Klabund
Roman eines jungen Mannes
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IV

Josua hob, von den Masern erwachend, die grauen Augen auf und sah ein großes blaues Tuch über sich hängen. Er schlug mit der geballten Hand hinein, aber es warf keine Falten. Es hing höher, viel höher. Plötzlich schimmerte ein scharfer silberner Glanz auf, der strahlenbündig emporschoß, um dann bunt zu zerstäuben. Josua schrie, der ungewohnte Glanz tat seinen Augen weh.

»Stell' man den Springbrunnen wieder ab«, sagte eine weiche Stimme. »Du kannst ihn ja laufen lassen, wenn das Kind nicht mehr auf dem Dach ist.«

Die Männerstimme brummelte und beugte sich über das hölzerne Gitter und sah auf die Straße hinab. Der Dachgarten ging nach hinten auf einen kleinen Nebenmarkt, wo Mittwochs Fische verkauft wurden, Hechte, Barsche, Plätzen, Karpfen. Dann und wann ein Stör auf Abbruch. Der lag in einem großen Waschzuber an der Kette und wurde von der ganzen Stadt eingehend besichtigt. Störe kamen selten den Fluß herauf. Nur zum Laichen. Aber Oderkaviar aß man gern. Er wurde billig hergestellt. Das Pfund kostete zwei Mark. Herr Triebolick sah noch immer auf den Fischmarkt herunter.

»Du könntest Häringe zum Abend holen lassen und frische Kartoffeln, Mutter!«

Dann hinkte er durch die Bodenluke.

Sie nickte. Plötzlich zuckte sie mit den Schultern, zupfte an ihren Haaren, lächelte dunkelrot. Der schöne Steuersekretär Bock hatte heraufgegrüßt.


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