kopf schüttelte, aber Helgestad fuhr vertraulich fort: Sucht umher und bindet der, die Euch zumeist gefällt, ein Band um den Flügel. Ist uralte Sitte, daß am Julfest Bekanntschaften gemacht werden, denen die Hochzeit folgt. Hoffe am Balsfjord steht Euer Haus fertig; wollen in ein paar Tagen Euch und Eure Waaren hinüber bringen und weiter sehen, was zu thun ist. Doch nun vorwärts! Da kommt Hannah, ehrbar und stolz, in Schleiertuch und Faltenschürze, und rufen von oben uns an die Jolle, haben keine Zeit, länger zu warten.

Er stülpte seinen Hut auf, schlang ein buntes Seidentuch um den Hals und führte Hannah und Marstrand in das wartende Boot. Mit wenigen Stößen flog dies an die Steinblöcke der Ufertreppe, von wo er zurückkehrte, um die sämmtliche Schiffsmannschaft an's Land zu befördern.

Hannah stieg rasch über die Felsenstufen der gewaltigen Genusläger, welche übereinander geworfen auf die Spitze der Klippe führten. Marstrand blieb neben ihr, aber Helgestad war weit zurück, als die Beiden schon oben standen.

Nuh, murmelte er hinaufsehend, indem er sie betrachtete, ist wahrlich keine Taube, die ihr Futter aus Jedermanns Hand nimmt. Schaut auf mich herunter, wie ein Bild von Stein, oder wie eine Norne, von der die alten Sagas reden, die den Menschen ihr Schicksal sangen. 239 Denke aber, soll mir kein Finger davon weh thun. Habe sie jetzt, wo ich sie haben will; bist mein, sollst mir nicht mehr entkommen!

Er nickte zu ihr hin und bedachte, daß sie Björnarnen wohl gefallen werde, denn groß und stark und stattlich sah sie aus. Ihre vollen festen Züge hatten sich geröthet von der Anstrengung und ihr Gewand von schwarzer Seide glänzte im Sonnenschein. Dazu trug sie eine nordländische weiße Faltenschürze und ein weißes Schleiertuch, das in ihren Haaren festgesteckt war. Helgestad war im Zweifel, wer schöner sei, sein eigenes Kind Ilda oder diese Schwiegertochter, die sein geheimes Wohlgefallen und seinen Hochmuth erregte.

Während er heraufstieg, kam die Sonnenkugel höher und beleuchtete mit vollem Glanz die schwarze, stille Gestalt. Hannah hielt die Hände gefaltet und blickte über Fjord und Meer hinaus. – Wie süß und friedensvoll ist diese Ruhe, sagte sie vor sich bin, die mein erstarrtes Herz so weich macht, daß ich Thränen vergießen könnte.

Folgen Sie dieser sanften Stimme, erwiderte Marstrand. Wohin ein Mensch auch gehen mag, welche Leiden Gott ihm schickt, er sendet auch den Versöhnungsengel, der ihm befiehlt: Lege deine Rache in meine Hände und gehorche meinem Gebot.

Gewiß, ich will gehorchen, sagte sie im entschlossenen Tone. Da kommt der Mann, der Entsetzlichste aller Menschen, dessen Anblick ich nicht ertragen könnte, wenn die Stimme, von der Sie reden, mir nicht geboten hätte: Folge ihm! Ich bin ihm gefolgt, bin seiner Winke gewärtig, bin seine Magd. Er will mich haben, er soll mich haben!

Das soll er nicht, Hannah! rief ihr Begleiter. Sie sollen zu Ihrem Vater zurückkehren, Helgestad selbst wird nachdrücklichen Vorstellungen, wie ich sie im Sinne habe, nicht widerstehen können.

Weder ein Vater noch eine Heimath erwarten mich, war ihre Antwort. Wo könnte ich leben? Wo ist meine Zukunft? Mein Trachten? Mein Gott?! Er, an den ich jetzt allein glauben soll, er nahm mir Alles, was mein war, dafür gab er mir das Recht ihm anzuhängen. Der schwarze Wurm, der mir in's Herz gestochen hat, ringelt sich zu meinen Füßen. Ich habe einen Bund mit ihm geschlossen, den soll Keiner je zerreißen. Ich habe es beschworen mit tausend Eiden, daß ich dafür leben will, sonst lebte ich nicht mehr. Ich will nicht von ihm lassen, will so viel Glück und Segen über ihn 240 und sein Haus bringen, so viele Freude und so viel Heil, wie ich unter seines Gottes Beistand erdenken kann. – Ihre Augen funkelten mit dem Ausdruck des tödtlichsten Hasses, während ihre Lippen lächelten und sanfter Sonnenglanz ihr Gesicht verklärte.

In diesem Augenblick erscholl aus dem Innern der kleinen Felsenkirche ein frommer, leiser Gesang. Die Töne des alten Kirchenliedes: »O Herr, nimmt von uns jede Schuld, und laß nach deinem Bilde, in Milde uns tragen Alles mit Geduld,« drangen durch die finsteren Mauern und kleinen Fenstern. Der uralte Bau und das frische Frühlingsgrün schimmerten in goldiger Pracht. Die heilige Stille der Natur schien von Gottes Athem erfüllt. Groß und herrlich lag sie da in ihrer Unermeßlichkeit. Die gigantischen Massen von einem rosigen Feuer überglüht, die langen Linien der hohen Alpen duftig angehaucht und ihre Köpfe stolz in den Himmel reichend, der in durchsichtiger Bläue darüber ruhte. Alle Nähe und Ferne war warm wie von liebenden Händen umschlungen, die Unendlichkeit des Meeres, der Inseln, der zahllosen Tinden und Kuppen gleich einem offenen Buche zu schauen, das von Gottes Liebe und Größe in Jubelgesängen spricht.

