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33. Im Urwald verirrt.

Lord Flitmore war mit Johann den Spuren der beiden Mokorongafresser gefolgt, die deutlich genug waren und schon durch die Bahn sich verrieten, welche die Dickhäuter sich durch das Dickicht gebrochen hatten.

Bald aber kreuzten sich verschiedene Elefantenspuren im Wald, und die richtige war nicht mehr zu erkennen, da alle frisch aussahen

Bei dem Suchen nach der Fortsetzung der ersten Fährte waren die beiden Jäger mehrmals im Kreise herumgegangen und schließlich konnte Flitmore nicht mehr unterscheiden, welches die Spur sei, der sie bisher gefolgt waren.

»Es ist einerlei!« sagte er. »Wenn wir nur irgendwelche Elefanten aufspüren; es ist nicht nötig, daß es eben die beiden seien, die wir am Waldsaum sahen. Folgen wir also einer beliebigen Fährte.«

Im Jagdeifer kam ihm, was für einen praktischen Mann, wie er einer war, kaum glaublich erschien, nicht einmal die Überlegung, daß er mit der ersten Spur den sicheren Rückweg verloren hatte.

Noch öfters kreuzten sich Elefantenwechsel, und der Engländer entschied sich stets für die, welche ihm als die frischeste erschien. Und so ging es die Kreuz und Quer, einmal rechts, einmal links, auf geraden und gewundenen Pfaden, – kurz, daß noch einer gewußt hätte, nach welcher der vier Himmelsrichtungen sie marschierten, davon war keine Rede, und vom Stand der Sonne war unter dem drei- und vierfachen Blätterdach nichts zu sehen.

Aber daran dachte Flitmore überhaupt nicht; er trug ja immer einen Kompaß bei sich, und die Steppe lag im Westen, – das genügte.

Außer den vielen Elefantenstapfen sah man keine Spur von etwas Lebendigem in diesem schweigenden Walde, abgesehen freilich von den zahlreichen Insekten, die am Boden hinkrochen; da waren zunächst braune, schwarze und gelbe Ameisen, die in langen, dichtgedrängten Reihen marschierten, hellglänzende, schokoladebraune oder tiefschwarze Tausendfüßler mit langgestreckten, schlangenähnlichen Leibern. Sonderbar gestaltete Fangheuschrecken, ölichte Erdraupen, die einen spiegelglatten, biegsamen Schleim absonderten, fielen sodann dem Beobachter ins Auge. Der Sonnenkäfer, mit seinem glänzenden Rot und seinen schwarzen Flecken, erschien von geradezu aufdringlicher Schönheit, und noch manche andere Käfer, Raupen, Spinnen, Wanzen und dergleichen mehr konnten dem Auge, das auf die Elefantenspuren achtete, nicht entgehen.

Plötzlich hielt der Lord Johann durch ein Zeichen zurück; wenige Schritte vor ihnen öffnete sich eine kleine Lichtung, auf der sich eine Elefantenmutter mit ihrem Jungen tummelte. Letzteres schien bereits dem Säuglingsalter entwachsen.

Vorsichtig pirschte sich der Lord näher heran, und als der Elefant zufällig ihm den Kopf zuwendete, konnte er, durch das Buschwerk gedeckt, aus nächster Nähe nach dem Auge zielen.

Die Wirkung des Schusses war eine blitzartige: das Tier brach sofort zusammen.

Als jedoch Flitmore nun vorsichtig, von Johann gefolgt, auf die Lichtung hinaustrat, fuchtelte der tödlich getroffene Elefant so wütend mit dem Rüssel umher, daß sie ihm ausweichen mußten.

Aber so viel Kraft besaß das sterbende Tier noch, daß es sich auf die Vorderfüße aufrichtete und sich seinem Mörder zuwandte, und obwohl dieser mit seinem Diener mit großer Gewandtheit dem drohenden Rüssel auswich, jagte der Elefant durch seine kreiselnden Drehungen die beiden mehrere Male um die Lichtung herum, ohne ihnen Muße zu lassen, einen zweiten Schutz abzufeuern.

»Das ist spaßhaft!« sagte der Lord gutgelaunt; aber er sollte es bald nicht mehr spaßhaft finden.

