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Achtes Kapitel.

Häusliches Leben.

Mehrere Monate waren seit Karls und Leoniens Vermählung verflossen; Karl nahm seine Frau nicht mehr auf den Schooß, um zu addiren, er beschäftigte sich etwas mit seinen Handelsangelegenheiten. Leonie trug die Frucht der Liebkosungen ihres Gemahls unter dem Herzen; sie war immer gleich sanft, gleich gut, da ihr Mann sie übrigens nicht mehr am Schreiben hinderte, hatte sie sich wieder an ihre Bücher gemacht und suchte die Zeit einzubringen, welche zwar nicht verloren, doch anders verwendet worden war.

Leonie gewahrte bald, daß ihr Gatte in den Geschäften nicht die nämliche Emsigkeit, denselben Eifer zeige, als ihr Oheim; ihm dies aber bemerklich zu machen, wagte sie nicht. Mehrmals hatte Karl wichtige Zusammenkünfte und vortheilhafte Geschäfte versäumt, weil er einem Freunde begegnet war, der ihm ein Frühstück oder eine Billardpartie vorgeschlagen hatte, was er abzuweisen nie die Kraft besaß. Seine Frau zankte jedoch, aus Furcht, langweilig zu werden, nicht mit ihm; einmal hatte Karl geäußert, er könne es nicht leiden, wenn man brumme und murre, und wie sollte man auch mit einem Manne zanken, der sich artig, galant, verliebt zeigt und den kleinsten Wünschen seiner Frau zuvorkommt. Bemerkte Leonie auf dem Spaziergang einen Shawl, ein Kleid, dessen Stoff ihr gefiel, gleich brachte man ihr am andern Tag Kleid und Shawl; dasselbe war mit Hüten und Geschmeide der Fall. Sagte Leonie zu ihrem Gatten: Du läßt mir nichts zu wünschen übrig, bist gar zu galant gegen mich, lieber Freund, so antwortete Karl: »Ei! warum sollte ich Dir nicht kaufen, was Dir gefällt. Wir sind wohlhabend, ich will Dir geben, was Dein Herz begehrt; ich wünsche, daß Du stets völlig nach der Mode geputzt bist, mit einem Wort, meine Frau soll mir Ehre machen.«

Glücklicherweise war Leonie nicht kokett, denn in kurzer Zeit würde sie ihre Schränke voll Putz und Geschmeide gehabt haben; doch weit entfernt hievon, nahm sie die Gewohnheit an, beim Ausgehen mit ihm nicht mehr vor einem Laden stehen zu bleiben, für keinen ihr in die Augen fallenden Gegenstand mehr eine Vorliebe zu zeigen. Leonie war eine seltene Frau; man wird mir einwenden, es fänden sich vielleicht viele solche, wenn die Ehemänner so galant wären, wie der ihrige, was gleichfalls sehr selten ist.

Mama Darville besuchte ihre Kinder häufig; sie fragte Leonie, ob Karl sie glücklich mache. »O ja!« antwortete dann die junge Frau. »Wie sollte ich mit Ihrem Sohn nicht glücklich sein? er ist gut, er thut, was man will!«

Entzückt kehrte die Mama heim; dem Onkel Formerey schrieb sie: »Das Hauswesen geht vortrefflich: unsere jungen Leute sind einig; ich bin recht zufrieden.« Daraus zog der Oheim den Schluß, die Neuvermählten leben ganz ihren Geschäften und ihr Handel gedeihe.

Als Karl eines Tages einer wichtigen Angelegenheit halber ausgegangen war, kam er mit einem großen, elegant gekleideten Herrn zurück, welcher Leonie auf pretentiöse Weise begrüßte.

»Liebe Freundin,« redete Karl sie an, »hier stelle ich Dir einen meiner Schulkameraden, Herrn Rozat, vor.«

Leonie empfängt den Freund ihres Gatten mit Zuvorkommenheit; Herr Rozat verbeugt sich tief vor Karls Gemahlin, wobei er zu diesem spricht: »Ich mache Ihnen mein Compliment, mein Lieber; man hatte mich durch die Behauptung, Sie hätten eine der schönsten Frauen von Paris, nicht getäuscht.«

Leonie erröthet; Karl antwortet: »Wer sagte Ihnen das? – Ah! Jemand ... auf dessen Namen ich mich nicht mehr entsinne ... kurz, ich sehe, man übertrieb nicht. Sie sind ein glücklicher Sterblicher. – Sie dürfen sich hoffentlich ebenfalls nicht beklagen: Ihre Frau Gemahlin ist sehr hübsch. – O! gewiß ... Teufel ... weit entfernt, mich zu beklagen ... doch hindert das nicht, die Schönheit überall zu bewundern, wo man sie trifft.«

»Schönheit ist nur ein vergängliches Gut,« fiel Leonie ein, »und ich bin der Meinung, daß eine Frau, die sonst nichts besäße, ihren Gatten nicht lange beglücken würde; ich gefalle mir in dem Glauben, um einen Mann zu fesseln, sei noch etwas mehr erforderlich.«

»Ausnehmend schön gedacht!« ruft Herr Rozat aus, »ein Beweis, daß Madame mit ihren physischen Vorzügen auch herrliche Tugenden vereint.«

Leonie antwortet nicht mehr, aus Furcht, sich abermals ein Compliment von dem Herrn zuzuziehen, der sie Jedem nur so mir nichts dir nichts ins Gesicht wirft, und sie ist froh, wie ihr Mann das Gespräch auf etwas Anderes lenkt.