Helgestad langte jetzt auch oben an, entblößte sein Haupt und faltete seine Hände zum Gebet. Das gelbe graugemischte Haar fiel ihm auf die Schultern, auch in seine harten Zügen drang das Himmelslicht und schien diese zu erweichen. Der gewaltige Mann mit aller seiner List und Kühnheit beugte seine Seele vor einer unsichtbaren Macht, die den vermessensten Sterblichen zuweilen erreicht, und mit halblauten Worten sagte er: Da bin ich wieder, mein Gott, der du mich aus vieler Gefahr errettet und hierher geführt hast. Will's dir danken, Herr, so viel ich vermag, und will's getreulich halten, als Mensch und Christ auf deinen Wegen zu wandeln, um vor dich hinzutreten ohne Furcht, als den gerechten Richter.

Er schielte nach Hannah hin, die unbeweglich ihn betrachtete und sagte hierauf lauter zu Marstrand: Habe mein Lebtag nichts Schöneres gesehen, als diesen gesegneten Morgen. Ist ein edles Fest, wo der alte Adam abfallen soll und alle Herzen sich zum Guten öffnen. Laßt uns in die Vorhalle treten und Gott unsern Preis bringen. Ist ein langes Lied, das sie singen, können sie derweil betrachten, ohne daß sie uns inne werden. Denke, mein guter Freund Sture hat keinen 241 Athem mehr für heut und wird die nächste Woche in Heiserkeit zubringen, wenn das reiche Opfer nicht Wunder an ihm thut.

Mit diesen unheiligen Spöttereien war der alte Geist zu Helgestad zurückgekehrt. Er öffnete die niedere Kirchthür und trat in den dunklen Raum hinter den Vorbau. Von hier aus konnte er Gemeinde und Priester sehen, und seine Blicke flogen rasch über die dichtgedrängte Schaar, hafteten auf der Stelle, wo seine Kirchenbank stand und zogen sich finster zusammen, als er bemerkte, daß statt des dicken rothen Pastors vom Lyngenfjord der silberhaarige Greis Klaus Hornemann das Altargebet verrichtete Dann blickte er über die Versammlung, welche aus vielen wohlbekannten Gesichtern bestand, in denen sich häufig die Ungeduld malte, diese Kirchenfeier zu Ende zu bringen, um in's Freie hinaus zu eilen; Andere schienen ergriffen und bewegt zu sein und Helgestad sah lange still auf seine Kinder, ehe er seiner Begleiterin Beide nannte und zeigte. Sie saßen beisammen. An Ilda's Seite tauchte der rothe Kopf des Schreibers auf, hinter ihnen ragte Olaf empor, und neben Björnarne hatte ein Mann Platz genommen, dessen Anblick Helgestad ein lautes Grunzen auspreßte. Es war kein Anderer als der Voigt von Tromsöe in eigener Person. Das dicke Gesicht mit den kleinen bösartigen Augen, die feurige Nase und die breiten hangenden Unterlippen konnten Keinem als ihm gehören. Helgestad schien nicht recht zu wissen, ob er sich über die Anwesenheit dieses würdigen ersten Magistrates der Finnmarken freuen oder ärgern sollte. Er hatte absichtlich seine Yacht auch auf dem Rückwege bei Tromsöe vorüberlaufen lassen, ohne anzulegen, um dem Voigte auszuweichen, jetzt saß dieser vor ihm und um ein Kleines war er sicher nicht gekommen.

In Helgestad's Mienen war zu lesen, daß er calculire, was das Beste sei, und es dauerte ziemlich lange, ehe sein stilles Dreinschauen mit einem vergnüglichen Nuh enden wollte. Hannah betrachtete während dessen die Geschwister und ihre Augen hefteten sich auf Björnarne, den sie sich anders gedacht haben mußte, wie er wirklich war. Als sie ihn früher gesehen, war er ein fröhlicher Jüngling mit frischen Farben und hell schimmernden Augen voll Lebenslust und Einfalt gewesen, jetzt kam er ihr vor, wie ein ernsthafter Mann, der zu denken und zu sorgen hatte. Vor sich hingebeugt saß er niederblickend auf 242 eine Stelle, die Lippen zusammengeklemmt und über Etwas sinnend, was ihn ganz zu beschäftigen schien. – Ilda sang mit ihrem Bräutigam aus demselben Buche, aber Paul Petersen's schlaue Augen waren in fortgesetzter Bewegung und sein Anblick machte den ersten widerlichen Eindruck auf Fandrem's Tochter. Ilda's klare hochgewölbte Stirn, ihr ruhiges Gesicht, das sanfte Lächeln darin, und ihre religiöse Erhebung erregten Hannah's Theilnahme. Sie sah in der Versammlung umher, da war kein junges Mädchen, das sich mit ihr vergleichen konnte. Marstrand hatte ihr zuweilen von Ilda erzählt. Er hatte nicht gesagt, daß sie schön sei, aber er hatte ihren Verstand, ihren milden Sinn und ihres Herzens Güte gelobt, jetzt fand Hannah Fandrem, daß Helgestad wirklich einmal die Wahrheit gesagt habe, wenn er seine Tochter die Blume der Fjorde nannte. Und diese Blume sollte an den häßlichen Schreiber mit dem gemeinen Gesicht verzettelt werden? Ein Blitz zuckte durch Hannah's Herz, verzehrte den Haß darin und ließ es in Mitleid aufflammen. Eine Ahndung sagte ihr, daß Ilda ihr nahe stehen müsse, daß deren Geschick ähnlich dem ihrigen sei; daß sie unmöglich den lieben könne, der ihr aufgedrungen werde, und sie empfand ein sehnsüchtiges Verlangen nach einer Freundin, einer Vertrauten, die eigener Noth voll auch die fremde fühlen und trostbedürftig, Trost und Rath geben möchte.

Mitten in dieser Betrachtung wurde das Lied beendet, Klaus Hornemann theilte den Segen aus, und eben erhoben sich die Häupter, als ein Freudengeschrei erscholl, denn die ersten, welche ihre Platze verließen, entdeckten den alten Helgestad, zogen ihn vorwärts in's helle Licht und schrieen seinen Namen, der in der nächsten Minute überall wiederholt wurde.

