Adam Karrillon
O Domina mea
Adam Karrillon

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Fünfzehntes Kapitel

Innocenz hatte den letzten Schritt auf dem Festlande getan. In einer trübseligen Prozession von Auswanderern, die mit allerlei Hausrat beladen durch die Lagerschuppen irrten, hier angeschrien, dort ausgezankt wurden, war er auf das Schiff gekommen. Wehe denen, die der eine Kontinent unbarmherzig abschiebt, während der andere sie nur widerwillig aufnimmt! Wie Hammel irren sie zwischen zwei Pferchen verschüchtert einher. Hier schlägt man ihnen eine Tür vor der Nase zu, dort verkündet ihnen ein Plakat, daß es Räume gibt, die für Zwischendecker nicht gemacht sind. Schließlich laufen sie hintereinander her in den Bauch des Schiffes hinein, wie das Rindvieh zum Stall.

Der neugebackene Schiffsarzt stand auf einer Nudelkiste und ließ die braunäugige Schwarzwälderin mit der Elsaschleife, die blondhaarige Vogelsbergerin im Stumprock und den polnischen Juden im Spiegelglanz seines Kaftans an sich vorüberziehen. Alle neigten sie grüßend das Haupt vor seiner Person und seiner Uniform. Der goldene Blutegel auf seiner Achselklappe, wenn er auch noch lange kein zweigeschwänzter heraldischer Löwe war, übte als Symbol der Würde seines Trägers eine geheimnisvoll magische Wirkung auf die Masse aus. Innocenz fühlte sich, dank der Uniform, wie ein Ballon von der Erde gehoben. Er war nicht mehr das kriechende Schaltier von Birkenried. Er fühlte, daß ein Wergsträngchen vom Seile der Macht in seinen Fäusten ruhe, hatte im Handumdrehen das Befehlen gelernt und ließ abwechselnd ein »Vorsichtig sein!« oder »Stillgestanden!« aus seinem Munde hören. Einem alten Manne, der mit einem Weinkrug aufs Verdeck gestürzt war, griff er eigenhändig unter den Arm und half ihm auf. Es kam ein Weib mit einem Säugling auf dem Arm. Der winzig kleine Weltreisende schien der reinste Menschenfresser zu sein. Er hatte von der welken Mutterbrust ein gutes Teil im Munde und machte gleichwohl so hungrige Augen, daß ein Kompromiß bei ihm unmöglich erschien. ›Das Ganze oder gar nichts!‹ sagten seine Raubtierblicke. Die bleiche Mutter in ihrer Hilflosigkeit diesem Nimmersatten Unhold gegenüber glich dem halbgefressenen Esel des heiligen Antonius von Padua.

Bei diesem Anblick hielt es Lorum auf dem Altar seiner Nudelkiste nicht länger aus. Er fühlte, daß er besseres sein müsse als ein Schibboleth, daß er helfen müsse und nicht zusehen. Er ging zur Schiffsküche, holte Milch, sorgte für eine Saugflasche und brachte Mutter und Kind zu guter Letzt trotz der Raumbeschränkung des Zwischendecks so unter, daß ihr Schlaf von jenen Ruhelosen, die voll Erwartung einer anderen Welt immer zwischen den Betten wandeln müssen, nicht gestört wurde. So entschwanden unter mancherlei nützlichen Verrichtungen und Anordnungen die Stunden des Tages.

Noch lag der Dampfer gefesselt an der Kette. Erst nach Mitternacht war zu erwarten, daß das Ungetüm seine Flossen brauchen und schwimmen werde. Noch rasselte die Kranenkette. Man lud ein und verstaute. Innocenz hatte einen verbunden, der einen Finger in das Zahnrad des Gangspills gebracht hatte, war aber nun fertig.