»Ei, geben Sie mir doch auch Nachricht von Mongérand; ich bekenne mich sehr strafbar ... habe ihn völlig vergessen ... allein ich war im Begriff, mich zu verheirathen, das ist meine Entschuldigung.«

»Und wer möchte Sie beim Anblick Ihrer Frau Gemahlin nicht freisprechen?« erwidert Herr Rozat mit dem Lächeln eines Mannes, der mit seinen Worten sehr zufrieden ist.

»Ich hoffe, er ist wenigstens von seiner Wunde geheilt? – Schon lange denkt er nicht mehr daran ... o! seither hat er schon Manches vorgenommen. Erstlich erhielt er durch meine Verwendung seinen Abschied; nachdem er hierauf seine Erbschaftsangelegenheiten in Ordnung gebracht, reiste er plötzlich nach Lyon ... rathen Sie, warum? ... hinter einer Frau drein, in die er sich verliebte, und zwar einer Frau, die ihn verspottete! während meine Schwägerin, die ich ihm zudachte, ganz für ihn paßte; mag man sich aber noch so viele Mühe für Andere geben, so erntet man doch nur Undank! ich sollte indeß daran gewöhnt sein; wie oft ist's mir nicht schon begegnet! Kurz, er verheirathete sich in Lyon. – Wie? er ist verheirathet? – Ja, mit derselben Frau, welche nicht weit her war, wie ich glaube. Uebrigens gefällt sie ihm, allem Anschein nach; er schrieb mir, seine Frau werde einen Modeladen übernehmen; es wird gehen, so lang es mag. – Der arme Mongérand! so sitzt er also in Lyon fest; wir sehen ihn nicht mehr. – Ich wette, es steht nicht lange an, so kommt er wieder nach Paris; er ist nicht der Mann, der irgendwo ruhig bleiben könnte. Ich habe indeß nicht ermangelt, ihm kluge Rathschläge, wohlgemeinte Ermahnungen zu geben; denn mit vollem Herzen gehöre ich meinen Freunden an; allein es gibt Leute, bei denen Alles vergebens ist. Sie, lieber Karl! scheinen mir ein hübsches Etablissement zu haben? – O ja. – Sie machen glänzende Geschäfte? – Das kann Ihnen meine Frau besser sagen, als ich; sie ist den ganzen Tag über unsern Büchern. – Wie! Madame arbeitet auch in Ihrer Schreibstube? Madame vereinigt somit alle Fähigkeiten und Tugenden!«

»Ich bin der Meinung, mein Herr, daß, wenn man Handel treibt, eine Frau sich ebenso gut damit befassen sollte, wie ihr Mann. – Es gibt so viele Frauen, welche nichts von der Buchhaltung verstehen. Die meinige, zum Beispiel! ich bin überzeugt, keine viermal jährlich rührt sie eine Feder an; sie würde fürchten ihre Finger durch Dinte zu beschmutzen. – Alsdann beschäftigt sich Madame mit der Nadel, und das ist immerhin gearbeitet. – Ja, gewiß, nur ein anderes Genre. Es freut mich, daß ich Sie getroffen habe, lieber Karl; ich dachte oft an Sie, häufig waren Sie Gegenstand meiner Unterredungen mit meiner Frau, ich kannte Ihre Adresse, wagte aber nicht, Ihnen mit meiner Gegenwart beschwerlich zu fallen. – Fällt man einem alten Kameraden beschwerlich? wir müssen einander öfters besuchen. – Mit innigstem Vergnügen. – Sie bringen Madame mit zu uns. – Sie wird entzückt sein, mit Ihrer Frau Gemahlin Bekanntschaft anzuknüpfen. – Kommen Sie ohne Umstände zum Mittagessen zu uns. – Gar zu gütig; wollen später einmal sehen. – Nein, nicht ... wir müssen sogleich einen Tag in dieser Woche festsetzen, auf diese Weise sieht man einander bälder wieder; nun bestimmen Sie mir den Tag!« sagte Karl. – »Wahrhaftig, mein Herr,« erwiderte Rozat, »Sie sind zu artig; allein ich kann nicht nur so ... – Ei! warum denn nicht? Madame Rozat wird hoffentlich das von Ihnen gegebene Versprechen nicht mißbilligen. – O! nie; mein Wille ist auch der ihrige, wir haben zusammen nur einen Willen. – Nun also, Donnerstag, wenn's Ihnen anständig ist. – Donnerstag, es sei. – Wir zählen auf Sie. Ueberdies werden wir bis dahin Ihre Frau Gemahlin selbst noch einladen. – Ihr Besuch wird uns großes Vergnügen gewähren.«

Nachdem noch einige Artigkeiten gewechselt waren, nimmt Rozat von Karl und Leonien Abschied, nicht ohne der jungen Frau weitere Complimente zugeworfen zu haben.