Nuh, rief der Kaufmann, bin da, Freunde, und Nachbarn! Habe Gott meinen Dank hier außen dargebracht und habe gute Nachrichten für Euch aus Bergen. Steigt der Fisch mächtig und wird steigen von Woche zu Woche. Wird auf vier Species kommen die Vaage und darüber; jetzt aber laßt mich meine Kinder sehen, habe sie lange entbehren müssen.

An Ilda's Arm und seinen Sohn an der Hand stand er endlich draußen im hellen Sonnenschein. Alle wollten seinen Handschlag und sein Wort. Die Marstrand kannten, drängten sich an diesen mit ihren 243 Fragen und Glückwünschen. Jubelgeschrei und Hurrahs schallten auch auf die Yacht nieder, deren Mannschaft den Felsen heraufkletterte und lange dauerte es, ehe Helgestad vor seinem Kirchenhäuschen den Schwarm der Neugierigen los wurde und mit seinen Freunden und Kindern einen kleinen Kreis bildete, dem er Hannah gehörig vorstellen und ihr Erscheinen am Lyngenfjord erklären konnte.

Er sagte freilich nicht sogleich, was seine eigentliche Absicht sei, allein es war Keiner, der sie nicht errathen hätte. Hannah wollte das Land ihrer Mutter sehen, es hatte große Mühe gekostet, Fandrem zu bewegen, sie auf ein paar Monate zu missen, Björnarne sollte sie zurückbringen. Daraus setzte sich Jeder zusammen was ihm gutdünkte. Der reiche Kaufmann in Bergen war bekannt genug, eben so bekannt, in welchen Verhältnissen Helgestad zu ihm stand; Andeutungen über das, was einmal geschehen könne, waren früher schon in den Familien abgehandelt worden, wenn davon die Rede war, wen der junge Erbe von Oerenäesgaard einmal heimführen werde. Niemand zweifelte also daran, daß der schlaue alte Niels sich die Schwiegertochter mitgebracht habe, damit sie sein Haus, seinen Reichthum und ihren bestimmten Ehegemahl kennen lerne. Es konnte nicht fehlen, daß bei diesen Betrachtungen allerlei Neid und Mißgunst aufkeimte, allein wer wird sich dergleichen anmerken lassen! Hannah wurde freundlich empfangen und Ilda ging Arm in Arm mit ihr in den Kreis ihrer Freundinnen, um sie von den Männern zu entfernen, denen Helgestad Rede stehen mußte und wo es an Scherzen und Gelächter nicht mangelte. Während dies geschah, war Marstrand von Olaf in Beschlag genommen worden, der ihm viel von seiner Niederlassung zu erzählen hatte, und mit der ehrlichen Herzlichkeit seines Wesens seine Freude ausdrückte, ihn wohl und ganz wieder am Lyngenfjord zu sehen. Wie sehr stach dieser Empfang von dem ab, der ihm von Björnarne sowohl wie von Ilda zu Theil geworden war. Die Jungfrau hatte ihm die Hand gereicht und mit einigen ruhigen Worten willkommen geheißen, Björnarne aber dies kaum gethan, vielmehr die Augen von ihm abgewandt und Etwas rasch vor sich hingemurmelt, was wie ein Gruß klang. Die Kälte dieser Aufnahme verletzte den jungen Mann. Rund umher war Freude und Scherz, Gruppen junger und alter Leute lagerten sich in dem frischen Grün, aus den Hütten wurden Vorräthe aller 244 Art herbeigebracht, geschäftige Frauen und Mädchen kamen mit Tassen und Kannen, Feuer flammten zwischen Steinen auf, die zu Küchen umgeschaffen wurden. Spiele wurden verabredet, Tanz sollte die Lust vergrößern, frische Zweige wehten von den Hüten und Mützen, Lieder wurden angestimmt, die Kehlen wie die Füße probirt, und manche Männer, welche Marstrand wenig kannten, Familien, die er kaum einmal gesehen hatte, liefen mit gütigen Blicken und warmen Worten auf ihn zu, fragten und lobten, hatten Theilnahme für ihn, und luden ihn ein, mit ihnen den frohen Tag heiter zu begehen.

Er mußte sich zusammennehmen, um seine Mißstimmung zu verbergen, und Scherz mit Scherz zu beantworten, bis er wiederum mit Olaf allein stand, der ihm freundlich auf die Schulter klopfte und als er in sein Gesicht sah, sagte: Die Reise ist dir nicht sonderlich bekommen, Freund Johann, du bist zwar braun und fest geworden, aber du hast Falten auf der Stirn und siehst aus als läge ein tüchtig Stück Sorge auf deinem Nacken.

Soll ich nicht sorgen, Olaf? antwortete Marstrand. Sieht, was vor mir liegt, so freundlich aus, daß ich ohne Nachdenken darauf blicken könnte?

Du hast ein schweres Werk zu thun, erwiderte der ehrliche Freund, aber du bist ein rascher Mann. Dein Haus steht fertig, Helgestad's Yacht kann mit deinen Waaren an deiner Schwelle ankern. Es ist wahr, ich möchte nicht wünschen an deiner Stelle zu sein, doch wenn du die Possen aufgibst, aus dem Wald an der Balselfschlucht Geld zu machen, kann es dir doch wohl glücken – besser glücken, wie es mir glückt, setzte er kopfschüttelnd hinzu.

Marstrand schwieg zu diesem Bekenntniß, bis er dem wackern Burschen die Hand drückte und bedauernd hinzufügte: So hast du deine Hoffnungen aufgegeben, mein armer Olaf?

Ich will fort, sagte dieser leise. Du hättest mich schwerlich mehr angetroffen, wenn ich Helgestad nicht versprochen hätte, Björnarne getreulich beizustehen; dir nicht versprochen hätte, für dein Wohl zu schaffen, und – wenn ich kein Narr wäre! rief er heftiger, indem er sich an den Kopf schlug und dazu lachte.

