Malwida von Meysenbug
Memoiren einer Idealistin - Zweiter Band
Malwida von Meysenbug

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Noch ein Lebewohl

Als ich einst auf meiner zauberischen Insel Ischia den vorstehenden Abschied an die Welt schrieb, glaubte ich mein Scheiden von dieser sehr nahe. Nun hat es sich doch noch ein paar Jahre verzögert, obwohl der Abschluß mehr als einmal ganz nahe stand, und ich habe noch mit Freude beobachten können, wie wenigstens die eine der wichtigsten Kulturfragen, die Erkenntnis der Notwendigkeit des Weltfriedens immer mehr sich ausbreitet und festen Boden gewinnt. Es ist dies noch durchaus nicht vom hohen idealen Standpunkt aus, aber doch als Tatsache wichtig, und das ist schon viel in einer Welt, wo die praktischen Interessen stets den Vorrang haben. Daß die Staatsklugheit um die Erhaltung der eignen Existenz, daß die Furcht vor dem Bevorstehenden, das in seiner Verwirklichung auch Throne und gesellschaftliche Formen umstürzen könnte, viel zur Verbreitung dieser Idee des Friedens beiträgt – wer wollte es leugnen? Wir Idealisten haben uns längst daran gewöhnt, wie traurig es auch ist, zu sehen, daß die großen Weltgedanken so oft nur mit Hilfe kleinlicher Mittel ins Leben treten können. Aber immerhin, wenn sie nur zur Verwirklichung kommen, so ist schon ein Schritt vorwärts getan, da wir uns überzeugen müssen, daß das Ewige, wenn es in die Erscheinungswelt tritt, dem Lose des Vergänglichen anheimfällt, unvollkommen bleibt und die Mängel des Vergänglichen teilt. So sahen wir im Laufe dieser wenigen Jahre ein kleines Heldenvolk, wie seit den Perserkriegen nichts ähnliches dagewesen war, unterliegen, nicht höherer Kultur, edleren Zielen, sondern einzig der rohen Übermacht eines durch Gewinnsucht und Streben nach Weltmacht von seiner früheren kulturellen Stellung herabgesunkenen europäischen Staats. So sehen wir noch einen schönen Strich Europas, in unsäglicher Verwirrung, mit Blut und Mord befleckt, ein Spielball herrschsüchtiger und fanatischer Leidenschaften und in einem fruchtlosen Ringen nach Unabhängigkeit und Freiheit. Aber wer tiefer blickt, sieht im Grunde der unvollkommenen, verwirrten Erscheinung eine große Zukunftsidee sich bewegen und die wirkenden Kräfte vorwärts treiben, und schon die Gewißheit, daß das ewig Eine, Schaffende, hinter der allen irdischen Mängeln unterworfenen Erscheinung steht und sie ins Leben treibt, ist ein unendlicher Trost.

Die Gedanken, den Spuren dieses ewig schaffenden, in allem Erscheinenden wirkenden Prinzips nachzugehen, beschäftigten mich vorzugsweise in dem verflossenen Sommer, den ich in großer Einsamkeit verbrachte. Meine schwer leidende Gesundheit verhinderte mich, wie in den vorhergehenden Jahren, meinen Sommeraufenthalt etwas ferner von Rom zu nehmen. So erwählte ich den nur anderthalb Stunden Eisenbahn von Rom entfernten kleinen Seeort Nettuno, der zwar nahe bei dem anderen römischen Seebadeort Anzio gelegen und mit diesem durch einen Spaziergang verbunden, doch noch nicht wie dieser angesteckt ist von der modernen Sucht eleganten Badelebens. Dort, in einer Villa, unmittelbar über dem Meer, auf einer großen Loggia, die, auf drei Seiten vor Wind und Sonne geschützt, nur dem herrlichsten Seebild und der unvergleichlich wohltätigen Seeluft entgegen offen war, verbrachte ich drei Monate in schweren körperlichen Leiden, in tiefster Einsamkeit, des Trostes von Schreiben und Lesen beraubt, aber in einer Fülle des Gedankenlebens, die mich beinah schadlos hielt für die übrige Entbehrung.

