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Vierundzwanzigstes Kapitel.

Acht Jahre später. – Spaziergang auf dem Père-Lachaise.

Die Zeit verstrich, Adrian Formerey hat sein Versprechen gehalten; jeden seiner Augenblicke weihte er seiner Nichte, die er liebt, als wäre sie sein eigen Kind, er hält ihr Lehrer und läßt sie unter seinen Augen lernen, denn er will sie nicht von sich entfernen.

Anfangs war Laura nach der Trennung von ihrem Vater traurig gewesen; nach und nach führte die zärtliche Sorgfalt, die Freundschaft ihres Oheims, der Aufenthalt in einem schönen Hause, der Genuß eines herrlichen Gartens wieder Freude in ihr Herz und freundliches Lächeln auf ihre Lippen. Es ist ganz natürlich, daß ein Kind seine ersten Neigungen vergißt ... wie selten doch sind wir ihnen im reiferen Alter treu! ... doch fragte Laura öfters um Nachricht von ihrem Vater; aber Adrian ward alsdann ernster und erwiderte kurz: »Ich weiß nicht, wann er wiederkommen wird.«

Dagegen hörte Leoniens Bruder sehr gerne, wenn sie von ihrer Mutter sprach; er ließ seine Nichte die geringfügigsten Umstände, welche ihr Gedächtniß ihr zurückrief, wiederholen; mit Rührung hörte er ihr zu, wobei er zuweilen ausrief: »Arme Leonie!« hierauf nahm er Laura in seine Arme und küßte sie, hinzufügend: »Du wirst gut und liebenswürdig werden, wie sie! ... aber Du sollst glücklicher sein.«

Laura wuchs heran, von Tag zu Tag ward sie schöner, ohne daß sie darum an Sanftmuth, Gefühl und Dankbarkeit verlor; sie machte das Glück ihres Oheims, Alle, die sie kannten, liebten sie. In der angenehmen Zurückgezogenheit, welche ihr Oheim gewählt hatte, verfloß ihre Jugend friedlich unter Studien und unschuldigen Vergnügungen; nichts störte fürder den Frieden ihrer Tage, und Adrian sagte oft in ihren Anblick versunken: »Armes Kind! ich wußte wohl sicher, daß er nicht käme, Dich zurückzufordern!«

Justin hatte die Erlaubniß von Laura's Oheim, Leoniens Tochter zu besuchen, benützt; und Adrian Formerey hieß den jungen Arbeiter stets aufs Freundlichste willkommen. Als dieser sich jedoch überzeugt hatte, daß Laura glücklich sei, daß sie die Unfälle ihrer ersten Jahre vergessen habe, da ging er weniger häufig zu ihr und machte ihr endlich nur noch seltene Besuche; denn Laura's Anblick riß stets aufs Neue die Wunden des armen Justin auf.

An einem schönen Septembermorgen schritten zwei Männer auf der Straße nach Paris bei der Barrière von Clichy vorwärts; sie waren schmutzig, schlecht gekleidet und schlecht beschuht, der Eine bleich und abgezehrt, hatte die Augen auf den Boden geheftet, seine Züge verkündeten Leiden und Muthlosigkeit; der Andere, wiewohl sein Kostüm um nichts reicher war, trug Kopf und Nase hoch, hatte den Hut herausfordernd auf der Seite sitzen und drehte eine schlechte Weidengerte in seiner Hand. Im Augenblicke, wo sie die Varrière passiren sollten, hielt der Erstere an und rief: »Nein! ... so wie ich hier bin, trete ich nicht in Paris ein ... und noch dazu beim hellen Tage ... wenn ich von einem alten Freunde erkannt würde ... Ha, Mongérand! das ist also der Erfolg jener schönen Plane, die wir vor acht Jahren uns bildeten, als wir Paris verließen! ... Warum mußte ich Dir damals begegnen! Dich anhören! ... Hätte ich den Rath von Leoniens Bruder befolgt, käme ich jetzt vielleicht reich zurück! ...«