Der Elefant verlor in kurzer Zeit seine letzten Kräfte und dann fiel er tot um.

Rührend war es nun zu sehen, wie der junge Elefant, der bisher bloß als erstaunter Zuschauer dagestanden war, die tote Mutter mit dem Rüssel befühlte und vergebens suchte, sie zum Ausstehen zu bewegen oder sie auf die Beine zu ziehen.

»Wir müssen gleich zurück ins Lager,« sagte Flitmore, »es beginnt schon zu dunkeln. Morgen früh mögen die Schwarzen unsere Beute abholen. Hyänen und Schakale gibt es hier nicht, und Geier werden auch keine eindringen, das Fleisch ist uns also sicher. Aber dem Kleinen da haben wir die Mutter geraubt, wir sind ihm Fürsorge und Verpflegung schuldig; nehmen wir ihn mit.«

Das behagte John, denn es war ein reizendes, klug und treuherzig aussehendes Tier, dieses Waisenkind. Schnell schnitt er eine biegsame Schlingpflanze ab und band das eine Ende dem neuen Pflegling um den dicken Hals.

Der junge Elefant hielt dabei ganz still und ließ sich dann auch willig führen.

»Jetzt, wo sind wir hergekommen?« fragte der Lord seinen Diener.

Dieser sah sich im Kreise um und machte ein dummes Gesicht.

»Ja, Mylord,« erwiderte er, »das mag der Kuckuck wissen, da kommen so viele Elefantenpfade auf diese Lichtung heraus und einer gleicht dem andern aufs Haar. Wenn uns der Alte nicht so oft im Kreise herumgetrieben hätte! – – – Aber jetzt ist es unmöglich, herauszufinden, wo wir herausgetreten sind.«

»Ist auch nicht nötig,« meinte der Lord, indem er zu seinem Kompaß griff. »Wir haben auf dem Herwege hundert Umwege gemacht, wir würden sie doch nicht ausfindig machen; es ist auch besser, wir gehen auf dem geradesten Weg ins Lager. Aber wo habe ich nur meinen Kompaß?«

Ja, der fand sich nicht! Nicht in der linken Westentasche, wo er immer mit seinem heraushängenden Kettchen stak, nicht in einer der anderen Taschen, in denen er sich niemals befand.

Ein streifender Zweig mußte das Kettchen erfaßt und den Kompaß entführt haben!

Und das gerade jetzt, wo das kleine Instrument unentbehrlich war! Durch wieviel dornen- und rankenreichere Dickichte war der Lord schon durchgedrungen, ohne daß ihm sein Kompaß hängen geblieben wäre, dessen Verlust er hätte verschmerzen können, solange er in Gesellschaft war und landeskundige Führer hatte.

Nun erst, wo der Verlust das Leben kosten konnte, mußte er eintreten!

Aber da halfen keine tiefsinnigen Betrachtungen!

»Wo ist Westen?« fragte Flitmore wieder.

»Wenn Sie es nicht wissen, Mylord, dann kann es meiner Ansicht nach sowohl rechts als links, vor oder hinter uns liegen.«

»Ganz meine Meinung!« sagte der Lord äußerlich ruhig. »Aber eben das ist fatal, sehr fatal sogar! Wenn ich das geahnt hätte, dann hätte ich jeden andern auf die Jagd geschickt, ehe ich selbst gegangen wäre. Wer solche Eile hat, wie ich, sollte nur das eine, drängende Ziel im Auge haben. Aber der Fehler ist gemacht, vorwärts also!« und damit schlug er die Richtung ein, die er für die westliche hielt, die ihn aber südwärts führte.

Als die Nacht anbrach, baute Johann eine niedere Schutzhütte aus Zweigen und umgab sie mit Dornen. So schliefen die beiden im Urwald.

Die ganze Nahrung der beiden Verirrten im Laufe des folgenden Tages bestand aus wilden Früchten, die im Walde auch nur spärlich vorkamen; eine prachtvolle wilde Pflaume, eine grüne, birnenförmige Frucht mit weißem, süßem, birnenähnlichem Fleisch, die beide am Boden wuchsen, die roten Amomumfrüchte, Kornelkirschen, wilde Ananas, hartschalige Strychnusäpfel und eine glasig gelbe Beere, die nach Weintrauben schmeckte, – das waren die Genüsse, die notdürftig den Hunger stillen mußten.