So ging er auf Deck. Er wollte die Alte Welt noch einmal sehen und weit dahinten in ihrem Schoße Birkenried. Die Nacht war niedergesunken und hüllte Kirchtürme, Häusergiebel, Masten und Raaen in ihr dunkles Geheimnis. Die ganze große Stadt mit ihren Kirchen und Warenschuppen war verschwunden, flimmernde Gasflammen waren das einzige, was von ihr übrig war. Keine Kaimauer war zu sehen, und selbst das Wasser der Elbe nicht, in dem der Dampfer schwamm. Wie wollte er da Hamburg erkennen oder gar Birkenried? Und doch, das letztere lag in scharfen Linien gezeichnet gerade vor ihm. Hatte er recht getan, es zu verlassen, und namentlich die eine, die eine? –

Sirenen schrien zuweilen aus dem Chaos der Schiffsleiber heraus mit heiseren Kehlen, in denen sich der Jammer aller lebenden Kreatur zusammenzudrängen schien, und doch forderten sie nichts als ein wenig Platz auf dem Strome, damit das Schiff, dessen Stimme sie waren, zwischen anderen sich durchdrängen könne. Überall das Geschrei nach Ellbogenfreiheit und Platz. Das stimmte ja auch für ihn. Deshalb hatte er das Dorf verlassen und Käthchen, ja Käthchen!

Kleine Nachen mit Laternen an den Seiten schoben sich der Schiffswand entlang. Sie waren mit Werkstättenarbeitern gefüllt, die nach der Stadt in ihre Quartiere strebten. Welch schreckliche Gestalten! Alle Menschentypen, untermischt mit ihren Bastarden, hatten hier ihre Vertretung. Da waren Eingeborene der Südseeinseln mit Gorillakiefern, zwischen deren Zähnen man noch Menschenfleisch vermuten konnte; schmächtige Malaien und krausköpfige Bantuneger mit einer Haut wie Lackleder. Wer nicht von Natur schwarz war, den hatte der Ruß der Kesselfeuer geschminkt. Nein, gegen diese Ausgeburten der Hölle waren die krummstiefligen Birkenrieder noch Idealmenschen. Wie kam's doch nur, daß Innocenz alles, was er Neues sah und hörte, mit Birkenried vergleichen mußte?

Jetzt kamen aus dem Dunkel heraus eine rote und eine grüne Signallaterne, über denen eine Weiße an einem kleinen Mast sichtbar war. Das bunte Dreieck beleuchtete die unklaren Umrisse eines rohgezimmerten Gallionenbildes. Der fauchende Drache hielt seinen Kurs direkt auf den Ozeanfahrer zu, stoppte aber, als er ihm bis auf wenige Meter nahe gekommen war. Nun begann von Deck zu Deck ein lautes Rufen und Schreien in einer Sprache, deren Worte für Innocenz ein Geheimnis blieben. Eine dünne Kardeele wurde von dem Schlepper nach dem Dampfer geworfen und daran eine dicke Trosse an Bord geholt und unter Schreien und Kommandoworten befestigt. Auf der Brücke gab es Licht, und man hörte die Stimme des Kapitäns. Ein Boot der Hafenpolizei huschte vorüber. Am Stern eines vorausliegenden Schiffes tauchten Laternen auf und beleuchteten eine Warnungstafel: »Achtung! Doppelschraube!« Jetzt Sirenensignale voraus, eins, zwei, drei, immer eins schauerlicher als das andere, dann ein schäumender Strudel im Wasser, den die Schraube des Schleppers aufwühlte. Welch ein Lärm gegenüber der nächtlichen Stille von Birkenried! In dem Arzt erwachte etwas wie die Sehnsucht nach seiner stillen Kammer. Ach, daß das Verlorene gerade das einzige ist, was uns zu eigen bleibt!

Jetzt spannen sich die Trosse. Der Kleine zieht den Großen. Die Schiffswand löst sich von den Steinen des Piers. Der Spalt ist einen Meter breit, dann einen Kilometer, bald werden Breitegrade zwischen dem Schiff und dem Kai liegen.

