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Roman eines jungen Mannes
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VII

Josua lag oft den ganzen Tag am Buschmühlenweg auf einer Lichtung im Grase, blinzelte nach den Eisenbahnzügen, die unter ihm donnerten, und den Wolken, die über ihm wehten, und zeichnete ihre Linien mit seinem Zeigefinger nach. Nach den Spatzen, Meisen und Libellen pflegte er zu schießen, indem er seine Hand an einer Pistole krümmte. Eine Charaktereigenschaft, die ihn selbst unwillig stimmte, machte sich früh bei ihm geltend: er ertrug es nicht, Spechte hinter seinem Rücken hämmern zu hören. Mit Tieren, wie Hunden, Katzen und Fliegen hielt er verdrossene Freundschaft. Sie ärgerten ihn und er ärgerte sie, aber er litt sie gern.

Zu Hause, in einer zerbrochenen Bierflasche, deren Boden mit einer Hand voll Sand zugeschmissen war, bewahrte er vier Ameisen, große, schwarze, von denen er behauptete, daß er sie gezähmt habe. Er gab ihnen Namen, indem er sie nach Herrn Triebolick, dem Provisor, dem Hausknecht und dem Stößerjungen hieß.

Eines Tages tat er eine kleine rote Ameise hinzu, die er aus unaufgeklärtem Grunde Marie benannte. In der Nacht bissen sie aber die anderen tot. Dafür lud er Herrn Triebolick, welchem er die Schuld in die Schuhe schob, eine gehörige Tracht Schimpfworte auf den Buckel. Der richtige Herr Triebolick, der gerade des Weges kam, war nicht wenig verwundert über diese unhöfliche Apostrophierung seiner Person und verabfolgte Josua stumm eine tüchtige Maulschelle. Das mußte wieder der unechte Herr Triebolick büßen. Josua knipste ihm mit dem Daumennagel den Kopf ab.


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