Am Spätnachmittag wurde eine größere Lichtung erreicht, wo der Stand der Sonne festgestellt werden konnte.

»Wir müssen zurück!« sagte Flitmore. »Wir sind eine ganze Tagereise nach Süden zu marschiert. Jetzt gilt es, mindestens fünf Stunden nach Norden zurückzuwandern und dann links abbiegen, nach Westen; so treffen wir ungefähr auf unsern gestrigen Lagerplatz.«

Die Sache stimmte, nur war es eben im dichten Urwald so gut wie unmöglich, eine bestimmte Richtung einzuhalten.

Noch eine Stunde verfolgten sie ihren Weg rückwärts, dann mußten sie ihr zweites Nachtlager im Walde halten.

Der junge Elefant trabte nun immer voran und bahnte die Wege; Johann konnte ihn mit Leichtigkeit am Stricke lenken.

»Er muß einen Namen haben,« sagte Flitmore. »Ich will ihn ›Mietje‹ nennen; es ist ein Weibchen.«

Als etwa vier Stunden am nächsten Tage zurückgelegt waren, bog Flitmore links ab, nach Westen, wie er dachte, in Wirklichkeit aber stark nordwestlich, denn unvermerkt hatte sich ihre bisherige Marschrichtung, statt scharf nördlich, nach Nordosten gewendet.

Auch in dieser Richtung wollte der Wald kein Ende nehmen und der Hunger quälte die Wanderer empfindlich.

»Was sagst du dazu, John? Wir werden wohl Mietje schlachten müssen, um unser Leben zu erhalten?«

»O nein, Mylord!« rief Johann. »Lieber verhungere ich oder nähre mich von Blättern und Baumrinde: Es wäre sozusagen grausam, das freundliche, unschuldige Tier zu töten.«

»Das ist eine schöne Gesinnung,« lobte der Lord. »Ich könnte es auch niemals übers Herz bringen, und wäre es auch nur, weil es Mietje heißt. Aber Mietje muß verhungern, wenn wir verhungern müssen.«

»Oh, Mietje kann sich schon selbst ernähren.«

»Du verstehst mich falsch, John! Du kannst nicht verstehen, was ich meine. Ich denke nicht an unsern kleinen Elefanten.«

An diesem Tage nährten sich die beiden, außer von den seltenen Früchten und Beeren, tatsächlich von Blättern und Rinden, dazu von Käfern und Fangheuschrecken, die allerdings eine ganz magere Kost abgaben.

Der dritte Tag brach an; es war der Morgen, an dem die Karawane abzog, den unheilvollen Hungermarsch antretend.

Auch Flitmore und Johann litten schwer unter dem Hunger und bei ihrer zunehmenden Entkräftung ging der Marsch langsam voran. Den Elefanten zu besteigen, war im Walde unmöglich, da sie sonst mit Zweigen und Ästen in gefährliche Zusammenstöße geraten wären.

Und der Wald wollte und wollte kein Ende nehmen! Der Lord begann zu ahnen, daß er auch diesmal die westliche Richtung verloren habe, sonst hätten sie schon längst die Steppe erreicht haben müssen.

Als sie mittags, vom Hunger gequält, rasteten, schrie Johann plötzlich laut auf.

Flitmore öffnete die Augen und erblickte eine ungeheure Riesenschlange, die ihre Ringe um des Dieners Leib schlang, in gegen den Baum pressend, an den er sich gelehnt hatte.

Ein Schuß war selbstverständlich unmöglich. Aber der Lord sprang auf und zog sein Jagdmesser, um zu sehen, wie er mit dem Python fertig werden könnte, der dem Herbeieilenden seinen scharfbewehrten weitgeöffneten Rachen entgegenstreckte.

Auch ein wuchtiger Messerstich schien hier nichts zu nützen; von oben geführt, hätte er den schwanken, nachgebenden Kopf nur hinuntergestoßen, ohne ihn wesentlich zu verletzen, von vorn aber hätte er wohl den Hals der Schlange durchbohren können, indem er gegen Riegers Brust gedrückt worden wäre, aber dann wäre auch dieser selbst schwer, vielleicht tödlich verwundet worden.