Den bedeutsamen Augenblick, wo der Dampfer sich vom europäischen Festland löste, hatten alle Passagiere abgewartet. Außer der gerade abgelösten Wache schlief niemand auf dem ganzen Schiffe. Die meisten Passagiere standen fröstelnd und heimwehkrank an der Reling, und manchem war es, als ob er besser täte, wieder ans Land zurückzuspringen. Nun aber war auch diese Möglichkeit verpaßt, kaum noch der Ruf der menschlichen Stimme fand den Weg zum Ufer. Von drüben aber redete noch einmal die Turmglocke mit metallener Stimme zu den Auswanderern. Sie schlug die Mitternacht. Wie lange wird es dauern, bis die Reisenden wieder eine Glocke hören, ja, werden sie überhaupt noch einmal eine hören?

Das Licht der Laternen am Flußufer streckte sich zu einem hellen Streifen und schwand schließlich ganz. Nur noch ein unruhiger Schimmer am schwarzen Nachthimmel verriet die Stelle, wo die Stadt geblieben war. Dann schwand auch er. Im Rücken lag die Finsternis. Im Vorblick aber zeigten sich ab und zu lange, feurige Finger, fuhren wie tastend über den Strom und das Schiff und verschwanden wieder. Die Fahrt war unter den Schutz der Leuchtfeuer gestellt.

Das Schiffsinnere hatte die Körper der Passagiere in sich geschlungen; ihr Wünschen und Fürchten der Schlaf. Das Deck gehörte den Schiffsjungen, ihren Wasserkübeln und Scheuerlappen.

Auch Innocenz schickte sich an zum Schlafengehen. Ein Fingerdruck an die Schiffswand, und ein elektrischer Glühkörper erfüllte die Kabine mit glänzendem Licht. Das Weiß der Wände und der Goldglanz der Messingstangen an Bett und Vorhängen gab dem kleinen Raume den Reiz intimsten Behagens. So mag sich die Auster in der Muschel zu Hause fühlen, wie Innocenz in seinem Stübchen. Alles war so nahe, so erreichbar für die Hände. Nichts fehlte, und alles stand oder hing genau ausgerechnet gerade an der Stelle, wo es hingehörte. Zum ersten Male seit seinen Kindertagen war Innocenz bei sich daheim. Ein kleines Ding nur unterm Bett beeinträchtigte den Gedanken an einen ruhigen Besitz. Es war ein Rettungsgürtel, der warnend zu dem Inhaber der Kabine sprach: »Das Wasser hat keine Balken!«

Der junge Arzt hatte wohl auch schon einmal daran gedacht, daß die See sein Grab werden könne, aber ohne Furcht. Es gab niemand, der sich um ihn die Augen blind weinen würde, und schließlich war es kein großer Unterschied, ob Schaltiere sich um seinen toten Körper stritten oder die Würmer. Auch regte sich in ihm, wie öfters in kritischen Augenblicken seines Lebens, der Glaube an die sichere Führung eines allmächtigen Willens. Noch immer trug er auf seiner Brust das Skapulier der marianischen Kongregation. Sein naturwissenschaftliches Denken war nicht so gefestet, daß er in der Kette von Ursache und Wirkung nicht noch eine Lücke vermutete, aus der heraus eine transsubstantielle Macht zu seinen Gunsten intervenieren könne.

Beim Ausziehen betete er vertrauensselig sein » O domina mea« und lag bald darauf, wie eine Zigarrenspitze im Etui, etwas eng aber weich und reinlich verpackt in seinem Bette. Ein Druck an die Wand, und die elektrische Birne verglühte langsam errötend, während durch das Oberlicht der Tür noch ein heller Streifen vom Ganglicht in seine Kabine fiel. Gleichmäßig brummte die Schraube, indes in fast regelmäßigen Intervallen die Wogen des Meeres an die Schiffswand schlugen und mit zischendem Brausen zerstoben. Solch Geräusch schläfert wie ein Wiegenlied die Sinne ein, und Innocenz war bald aus der Welt der Wirklichkeiten in die der Träume entrückt.