Wäre alle Narrheit wie die deine, guter Olaf, Niemand würde sich darüber beklagen.

245 Und wenn Alle mich segneten, war seine Antwort, was hülfe es mir, wenn es Eine nicht thäte? Es hat sich Manches verändert, seit du fort bist, Freund Johann. Sieh Jungfrau Ilda an; doch du bemerkst nicht, was mein Auge sieht und weißt nicht, was mir ihre Stimme sagt, wie sehr sie auch Alles zu verbergen weiß, was sie will.

Was sagt sie dir? fragte Marstrand, der mit ihm weiter ging.

Daß es dunkel in ihr ist – hier murmelte der Nordländer, indem er die Hand auf seine Brust legte, und daß die Frühlingssonne, die jetzt am Himmel steht ohne unterzugehen, in ihrem Herzen tief gesunken ist.

Sie war immer schweigsam, fuhr er fort, als sein Begleiter keine Antwort gab, aber wie ein Stern nicht spricht, doch leuchtet, so sprach sonst ihr Gesicht, so leuchteten ihre Augen; wenn sie die Lippen öffnete, klang es herrlich; ich hätte es immer hören mögen. Jetzt ist der Glanz aus ihren Augen verschwunden; ich höre ihre Stimme – und es thut mir weh; ich sehe sie an und wie ein Winternebel liegt es auf ihr.

Vielleicht ist sie krank, sagte Marstrand.

Du verstehst es nichts weil Du es nicht fühlst, rief Olaf ungeduldig. Es scheint Niemand zu sehen, als ich allein. Sie ist wie sonst, Alles was sie thut ist so verständig und gut wie immer; sie spricht wie früher und dennoch weiß ich, daß es anders mit ihr ist.

Und was denkst du davon?

Sieh dort hin, erwiderte Olaf, da sitzt der Voigt von Tromsöe, legt den Arm auf Helgestad's Schulter und flüstert in sein Ohr. Wende dich zu den Birken und betrachte den Schreiber, wie er mit Ilda geht, ihre Hand in die seine preßt und dabei der Jungfrau zu gefallen sucht, die mit Euch aus Bergen gekommen ist. Da ist kein Weib, der er nicht gefallen möchte; kein Mann, den er nicht betrügen wollte. Der häßliche, gierige Schelm hat tausend Laster, weder Treue noch Recht ist in ihm und doch soll er den Ring an Ilda's Finger stecken und ehe der Winter kommt, soll sie ihm nach Tromsöe folgen. Sieh, wie die Alten sich die Hände schütteln, sie haben den Kontrakt beredet und sind fertig.

Du glaubst, sagte Marstrand, daß das Ilda's Gram ist?

246 Was wäre es sonst? Meinst du, Ilda kenne den falschen Schreiber nicht? Wüßte nicht, daß er aus Lügen und Ränken gemacht wäre? Nie würde ihr Finger ihn berühren, wenn's nicht so sein müßte! Das sagt ihr Blick, wenn sie mich ansieht, das sagt ihre Stimme, wenn sie meinen Namen ausspricht, das lese ich in jeder Miene. Wenn sie meine Hand drückt, fühle ich es und wenn ich vor ihr stehe mit meinem Kummer, strömt ihr Leid über mich aus.

Marstrand sah seinen Freund nachdenkend an, der leiser fortfuhr: Du siehst nun wohl, warum ich nicht gehe, obwohl sie selbst mir gestern noch sagte, ich müsse fort von hier, nach Bodöen auf mein Gut zu meiner alten Mutter, die sich um mich grämt.

Und Björnarne? fragte Marstrand zögernd, hast du mit ihm nicht über Ilda, wie mit mir gesprochen?

Nein, sagte Olaf, Björnarne kann nichts helfen und nichts bessern; er ist wie Ilda seines Vaters Kind und hat obenein jetzt allerlei Grillen, denen er nachhängt.

Wir bringen ihm die Frau mit, der er angehören soll, fiel Marstrand ein.

Ich weiß es, war Olafs Antwort; es wird gut für ihn sein, wird ihn munter machen. Seit einer Woche ist er wieder hier, nachdem er drei Tage lang durch die Jauren bis zum Kilpis hinauf gelaufen ist, ich mit ihm und andre Männer mehr.

Auf den fragenden Blick seines Genossen erzählte Olaf gleichgültig: Das ist auch eine Neuigkeit, Freund Johann, die du erfahren mußt. Das Lappenmädchen, die kleine Gula, ist davongelaufen, oder in eine Kluft gestürzt oder sonst wie umgekommen.

Gula! schrie Marstrand auf. Ihr habt sie nicht aufgefunden?

Keine Spur von ihr. Björnarne meinte sie sei geraubt, Paul Petersen sagte, sie sei verliebt und Ilda meinte, ich habe sie niemals weinen sehen. Darum machte ich mich mit auf, um das Lappenmädchen zu suchen, und lief durch die Sümpfe, bis wir den Hexenmeister, ihren Vater fanden, der in den Kilpisjauren mit seiner Heerde steckte.

Sie war nicht bei ihm?

Wenn dieser alte Gauner sich nicht besser verstellen kann, wie ein Christ es begreift, so wußte er nichts von ihr. Er schwor mit 247 tausend Schwüren bei Jubinal und bei Pekel, daß sein Auge sie nicht gesehen habe und gab uns gräuliche Verwünschungen auf den Weg.

Armes Mädchen! Arme Gula! sagte der Junker betrübt. O, daß ich nicht hier war, ich hätte ihr Schicksal zum Guten geleitet.

Olaf schüttelte den Kopf. Du hättest nicht mehr thun können, wie Björnarne gethan hat, und kannst nicht betrübter sein wie er. Die Dirne war seit längerer Zeit schwermüthig, oder wie man es nennen will und wenn es nicht ein schlechter Spaß wäre – er sah seinen Begleiter lächelnd an –, so könnte man wirklich sagen, wie Paul Petersen sagt: Die Liebe hat die kleine Hexe toll gemacht.