»Wie findest Du Rozat, fragte Karl seine Frau gleich nach der Entfernung des großen blonden Herrn. – »Lieber Karl, Deine Freunde werden stets die meinigen sein; dieser macht jedoch gar zu viele Complimente, wie mir scheint. – Eine Gesellschaftsangewöhnung. – Meiner Ansicht nach kann man nicht aufrichtig sein, wenn man beständig ein Compliment und ein Lächeln für jede Gelegenheit auf den Lippen hat; und was auch dieser Herr sagen möge, so halte ich mich doch nicht für eine der schönsten Frauen von Paris. – Wie sonderbar Du bist! Du tadelst, was Andern gefallen würde. – Mein Gott! ich tadle nicht; ich sage nur, daß dieser Herr gar zu übertriebene Complimente macht. Uebrigens ist er Dein Schulkamerad, Dein Freund, Du darfst gewiß sein, daß ich ihn immer mit Vergnügen empfangen werde, und ist seine Frau liebenswürdig, so mache ich sie gerne zu meiner Gesellschafterin. Doch sage mir, wie steht's mit dem Geschäft, das Du diesen Morgen in Ordnung bringen solltest? – Ach! meiner Treu, das kam mir ganz aus dem Sinn; ich traf auf Rozat, wir schlenderten zusammen umher, und ich wollte ihn Dir zuführen: morgen will ich jedoch hingehen. – Morgen ist's vielleicht nicht mehr Zeit, das wäre sehr nachtheilig; auf diese Weise hast Du schon mehrere bedeutende Aufträge versäumt. – Ah, liebe Freundin, murre nicht, ich bitte Dich, Du weißt, es langweilt mich sehr; nichts ist unerträglicher, als eine Frau, welche der geringsten Kleinigkeit wegen schmält!«

Leonie schweigt, seufzt indeß und setzt sich traurig wieder vor ihren Schreibpult, denn sie sieht voraus, daß ihr Mann die Gelegenheiten zu Emporbringung ihrer Handlung häufig versäumen werde. Karl aber geht in sein Schlafzimmer und beschäftigt sich mit Violinspielen.

Zwei Tage später begeben sich die Neuvermählten zu Herrn Rozat, dessen Gemahlin sie mit großen Freudenbezeigungen empfängt. Nach Verfluß von zehn Minuten erscheint Herr Rozat, wie immer, mit einem Manuscript in der Hand.

»Wie? mein alter Schulkamerad und seine Gemahlin! und Du setztest mich nicht auf der Stelle davon in Kenntniß, Celine; das ist gar nicht schön. – Ich wußte, daß Du an der Arbeit warst. – Gleichviel! Du hättest August nach mir schicken sollen.«

»Du schlägst mich, wenn ich Dich in Deinem Kabinet störe,« sagt der kleine Knabe mit trotziger Miene; »noch gestern gabst Du mir einen Tritt vor den Hintern, weil ...«

Herr Rozat nimmt den Kleinen eiligst auf seine Kniee und küßt ihn, um ihn zum Schweigen zu bringen. Gewiß, wenn man dichtet, mit dem Kopf arbeitet, wird man nicht gerne gestört; besuchen uns aber gute Freunde, o! dann ist's ganz etwas Anderes.«

»Wenn aber Herr Martingue kommt,« fährt der kleine Bube fort, »sagst Du ihm auch, daß es Dir Vergnügen mache, und wenn er fort ist, zankst Du, daß man ihn hereinließ.«

»Hast Du Madame etwas angeboten, liebe Freundin!« ruft Herr Rozat aus, indem er seinen Sohn etwas ungestüm zum Spielen in ein anderes Gemach schickt.

»Madame will nichts annehmen,« entgegnet Celine, völlig beschäftigt, die Toilette der Madame Darville Stück für Stück genau zu betrachten. – »In der Lage von Madame bedarf man immer etwas. Thun Sie hier, als wären Sie zu Hause, nur unter dieser Bedingung nehmen wir Ihre liebenswürdige Einladung an.«

Dank der unermüdlichen Geschwätzigkeit des Herrn Rozat, geräth das Gespräch nicht ins Stocken. Leonie macht die Bemerkung, daß dieser mit Complimenten für die Damen so verschwenderische Herr sich selbst ebenfalls gut bedenkt und nichts erzählt, ohne Lobeserhebungen seiner selbst dabei anzubringen. Nach einem Besuch von einer halben Stunde, während welcher Herr Rozat das Gespräch durch Liebkosungen seiner Frau zu unterbrechen verstand, nahmen Karl und Leonie Abschied.