»Willst Du Deine Jeremiaden wieder anfangen, Karl? Donnerwetter, Du wirst höchst langweilig. Wir haben kein Glück gemacht! ... ist das mein Fehler? ... in England war ich auf dem Punkt, zwanzig Frauen zu heirathen ... ich weiß nicht, warum sie alle im entscheidenden Augenblicke anderen Sinnes wurden. In Deutschland ging's nicht übel; aber die eigensinnigen Deutschen sind teufelmäßig streitsüchtig! ich war unaufhörlich genöthigt, mich zu schlagen! ... ich, der nur den Frieden liebt ... Hierauf haben wir Italien, die Alpen, einen Theil Böhmens durchwandert ... o! wir haben manches Land gesehen ... das Reisen ist belehrend, es wird uns gut kommen ... wir sind keine Unbesonnene mehr ... Wenn Du willst, so schreiben wir unsere Reisen zur Belehrung der Jugend.«

»Und meine Tochter ... meine arme Laura! ... seit acht Jahren habe ich sie nicht gesehen ... ach! sie wird wohl nicht mehr an mich denken! ... und ich habe kein Recht, sie von ihrem Onkel zurückzufordern.«

»Wie mir scheint, ein großes Glück für sie ... was Teufel würdest Du mit Deiner Tochter machen? ... Nun, vorwärts! ...«

»Ich mag noch nicht nach Paris hinein. Ich bleibe an den äußern Boulevards ... geh' wohin Du willst ... laß mich ...«

»Ist er drollig! ... was gibt's denn heute ... man möchte sagen, er mache den Trotzkopf! ...«

Karl gibt keine Antwort. Längs den neuen Boulevards geht sein Weg; Mongérand folgt ihm in der Entfernung von einigen Schritten, indem er allein das Gespräch fortsetzt:

»Noch sind wir nicht ohne Hülfsquellen ... erstlich hab' ich noch sieben Franken in der Tasche ... Du besitzest noch immer Dein Talent auf der Violine ... das uns mehr als einmal in fremden Landen nützlich gewesen ... außerdem habe ich diese schöne Tabaksdose von Schildkrötenschale mit goldenen Scharniren, welche mir meine letzte Eroberung gegeben, und dieses Paar Pistolen, ein Geschenk des alten Militär für die Leitung des Orchesters bei seiner Hochzeit; dieser brave Mann sagte zu uns: Sie werden Euch unterwegs zu Eurer Vertheidigung dienlich sein ... Meine erste Sorge in Paris soll sein, die Pistolen oder die Tabaksdose zu verkaufen, um Dir eine Violine anzuschaffen ... dann gründe ich einen freien Ball auf Subscription ... sechs Franken monatlich; man tanzt alle Tage und kann dabei rauchen. He, was sagst Du dazu ... Karl? ... Ha, Donnerwetter! wenn Du taub wirft, kannst Du meinen Ball nicht gut leiten.«

Karl geht seines Weges fort und antwortet nicht mehr. Als sie bei der Barrière von Ménilmontant vorüberkamen, stößt Mongérand einen Schrei aus und faßt Karl mit den Worten beim Arm:

»Welches hübsche Zusammentreffen! sieh einmal das Paar an, das hier heraufkommt ... erkennst Du sie an ihrem griesgrämigen Gesicht? ... Rozat ist's ... Rozat mit seiner Frau ... sie hatten einander verlassen, und werden jetzt wieder beisammen sein ... – Ei, was kümmern mich diese Leute? – Ich will Ihnen ein Paar Worte sagen.«

Mongérand bleibt stehen, Karl setzt seinen Weg fort. Herr Rozat und seine Frau kamen gegen Ménilmontant herauf. Ihre Toilette ist sehr einfach und zeugt nicht mehr von Wohlhabenheit. Der Herr stützte sich auf seinen Stock, Madame trug etwas in einem Tuche. Der erstere brummte, daß Madame sich an ihn hängte, und die letztere, daß sie ein Paket tragen mußte.

Mongérand stellte sich vor sie hin, mit dem Ausruf: »Guten Tag, alte Turteltauben! ...«

Herr und Madame Rozat hielten mit einer Bewegung des Staunens an und wollten dann seitwärts abbiegen. »Lassen Sie uns doch gehen, mein Herr, wir kennen Sie nicht,« antwortet Rozat trocken.