Ihr Gespräch wurde durch Helgestad unterbrochen, der Marstrand laut rief und winkte, und als dieser näher kam, ihm zuschrie: Seh' es Euch an, daß Ihr die Neuigkeit schon wißt. Nuh, mag sie laufen und Rennthiere melken, oder bei dem alten Schuft Teufelstränke brauen, oder meinetwegen auch im Sumpfe liegen bis zum jüngsten Tage! Will mich nicht darüber ärgern am gesegneten Morgen; setzt Euch zu uns, Herr Marstrand, und reicht dem Voigt Eure Hand, der sie nach Euch ausstreckt. Calculire, müßt ihm danken und Paul Petersen ein helles Gesicht machen, haben Beide Eure guten Worte verdient, denn ist Alles, was Ihr wünschen könnt, in Richtigkeit.

Der Voigt hatte sich inzwischen erhoben und kam dem jungen Ansiedler ein paar Schritte entgegen. Sein blauer Rock mit hochstehendem Kragen und Litzen verkündigte den hohen Würdenträger; der kleine dreieckige Hut, den eine breite Goldtresse einfaßte, saß majestätisch auf dem dicken, feurigen Kopfe, Schnallenhosen von schwarzem Sammt und lange blanke Stiefeln vollendeten sammt dem spanischen Rohr mit großem Goldknopf, die würdige Erscheinung. – In seiner Jugend war der Voigt Offizier in der Landarmee gewesen und noch trug er ein Danebrogsband und Kreuz im Knopfloch; seinen Körper hielt er militärisch gerade und seine grauen Augen blickten energisch aus dem trotzigen Gesicht.

Seien Sie willkommen, Herr Baron, ich habe mich lange auf diese Stunde gefreut, sagte er, seinen Hut lüftend. Habe Sie in Tromsöe vergeblich erwartet und mich endlich selbst aufmachen müssen, Ihnen meinen Respekt zu beweisen.

248 Marstrand entschuldigte sich und sprach seinen Dank aus. Der Voigt hielt seine Hand fest und nöthigte ihn neben sich zu sitzen, dann reichte er ihm ein gefülltes Glas, stieß auf sein Wohl an und freute sich überall Rechtes und Gutes von ihm zu hören; endlich aber zog er ein großes Taschenbuch von Leder aus seinem Rock und händigte Marstrand ein Papier ein, rechtsgemäß ausgefertigt mit Unterschrift und Siegel, durch welches ihm das Thal der Balsfjordelf, die Nebenthäler zu beiden Seiten, sammt den Ufern in bedeutender Ausdehnung als freies Eigenthum für ewige Zeiten übergeben wurden, mit Einschluß des Eilandes Strömmen an der Meeresküste vor Tromsöe. Alles war bündig, genau und bestimmt abgefaßt, es war unmöglich, daß Marstrand nicht dafür seinen freudigen und lebhaften Dank ausdrücken konnte.

Es ist also Alles zu Ihrer vollen Zufriedenheit eingerichtet? fragte der Voigt.

Diese Akte enthält mehr, als ich erwarten durfte, erwiderte Marstrand. Der Besitz ist fast größer, als ich ihn wünschte.

Weise benutzt ist Nichts zu groß, antwortete der Beamte. Der König hat hier noch viel zu vergeben, was in die rechten Hände gebracht, Seiner Majestät und dem Lande Nutzen schaffen wird. Und dafür bin ich hier, fuhr er fort, das ist meine Pflicht, die Würdigen auszusuchen, aber auch zu sorgen, daß Bettler und Landstreicher nicht ihr Wesen treiben können. So habe ich denn nicht gefragt, Herr Baron, ob das Stück zu groß sei, habe gegeben, was gefordert wurde.

Sie haben alle meine Bitten reichlich erfüllt, Herr Voigt, sagte Marstrand, erfüllen Sie nun auch diese, mich einfach bei meinem Namen zu nennen. Den Baron habe ich in Kopenhagen gelassen, als ich den gestickten Rock auszog, hier in meinem neuen Vaterlande bin ich Johann Marstrand, der Kaufmann von Balselfgaard, will es bleiben, und so Gott mir beisteht, meiner Mitbürger Wohlwollen verdienen.

Nuh, rief Helgestad, ist ein wackeres Wort, wohl ausgesprochen und mag gedeihen unter Euren Händen!

Auch der Voigt nickte und grinste Beifall; es wurde angestoßen darauf, Glas auf Glas folgte, von guten Lehren, Sprüchen und Wünschen begleitet. Sie saßen im Schatten der sanftwehenden Birken. 249 Die Sonne stieg höher hinauf und vor ihnen breitete sich auf dem grünen Platze ein lebensvolles Bild aus. Die jungen Männer und Mädchen sammelten sich auf einer ebenen dazu erwählten Stelle zum Tanze; an anderen Orten bildeten sich Gesellschaften, die mit schweren, runden Steinen nach dem Ziele warfen; weiterhin knallten die Büchsen nach einer Scheibe, auf der ein Bär gemalt war und Preise waren ausgesetzt. Andere Gruppen saßen und lagen unter bunten Fahnen und Flaggen, Lachen und Lust war überall. Kraftproben wurden angestellt, es wurde gerungen und gesprungen und Beifallklatschen und Jubel begleitete die Sieger, Spöttereien die Ueberwundenen. Während die fröhliche Menge sich bunt durcheinander drehte, sonderten sich auch einzelne Paare ab und suchten einsamere Stellen, um dort beisammen zu gehen und Bekenntnisse anzuhören, denn, wie Helgestad schon erwähnte, kam es bei diesem Feste zu manchen zarten Erklärungen und Abschlüssen.

Der Voigt hob nach einiger Zeit seinen Stock auf und deutete nach der Kirchenseite, wo er seinen Neffen mit Ilda, Hannah und Björnarne mitten in dem Kreise sah, der den alten Priester umringte.

