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Fünfzehntes Kapitel

Grau war nun in der ganzen Stadt bekannt. Das war kein Wunder, denn man sah ihn tagtäglich einigemal auf der Straße; über den Marktplatz konnte man überhaupt nicht gehen, ohne daß er aus irgend einer Gasse auftauchte. Immerzu hatte er zu grüßen, denn jedermann kannte ihn. Er grüßte alle Leute zuerst, auch Kinder und Schüler. Man konnte ihn überall sehen, hinter den dunkelsten Fenstern, die keine Vorhänge hatten, auf den breiten Treppen der reichen Leute, einerlei.

Er hatte viel zu tun. Wenn er am Morgen das Haus verließ, so hatte er schon einige Arbeitsstunden hinter sich. Er stand auf, sobald der Tag graute; voll von Interesse für alles, was den Menschen betraf, wünschte er alles kennen zu lernen, was der Mensch je gedacht und ersonnen hatte; dazu benutzte er die Morgenstunden. Der vorläufige Arbeitsplan war bei angestrengtester Tätigkeit in zehn bis zwölf Jahren zu bewältigen. Dann wollte er weiter sehen.

Er hatte Unterricht in den Schulen zu geben, Besuche zu machen. Keine Stunde des Tages ließ er unbenutzt. Er war wiederholt bei der alten Frau Sammet gewesen, im Waisenhaus, bei dem Arzt, der Susanna behandelte, auch sprach er häufig bei der »ewigen Braut« vor, um mit ihr zu plaudern. Susanna besuchte er, so oft er frei war.

Trotzdem er täglich so vieles tat, hatte er doch stets Zeit. Niemals war er in Hast, stets ruhig. Sein Tag schien viel länger als der andrer Menschen zu sein.

Es ist eine bekannte Tatsache, daß man in jeder Stadt einen Menschen hat, dem man immer wieder und wieder begegnet. In dieser Stadt schien es für Grau Eisenhut zu sein, den zu treffen ihm bestimmt war. Er begegnete ihm, so oft er das Haus verließ, ja, selbst im Walde hatte er ihn getroffen. Eisenhut ging hastig vorüber, grüßte, blinzelte und sah Grau stets mit sonderbar forschenden Augen an, argwöhnisch, ja, sogar furchtsam und scheu; zuweilen schüttelte er den Kopf, räusperte sich und lief weg, indem er Grau einen raschen Blick zuwarf, der keineswegs Sympathie ausdrückte. Manchmal kam es auch vor, daß er auf der Straße stehen blieb, Grau spöttisch lächelnd musterte und die Lippen bewegte, als spräche er mit sich selbst. Bei einer solchen Begegnung sprach ihn Grau an und fragte ihn, ob er nicht etwas tun wolle, um für Susanna ein Piano zu beschaffen. Aber Eisenhut blinzelte, lächelte, krümmte sich und begann von schlechten Zeiten zu sprechen, in solch winselndem, demütigem Tone, daß sich Grau angewidert abwandte. Er sah Eisenhut wieder und Eisenhuts Augen sprühten offenen Haß.

Grau war nicht erstaunt: Alles geht wunderbar, dachte er und lächelte in sich hinein vor Freude, dieser Mann ist mir sicher! Ja, es gab solch wunderliche Dinge auf dieser Erde!

Einmal sah er Eisenhut auf der Straße, gefolgt von einer Schar ausgelassener, johlender Kinder. Eisenhut taumelte am hellen Tage betrunken nach Hause.

Nur Geduld, das sollte bald anders werden! Nur etwas Zeit brauchte er dazu.

Graus erste Predigt war kläglich ausgefallen. So heiß war sein Herz gewesen, so groß hatte er sich alles gedacht, aber plötzlich hatte ihn Unsicherheit befallen: Würde er die rechten Worte finden, das auszudrücken, was ihn erfüllte, was er fühlte im Wachen und im Schlaf? – Er war unzufrieden mit sich. In den folgenden Predigten aber war es ihm besser geglückt.

Es erschien ein Tag mit einigen freien Stunden. Grau erstaunte und wußte nicht wie das zuging. Er spielte Orgel.

Er spielte ein paar Stunden lang und fühlte sich darauf wie neugeboren. Die Musik und die menschliche Seele, es ist ja gar kein Unterschied zwischen den beiden, sie sind Schwestern. Und wenn der Mensch Musik hört, so finden sich die beiden Schwestern, umschlingen sich, vertrauen sich einander an, ihre Sehnsucht, ihre Schmerzen, ihr Glück, ihre Hoffnung, liebkosen einander und küssen sich, und der Mensch fühlt Freude und weiß nicht warum.

Als Grau endlich aufhörte zu spielen, war er von Glück und Jubel erfüllt. Seine Hände bebten. All das Singen und Jauchzen der Orgel war noch in ihm. Seine Augen waren so licht, daß er ihren Schein fühlte. Die Sonne leuchtete am Himmel.