Nach Stunden erquickenden Schlafes war es ihm, als ob eine leise Melodie sein Ohr umschmeichele. Er erhob den Kopf und sah die Morgensonne als goldenen Widerschein vor seinem Kabinenfenster sich in kleinen Wellen brechen; sah, wie der weiße Meeresschaum als feine Spitze über das entzückende Gewebe der Sonnenpfeile lief und war mit beiden Füßen zugleich aus dem Bette und an der Luke. Welch ein Anblick! Vor ihm wiegte sich auf dem weißen Hintergründe einer kreidigen Steilküste ein majestätischer Dreimaster. Stolz lief er vor dem Winde her, der seine Segel schwellte, und furchte leise die Wellen, die seinen ruhigen Kiel trugen. Eitel spiegelte sich das Haupt des Gallionenbildes in der mattgrünen Flut, und die schaumgekrönten Wellenberge sprangen wie kleine Kätzchen empor, um seine Wange zu küssen. Dabei war hinter dem Schiffe kein zorniger Aufruhr des empörten Elementes, wie hinter einem Dampfer, nein, es war nur ein weiches Wiegen wie über den goldenen Ähren eines Kornfeldes. Welch harmonisches Zusammenwirken von Licht, Luft und Wasser im Dienste eines Menschenwerkes! Wenn der Schöpfer auf die Erde niedersieht und alles gut findet, was er gemacht hat, so mag er doch zuweilen neidisch werden auf solch ein Werk aus Menschenhand.

Innocenz war ganz Auge geworden, und wenn sich hinter ihm die Pforten des Himmels geöffnet hätten, wer weiß, ob er sich umgedreht hätte, um hineinzugucken. Ja, das war etwas. Dafür konnte man Birkenried hingeben und den goldenen Grund.

Doch die Musik wurde zudringlich. Sie kam über das Wasser herüber und prallte wider die Schiffswand. Es waren die getragenen Akkorde eines Chorales: »Ehre sei Gott in der Höhe.« Sonntag war's, und was von dem Menschengeschlecht auf dem Wasser lebte, schickte seinen Dank hinauf zum Himmelsdom, an dem das große Auge Gottes prangte und alles sah, was an der Quelle vorging, auf dem Strom und auf dem großen Sammelbecken aller Quellen, dem Meer. Innocenz hatte oft unter dem Gewölbe ehrwürdiger Dome gestanden, wenn Chorgesang und Orgelschall sich von Stichkappe zu Stichkappe wälzte und schließlich auf zerknirschte Menschenseelen niederfiel, so aber war er nie von Andacht durchschauert worden wie von diesem Gottesdienst auf dem Meere.

Jetzt geschah etwas, was sein Zartgefühl schier verletzte. Auf dem Deck des eigenen Dampfers setzte die Schiffskapelle ein. Nun liefen die Klänge verwirrend ineinander hinein, eine Melodie störte die andere, und vorbei war's mit der Andacht. Innocenz zog sich in die Tiefe seiner Kabine zurück, putzte sich sonntäglich und ging auf Deck.

Der Segler war weit zurückgeblieben. Da und dort sah man am Horizont Rauchwolken die lichte Bläue des Äthers schwärzen. Das war unschön und führte den Geist auf die Straße grübelnden Nachdenkens über den Zusammenhang von gebundener Kraft und Arbeitsleistung.

Prosaisch genug, mußte Innocenz an die Feuer im Kesselraume denken und an die Kohlenberge davor, als eine Stimme hinter ihm sagte: »Und wieviel Knoten glauben Sie, Doktor, daß der läuft? Zwanzig, ich wette. In einer halben Stunde wird er bei uns sein und nimmt den Lotsen mit.«

Der so sprach, war der Kapitän. Er war aus seiner Kabine gekommen und wischte sich den Schlaf aus den Augen. Wenn der Lotse ging, dann mußte er wach sein und auf der Brücke.