»Auf Donnerstag,« sagte Karl. – »Auf Donnerstag, dabei bleibt's. – Sie müssen Ihr Söhnlein mitbringen, Madame,« bemerkt Leonie der Madame Rozat. – »O! Sie sind sehr gütig. – Nein, nein,« ruft der Papa, »er ist zu wild, zu lärmend in Gesellschaft. – O ! das heißt, er hält sich sehr ruhig, wenn man's verlangt,« versetzt die Mama, »und ich weiß nicht, warum Sie das sagen. – Aber, mein Täubchen, ich sage das ... Uebrigens weißt Du wohl, ich thue stets, was Dir angenehm sein kann. Sind Sie wie ich, Karl? ich kann meiner Frau nicht widerstehen. – Wahrlich, Leonie thut gleichfalls, was ich will. – Doch lassen Sie ihr hoffentlich stets ihren Willen! o! mein Lieber, wir wollen den Damen ihren Willen lassen; sie bilden die schönere Hälfte des menschlichen Geschlechts, und zu ihren Füßen sollten wir unser Leben zubringen. – Das fände ich etwas ermüdend! – Ach! Sie sagen nicht, was Sie denken.«

Während Herr Rozat diese hübschen Alfanzereien vorbrachte, nahm er seine Frau beim Kinn, welche Alles mit sich anfangen ließ, wie jene Katzen, die man tanzen läßt und die ihre Ohren herabhängen, weil sie nicht zu kratzen wagen. Endlich kehren Karl und seine Frau wieder nach Hause. Leonie findet bei Madame Rozat jene liebenswürdige Heiterkeit, jenes ungezierte Wesen, das Vertrauen hervorruft, nicht, da sie jedoch nach einer ersten Zusammenkunft nicht urtheilen wollte, schmeichelte sie sich, dieselbe werde ihr in der Folge mehr Sympathie einflößen. Leonie wünschte eine Freundin zu finden, gegen welche sie ohne Zwang ihr Herz ausschütten könnte, eine Freundin, welche ihre kleinen Plane, ihre Hoffnungen anhörte, welcher sie ihre Freuden und Wonnen erzählte; denn bereits nimmt sie wahr, daß ein Gemahl selten eine solche Freundin ersetzt; daß der liebevollste, der freundlichste, nicht immer geneigt oder gestimmt ist, jene tausend Kleinigkeiten anzuhören, welche eine Frau so gerne sagt, hört und anvertraut. Seit sie jedoch die Gesellschaft besucht, dieselbe kennen zu lernen anfängt, sieht Leonie wohl, wie selten wahre Freundschaft unter Frauen ist, auf welcher gebrechlichen Grundlage jenes Gebäude von Gefühlen ruht, welches so viele Leute zur Schau tragen.

Im Gegensatze von seiner Frau, welche die Personen vorher genau kennen will, ehe sie sich mit denselben verbindet, ist Karl sogleich ein Busenfreund der Freunde seiner Freunde; ein Frühstück oder ein Glas Bier in gleicher Gesellschaft genossen, genügt ihm, Bekanntschaft zu machen. Er wird den angebotenen Punsch annehmen, in eine Lustpartie einwilligen, die von Leuten vorgeschlagen wird, welche er zum erstenmale sieht; geht er aus einem Café, wo er anfangs nur eine Person kannte, so wird er drei oder vier Individuen die Hand drücken, welche mit seinem Freunde schwatzten. Zwar läuft man auf solche Weise große Gefahr, seine Freundschaft zu prostituiren; dagegen sieht aber Karl nur Leute, welche ihm kräftig die Hand schütteln, freundschaftlich auf die Schulter klopfen, und von allen Seiten hört er sagen: Sprecht mir von Karl! der ist ein Mann! er thut, was man will, ist bei allen Partien! o! ein seelenguter Kerl.

Zu ihrem Gastmahl am Donnerstag wünscht Leonie noch andere Personen als Herrn und Madame Rozat einzuladen; sie weiß, daß, wenn man zum erstenmal Gesellschaft bei Tisch empfängt, es gar zu ungenirt herauskäme, wenn man nur so en famille wäre. Die junge Frau wollte ihre Schwiegermutter, Karl aber sagte zu ihr: »Laden wir meine Mutter ein, so können wir nicht lachen, nicht lustig sein. Du weißt, sie hat immer ihre ceremonienhafte Miene, die, besonders wenn man sie nicht kennt, zurückhaltend macht; für ein andermal also! Ueberlasse mir die Besorgung der Einladungen, ich werde sehr artige Männer bringen, über die Du entzückt sein wirst. – Man bedarf aber auch einiger Damen. – Nun gut! so fordere ich die Base Bringuet auf, sie ist heiter; eine Frau, die einen Theil ihres Lebens in Garnisonen zugebracht hat, wird wegen kleiner Scherzworte nicht böse ... dann habe ich einen Niederländer, einen gutmüthigen, dicken Kerl, Reisenden für sein Handlungshaus, Herrn Vanflouck; Vetter Bringuet spricht mit ihm über den Norden. – Was ist das für ein Herr Vanflouck, ich kenne ihn nicht. – Ei freilich; er fragte zwei- oder dreimal im Laden nach mir. – Wie, etwa der Herr, der auf eine Stunde Wegs nach der Tabakspfeife riecht? – Nun! weiter? was liegt denn daran, wenn man nach der Pfeife riecht; die Niederländer rauchen den ganzen Tag und das hindert sie nicht, recht gute Geschäfte zu machen. Herr Vanflouck ist Theilhaber eines bedeutenden Hauses in Lille: Du willst immer, ich soll an die Geschäfte denken, solltest also froh sein, mich in Verbindung mit diesem Manne zu wissen. Ha! um mit ihm Handel zu treiben, muß man trinken, essen und lange tafeln; er beginnt sein Mittagsmahl um vier Uhr und ist um elf damit noch nicht zu Ende. – Aber, mein Freund! ... – Aber, Liebe! laß mich die Gesellschaft einladen und ich stehe Dir dafür, wir werden einen liebenswürdigen Kreis bekommen.«