Nun wollte er zu Susanna gehen.

Er hatte sich lange Tage an der Freude gelabt, Susanna einen kleinen Hund zu schenken. Er sollte klein und schneeweiß sein und wie Zucker schimmern. Natürlich durfte er am Ende einige Flecken haben, etwa schwarze Pfoten oder einen halben schwarzen Kopf, das würde nichts schaden, am besten aber war er schneeweiß. Jedoch ein solcher Hund ließ sich nicht finden, trotz Graus eifriger Nachfrage, weder ein weißer noch irgend ein anderer. Somit war es mit seiner Freude nichts geworden.

Ja, wie doch heute die Sonne leuchtete! Grau machte einen Umweg, um sein Gesicht von der Sonne baden zu lassen. Wie die sanftesten warmen Hände berührte die Sonne seine Wangen, und wenn er die Lider schloß, so war es, als ob sich ein sanfter, warmer Finger auf seine Lider legte. Dann sah er Feuer.

Er lächelte einer jungen Mutter, die des Weges daherkam und ihr kleines, wie ein junger Eisbär aussehendes Kind an der Hand führte, freundlich zu. Die Frau errötete, sie mißverstand Graus Blick.

Der Himmel war blau und leuchtete. Jedermann hat schon gesehen mit welch blauer Flamme der Schwefel verbrennt, so stählern und durchsichtig blau war der Himmel. Grau blickte hinein, tiefer, tiefer – es lockte.

Ich bin ja nichts, dachte Grau, ein Nichts, eine Kleinigkeit, und doch habe ich die Gabe mich zu freuen, die Fliege selbst hat sie, jedes Wesen – und doch habe ich solch eine rätselhafte Sehnsucht in mir und doch durchschauert mich manchmal eine Ahnung von dem Großen, das irgendwo ist. Hast du Gott gesehen, frage ich dich? Nein. Und wenn du mich fragst, nein, nein, wie sollte ich doch? Aber ich fühle, oft bin ich gleichsam betäubt wie heute. Vergebt mir. Und doch, was könnte ich sagen, wenn mich einer fragte? Ich weiß ja nichts. Ist Gott ein Sausen, das durch die Welt fährt, oder ein Ton, ein ewig schwingender Ton, nach dem unsere Ohren haschen, oder ein Blick, der auf uns ruht, auf jeder Stelle unseres Leibes, dem Kopfe, der Fußsohle, Tag und Nacht, um Mitternacht und am Mittag? Oder ein Lächeln, ist er in jenem Lächeln, das zuweilen auf allen Dingen zu ruhen scheint, dem Grase selbst, dem glänzenden Felle des Stieres, dem Wasser. Weiß ich es denn? Es gibt so viele, die sagen, es gibt keinen Gott. Es ist möglich, aber die Welt ist göttlich schön. Ich strecke meine Hand in die Höhe, sie ist golden, das ist die Sonne, ich strecke meine Hand in die Höhe, sie ist silbern, das ist der Mond. Ferne da kniet ein Mann im Grase und betet und ungezählte Stirnen beugen sich in den Sand und preisen Gott in fremden Zungen. Trotzdem? Doch dann ist es der Mensch, der sich einen Gott geschaffen hat, des Menschen Sehnsucht ist dann Gott. Aber es ist ja nicht möglich, daß es keinen Gott gibt, nein, denn des Menschen Sehnsucht ist göttlich und wie göttlich schön ist die Welt. Was fühlst du, wenn du deine Hand anblickst? und wenn die Vögel im Walde singen – wie wird dir? Nun? warum dieses ewige Verlangen, diese Sehnsucht, dieses Brennen im Herzen, warum denn? Dieses Fieber? In uns, die wir nichts sind als Sandkörner, die vor dem Winde rollen. In diesem Sandkorn Gefühl, Wunsch, Ekstase.

Nein, niemand hat ihn gesehen, es ist wahr. Viele haben ihn geahnt. Jene glänzenden Antlitze im Dunkel! Viele sind aufgestanden und haben gesprochen, ihre Worte mögen unrichtig sein, sie konnten nicht ausdrücken, was sie fühlten, aber ihre Gebärde, vergeßt mir diese Gebärde nicht.

Grau blieb stehen und sah einen Hund an, der unter der Haustüre saß und in die Sonne empor blinzelte. In der Vorstadt trat er in einen dunkeln metergroßen Blumenladen ein und erstand eine kleine rote Tulpe. Als er bezahlen wollte, stellte es sich heraus, daß er kein Geld mehr hatte. Aber die Leute kannten ihn und es wäre fast eine Beleidigung gewesen, ihr Anerbieten, später zu bezahlen, zurückzuweisen. Während er noch zögerte, trat jemand in den metergroßen Laden ein und er roch ein feines Parfüm, das sich ohne Hindernisse in dem Raume bemerkbar machen konnte; die Blumen hier waren zumeist aus Wachs und Papier, und die wenig lebenden, die es hier gab, rochen nicht.