Da geht es lustig her, rief er, ich will wetten, Paul bestellt das Aufgebot für die ganze Gesellschaft. Sie sollen wissen, Herr Marstrand, fuhr er dann lachend fort, daß es eine feine, alte Sitte ist, die Brautpaare auszurufen an diesem Jultage und vom Priester den Segen darüber sprechen zu lassen. Habe soeben auch mit Helgestad darum geredet. Mein Neffe Paul und Jungfrau Ilda können ihren Herzenssturm nicht länger besänftigen. Ist ein stattliches Paar, ein besseres weiß ich nicht. Sagen Sie selbst, ist es nicht so?

Ich kann nur Glück wünschen, so viel ich vermag, antwortete Marstrand.

Paul ist Ihr Freund, fuhr der Voigt fort, einen, der es treuer meint, haben Sie hier nicht, Herr. Ich muß es sagen, daß er durch sein großes Lob und seine Künste alle meine Bedenken besiegt hat, Ihnen ohne weiteren Aufschub den Besitzbrief auszustellen. Demgemäß, sagte er, seine borstigen Augenbrauen in die Höhe ziehend, daß die runden Augen stechend hervortraten, hat er doch selbst die Schrift gemacht, hat Punkt für Punkt genau studirt, und steht Alles so fest, daß Nichts daran verrückt werden kann.

250 Marstrand drückte seinen Dank aus, der Voigt sah den alten Helgestad listig an und schlug dem Junker darauf mit seiner groben Hand auf die Schulter. – Dank hin, Dank her! rief er, stoßen Sie an, daß er vom Herzen kommt. Dank, wenn es bei Worten bleibt, ist wohlfeil, ich wüßte aber gleich ein gutes Ding, das geschehen könnte, wenn Sie etwas für Helgestad's Haus thun wollten.

Was meinen Sie? fragte der Ansiedler.

Was ich meine, sprach der Voigt. Ich meine, daß es eine schöne Sache wäre, wenn wir heut' gleich auch den Björnarne segnen ließen. Ist Alles hier zur Stelle, Bräutigam, Braut und Priester; würde im Umsehen fest gemacht, was sonst wohl Wochen und Monate sich hinziehen könnte.

Marstrand erschrack. Und was kann ich dabei thun? fragte er.

Mit Fandrem's Tochter ein vernünftiges Wort sprechen, sagte der Voigt. Ihr den Kopf zurecht setzen, wenn es nöthig ist, ihr den richtigen Weg zeigen, der ihren Vater glücklich macht und Helgestad, Björnarnen und uns Allen die Herzen erheitert. Sie können es allein, Herr. Ich habe vernommen, welches Zutrauen Jungfrau Hannah zu Ihnen besitzt, ist's also mit dem Danke wirklich richtig gemeint, so gehen Sie hin zu ihr, sie steht dort allein, ist leicht zu haben.

Der junge Mann warf einen finsteren, fragenden, fast drohenden Blick auf Helgestad, der ein Bein über das andere geschlagen, seine holländische Pfeife rauchte und gleichmüthig zuhörte.

Calculire, sprach er, als der Voigt aufhörte, ist ein guter Rath und würde Eure Freundschaft daran erkennen, Herr Marstrand. Sprecht mit Hannah; ist Einer, der es versteht, so seid Ihr es. Habe gesehen, daß sie Björnarne bei der Hand nahm, als Ilda ihn zu ihr führte, und war in ihren Augen und ihrem Wesen Etwas, was nicht aussah wie Mißfallen.

Hoho! rief der Voigt lachend, es gibt kein Mädchen in der Welt, die einen schmucken Burschen, wie Björnarne, nicht mit Wohlgefallen ansähe.

Können Sie es wünschen, fragte Marstrand, daß heute schon, wo Beide sich kaum gesehen haben, ein festes Versprechen gefordert würde?

Nuh, sagte Helgestad mürrisch, wißt so gut wie ich, daß es kommen muß, mag es heut' sein oder morgen. Liebe kein langes 251 Besinnen, bringt keinen Segen bei Mädchen wie diese da. Ist heut' ein Freudentag, wo Jedem der Himmel voll Geigen hängt, seht hier lauter zärtliche Gesichter. Ein halbes Dutzend junge Paare, die sich verfesten wollen. Ist ihr Alles neu und hat Freude an Land und Menschen, an Himmel und Sonnenschein; ist Rührung in ihrem Gesicht, seh' es ihr an, daß ihr Herz weich und warm ist, denn ist ihrer Mutter Land hier, die manches Mal am schönen Lyngenfjord in der Julnacht getanzt und gelacht hat. – Calculire darum, wird nicht nein sagen, wenn Ihr es richtig zu wenden wißt. Ist eine Speculation, Herr Marstrand, die, wie alle Speculationen, ihre Stunde hat, die benutzt werden muß. Will halten, was Ihr wollt, Ihr kommt zu uns zurück und sagt: Schreibt ihren Namen auf des Pastors Zettel, sie wird's nicht übel nehmen.

Marstrand sah ein, daß er der Zumuthung nicht entgehen könne. Er stand auf und erklärte, daß er es versuchen wolle, obwohl er an keinen günstigen Erfolg glaube.

Als er fort war, verzog sich das dicke rothe Gesicht des Voigts zu einem spöttischen Grinsen. Glaube es selbst, flüsterte er seinem Nachbar zu, denn der Bursche hat keine Lust, Euch zu dienen. Werft ihn aus dem Hause, sobald Ihr könnt.

Helgestad machte keine andere Bewegung, als daß er sich ein neues Glas einschenkte. Meine dennoch, sprach er dann, daß er sein Bestes thun wird. Ist ein kalter, klarer Kopf, weiß, was hinten und was vorn ist, weiß, daß mein Finger ihn zerdrücken kann, und wenn er es nicht weiß, daß das Mädchen sich schicken muß, so weiß sie es. Sie kann nicht zurück zu dem alten Fandrem, mag auch nicht. Liegt abgethan, was vergangen ist, liegt unten tief in der See von Staatenland, was sie ihr Herz nannte, und ist ihr jetzt Alles einerlei, ob Dieser oder Jener, ob Björnarne oder Olaf, calculire, wird keine Umstände machen.