Leonie sagt nichts mehr; sie ist seit den ersten Tagen ihrer Ehe gewohnt, nachzugeben, aus Furcht, ihren Mann zu ärgern; es wäre ihr indeß leicht gewesen, mehr Autorität in ihrem Hause zu behaupten, und Karl hätte sich dabei nicht übler befunden; Leute, welche Allem ihren Lauf lassen, bedürfen eines Anhaltpunktes, der sie hemmt und manchmal zurückhält; Leonie ist aber so sanft, so gut, daß sie nicht als Herrin aufzutreten wagt, aus Furcht, die Rechte ihres Gatten anzutasten.

Donnerstag rückte heran. Karl bedeutet seiner Frau, daß er als Gesellschaft für die Familie Rozat acht seiner Freunde zur Tafel geladen habe.

»Acht !« rief Leonie mit einer Bewegung des Erstaunens aus. »Gestern waren's ja nur vier. – Seitdem habe ich noch vier weitere getroffen, welche ich vergessen hatte. – Mit Madame Bringuet und ihrem Mann werden wir unserer vierzehn sein! – Nun ja, warum nicht? je mehr Narren, um so mehr Gelächter; Du wirst sehen, lauter sehr liebenswürdige, gute Kerls.«

Leonie läßt sich die Namen dieser acht Herren nennen; den plumpen Holländer Vanflouck ausgenommen, der manchmal ihren Mann ins Café abholte, sind ihr alle übrigen unbekannt. Karl behauptet jedoch, es seien Leute, mit welchen er täglich im Geschäftsverkehr sei, und es liege in seinem Interesse, sie an seiner Tafel zu empfangen.

Leonie ist beinahe entsetzt, so viele Leute speisen zu sollen; sie fürchtet, ihr Mahl möchte nicht glänzend genug sein; eilfertig ertheilt sie ihrer Köchin neue Befehle, verlängert ihren Tisch und während Karl, sich auf seinem Sessel schaukelnd, wiederholt: Wie lustig wollen wir sein! rennt seine Frau, ihrer Schwangerschaft ungeachtet, hin und her, eilt von der Küche in die Speisekammer, untersucht, ob Alles gerüstet ist, ob zum Nachtisch nichts fehle, und hat noch keine Zeit zu ihrer Toilette gehabt, als die Stunde, wo die Gesellschaft anlangen soll, herbeikommt: Verlegenheit, Widerwärtigkeit, Aerger und Mühe, dies ist beinahe immer das Loos einer Hausfrau, wenn sie ein großes Gastmahl gibt; ist's nicht höchst unangenehm, sich so viel um Leute zu quälen, welche man kaum oder gar nicht kennt?

Die Gesellschaft erscheint. Leonie ist noch mit Ankleiden beschäftigt, und um das Unglück voll zu machen, hat ihre Magd noch zu viel in der Küche zu thun, als daß sie ihr das Kleid zuheften könnte. Karl empfängt daher die Gesellschaft. Die Rozat haben ihren Sohn mitgebracht; während der große blonde Herr seinen Freund becomplimentirt, macht seine Frau mit den Augen das Inventarium aller Mobilien des Salons.

Base Bringuet und ihr Gemahl lassen nicht auf sich warten, und Madame Rozat, wahrscheinlich mit der Inspektion des Salons fertig, fängt die der Toilette von Madame Bringuet an. Bald erscheinen auch die durch Karl geladenen Männer: der Eine zeigt ein ungenirtes Wesen, welches an Grobheit grenzt; der Andere hält sich steif wie ein Block; ein Dritter ist kothig wie ein Pudel; wieder ein Anderer tritt im Ballanzug auf und fürchtet sich vor jeder Bewegung, die denselben in Unordnung bringen könnte. Madame Rozat hat vollauf mit Beobachtung Alles dessen zu thun; kaum findet sie Zeit, der Madame Bringuet, welche ein Gespräch anzuknüpfen sucht, einige Worte zu erwidern.