Es ist ein besonders schöner, malerischer Punkt der italienischen Küste, den man gerade von da übersieht. In einem weit geöffneten Halbkreis zieht sich das Ufer hin und endet an der einen Spitze von den dunklen Bäumen einer Villa Borghese gekrönt, mit dem recht belebten Hafen von Anzio, der mit seinen vielen Masten nicht unpassend in diesem Seebild ist. Auf der anderen Seite bildet ein prächtiges, gut erhaltenes mittelalterliches Castello, das den kleinen Ort Nettuno beschützte, den höchst malerischen Vordergrund. Weiterhin zieht sich das grüne Ufer bis zu der letzten Spitze, die von dem herrlichen Kap der Circe, das in Form, nur noch sphinxähnlicher, Capri gleicht, beendet wird. Bei hellem Wetter sieht man dann in bläulichem Duft die Kette der Monti Ausoni, ein in den schönsten Linien geformter Nebenzweig der Apenninen, der sich zum Meere hinzieht. Vorn aber, halbweg vom Kap Circe und nah dem Ufer, liegt, immer hell von der Sonne beschienen, der alte Turm von Astura, wo einst Konradin, der letzte Sprößling eines der edelsten Geschlechter, die je Throne bestiegen, feindlicher Übermacht unterlag, zum Unheil für Sizilien und das südliche Italien. Denn unter der tyrannischen Herrschaft Karls von Anjou erstarb die Geistesblüte der Regierung Friedrich II., des Bedeutendsten der Hohenstaufen und einer der bedeutendsten Menschen aller Zeiten, und das schöne Inselland fiel nun einer langen Reihe wechselvoller, meist trauriger Geschicke anheim. So spricht auch hier wieder, in dem kleinen weltverlornen Ort, wie überall in Italien, die Weltgeschichte in die vereinsamte Gegenwart hinein und erhöht, mit unzähligen Gedankenreihen, den Zauber der ewig jungen, wunderbaren Natur, die lächelnd auch über die Trümmer großartiger Ereignisse ihre versöhnende Anmut breitet, zum Trost, »daß das Unvergängliche, das ist das ewige Gesetz, danach die Ros' und Lilie blüht«. Über diesen halbkreisförmigen Rahmen des Uferrandes hinaus aber öffnet sich unbegrenzt das weite Meer, und die Horizontlinie von Himmel und Wasser wird nur von Zeit zu Zeit durch ein vorübergehendes großes Schiff unterbrochen. Vorn aber, zwischen den Häfen von Anzio und Nettuno, fahren reizende weiße Barken mit glänzend weißen Segeln, friedlich und lautlos wie weiße Schwäne, hin und her über die blaue, sanft spielende Flut. In den Nachmittagsstunden aber feiert das Meer seine Geburtsstunde; dann tauchen auf der meerüberschwemmten Sandfläche des Ufers noch zwischen den zerbröckelten Felsüberresten, die sie durchschneiden, Hunderte von menschlichen Gestalten auf, meist ohne Badekostüme, denn hier ist nicht, wie in Anzio, eine große elegante Badeanstalt, sondern das wohltätige, stärkende Element gehört allen frei, und das arme Volk von Nettuno versäumt nicht, die Wohltat zu benutzen. Man sieht Frauen mit wenig Monate alten Kindern auf dem Arm, die Kleinen in das stärkende Naß tauchend, was diese, gleich als ob sie, die dem Natürlichen noch so Nahen, instinktiv die Wohltat der Natur empfänden, ohne Widerstand und Geschrei, geschehen lassen. Kleine Geschöpfe von zwei bis drei Jahren springen allein, mit Jubelgeschrei, in das vertraute Element und sind nur mit Mühe wieder davon zu trennen, als ob es ihre eigentliche Heimat wäre. Dieser, die Sommermonate hindurch täglich fortgesetzten Naturheilmethode nach sollte man denken, es müsse hier eine gesunde, kräftige Bevölkerung entstehen, aber ach! unfern vom Meer, landeinwärts, wo hauptsächlich Wein gezogen wird, beginnt, durch die unverzeihliche Schlaffheit der vergangenen Regierungen und die noch strafbarere, egoistische Untätigkeit der Munizipien ungestört, das furchtbare Ungetüm der Malaria sein Zerstörungswerk. Die im Wasser Erstarkten schleichen nun, vom Fieber verzehrt, als verkrüppelte, gespensterartige Skelette, zu der nimmer endenden Fronarbeit für das tägliche Brot. Doch das ist ein schreckliches Kapitel, das eine besondere Bearbeitung erheischt und außerhalb meiner jetzigen Betrachtung liegt.