»Herr Grau?« sagte eine schöne Stimme.

Diese Stimme drang sofort bis zu seinem Herzen.

Adele von Hennenbach schob den gelben Schleier in die Höhe und ihr schmales blasses Gesicht und die klaren hellgrauen Augen kamen zum Vorschein. Sie lächelte und blickte Grau freundlich an. An ihrem Arme hing die Schlittschuhtasche; sie war gekleidet wie neulich und aus dem flotten Pelzjackett stieg jenes feine Parfüm.

»Ich kann mir wohl denken, für wen diese Tulpe hier ist!« sagte sie und blickte Grau mit einem leisen Lächeln an; sie betrachtete die Tulpe mit ein wenig geöffneten Lippen.

Grau kam in Verlegenheit, als ob sie ihn bei einer unschönen Handlung ertappt habe. Er lächelte und drehte an einem Knopfe seines Mantels. »Es macht mir Vergnügen, Susanna eine kleine Aufmerksamkeit zu erweisen, sie freut sich so,« sagte er, sich gleichsam entschuldigend. »Sie gehen zum Eise, Fräulein von Hennenbach?«

Adele streckte sich ein wenig in die Höhe. »Ja,« sagte sie, »man muß die letzten Tage noch benützen, es wird bald vorbei sein mit der Herrlichkeit. Ich habe mit Ihnen einige Worte zu sprechen, Herr Grau, wenn Sie nicht ungehalten sein würden, daß ich die Gelegenheit benütze?«

»Bitte.« Er war hocherfreut. Sie verließen zusammen den Laden. Adele erkundigte sich nach den Formalitäten – es handelte sich um ihre Trauung. Dann plauderten sie.

»Wie froh Sie heute doch aussehen, Herr Grau!« sagte Adele. »Ganz als ob Sie eine frohe Nachricht erhalten hätten!«

»Das habe ich auch!« sagte Grau. »Aus weiter Ferne.«

»Diese arme Susanna,« bemerkte Adele im Laufe des Gespräches, »wie es mir doch leid tut um sie. Sie hat nichts als Kummer gehabt, nicht ein Quentchen Glück, keine frohe Jugend, kaum ein wenig Freude. Wie klug und vornehm und bescheiden ist sie doch! Wie schade, daß sie krank ist, daß sie so häßlich ist, so mißgestaltet, ich bin traurig, so oft ich an sie denke. – Wollen wir den Weg zum Fluß hinunter gehen, Herr Grau? Es ist kaum ein Umweg.«

Sie gingen den Fluß entlang, an den beschneiten Schiffen vorbei, worauf die Kinder herumkletterten und schrien. Kleine Knirpse und Mädchen mit zerzausten Haaren liefen auf einer glatten Bucht Schlittschuh und schrien ebenfalls was sie nur konnten.

Grau schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht finden,« erwiderte er, »daß Susanna häßlich ist. Ich muß freilich zugeben, daß ich beim ersten Anblick dachte, die Natur habe sie stiefmütterlich behandelt, nun aber erscheint sie mir schön.«

»Wirklich?«

»Ja, ich entdecke mehr und mehr Schönheit an ihr. Sie hat doch ganz wunderbare Augen! Haben Sie beobachtet, wie Susannas Augen Ihnen das Wort von den Lippen horchen, den letzten Sinn aus den Augen horchen, den das Wort nicht geben kann oder gibt? Wie ihre Augen antworten, noch bevor sie die Lippen öffnet?« Er blickte mit schwärmerischem Lächeln auf Adele.

»Ja, ja.«

»Und dann ihre Hände! Haben Sie diese Hände genau betrachtet? Wie lebendig sie sind, wie sie alles miterleben, was Susanna erlebt. Und wie schön sie doch sind, Susannas Hände! Ja, bei Gott, sie sind außerordentlich schön! Ich schwärme, nicht wahr? Aber in Wirklichkeit, seitdem ich Susanna zum erstenmal sah, schwärme ich für sie – ich gestehe es. Sie werden es ihr ja auch nicht wieder sagen,« fügte er mit einem Lächeln hinzu.