»Wo ist denn aber Madame?« ruft Herr Rozat. – »Ja, wo ist Madame? – Sie wird sogleich erscheinen ... wahrscheinlich noch etwas nachzusehen ... – Wenn Sie wollen, Vetter, so helfe ich ihr; ich weiß, was es heißt, Leute bei Tische haben. Erinnerst Du Dich, Bringuet, einmal hatten wir acht Offiziere unseres Regiments beim Mittagessen, und gerade an diesem Tage wird meine Magd krank ... wie verhext. Nun, ich zog mich doch aus der Patsche ... freilich machte Herr Bringuet die Crêmes, er macht sie wie ein Engel. Ah! da kommt ja meine Base!«

Leonie erscheint, roth durch die Eile, die nöthig war, ermüdet, weil sie sich allein ankleiden und seit dem Morgen auf den Beinen sein mußte. Gleichwohl weiß sie ihrem Gesicht jenen liebenswürdigen Ausdruck zu geben, welcher den Geladenen schmeichelt. Während sie den sieben ihr unbekannten Herren ihre Verbeugungen zurückgibt, flüsterte Madame Rozat bereits ihrem Gemahl zu: »Ihr Kleid sitzt ihr schlecht ... vornen zu kurz. – Sie ist ja schwanger ... Kein Grund, um schlecht gekleidet zu sein, dann legt man ein Kleid, als Ueberrock gemacht, an.«

Ehe Leonie Zeit hatte, sich zu setzen, hat sie schon drei Complimente von Herrn Rozat. Seine Frau läßt ihren Sohn vortreten und präsentirt ihn mit den Worten: »Sie sehen, ich habe von Ihrer Erlaubniß Gebrauch gemacht. – Daran haben Sie sehr wohl gethan,« versetzt Leonie mit Aerger, bedenkend, daß ihr nun ein weiteres Couvert vonnöthen ist.

»Ha wahrhaftig, Sie haben da viele Leute,« sagt Base Bringuet. »Wer sind denn aber all diese Herren da? – Freunde meines Mannes, mit denen er Geschäfte macht. – Der Eine da hätte sich wohl vorher säubern lassen dürfen,« flüstert Madame Rozat ihrem Gemahl ins Ohr. – »Aber, liebe Base, diese große Gesellschaft auf einmal muß Ihnen viel Ungelegenheit und Mühe verursachen? – Ist's nicht ein Vergnügen, Madame? – O! nein, nicht immer; ich weiß, was das heißt, habe öfters Gastmahle gegeben, und an dem Tag, wo meine Magd krank wurde, und ich acht Offiziere zu traktiren hatte ... wir lagen damals zu Givet in Garnison ... nein ... wo war es denn? ... – Verzeihung, ich gehöre Ihnen sogleich wieder.«

Madame Bringuet, welche weiß, was Gäste traktiren heißt, vergaß, daß an diesen Tagen die Hausfrau keine Zeit zum Anhören langer Geschichten hat; Leonie ging, um das Couvert des kleinen August zu besorgen. Karl schwatzt mit seinen Freunden; sind diese Herren einmal im Zug, so hört man sein eigenes Wort nicht mehr, Jeder läßt sich freien Lauf und schreit, als wäre er im Café. Herr und Madame Rozat blicken einander mit boshaftem Lächeln an, und die Dame sagt halblaut: »Wie wird's erst nach dem Essen sein?«

Leonie erscheint wieder. Ihr Mahl ist fertig; man wartet nur noch auf Herrn Vanflouck; roth, keuchend, von Schweiß triefend, seiner Gewohnheit gemäß, kommt der Holländer endlich herbei.

»Bester Herr Vanflouck, ich fürchtete, Sie möchten meine Einladung vergessen haben,« redet Karl ihn an. – »O nein! ein Mittagessen vergesse ich nie; aber ich war genöthigt, mit einem Freund zu frühstücken, und wahrlich, das hat uns bis jetzt aufgehalten. So eben stehe ich von der Tafel auf. – Ha! desto schlimmer, das wird Sie am Mittagessen hindern. – Nein, nein! ich esse darum nicht weniger. O! wenn ich zu Paris bin, ist mein Magen an diese Lebensweise gewöhnt! Nur möchte ich Sie zuerst um einen Kelch Bitteren ersuchen, dann spüre ich nichts mehr von meinem Frühstück.«

»Mein Gott! welch ein Bauch!« sagt Dame Bringuet zu Madame Rozat. – »Ja! der Kerl hat etwas Thierartiges an sich.«

Man bringt Herrn Vanflouck das Glas Bittern, welches ihm das Vermögen verleiht, den Gargantua zu spielen. Nunmehr begibt sich die Gesellschaft in den Speisesaal. Rozat reicht Leonien die Hand und bringt dabei einen leichten Druck der Fingerspitzen an.