Ist eine hübsche Sache, ein Weib ohne Herz, lachte der Voigt, Weiber haben immer zu viel davon. Hast sie auf alle Zelt kurirt, Niels, in der Nacht bei Silden. Bist doch gewiß, daß der dänische Räuber und seine Genossen nicht davon gekommen sind?

Bin's gewiß, murmelte Helgestad. Sind nackte Klippen viele hundert Fuß hoch, kann keines Menschen Fuß daran haften. Höre 252 noch den Krach, wie das Boot brach, höre den Schrei, Paulsen, ist sonderbar, manchmal noch in meinen Ohren, wenn ich daran denke.

Fürchtest dich davor, Mann? fragte der Voigt spottend.

Helgestad blickte finster auf.

Kein Gesetz kann dir einen Finger krümmen, fuhr Paulsen fort. Hast in Nacht und Nebel Räuber auf deiner Yacht gefunden und hast sie von deinem Deck geworfen. Ist aber freilich besser, wenn nicht davon gesprochen wird.

Weiß es Keiner, als du und Helge, mein Steuermann, der schweigt still.

So laß es geschehen sein, sagte der Voigt. Muß aber ein froher Morgen dich angeweht haben nach jener Nacht, als du zum ersten Male wieder vor dem Mädchen standest.

Habe sie drei Tage lang nicht gesehen, antwortete Helgestad. Lag in ihrer Kammer wie eine Todte, kam Niemand zu ihr, als er, der ihr Helfer gewesen war.

Und dann? fragte Paulsen behaglich.

Dann kam sie und ich gab ihr die Hand. Es war keine Rede von jener Nacht zwischen uns und soll nie davon gesprochen werden.

Hast es nicht versucht?

Will's nicht versuchen, erwiderte Helgestad. Sah, daß der Jammer an ihrer Leber zehrte; that Alles, was ich konnte, um ihr zu zeigen, daß ich's gut machen wollte.

Der Voigt schnitt ein höhnisches Gesicht. Bist ein vortrefflicher Vater, Niels, rief er. Hast ein mildes, versöhnliches Gemüth. Ich könnte es so leicht nicht verwinden, wenn meinem Sohn die Braut davon laufen wollte. Aber ich begreife es, alter Pfiffikus, es handelt sich nicht um die Dirne, es handelt sich um die Verbindung, um Fandrem, um die reiche Erbschaft. Würde es aber dem dänischen Schelm nimmer vergeben, daß er dazu mithelfen wollte.

Wird seine Stunde kommen, murmelte Helgestad.

Denke wohl! Und wird eine gute Stunde sein. Mach' nicht zu lange damit, halte dich nicht auf, hast ihn jetzt schon in der Hand. Auch Paul meint, je eher je lieber solle der Faden reißen, ehe er sich anheften kann.

Helgestad erwiderte nichts, denn eben sah er Marstrand kommen, der Hannah Fandrem an der Hand führte. Er stieß einen langen 253 knurrenden Gurgelton aus und deutete mit der Spitze seiner Pfeife auf die Nahenden.

Ich will Euch selbst Antwort bringen, sagte Hannah, als sie vor ihm stand. Herr Marstrand hat mir Euren Wunsch eröffnet, Vetter, und es bedurfte keiner langen Ueberredung. Wenn es Euch Freude gewährt, mich heut' schon als Eures Sohnes Braut zu erklären, wenn ich dadurch zu Eurem Glück beitragen kann und wenn Björnarne mich bitten will, wie es sich geziemt, so will ich mich fügen, da ich weiß, daß ich es muß.

Willst es thun, Herzensmädchen! rief Helgestad, willst in Oerenäesgaard einziehen als meine Tochter? – Ruft Björnarne her, auf seinen Knieen soll er deine Hände küssen. Ruft ihn her und den alten Klaus dazu. Ruft Alle her, die da sind, Ilda und Paul. Soll eine Hochzeit werden am Lyngenfjord, von der in jeder Hütte in Finnmarken nach fünfzig Jahren noch erzählt wird.

Helgestad hatte sich in eine Aufregung versetzt, die so selten bei ihm war, daß der Voigt ihn verwundert beobachtete, weil er nicht wußte, was wahr und was falsch daran sei. – Viele, die in der Nähe waren, traten inzwischen näher und das Aufsehen war nicht gering, als sie die Ursache der lauten Freude ihres reichen Nachbars erfuhren. Glückwünsche kamen von allen Seiten und jetzt führten ein paar junge Leute auch Björnarne herbei, der mit der Schützengesellschaft nach der Scheibe schoß und noch die Büchse in der Hand hielt, als seine lustigen Freunde ihn fortschleppten, ohne ihm zu entdecken, worum es sich handle.

Komm her, Björnarne, schrie sein Vater ihm entgegen, wirf die Flinte fort, gibt ein ander Wild hier, das auf dich wartet. Sollst es mitten in's Herz schießen ohne Pulver und Blei. Calculire, verstehst die Kunst. Sieh hier, da steht Hannah, hat nichts dagegen, wenn du mit ihr zu Klaus Hornemann gehst. Nuh, du Narr, bist zu Stein geworden vor Jubel? Faß sie an, ist von Fleisch und Bein, fall' nieder, sie wird dich aufheben.

Helgestad hatte nicht Unrecht, wenn er seinen Sohn mit einem Stein verglich; die Ueberraschung schien Björnarne gelähmt zu haben. Einige Minuten lang war er bleich, dann wurde sein ganzer Kopf dunkelroth, er ließ die Büchse aus der Hand sinken und seine Augen 254 flogen scheu umher; doch die väterliche Gewalt siegte schnell über seine widerstreitenden Gefühle, und bei den letzten Worten Helgestad's machte er wirklich eine Bewegung, als wollte er sein Knie beugen.