Adele sagte: »Wer weiß es?«

»Ich würde es nicht wünschen,« sagte Grau. »Sie werden doch nicht am Ende glauben, daß ich gerade deshalb so aufrichtig bin?«

Adele schüttelte den Kopf und lachte. »Sie wissen, daß Sie es mit einer Frau zu tun haben!« sagte sie scherzend. »Susanna würde all das wohl gerne hören, denn sie ist so stolz auf Ihr Lob. Sie haben ihr auch gesagt, daß sie eine Dichterin sei und Bücher schreiben könnte. Glauben Sie das wirklich?«

»Würde ich es sonst sagen?« Grau nickte. »Ja, das glaube ich,« sagte er. »Hat Ihnen Susanna schon die Geschichte erzählt, die sie über das Porzellandämchen in Mütterchens Glasschrank ersonnen hat? Die Abenteuer der Madame Ypsilon? Eine drollige und wunderschöne Sache! Als ich mein erstes Kind erwartete, beginnt die Geschichte dieser Porzellandame – haha!«

Adele kannte diese Geschichte. »Wenn es weht, vermeide ich es, auf die Straße zu gehen, erzählt Madame Ypsilon,« sagte sie. »Ich habe gar keine Talente,« fügte sie hinzu und schüttelte lächelnd den schönen, stolzen Kopf.

»Jeder Mensch hat seine Talente.«

Ja? Nun, dann möchte sie recht gerne wissen, welche Talente er ihr zuschreibe?

»Erstens,« antwortete Grau und blickte sie an, »sind Sie sehr musikalisch, ich sehe das aus Ihrer Art unwillkürlich auf Geräusche und Töne der Straße zu reagieren, sodann sind Sie eine vorzügliche Tänzerin, an Ihrem Gange kann man das erkennen, mehr noch an der Art wie die Bewegungen Ihres Körpers eine Unregelmäßigkeit des Weges ausgleichen. Sie haben die Fähigkeit fremde und unmögliche Dinge zu träumen, vielleicht mitunter grausame Dinge.«

Adele sah ihn an. »Bitte, bitte!« rief sie aus und lächelte.

»Ihre größte Gabe aber scheint mir zu sein,« fuhr Grau fort, »unklare Situationen zu überblicken – zuweilen geht Ihr Blick so rasch hinter den Wimpern hervor und unvermittelt in die Weite – und rasch und unerschrocken zu handeln – sogar tollkühn,« fügte er leiser hinzu.

»Ich habe mir vorgenommen, sobald ich Sie treffe, für meinen Bruder um Entschuldigung zu bitten,« sagte Adele ablenkend. »Wegen jener Affäre im Elefanten.«

Grau lächelte und schüttelte den Kopf. Aber das sei doch nicht der Rede wert.

Adele blickte ihn erstaunt an. »Nicht der Rede wert?« fragte sie. »Haben Sie denn keinen Streit mit ihm gehabt?«

»Nein, nein!« Grau lächelte.

»Wie merkwürdig!« sagte Adele. »Er hat mir erzählt, Sie hätten Billard zusammen gespielt, er habe gewonnen und es sei zu einem Wortwechsel – und fast zu Tätlichkeiten gekommen,« fügte sie zögernd hinzu.

Grau sah sie an. »Das ist nicht wahr!« sagte er ernst und leise, denn etwas beschäftigte seine Gedanken.

Adele öffnete erstaunt die Lippen. »So?« sagte sie gedehnt. »Ich habe mich gewundert darüber – er hat mir eine ganze Geschichte erzählt. Auch die Geschichte mit der Flasche ist also – nicht wahr?« Sie errötete flüchtig, »Ich habe bisher meinem Bruder alles geglaubt,« sagte sie mit einem Tone von Verwunderung und Betrübtsein in der Stimme. Sie schwieg lange Zeit und dachte nach, dann wandte sie sich wiederum an Grau, der ebenfalls in Nachdenken versunken war. »Lassen wir das!« sagte sie, indem sie ihrer Stimme einen gleichmütigen Klang zu geben versuchte. »Man hat mir erzählt, daß Sie früher Gefängnisgeistlicher waren, Herr Grau? Das war wohl Ihre erste Anstellung?«

Aber Grau hörte nicht. Er hatte den Blick zu Boden gerichtet und seine Mienen drückten tiefes Nachdenken aus. Erst als Adele ihre Frage wiederholte, fuhr er verwirrt auf.

»Ich bitte um Verzeihung!« sagte er verlegen. »Allein ich kann manchmal vollständig in Gedanken versinken. Nun hat mich eben eine Angelegenheit beschäftigt, die mich schon seit meiner Ankunft stark interessiert. Es gibt Dinge, die mich gar nichts angehen, aber meine Gedanken kaprizieren sich gerade darauf. Gefängnisgeistlicher, sagten Sie das? Ja, aber es war nicht meine erste Stelle. Zuvor war ich Lehrer an einem Blindeninstitut für Kinder.«

»Oh!« Adele zog wie unter einem körperlichen Schmerze die feinen schwarzen Brauen hoch. Sie grüßte jemand auf der Straße, dann sagte sie: »Unter Blinden, wie furchtbar! Und noch dazu unter blinden Kindern! Wie schrecklich muß das sein!«

»Viel schrecklicher ist es noch blind zu sein,« sagte Grau und blickte Adele an.

»Ja, entsetzlich!« Adele richtete die hellen klaren Augen auf ihn.