Das Mahl ist glänzend, Leonie befürchtet stets, es möchte nicht hinreichend sein. Karls Freunde lassen demselben Gerechtigkeit widerfahren, und Herr Vanflouck thut, als hätte sein Frühstück nur in Thee bestanden. Madame Rozat zählt die Schüsseln aller Gerichte, und merkt sich genau, was an Tafelgeschirr vorhanden ist; dies und ihr Sohn, den sie bei sich zu haben wünschte, geben ihr hinlängliche Beschäftigung. Herr Rozat sitzt neben der Herrin des Hauses, welche er unaufhörlich, unter Lächeln oder Seufzen, mit Complimenten bombardirt, was Leonie so langweilt, daß sie bedauert, nicht lieber den kothbespritzten Herrn neben sich gesetzt zu haben, welcher wenigstens nur zum Essen den Mund aufthut und nur daran denkt, die besten Bissen für sich zu erhaschen. Madame Bringuet findet ihren Platz neben einem Herrn, der früher diente, sie spricht mit ihm von allen ihren ehemaligen Garnisonen. Ihr Gemahl geräth beinahe mit Herrn Vanflouck in Streit, weil der Holländer, als schlechter Patriot, erklärt, er ziehe die Pariser Küche der des Nordens vor.

Man ist schon lange beim Nachtisch und Herr Vanflouck geberdet sich fortwährend, als wäre man erst am Anfange des Mahls; diesem Herrn zu gefallen, welcher nicht gerne den Platz wechselt, trank man den Kaffee bei Tisch. Man ißt nicht mehr und die Unterhaltung allein hält noch an der Tafel zurück; Herr Vanflouck hingegen ließ eine Flasche Bordeaux neben sich hinstellen, während des Plauderns trinkt er, ißt dann wieder etwas dazwischen, und ist seine Flasche leer, so bittet er um eine andere; er scheint keineswegs geneigt, die Tafel zu verlassen.

Ungeduldig fährt Madame Rozat auf ihrem Stuhl hin und her, sagt aber zu ihrem Sohn: halte Dich doch ruhig, man wird sogleich aufstehen; o! ich sehe wohl, es kostet Dich Mühe, da zu bleiben! Base Bringuet bemerkte schon längst: es macht sehr warm hier! Ihr Mann zieht jedesmal sein Glas zurück, so oft ihm sein Nachbar Vanflouck einschenken will, wobei er stets sagt: genug, ich trinke nichts mehr! Leonie nimmt Alles wohl in Acht und sie erinnert sich, was ihr Gatte von Vanfloucks Gewohnheiten sagte, deßhalb entschließt sie sich, von der Tafel aufzustehen, indem sie mit Recht denkt, daß man, um eine Person zufrieden zu stellen, nicht alle Uebrigen zur Langweile verdammen müsse.

Steht die Hausfrau vom Tische auf, so ist dies für Jeden das Zeichen, ein Gleiches zu thun; der dicke Holländer bequemt sich jedoch dieser Sitte nicht. Er bleibt sitzen und schwatzt, trinkt und ißt. Karl leistet ihm Gesellschaft und auch zwei andere Herren entschließen sich, dem unerschrockenen Zecher die Stange zu halten.

Leonie und die Damen verfügen sich, von einigen Herren gefolgt, in den Salon; zwei von Karls Freunden jedoch griffen nach ihren Hüten und gingen vom Tische weg, schnurstracks aus dem Hause. Drei Weitere thun, nach einigen Gängen durch den Salon, ein Gleiches.

»Der Herr, der im Rocher de Cancale gefrühstückt hatte, ist ein herber Cumpan,« sagt Madame Bringuet. – »Ja,« entgegnete Madame Rozat, »die Wermuthessenz bekam ihm recht gut ... Welcher Fresser! er scheint nicht übel aufgelegt, die Nacht bei Tafel zuzubringen. – Im Norden pflegt man ziemlich lange sitzen zu bleiben. – Eine gar nicht liebenswürdige Mode,« nimmt Herr Rozat das Wort, »was sollen dann die Damen bei Tische machen, wenn das Mahl zu Ende ist? ... immer trinken! das ist gemein ... Rücke doch Deine Füße näher zum Feuer, mein Täubchen, Du scheinst kalt zu haben.«

»Ah! wie gerne sehe ich's so,« fällt Madame Bringuet ein, »daß ein Mann zuvorkommend gegen seine Frau ist. – Ist dies denn nicht Pflicht und Vergnügen, Madame,« versetzt Rozat, mit der Hand seiner Frau in die seinige tätschelnd. – »Ja, mein Herr, es ist Pflicht, aber nicht alle Ehemänner erfüllen sie ... Nicht Deinetwegen sage ich das, Bringuet! Du erfüllst Alles, Alles!«

»Ich gestehe,« fährt Rozat fort, »es thut mir wehe, wenn ich einen Mann mit rauhem Ton, griesgrämiger Miene zu seiner Frau sprechen sehe; es kommt vielleicht von meiner Erziehung her, hängt an einer gewissen Zartheit des Gefühls, welche nicht Jedermann besitzt.«

»Wollen Sie nicht eine Partie machen?« wendet sich Leonie an die Gesellschaft im Salon, während Madame Rozat ihre Füße wärmt und dabei den Kamin und das darauf Befindliche ihrer Prüfung unterwirft.