Lieber Björnarne, sagte Hannah, ihn festhaltend, es ist unserer Eltern Wille, daß wir einander angehören sollen, und wir kennen uns nicht erst seit heut. Seit Jahren, seit unserer Kinderzeit haben wir uns gesehen und, wie ich denke, hast du mich lieb gewonnen.

Ist ein Faktum! schrie Helgestad dazwischen. Ist es nicht so, Björnarne? Hast seit Jahren in deinen Gedanken Hannah im Gaard von Oerenäes gesehen. Denke ja! Sind deine Wünsche jetzt alle erfüllt. Schau auf in ihre Augen und falle ihr um den Hals. Kannst es thun, du Wetterjunge, streif' die Blödigkeit ab und hier kommt Klaus Hornemann, sagt ihm selbst, was Ihr von ihm verlangt.

Marstrand war kein Zeuge des letzten Theils dieser Scene gewesen, um welche sich ein dichter Kreis gebildet hatte, der ein Jubelgeschrei erhob, als Björnarne der Weisung folgend, Hannah küßte und einige Worte stammelte. Ilda und die nächsten Verwandten mischten sich mit ihren Glückwünschen und Umarmungen ein, und während dies geschah, entfernte sich der Junker, um dem alten Priester entgegen zu gehen.

Finde ich Sie endlich wieder, lieber Freund, sagte dieser nach der ersten Begrüßung. Herzliches Willkommen nach Ihrer Reise, wir werden uns Manches zu erzählen haben. Und was flüstert man sich zu? fuhr er lächelnd fort. Johann Marstrand hat eine schöne, junge Dame aus Bergen mitgebracht?

Nicht für mich, ehrwürdiger Herr, fiel Marstrand ein. Es ist Fandrem's Tochter, die für Björnarne bestimmt ist. Verhüten Sie es, geben Sie wenigstens nicht zu, daß heut' und hier das Verlöbniß ausgesprochen wird.

Und warum nicht? fragte der Priester ihn anblickend. Soll das Mädchen gezwungen werden?

Nicht das, erwiderte der junge Mann. Sie ist bereit dazu, aber Björnarne – er sah verstummend vor sich hin.

Hornemann schüttelte den Kopf. Der Pastor am Lyngenfjord, Henrik Sture, ist krank, sagte er, ich verwalte sein Amt und dies befiehlt mir, den Segen über die Paare auszusprechen, welche sich mir 255 vorstellen. Björnarne thut recht, wenn er dieser edlen Jungfrau seine Hand reicht und seines Vaters Willen erfüllt. Sie aber, der Sie der Freund dieses armen Jünglings sind, sollten nicht hindern wollen, was zu seinem Glücke gereicht.

Ist das ein Glück, erwiderte Marstrand eindringlich, wenn man bleich und verstört ja sagt? Sie wissen nicht, was ich weiß, wissen nicht, was geschehen ist, auf welche Weise dies glückliche Paar zusammenkommt, was Helgestad dazu gethan hat.

Ich glaube nicht, daß dies das Aergste ist, was er in seinem Leben that, sagte Hornemann. Ihr Herz mag dabei leiden, mein junger Freund, aber erinnern Sie sich, was ich Ihnen einst schon über die Sitten dieses Landes sagte. Die Kinder folgen hier den Geboten ihrer Eltern, das ist ein strenges, unverbrüchliches Gesetz. Haben Sie, fuhr er leiser fort, auf Ihrer Reise in der Nähe dieser Jungfrau, die eines anderen Mannes Braut war, dies nicht bedacht?

Seien Sie überzeugt, sprach Marstrand erröthend, daß ich für Hannah keine verbotene Wünsche hege, daß überhaupt von mir nicht dabei die Rede ist.

Und wenn dies nicht ist, antwortete der Priester, was treibt Sie an, Einspruch zu erheben?

Meine Theilnahme für Beide und meine Furcht vor Unheil.

Sonderbar, sagte Hornemann. Können Sie mir mittheilen, worauf sich diese Furcht begründet?

Nein, nicht jetzt, nicht hier, sagte Marstrand, ich habe Hannah gelobt, darüber zu schweigen, aber hindern Sie das übereilte Gelöbniß.

Hierher mit dem Pfarrer, hierher! ließ sich Helgestad's Stimme hören. Denke, ist Keiner, der größere Sehnsucht nach ihm hat, wie wir. Und an einer Hand Hannah führend, an der anderen Ilda, die von Björnarne und Paul Petersen begleitet wurden, trat er aus dem Kreise, der mit dem Voigt an der Spitze, ihnen unter Beifall und Freudenruf nachfolgte.

Nichts kann ich ändern und nicht hindern, sagte Hornemann, aber wünschen kann ich, Herr Marstrand, daß Gott auch Ihnen so viel Frieden und Ergebung verleihe, wie ich in den Gesichtern dieser jungen Paare entdecke.

Amen! murmelte Marstrand in sich hinein, indem er sich fortwandte.

256 Musik voraus und spielt das beste Stück, was Ihr habt, schrie Helgestad. Dann dreimal rund um die Kirche den Zug, wie es alte gute Sitte ist, und nun, Klaus Hornemann, nehmt sie hin und schließt den Bund ab, daß er nie auseinander springt.

Ist es so, meine theuren Kinder? fragte der Greis. Wollt Ihr in Leid und Freude einander angehören und treulich halten, was Eure Herzen in dieser Stunde geloben?

Er blickte Hannah an, die lächelnd neben Björnarne stand. – Ja, sagte sie mit einer lieblichen Neigung des Kopfes und an der anderen Seite sagte Ilda ihr Ja, ohne einen Zug ihres strengen Gesichts zu verändern.

So kommt denn, sprach Hornemann, und die Brautpaare ordneten sich, ihre Verwandten und Freunde umringten sie, die Musik erscholl, Fahnen flatterten und Kränze von frischen Frühlingsblumen wurden auf die Locken der jungen Mädchen gedrückt. In der ersten Stunde des Morgens, als die Sonne hellstrahlend am Himmel stand, verkündete Klaus Hornemann den Segen des Himmels über die Verlobten.


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