»Stellen Sie sich vor, wie es ist blind zu sein, versuchen Sie es! Ja, ich habe es einmal versucht, ich kann Ihnen das ruhig erzählen, denn Sie denken vornehm, ich habe es einmal versucht und mich blind gemacht –«

»Was taten Sie?« Adele sah Grau erschrocken an.

»Verstehen Sie es recht,« fuhr Grau fort. »Ich habe mir eine Binde um die Augen gelegt – es war in jenem Institut – vier Tage lang – ich tat es aus Interesse – aus einer Art von Interesse, wenn Sie wollen, um meine blinden Lieblinge besser zu verstehen, vielleicht auch um ihnen gleich zu sein – kurzum, aber ich sage Ihnen gleich – doch es ist besser nicht davon zu sprechen. Entschuldigen Sie, Fräulein von Hennenbach.« Er wurde plötzlich rot, dann fuhr er in anderem Tone fort: »Denken Sie daran, wie wir uns freuen, wenn nur ein bißchen Licht durch die Fensterladen sickert, wenn das Licht im Laube der Bäume spielt, wir Menschen leben ja vom Licht wie die Pflanzen, unsere Seele nährt sich davon. Jeder Sonnenaufgang, jedes Glitzern eines Sternes, es ist in uns, wir wären nicht die gleichen ohne diese Eindrücke und glauben Sie mir, Fräulein von Hennenbach, ein Mensch mit zehntausend Sonnentagen und zehntausend Sternennächten in seinem Leben ist ein ganz andrer als ein Mensch mit fünftausend nur.«

Ein Mann schlendert an ihnen vorüber, in hohen Stiefeln, das Gewehr auf dem Rücken. Es war Eisenhut. Er grüßte tief, blinzelte beide an und stieg hocherhobenen Hauptes vor ihnen her. Er nahm eine Zigarre aus dem Etui und steckte sie in Brand.

»Schönes Wetter, schönes Wetter!« rief er und blinzelte.

»Ja, schönes Wetter!« sagte Grau.

Aber Eisenhut blickte Adele an, er beachtete ihn gar nicht, und wiederholte: »Schönes Wetter!«

»Danach hat man Sie also zu den Gefangenen geschickt, Herr Grau?« sagte Adele, die Eisenhut gänzlich ignorierte. Eisenhut blinzelte, reckte den Spitzbart in die Luft und zog mit seiner Zigarre ab, deren blauer Rauch regungslos über dem Wege schwebte.

»Es geschah auf meine Bitte hin,« antwortete Grau.

»Übrigens hat mich in diesem Falle etwas ganz besonderes dazu getrieben, ich hatte eine Art Vision – oder –«

»Eine Vision?«

»Eine Art Vision, ja. Es ist übrigens kaum des Erzählens wert.«

Grau lächelte und blickte Adele an, deren Wangen allmählich ein frisches Rot überzog.

»Sie müssen mich recht verstehen,« sagte Grau, »was heißt das schließlich, eine Vision, nicht wahr? Es ist eine Art Traum in halbwachem Zustande, nichts weiter. Einmal zum Beispiel, glaubte ich ein Sandkorn zu sein und ich sah das Leben all des kleinen Getieres zwischen den Gräsern, das Wachsen der Halme, wie Zelle sich an Zelle schloß – ganz wunderbare Lebensvorgänge –«

»Einmal nun, da schloß ich die Augen; ich war müde, aber ich schlief nicht und plötzlich sah ich einen Mann vor mir mit erdfahlem Gesicht, in der Kleidung eines Gefangenen. Er ging hin und her, vier Schritte vorwärts und vier Schritte zurück, so daß ich einmal sein erdfahles Gesicht sah, einmal seinen Rücken. Aber mit einmal war es nicht einer, es waren unendlich viele, vielleicht hundert. Wie Sie im Traume in Häuser hinein blicken können, durch Mauern hindurch, so sah ich in all diese Zellen hinein. Sie gingen hin und her, vier Schritte vorwärts, vier Schritte zurück, sie hatten alle erdfahle Gesichter und waren gekleidet wie Gefangene. Sie gingen hin und her, wie ein Tier in seinem Käfig, plötzlich aber blieben sie alle stehen, all die Hundert, sie blieben stehen und trommelten mit den Fäusten an die Wände. Nur einen Augenblick. Dann nahmen sie das Wandern wieder auf.«

»Wie schrecklich!«

»Ja, in der Tat, in der Tat schrecklich!« sagte Grau leise und schwieg eine Weile. Er fuhr fort: »Aber nach einer Weile standen all die Hundert wieder still, gerade in dem Moment, da sie kehrt machen wollten um mir den Rücken zuzuwenden – sie standen still, sage ich – und sahen mich an. Alle auf einmal! All die Hunderte von Augen, von toten erloschenen Augen, sie sahen mich an. Ein Traum, denke ich, ein Traum, nur ein Traum und klammere mich an den Gedanken, daß es ja nur ein Traum ist, während der Blick dieser entsetzlichen Augen auf mir ruht. Dieser Blick aber war kaum länger als ein Gedanke, dann lächelten all die erdfahlen Gesichter. Sie zogen die Münder ein wenig schief und sie lächelten alle das gleiche Lächeln: Spöttisch, überlegen, verächtlich – dann machten sie kehrt und wanderten wieder.«