»Ah! Du erkennst mich nicht, schöner Blondkopf! nun wohl, ich kenne Dich, obgleich Dir der Name schöner Blondkopf nicht mehr ansteht; denn Du bist seit acht Jahren gewaltig häßlich geworden! ... Und auch Madame hat sich zu ihrem Nachtheil sehr verändert; ich sage es nicht, um ihr ein Compliment zu machen! Gott! wie alt seid ihr Beide geworden! ...«

»Ah! ... das ist, glaube ich, Herr Mongérand ... – Er selbst, lieber Freund, der, wie Ioconde, lange Zeit die Welt durchwandert hat! Ihr habt Euch wieder ausgesöhnt, zärtliches Paar?«

»Ja!« versetzt Madame Rozat mit ironischer Miene, »nachdem der Herr sein Alles mit Weibsleuten durchgebracht hatte, kam er zu mir zurück ... und jetzt muß ich seinen Rheumatismus pflegen. – Ihr seid Beide recht rührend ... Hört einmal, ich werde einen Ball auf Subscription eröffnen, und da es mir vorkommt, als könnet ihr das Tanzen gut brauchen, so biete ich Euch ein Abonnement an. – Was bedeuten diese schlechten Witze? Laßt uns gehen, mein Herr, wir haben Eile, man erwartet uns. Nun, Madame, vorwärts! – Ihr wollt nicht subscribiren? so lebt wohl, liebenswürdiges Ehepaar; auf Ehre, ihr dauert mich, daß ihr so abscheulich häßlich geworden seid, so arg ist's denn doch nicht erlaubt.«

Rozat und seine Frau entfernen sich, Mongérand zum Teufel wünschend; dieser folgt dem von Karl eingeschlagenen Weg, holt ihn aber erst vor dem Eingang des Gottesackers du Père-Lachaise ein, wo Karl stehen geblieben ist und in Betrachtungen versunken scheint.

»Was machst Du da vor diesem Kirchhof? – Ich denke, daß hier die Ruhestätte meiner Gattin und meines Sohnes sei! ich habe Lust, einzutreten. – In was soll das gut sein? ... wenn man's nicht anders machen kann, ist's noch Zeit genug, da einzutreten ... da gehe ich lieber in diese Weinschenke, die ich dort unten erblicke. – Und ich will in den Kirchhof. – Nach Belieben.«

Mongérand nimmt die Richtung nach einer Weinkneipe und Karl geht mit bewegtem Herzen, feuchten Augen, langsam, feierlichen Schrittes in das große Feld der Ruhe.

Es liegt in dessen Umkreise etwas Imposantes, Ergreifendes, etwas, das uns in Nachsinnen versenkt. Wer vermöchte fühllos zu bleiben bei dem Anblick dieser Gräber, dieser Kreuze, dieser Denkmäler der Achtung und der Liebe? Warum müssen aber zuweilen lächerliche oder prahlerische Inschriften selbst hier auf dieser Stätte der Todten an die Thorheit oder die Eitelkeit der Lebenden erinnern?

Ihr, die ihr beklommenen Herzens unter diesen Gräbern wandelt, die ihr aber noch keinen Gegenstand eurer innigen Liebe zu beweinen hattet, ermesset, mit welchen Empfindungen man eine Gattin oder einen Sohn hierher geleiten muß; wenn es aber noch einen herbern Schmerz gibt, so ist's gewiß der, wenn man nicht weiß, wo die Asche unserer Lieben ruht, um vor ihrem Grabe niederknien und ihrem Gedächtniß einige Blumen weihen zu können.

Solchen Schmerz empfindet Karl in diesem Augenblicke; er beneidet die Frauen, die jungen Gatten, welche das letzte Asyl des Gegenstandes ihrer Zärtlichkeit besuchen; neidisch folgten ihnen seine Blicke; die Einen legen Kränze auf dem Grabstein nieder. Andere pflücken eine Blume, welche innerhalb des umzäunten Raumes auf dem Grabe ihrer Lieben aufgeblüht ist, oder erneuern sie die von der Zeit verwelkten.