Ich kehre daher auf meine Loggia zurück, wo ich, mehr und mehr dem bunten Weltgetriebe entfremdet, gleichsam eine große Pforte sich für immer schließen sah, hinter der die lange Vergangenheit mit all ihren Erscheinungen, guten, schönen, sowie trüben und schmerzlichen, versöhnt und in einen großen, verständnisvollen Akkord aufgelöst, zurückblieb. Es begann beinah ein neues Leben, das ich nur das kosmische nennen kann. Im steten Anblick der großen, ruhig wirkenden Elemente, die das kosmische Leben bedingen, schwand mir mehr und mehr das Interesse an den Tätigkeiten der Erscheinungswelt. Auch was man im täglichen Leben groß und bedeutend nennt, erhielt mir eine andere, geringere Bedeutung gegenüber dem erhabenen Schauspiel der Urkräfte, die, nach einem ewigen, inneren Gesetz verfahrend, die Organisation des Weltalls ordnen und bestimmen. Diesem ewigen Gesetz, so weit wie möglich, nachzudenken in seinen Wirkungen, wurde meine ausschließliche Beschäftigung. Wir hatten hier einen wundervollen Sommer, drei Monate unausgesetzt mild-schönsten Wetters (während aus dem Norden die entsetzlichsten Klagen kamen) und man konnte mit Ruhe und freudigem Erstaunen die Leben zeugende und erhaltende Arbeit der Sonne, des Lichts, der Wärme, immer dem inneren, darin wirkenden ewigen Gesetz gemäß, fern von jeder scheinbaren Willkür, beobachten und daraus Folgerungen ziehen. Ebenso kam mir, in den zauberhaft schönen Mondnächten, wo die leuchtende Scheibe auf der sanft wallenden Flut eine breite Straße versilberte, der Gedanke wieder, den ich schon vor langen Jahren in England an der Meeresküste gehabt hatte, als ob das Entgegenschwellen der Horizontlinie des Meeres dem Mond zu, das mir ganz sichtbar schien, die erste Form der Liebe in dem elementaren Leben sein müsse, als ob demnach Empfindung schon in den scheinbar unempfindlichen Urstoffen vorhanden sei. Jetzt wurde mir das noch deutlicher, indem ich auch hier wieder das ewig eine, in allem wirkende Urprinzip erkannte, dessen Spur ich nachging und das mich mit immer höherer Ahnung erfüllte. Ich sollte auch noch ein gewaltigeres Schauspiel von den Vorgängen des kosmischen Lebens haben. Bei Annäherung des Herbstes, der sich meist hier im Süden mit einem plötzlichen, gewaltsamen Erscheinen meldet, kam das bisher so sanft bewegte Meer plötzlich in heftigste Aufregung. Die schöne Bläue des Himmels verschwand, Wolkenmassen bedeckten ihn mit früher Nacht; jede Spur von Festland war verloren; der Erdball war noch nicht geboren; es war das Chaos in seiner erhaben furchtbarsten Gestalt. Immer finsterer wurde die Nacht; unten heulte das Wasser; in dem wogenden Wolkenmeer darüber zuckten Blitze, weithin die kämpfenden Elemente beleuchtend; wie glänzende Sonnen standen oft elektrische Entladungen sekundenlang still und schossen feurige Boten durch die ringenden Massen. Ich war auf meiner Loggia wie dahin gezaubert, um dem Werdeprozeß des Daseins zuzusehen. Es war mir in jedem Augenblick, als müsse ich den Ruf hören: »Es werde!« Aber nicht mehr den willkürlichen Schöpfungsruf eines Einzelwillens, sondern die Stimme des Urprinzips, das mit unveränderlicher Bestimmtheit in allem zugegen ist; unserem beschränkten Fassungsvermögen nur in seinen Wirkungen erkennbar, vor dessen Größe unsere Seele sich aber in tiefster Andacht anbetend niederwirft und selig aufjauchzt, da sie sich sagen darf: es wirkt auch in mir!