Grau schwieg. Sie gingen eine Weile nebeneinander her und blickten beide auf den Boden. Als sie den dicken Wartturm durchschritten, wo ihre Schritte leicht widerhallten, sagte Adele: »Deshalb also gingen Sie dorthin?«

»Ja, deshalb, ich hatte keine Ruhe mehr.«

Adele atmete die frische Winterluft ein, und ihr Schleier flatterte plötzlich im Winde; denn die Höhe trat hier zurück und der Wind hatte freie Bahn. Ein paar Krähen flogen, tief mit den Flügeln schlagend, in einer Reihe über das Schneefeld und schrien. Bald tauchte auch das Dach von Susannas Häuschen auf.

»Ich hatte ja früher nie länger über diese Gefangenen nachgedacht,« nahm Grau das Wort wieder auf, »aber jetzt mußte ich es tun. Es war besonders jenes Lächeln mit dem schiefgezogenen Mund, das mir zu denken gab. Ich sagte, sie lächelten spöttisch, überlegen, verächtlich, aber all das sagt nicht genug. Ihr Lächeln schien auszudrücken: Du bist auch einer von jenen Gedankenlosen.«

»Gedankenlosen?«

»Ja,« sagte Grau, »und ich mußte immerzu an dieses rätselhafte Lächeln denken und schließlich kam es dahin, daß ich um jeden Preis wissen mußte, was es bedeute. Ich hatte mich ja mit solch falschen Anschauungen über Gefangene und Verbrecher getragen.«

»Wollen Sie mir nicht sagen, was für Menschen sie eigentlich sind?« fragte Adele mit aufrichtigem Interesse.

Grau sah Adele an. »Was für Menschen?« antwortete er und lächelte. »Sie sind genau wie andere Menschen, wie die Bürger dieser Stadt hier, wie ich, nur daß sie etwas getan haben, irgend etwas, das gegen einen Paragraphen des Gesetzes verstieß, daß sie nicht vorsichtig genug waren und daß man sie packte.«

Plötzlich erbleichte Adele. Sie lächelte und blickte in die Ferne, genau dahin, wo jetzt die Krähen flogen; sie sagte: »Ja – daß man sie packte, das ist ganz richtig, das ist wahr!« Sie lachte ein wenig seltsam.

Grau sah sie mit einem raschen erstaunten Blicke an.

Dann aber fuhr er mit gleichmütiger, ja fast auffallend gleichmütiger Stimme fort: »Ich sehe, Sie interessieren sich für diese Unglücklichen, Fräulein von Hennenbach. Ich gestand Ihnen ja, daß auch ich mich mit falschen Anschauungen trug. Der größte Teil, das sind Leute, bei denen eine der allgemein menschlichen Eigenschaften, Eitelkeit, Hochmut, Trägheit Genußsucht, Sinnlichkeit, Habgierde, Verlegenheit, Gutmütigkeit, Leichtsinn, Leidenschaftlichkeit – (eine ungeheure Menge von allgemein menschlichen Eigenschaften zählte Grau auf, sie wollten gar kein Ende nehmen) – unglücklich stark entwickelt ist im Vergleich zur Willenskraft, stärker sogar als die Furcht vor dem Gesetze. Jener Anschauung, daß alle Verbrecher und Sträflinge geisteskrank oder seelisch defekt sind, stimme ich nicht bei. Im Gegenteil, Sie finden darunter einen nicht geringen Teil, der sehr gesund ist, gesunder oft als die freien Menschen. Ganz prächtigen Leuten können Sie dort begegnen, welche Kraft, Unerschrockenheit, welches Feingefühl, welcher Stolz! Die meisten natürlich sind krank, sie haben einen Tropfen krankes Blut im Körper, den der Arzt natürlich weder sehen noch nachweisen kann. Endlich kommen die schrecklichen Verbrecher, die als Teufel geboren wurden und eines Tages ein Verbrechen begehen, daß alle Zeitungsleser der ganzen Welt schreien: Er gehört geschlagen, gebrüht, die ärgste Folter müßte ersonnen werden!«

»Haben Sie solche gesehen? Was für Menschen mögen das wohl sein?«

»Ich habe vier solche gesehen, ja. Ich weiß es nicht. Niemand weiß es. Sie sind ein Mysterium, uralte Raubtiernaturen, Finsternisseelen, blutige Gespenster – irgend eine schreckliche Kraft, ein entsetzlicher Geist haust in ihnen, ich weiß es nicht, ich habe das noch nicht zu Ende gedacht!«

Adele schüttelte den Kopf. »Nach all dem, nach Ihrer Auffassung vom Verbrecher,« sagte sie, »die ja sehr gütig ist –«

Grau unterbrach sie. »Das Resultat von Beobachtungen, erlauben Sie, mein Gefühl spricht nicht mit.«

Nun wohl, seiner Anschauung gemäß müßte es unrecht sein, die Verbrecher zu bestrafen.