»Ach, sie sind weniger unglücklich als ich,« spricht Karl bei sich selbst. »Ich fühle, daß es noch möglich ist, auch an diesem traurigen Orte einige Tröstungen zu holen ... Es ist ein Trost, sich sagen zu können: Ich bin bei ihr! ... Ich aber! ... ich vermochte nicht einmal ihr ein Denkmal setzen zu lassen ... Meine Frau, mein Sohn! ... wo möget ihr schlafen? ... Mein müdes Haupt kann nicht auf der Erde ruhen, die euch birgt ... Ach, mein Herz ist zerfleischt ...«

Unter diesem marternden Selbstgespräch schritt Karl durch die Gräber hin, den Kopf auf die Brust gesenkt, mit blutendem Herzen; sobald er Jemand gewahrte, entfernte er sich eilends und suchte die düstersten Stellen auf, um sich hier ungehindert seinem Schmerz zu überlassen.

Auf der Höhe des Todtenfeldes angelangt, befindet er sich vor einer dichten Baumwand in einer Art von Umzäunung, wohin des Tages Helle nur mit Mühe dringt; Thränenweiden verdecken hier beinahe völlig ein bescheidenes Grabmal. Karl setzt sich vor demselben nieder; dieser düstere Ort gefällt ihm; er lehnt seinen Kopf an das Eisengitter, welches das Grabmal umgibt, und geraume Zeit verharrt er in dieser Stellung; er sieht und hört nichts um sich her, er ist wie erstarrt in seinen Erinnerungen.

Endlich kommt er wieder zu sich; er fühlt sich besser: ein wenig Ruhe kehrte wieder in seiner Seele ein. Rings fallen seine Blicke umher, er will wissen, wer in diesem Grabe ruht, das ihm als Stützpunkt diente; auf dem Stein, den das Gitter beschützt, liest er die Worte: » Hier ruhen Leonie und ihr Sohn Felix

»Leonie! ... Felix! ...« ruft Karl aus, vor dem Grabmal auf die Kniee fallend. »Meine Frau! mein Sohn! ruhet ihr hier! ... ihr müßt es sein ... ich fühle es an dem Zauber, der an diesem Orte mich bewegte. Diesen Frieden, der in meine Seele eingezogen ist, habt ihr mir zugesandt ... Doch ein Grabmal, Blumen, welche man pflegt, unterhält ... wie wäre dies möglich? ... wer hat denn für euch gethan, was ich hätte thun sollen! ...«

Ein leichtes Rauschen läßt sich durch die Bäume vernehmen. Karl schlägt die Augen auf, ein Mann kam auf das Grabmal zu, er tritt näher ... Karl stößt einen Schrei aus, wie er ihn erkennt.

»Justin! ... Justin an diesen Orten ... Ach! er ist es abermals, dem ich diesen letzten Trost verdanke ... Sie ist da! nicht wahr, Justin? meine Frau und mein Sohn sind hier bei uns? ...«

»Ja mein Herr,« versetzt Justin, der Karl jetzt erkannte und von dem Zustand der Entblößung, in welchem er ihn wieder findet, ergriffen scheint. »Ja, Ihre Frau und Ihr Sohn ruhen hier ... Zuerst hatte ich diesen kleinen Raum gekauft ... später ließ ich diesen Grabstein aufrichten. Er ist sehr bescheiden ... doch ein einfacher Stein genügt, um die Geliebten zu beweinen. Jede Woche besuche ich dieses Grab ... ich unterhalte Blumen in diesem kleinen Räume ... Kommen Sie ... treten Sie mit mir ein ... Gleich mir, wird Ihnen dünken, Sie seien noch bei ihnen.« Justin öffnet die Thüre, welche durch die eiserne Umzäunung des Grabes führt; hier befindet sich wiederum eine kleine Stelle, auf welcher Leoniens Lieblingsblumen gepflanzt sind.

Karl lehnt seine Stirne auf den Stein, zu wiederholten Malen küßt er denselben, die Worte murmelnd: »meine Frau! ... mein Sohn!« So bleibt er lange Zeit, während seine Thränen reichlich stießen. Justin von seinem Schmerz gerührt, ist genöthigt, ihn zu trösten.