»O! liebe Base, um ein Spiel anzufangen, ist's sehr spät, halb zehn Uhr vorüber; bedenken Sie doch, wir blieben sehr lange bei Tisch, auch gaben Sie uns ein Essen, das gar kein Ende nehmen wollte. – Ein herrliches Essen,« sagt Rozat, »und Sie hatten uns einen Empfang ohne Umstände versprochen; ach, wie fremd! das heißt nicht, uns als Freunde behandeln. – Bei Ihrem nächsten Besuche soll's ganz ohne Ceremonie geschehen. – Das hoffen wir sehr.«

»Aber hat denn Ihr Holländer im Sinn, die ganze Nacht bei Tische zu bleiben,« ruft Madame Bringuet aus. »Welch ein Gesell, dieser Herr Van ... fou ... fou ... wie nennen Sie ihn? – Vanflouck. – Ach! Vanflouck heißt er. Sieh doch einmal nach, Bringuet, was er noch bei Tische macht.«

Herr Bringuet wirft einen Blick in den Speisesaal und sagt beim Zurückkommen: »Herr Vanflouck ißt, trinkt und spricht fortwährend; aber man muß es ihm lassen, er sieht nicht im mindesten erhitzter aus, als wie er zu Tische saß. Im Norden trinkt man viel, ohne sich zu berauschen. – Ein trauriger Vorzug,« bemerkt Madame Rozat, »lieber ist mir ein Mann, der schnell betrunken wird, da ist's doch bälder vorüber. – Und wenn ich mich betränke, Böse, würdest Du mich nicht mehr lieben,« versetzt Herr Rozat, seine Frau liebkosend. – »Nein, gewiß, ich würde Dich verabscheuen! – Hm! das könntest Du nicht; komm, gib mir die Hand.«

»Welch hübsche Ehe!« rief Madame Bringuet aus, »das sieht man mit Vergnügen. Bringuet, Du mußt das Handküssen wieder bei mir anfangen, es verjüngt uns.«

Im Augenblick, wo die Damen ihre Shawls zum Aufbruch anlegen, entschließt sich Vanflouck, Karl zu folgen, welcher sich, um von der Familie Rozat Abschied zu nehmen, von der Tafel erhoben hatte. Wenn der handfeste Holländer seiner häufigen Trankopfer ungeachtet die Besinnung behielt, so ist dies bei den beiden andern Herren, die ihm Gesellschaft leisten wollten, nicht der Fall; sie sind roth, wie Krebse, und das Athemholen wird ihnen so schwer, daß man den Nordwind blasen zu hören glaubt. Selbst Karl ist durch das Ausharren bei seinen Gästen etwas lebhafter geworden.

Wie bei Tische, so will Herr Vanflouck auch im Salon Alle überstrahlen. Er spricht über Alles ab, möchte bei den Damen den Liebenswürdigen spielen; bringt nur plumpe und derbe Scherz- und Witzworte ohne Geist und Würze vor und verwickelt sich in große Sätze, aus denen er sich gar nicht mehr herauswinden kann. Die beiden andern Gäste blasen nur, sie sprechen nicht; brechen aber bei jedem Worte Vanfloucks in unmäßiges Gelächter aus.

Die Familie Rozat ist fort, die Bringuet folgten ihr. Vanflouck allein scheint nicht ans Aufbrechen zu denken, und seit er aufgestanden, hat er schon dreimal Wasser mit Wein vermischt getrunken! Zum Glück für Leonie greifen die beiden andern Herren, welche nicht beim Blasen stehen bleiben können, nach ihren Hüten und wollen weiter; der Holländer entschließt sich, mit ihnen zu gehen, weil einer derselben davon sprach, daß er noch Punsch trinke. Als aber Herr Vanflouck, der stets etwas Geistreiches zu sagen wähnt, sich von der Herrin des Hauses verabschiedet, klopft er Karl auf die Schulter und ruft: »Madame, Sie haben da einen sehr schätzenswerthen Gemahl! und gewiß ist's, ich zweifle nicht daran, daß Sie es gleichfalls sind; allein er ist ein sehr achtungswerther Mann, und, meiner Treu, ich rathe Ihnen, ihn zu behalten, denn ich achte ihn sehr.«

Hiemit grüßt Herr Vanflouck und zieht sich voller Freude über seine Worte zurück, indem er die beiden Herren, welche die Stufen der Treppe nicht mehr finden, vor sich hertreibt.

»Ein herrliches Mahl, das wir da hatten!« sagt Karl, zu seiner Frau zurückkommend, »man war gewiß recht lustig! – O ja!« erwidert Leonie. Doch fügt die junge Frau leise hinzu: »ich bin aber sehr froh, daß es vorüber ist!«


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