Grau blieb stehen. Er sah Adele an und sagte: »Natürlich! Das ist eins jener Dinge, die ich gar nicht verstehen kann. In hundert Jahren wird man diesen menschlichen Irrtum mit den gleichen Augen betrachten, mit denen man heute auf die mittelalterlichen Hexenprozesse blickt.«

»Aber –?«

Grau lächelte. »Die Gesellschaft!« sagte er.

»Ich verstehe. Ich werde kein großes Geschrei machen, ich werde gar nicht von den Verbrechen sprechen, die die Gesellschaft in aller Ruhe begeht oder von den Verbrechen, die im Gesetz selbst enthalten sind. Die Gesellschaft will in Ruhe und Frieden die Arbeit der Kultur verrichten, nicht wahr? Störenfriede schafft sie aus dem Wege. Aber das ist nicht ganz richtig, der Gesellschaft ist es ja nur zum geringsten Teil um Kulturarbeit zu tun, zum allergeringsten Teil – denn die Gesellschaft ist ja eigentlich nichts anderes als ein Ring kleiner und großer Bankiers – es ist ihr vielleicht ein wenig um das Werk der Zivilisation zu tun, um den Export von Seifen und Gasmotoren und Kanonen – vielleicht nur um Bereicherung, aber auch das ist wohl nicht gerecht – sagen wir die Gesellschaft will leben, bequem und in Frieden. Deshalb also schafft sie sich Gesetze, nur weil sie bequem und in Gemütsruhe leben will – das Motiv steht nicht sehr hoch! Gut, sie kann also Störenfriede ausschließen – aber bestrafen, wieso? Vielleicht hat sie das Recht, Elemente, die ihre Gesetze nicht respektieren und sich dagegen verfehlten, zu erziehen – das aber ist alles!«

»Ja, aber ich verstehe nicht ganz?« warf Adele ein.

Grau schüttelte den Kopf und lächelte. »Sie meinen, wenn jemand mir zum Beispiel hundert Mark stiehlt – ja, was habe ich dagegen? Werde ich ihn bestrafen? Nein, ich würde mich schämen, so großen Wert auf ein bißchen Besitz zu legen, ich würde es gar nicht vornehm finden – die Gesellschaft aber glaubt das Recht zu haben, einem Menschen, der einen alten Überzieher gestohlen hat, ein Stück seiner Seele zu stehlen. Ich begreife das nicht. Übrigens keine Einzelheiten. Müssen Sie nicht immer ein Auge schließen, wenn Sie auf die Gesellschaft blicken, oder beide Augen zuweilen, wie? Oder müssen Sie sich nicht schämen oder erwacht der Gedanke nicht in Ihnen, fortzugehen, weit fort, zu den Wilden auf eine Insel, wohin kein Schiff aus Europa kommt, wie? Europa, jenem Kontinente der bestechenden Theorien und der schmutzigen Praxis. Sie werden sagen, Ehre, Gut, Leben müssen beschützt werden. Gut – obgleich ich finde, daß unsere Zeit zu viel Wert darauf legt. Man wirft den Verbrecher in den Kerker, jahrelang – ohne zu bedenken, daß das grausamer ist als jedes Verbrechen. Der Verbrecher hat sich am Besitz, am Leben eines anderen vergriffen, aber nicht an der Seele, wohlgemerkt, das aber tut die Gesellschaft. Sie martert die Seelen, sie läßt sie vermodern und verfaulen. Dabei handelt die Gesellschaft mit klarer Überlegung – könnte man fast sagen – aber der Verbrecher –? Nun?«

»Nun werden Sie aber sagen: Wenn ein Mensch jedoch ein Teufel ist, nicht wahr? Ja, aber muß denn die Gesellschaft ebenfalls teuflisch sein? Was ist das anders als niedrige Rachsucht? Es mag ja Zeiten gegeben haben, wo all das am Platze war – aber heute? Das Leben wäre ja wohl nicht mehr so bequem und so ungefährlich, das mag sein. Aber wäre es nicht besser, wenn es ein wenig mehr gefährlich wäre und dafür gerechter? Übrigens haben schon viele Leute darüber nachgedacht und Reformen geschaffen, zum Beispiel in Amerika. Man kann nicht leugnen, daß es allmählich etwas lichter wird. Von der Todesstrafe will ich ja gar nicht sprechen.«

Adele dachte nach. Sie schüttelte den Kopf. »Wie soll man es aber anstellen?« fragte sie. »Soll man die Verbrecher etwa alle auf eine Insel verschicken?«

»Nein, dann kämen ja auf dieser Insel alle Verbrecher und Kranken zusammen.«

Grau entwickelte ihr seine Gedanken. Arbeit und Schulen, Gelegenheit den Gefallenen gesund zu machen.