»Ach! Herr Justin,« ruft Karl aus, »Sie müssen hier in Ihren Erinnerungen die Belohnung für all das Gute finden, das Sie an uns gethan ... ich aber bin hier niedergebeugt von meinen Gewissensbissen! ... Ich fühle, daß ich durch meine Lebensweise den Tod einer Frau herbeigeführt habe, welche nicht einen einzigen Tag aufhörte, mir die zärtlichste Liebe zu beweisen.«

»Wenn sie Sie hören kann, Herr Karl, so seien Sie überzeugt, daß sie Ihnen verzeiht und nicht will, daß Sie sich der Verzweiflung hingeben.«

Justin gewahrt, daß Karl nicht die Kraft hat, seinen Schmerz zu ertragen, er entfernt ihn von dem Grabmal, dessen Gitterthüre er wieder verschließt, und zieht ihn dann weithin mit sich fort; aber noch ehe sie das letzte Asyl Leoniens aus dem Gesicht verlieren, wenden Beide den Kopf häufig zurück, um es noch einmal zu erblicken.

Nachdem sie lange fortgeschritten sind, sagt Karl, der wieder zu sich selbst gekommen ist, zu seinem Begleiter: »Nach achtjähriger Abwesenheit lange ich so eben an ... ich weiß nicht, ob der Himmel mir nicht Alles entrissen hat ... Wissen Sie, ob Laura? ...«

»Sie lebt, mein Herr; sie ist beinahe eben so schön geworden als ihre Mutter; noch nicht sehr lange habe ich sie gesehen. Sie ist fortwährend bei ihrem Onkel, der sie zärtlich liebt, alle Sorgfalt auf ihre Erziehung verwendet.«

»Sie lebt! ... ha! ich athme wieder ... aber ... ach! sie lebt nicht mehr für mich! ... Sie wissen die Bedingungen, welche ihr Oheim mir auferlegt! ... Ich hoffte, ich werde eines Tages ... aber nein! ... ich komme arm, elend zurück ... ich kann mein Kind nicht zurückverlangen! ... Gleichviel! ich will es sehen ... o! ich will es sehen!«

»Es kann Sie nicht betrüben, Ihre Tochter glücklich zu wissen, Sie können nicht wünschen, ihr Glück zu trüben! – Ich verstehe Sie, Justin, der Anblick ihres Vaters ... in einem so erbärmlichen Zustand ... würde das Herz meiner armen Laura zerreißen! ... In der That ... Sie haben Recht! – Das sage ich nicht, wenn Sie aber ein wenig warteten ... – Sie ist immer in Pierresitte, nicht wahr? – Ja, mein Herr. – Das genügt; adieu, Justin!«

Sie waren beim Eingang des Gottesackers angelangt; Justin läuft Karl nach und halt ihn mit den Worten auf: »Mein Herr, warum verlassen Sie mich so schnell? ... Ich habe Ihnen nichts anerbieten ... vorschlagen können ... Ich habe nicht viel Geld bei mir ... doch ... wenn ich wagen dürfte! ...«

Justin hatte seine Börse gezogen, drehte sie in seinen Händen hin und her, und seine Augen baten Karl, sie anzunehmen; dieser stößt das dargebotene Geld zurück: »Ich danke Ihnen, Justin,« entgegnete er, »ich bedarf nichts! – Ach, mein Herr! Sie weisen mich ab ... – Ich wiederhole Ihnen, ich bedarf nichts ... Sie haben schon genug für mich gethan! – Wenn Sie dieses Geld ausschlagen, mein Herr, so versprechen, schwören Sie mir, daß Sie in Paris zu mir kommen wollen; da, hier ist meine Adresse; ich bin jetzt selbst etablirt, habe einen Laden; das Glück hat meine Arbeiten begünstigt; ich bin allein, unverheirathet und demzufolge Herr meines Guts ... Sie kommen zu mir, nicht wahr, mein Herr!«

Karl nimmt die Adresse, schiebt sie in die Tasche und drückt Justin die Hand mit den Worten: »Ja, ich werde Sie besuchen ... wenn ich meine Tochter gesehen habe!«

Hierauf verläßt er eilfertigen Schrittes den Gottesacker.


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