Wer diesem Werdeprozeß des kosmischen Lebens nachdenkt, der kann nicht anders als einsehen, daß die bis jetzt uns kund gewordene, höchste Spitze des Ewigen in der Erscheinung der denkende Geist ist, und daß wir daher mit Recht schließen dürfen, daß dieses eine, in allem Wirksame auch hier nur sich selbst offenbart und also Geist ist, in uns freilich nur als ein vereinzelter Strahl leuchtend und daher in seiner ganzen Majestät nur unserer Ahnung erkennbar. Es war natürlich, daß dies allgewaltige Erkennen bei kindlichen Völkern nur in beschränkten Formen auftreten konnte und daß der eben erst erwachende Geist das Übersinnliche nach seinem Bilde gestaltete, nicht umgekehrt. Aber wie es dem Geist, der sich nicht ganz befreit, geht, daß er das Vergängliche, das die wechselnden Erscheinungen des Werdenden sind, für das Unvergängliche nimmt, so kam es, daß Vorstellungen, die nur die jedesmalige Stufe des Erkennens bezeichneten, für ewig gültige Wahrheiten genommen und in mehr oder minder beschränkten Dogmen festgestellt wurden. Dieser Kampf des sich befreienden Geistes mit der Trägheit und mit der Furcht des Verstandes vor den möglichen Konsequenzen ging so weit, das Übersinnliche bis zum vollständigen Materialismus auszubilden, um sich wenigstens der Welt des Greifbaren zu versichern, da die des Ungreifbaren immer mehr in Nebeln verschwand. Dagegen hat sich nun zum Glück der Idealismus, der aus der höchsten Quelle ausströmt, siegend wieder erhoben, und wer, wie ich in diesem Sommer in Nettuno, den seltsamen Vorzug gehabt hat, den Vorgängen des kosmischen Lebens in einer beinah wie systematisch geordneten Folge beizuwohnen, dem muß es deutlich werden, daß das Ewige, Ureine, dem unausgesetzten Drang des Werdens gehorchend, in tausendfältiger Gestalt zutage tritt,In einer früheren Veröffentlichung hatte ich dies die »ewige Werdelust des Seins« genannt, das der, leider zu früh verstorbene Heinrich von Stein ein, einen ganzen Begriff erschöpfendes Wort nannte. und zwar immer in höheren Formen, bis es die Spitze erreicht, die, wie schon gesagt, der denkende Geist ist. Da dieser aber, den Gesetzen der Erscheinungswelt unterworfen, nur individualisiert, nur als einzelner Strahl des ewigen Lichts zutage tritt, so bleibt auch das Erkennen seiner selbst ein unvollkommenes und entwickelt sich erst langsam in Ahnungen und der Wahrheit nahekommenden Dichtungen und dann in der Arbeit bevorzugter Organismen, die mit den immer noch beschränkten Mitteln des Erkennens ein herrliches Zeugnis dafür ablegen, wessen Ursprungs sie sind.

Und all diese Errungenschaften des denkenden Geistes, was sind sie anders als die dringende Mahnung an die Welt der Erscheinung, das in ihr wirkende, ewige Urprinzip mehr und mehr zu erkennen und mehr und mehr zu einer die Vollendung ahnen lassenden Wirklichkeit zu gestalten? Dies also ist mein zweites Lebewohl an die Welt: laß das Göttliche, das Ewige, immer vollendeter in dir zur Erscheinung werden; denn außer dem ist das Dasein nichts wert. Wem es genügt, sich an das Vergängliche zu halten und es für das Unvergängliche zu nehmen, der wird auch dem Lose des Vergänglichen anheimfallen. Aber du, Welt des forschenden Geistes, die in sich selbst den ewigen Ursprung erkennt, wachse, wachse, von innen heraus, den idealen Zielen entgegen, dann sei mein letzter Abschiedsruf an dich: Heil dir, o Welt!