Einen Augenblick stand der Lord ratlos und dachte daran, sich auf die Rückseite des Baumes zu begeben, um dort die Ringe des Schlangenleibes zu durchschneiden.

Aber das Reptil war behende und drohte, ihn selber mit seinem sich blitzschnell immer länger nach vorwärts dehnenden Oberleib zu umschlingen.

Es war aber ein Retter da, an den weder der Engländer noch sein Diener gedacht hatten.

Mietje, der Elefant, war aufmerksam geworden, und kaum hatte er die Schlange erblickt, so streckte er, von der Seite kommend, seinen Rüssel kerzengerade aus und ließ einen wütenden Trompetenton erschallen.

Im nächsten Augenblick hatte er seinen Rüssel um den Hals der Riesenschlange gewickelt und preßte ihn mit seiner gewaltigen Muskelkraft zusammen.

Vergeblich wand sich das Scheusal in dieser tödlichen Umarmung; die Ringe lösten sich von Johanns Körper und der Halberstickte atmete auf. Dem Lord aber war es nun ein leichtes, den festgehaltenen Kopf des Reptils mit seinem scharfen Fänger vom Rumpfe zu trennen.

Es wäre dies nicht einmal nötig gewesen, denn der Erstickungstod war dem Python sicher.

»Ah!« sagte Johann, sich streckend und dehnend. »Das war die höchste Zeit, Mylord; mein Schnaufer war mir schon sozusagen ausgegangen. Ich muß ganz blau sein! Doch nun habe ich den Dank, daß wir das Tier nicht geschlachtet haben; aber es soll es auch gut haben in meiner Pflege, das will ich schwören!«

»Es ist gut abgelaufen!« sagte der Lord, »und wir haben vorzügliches, zartes Fleisch, das für ein paar Tage ausreicht, wenn wir uns nicht scheuen, es auch dann zu verzehren, wenn es etwas stark zu duften anfängt.«

»O Mylord,« versicherte Johann, »ich denke, wir werden sozusagen nicht zimperlich sein, wenn wir nur etwas für den Magen haben.«

»Gut! Häute die Schlange ab.«

Johann besorgte dieses Geschäft und lud Haut und Leib der Schlange dem Elefanten auf; dann wurde weitermarschiert, um eine Lichtung zu suchen.

Bald fand sich auch eine solche, und zwar eine so ausgedehnte, daß sich auch die Sonne wieder blicken ließ.

Flitmore erkannte sofort, daß sie bisher zu sehr nach Norden gehalten hatten, und beschloß nun, ziemlich scharf nach links abzubiegen, um nun durch einen Marsch nach Südwesten die Steppe sicher zu gewinnen.

»Es ist ein Glück, daß die Sonne hier herein scheint,« sagte er. »Nun können wir Feuer machen und brauchen uns nicht mit rohem Schlangenfleisch zu begnügen.«

Alsbald raffte der Diener dürre Zweige und trockenes Laub zusammen; der Lord aber zerfaserte das Ende einer abgestorbenen Liane und griff zu seinem Brennglas.

Zündhölzer hatte er keine bei sich, das große Brennglas war jedoch sein ständiger Begleiter und oft hatte er es dazu benützt, seine kurze Pfeife damit in Brand zu stecken.

Dieser Zauber versetzte die Neger stets in das größte Erstaunen und sie riefen dann wohl: »Bwana Mkubua das Feuer von der Sonne herabziehen! Auch die Sonne ihm gehorchen und seinen Tabak anzünden!«

Hier im Wald war ihm freilich das Glas nutzlos gewesen, solange kein Sonnenstrahl die dichten Wipfel durchdrang; er hatte aber auch kein Feuer benötigt, da es bisher nichts zu kochen und zu braten gab.

Nun aber wurde ein lustiges Feuer entzündet, nachdem Flitmore den Lianenbast in Glut versetzt hatte. Die ganze Schlange wurde gebraten und ein ansehnliches Stück davon labte die ausgehungerten Mägen. Der Rest, der immer noch sechs ausgiebige Mahlzeiten für zwei Personen abgeben mochte, wurde in Blätter und Rindenstücke verpackt und Mietje samt der Schlangenhaut aufgeladen.