»Schulen?«

»Ja, Schulen, die ihn erziehen, die ihm die Augen öffnen, ihn auf ein höheres Niveau der Anschauung vom Leben, vom Menschen, der Gesellschaft stellen. Frische Luft, gute Nahrung, viele Bewegung, Spaziergänge in Wald und Feld. Die Arbeit kann ja hart sein, in Bergwerken, Steinbrüchen, das ist einerlei, aber sie darf nicht alle Zeit in Anspruch nehmen, kaum die Hälfte des Tages.«

Adele hatte noch eine Frage. Nämlich, wenn das alles nichts helfe und der Verbrecher rückfällig werde.

Wiederum Bergwerke, Steinbrüche, Schulen. Ja, wenn er wolle, könne er ja sein ganzes Leben in den Bergwerken arbeiten und täglich ein paar Stunden spazieren gehen.

Ob Herr Grau nicht glaube, daß dadurch die Ziffer der Verbrecher steige, bei dieser linden Behandlung?

Nein, nimmermehr glaube er dies! Das moralische und ethische Bewußtsein des Volkes würde gerade dadurch gehoben werden.

Hm. Ja, aber es gäbe Verbrecher, eigenartig angelegte Menschen, die nicht eine Spur von einer moralischen oder ethischen Anlage in sich hätten, es seien oft die schrecklichsten –

»Ein Landhaus für sie in einsamer Gegend, ein Stück Gartenland.«

»Ein Landhaus!« Adele lachte unwillkürlich. Grau errötete. Er blickte sie an. »Nun, natürlich, eine Hütte,« sagte er sanft, »da mögen sie hausen. Man kann sie nicht erziehen, man kann sie nicht bestrafen – aber sie sind aus dem Wege.« Ja, die Gesellschaft müsse es sich schon einiges kosten lassen, wenn sie leben wolle, wie sie es wünsche.

Sie standen auf der Brücke. »Leben Sie wohl nun,« sagte Adele. »Das Gespräch hat mich angeregt, ich danke Ihnen.«

»Ich danke Ihnen!« wehrte Grau ab. »Nicht weil Sie mir so aufmerksam zuhörten, sondern für Ihr Interesse an diesem Gegenstand, Fräulein von Hennenbach.« Das sagte er mit einem warmen Blick.

»Wie lange waren Sie denn bei den Gefangenen?«

»Leider nur ein Jahr.«

»Leider?«

»Ja. Ich wäre noch gerne bei ihnen geblieben, aber es hat sich nicht so gefügt.«

»Weshalb?«

Grau lächelte. »Die Wahrheit ist die,« sagte er, »ich habe eine Broschüre geschrieben, die einiges Aufsehen erregt hat, und man hat mich zur Strafe versetzt.«

»Ah!« Adele gab ihm die Hand.

Grau drückte Adeles Hand und sagte ganz unvermittelt: »Ich sehe Sie dann und wann in Ihrem Parke gehen, Fräulein von Hennenbach. Einmal da trugen Sie ein brennend rotes Kostüm. Sie kamen auch bis an die Mauer, es war ein japanisches Kostüm denke ich –«

Ja, es sei für den Liederkranzball am Faschingsmontag bestimmt. Sie liebe es sich zuweilen phantastisch zu kleiden.

»Einmal da gingen Sie ganz in Gold,« fuhr Grau fort, »es sah aus als ginge ein Sonnenstrahl im Park spazieren, möchte ich beinahe sagen.« Er sah Adele lange an und dann nickte er. »Ich denke zuweilen an Sie,« sagte er aufrichtig mit einem Lächeln auf den knabenhaften Lippen, »ich wünsche, daß Ihr Leben reich und herrlich sein möge, denn Sie sind sehr schön! Ich habe stets ein eigentümliches Gefühl, wenn ich Sie sehe, Fräulein von Hennenbach, denn ich hatte einst einen sonderbaren Traum von einer Frau, der Sie sehr ähnlich sind –«

Adele errötete etwas und lächelte, um ihre Verlegenheit und Verwunderung zu verbergen. »Wollen Sie mir diesen Traum nicht erzählen?«

Nein, nein, das sei eine Geschichte für sich. »Leben Sie recht wohl.« Er lächelte und verbeugte sich, dann nahm er den Blumentopf mit der kleinen roten Tulpe auf den andern Arm und stieg zu Susannas Häuschen hinab. Er hatte Mühe, gegen den Wind anzukämpfen, der heftig über die Felder blies.

Susanna hatte sich geschmückt.


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