*

Mit der tröstenden Gewißheit, eine unumstößliche, ewige Wahrheit aus der Beobachtung kosmischer Vorgänge und der Intuition des forschenden Geistes gewonnen zu haben, verließ ich Nettuno und kehrte nach Rom zurück. Daß das Ewige, Ureine überall, in allen Äußerungen des erscheinenden Daseins wirksam sei, war mir zur vollständigen Gewißheit geworden, aber es in seiner Größe und Herrlichkeit zu erkennen, ist dem einzelnen Strahl, der in uns lebt, versagt. Beschränkte Religionsformen haben immer nur versucht, in irdischer Form, individualisiert, das Unfaßbare, Ureine zu begreifen, deshalb sind sie auch immer wieder zerfallen oder haben, wenn festgehalten, keinen veredelnden Einfluß mehr gehabt. Unsere Beschränkung anerkennen und uns in tiefster Ehrfurcht vor dem Unerforschlichen, dem göttlichen Geheimnis beugen, das ist das einzige, was uns zu tun bleibt. Und in dieser andachtsvollen, erhobenen Stimmung traf mich, wie eine Versicherung, daß ich recht geahnt, ein Artikel aus der »Review of Reviews«, einer vortrefflichen englischen Veröffentlichung, über einen jetzt in England hochgeschätzten Gelehrten, einen Indier, Dr. Jagadis Chunder Bose, der seine Studien in England gemacht hatte und nach den glänzendsten Erfolgen Professor der Naturwissenschaften an der Universität zu Kalkutta geworden ist. Seine außerordentlichen Entdeckungen führten ihn oft für längere Zeit nach England zurück, wo seine Schriften gedruckt wurden und wo die wissenschaftliche Welt mit dem äußersten Interesse seinen Vorträgen folgte. Seine neueste Entdeckung nun, an deren Veröffentlichung er eben in England tätig ist, gilt der wunderbaren, ihm zur Gewißheit gewordenen Beobachtung, daß auch die bisher tot geglaubten Metalle Empfindung haben, daß sie dem Druck antworten, daß mithin auch in ihnen die große allwaltende Macht, die alles Lebendige durchdringt, wirksam ist. Die Beweisführung für diese nicht nur wissenschaftlich, sondern auch philosophisch so hochwichtige Entdeckung hier zu wiederholen, liegt außerhalb meiner Aufgabe. Ich kann nur von dem reinen Glück sprechen, das ich empfand, als ich von der Vorlesung las, die Dr. Bose eben in der königlichen Akademie der Wissenschaften gehalten hatte und die er mit folgenden Worten schloß:

»Es war dann, als ich das stumme Zeugnis dieser freiwilligen Erwiderungen« (die Erwiderung des Drucks, also der Empfindung im Metall) »entdeckte und in ihnen einen Teil der alles Seiende durchdringenden Einheit erkannte – – – – – – – es war dann, daß ich zum erstenmal ein wenig von der Botschaft verstand, die meine Vorfahren vor dreißig Jahrhunderten an den Ufern des Ganges verkündeten:

Nur die, die in all den wechselnden Erscheinungen des Universums nur das ewig Eine wirksam sehen, nur die kennen die ewige Wahrheit, außer ihnen ist keine, außer ihnen ist keine!«

So war mir das Ergebnis meines Denkens in dem kosmischen Leben, das mich umflutete, durch dasselbe Ergebnis wissenschaftlicher Forschung bestätigt: die Einheit eines, in aller Erscheinung sich offenbarenden, schaffenden Prinzips, das außerhalb unserer Fassungskraft liegt, vor dessen Gewißheit aber nach und nach alle die selbstgeschaffenen Götter und Götzen der suchenden Menschheit in den Staub sinken, während wir es in Andacht fühlen, es lebt auch in uns und unsere Aufgabe ist es, es immer siegender in uns zu enthüllen.

Dies denn ist mein zweiter Abschied von dir, o Welt, möge er mir ein gutes Andenken bei dir sichern!

Rom, Januar 1903.


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