Aus letzterer hatte Flitmore zwei Stücke geschnitten, die Johann, der immer Nähzeug mit sich führen mußte, nach des Lords Anweisung um die Griffe ihrer beiden Gewehre nähte. Am Griffe trocknend umschließt ihn die starke und zähe Schlangenhaut fest und haltbar wie Bandeisen: dadurch wird das Abbrechen des Schaftes verhindert, das bei den allzudünn gearbeiteten Griffen sonst häufig erfolgt.

Noch einmal mußte im Walde übernachtet werden; aber fernes Löwengebrüll, wie sie es in den Steppen beinahe allnächtlich zu hören bekamen, kündete den Verirrten an, daß der Wald bald ein Ende haben würde.

Und so war es auch: schon in der nächsten Morgenfrühe schimmerte es ihnen licht entgegen durch die Bäume, die den ungeheuren Urwald gegen die Steppe abgrenzten.

»Mylord, ein Leopard!« flüsterte Rieger seinem Herrn erregt zu, als sie sich anschickten, den heillosen Wald zu verlassen.

Er hatte das gefürchtete Raubtier auf einem Baume entdeckt, an dem sie eben im Begriffe waren vorüberzuschreiten. Wie leicht hätte da einer von ihnen das Opfer seines heimtückischen Überfalls werden können!

Flitmore sah in der angegebenen Richtung empor und legte an.

Da kletterte der erschrockene Leopard blitzschnell am Baum herunter und warf sich dem Lord zitternd zu Füßen.

»Holla!« rief dieser lachend. »Da hätten wir bald eine arme Negerseele ins Jenseits befördert! So geht's, wenn man sich so grausam vermummt!«

Er beruhigte den geängstigten Schwarzen, der sich in ein Leopardenfell gehüllt hatte, und fragte, ob er nichts von einer großen, von Weißen geführten Karawane wisse.

Der Eingeborene berichtete, daß eine solche gestern nachmittag hier vorbeigezogen sei, aber so weit westlich, daß er nicht erkennen konnte, ob Weiße dabei waren.

Die Leute seien südwestlich gewandert, in welcher Richtung auf Tagereisen hin kein angebautes Land zu finden sei, während im Südosten, hinter einem schmalen Streifen des Waldes, der hier auch sein südlichstes Ende erreiche, sein Dorf sich befinde in fruchtbarer und bevölkerter Gegend, kaum zwei Stunden von hier entfernt.

Der Lord besann sich einen Augenblick, ob er sich in diesem Dorfe erst mit Lebensmitteln versehen sollte. Aber umsonst würde er kaum welche bekommen haben, Tauschmittel besaß er keine, und mit Gewalt sich in den Besitz von Bananen und Getreide zu setzen, dazu waren zwei Mann nicht imstande, selbst wenn Flitmore solchen Raub, auch aus Not, nicht verabscheut hätte.

Überdies war keine Zeit zu vergeuden, wenn er die Karawane einholen wollte, die einen Tagemarsch Vorsprung hatte.

Zu zweit kamen sie natürlich viel rascher voran, als die große, schwerfällige Karawane, zumal jeder nun abwechselnd auf dem Elefanten reiten konnte, während der andere ihn führte. Auf diese Weise konnte ein rascher Trab angeschlagen und beinahe ohne Unterbrechung weitergeeilt werden. So hoffte Flitmore, wenn er sich nicht aufhalte, am dritten Tage die Freunde zu erreichen, und bis dahin reichte der Schlangenbraten bei einiger Sparsamkeit aus.

In Wirklichkeit sollten sie bälder an ihr Ziel gelangen, als der Lord dachte; denn die erschöpfte Karawane war, wie wir wissen, am dritten Marschtag liegen geblieben, und da Flitmore ziemlich südlich vom Lagerplatz, wo die Elefanten gejagt worden waren, aus dem Walde kam, konnte er von hier aus in anderthalb Tagen die Strecke bewältigen, zu der die Freunde einen und zwei halbe Tage gebraucht hatten.

Zunächst schlug der Lord eine beinahe westliche Richtung ein, um sobald wie möglich die Spur des Wanderzuges zu finden und dann auf sicherem Wege ihm zu folgen.

Um die Mittagszeit war denn auch der breite Weg erreicht, den die Karawane getreten hatte.


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