»Wieviel Knoten glauben Sie, daß der läuft?« Damit hatte Innocenz zum ersten Male das Leitmotiv aller Schiffsgespräche gehört. Es ist das unselige Stichwort, das der überhastete Mensch unserer Tage vom Lande mitnimmt auf das Wasser. Verflucht sei derjenige, der uns die Uhr geschenkt hat; er hat der Menschheit die Ruhe gestohlen. Was lag Innocenz daran, wieviel der läuft? Er hatte Frieden gefunden, und jede Veränderung seiner Lage erschien ihm wie ein Angriff auf seine heile Haut. Und doch, wohin er hörte:

»Wann sind wir auf der Höhe der Themsemündung?«

»Werden wir den Holländer überholen?«

»Um welche Stunde können wir vor dem Solent sein?«

Innocenz, der seiner Uniform wegen von den Reisenden für einen alten Seelöwen genommen wurde, hatte viel unter dem Gefrage der Neugierigen zu leiden und war froh, als er ins Zwischendeck zu einem Kranken gerufen wurde.

Auf den eisernen Bettstellen saßen viele der Passagiere halb angezogen und ließen die Beine in die Saalgasse hängen. Manche hantierten mit Nadel und Faden an zerrissenen Kleidern herum, andere lasen vergilbte Briefe und weinten reichliche Tränen dazu. Da spielten drei Männer auf einem umgestürzten Köfferchen Karten, dort bildeten fünf Frauen eine Bruderschaft und beteten mit gedämpfter Stimme einen Rosenkranz. Ein Athlet hatte eine Schar von hochmögenden Kunstgönnern, die aus kurzen Tonpfeifen rauchten, um sich versammelt und zerriß Ketten.

»So was wird drüben bezahlt!« sagte einer der Zuschauer. »Nenne du dich Master Samson, zeige den Leuten deine Kunst, und ehe drei Jahre vergehen, kannst du die Rückreise nach Europa in der ersten Kajüte machen.«

Alle betrachteten den Kraftmenschen, dem solcher Art das Horoskop gestellt war, mit Neid. Alle wünschten sie zurückzukehren, alle in der ersten Kajüte. Aber wer hatte, wie er, die begründete Aussicht, daß dies so bald möglich sein würde? Ach, wenn man doch nur auch irgend etwas an sich hätte, wodurch man die Durchschnittsmenschen überragte. Mancher würde sich Hörner gefallen lassen oder den Höcker eines Trampeltieres, wenn er damit die Aufmerksamkeit eines staunenden Haufens auf sich lenken könnte. So groß ist die Gier der Menschen nach einem unterscheidenden Stigma, daß mancher mit dem Ruhm zufrieden ist, ein Scheusal zu sein.

Als Innocenz in den Saal trat, warfen wohl alle einen kurzen Blick auf ihn, keiner aber ließ sich in seinem Tun stören. Nur ein Jude, der gestern dem Arzt durch seine Ringellocken aufgefallen war, drückte sich mit krummem Rücken an seine Seite, beugte das Haupt, erhob es wieder mit stehenden Augen und zog den Helfer am Ärmel nach einer in einem Winkel des Raumes verborgenen Bettstelle. Da lag unter Kleider- und Teppichfetzen einer, dessen Angesicht von feuchten Schweißen glänzte. Das schwarze Haar war in Fragezeichen auf die Stirne gefallen. Während über der gedunsenen Oberlippe der erste Flaum sich schüchtern vor das Auge der öffentlichen Meinung wagte, standen auf beiden Backenknochen frech und unheilverkündend zwei hektische Rosen. Sie sehen, hieß für den Arzt die Diagnose stellen. ›Mein Gott, wo wird er hinwollen, um dem Verhängnis zu entfliehen?‹ dachte er bei sich. ›Zwischen beiden Polen unseres Planeten ist keine noch so dunkle Kammer, in der ihn der Tod nicht mit dem Absatz tasten könnte. Warum will er nicht der Heimat lassen, was er ihr entliehen, und will einen fremden Boden düngen?‹

Als Innocenz noch staunend schwieg, weckte ihn die Stimme des Alten: »'s is meiner!« sagte er voll Stolz. »Moschko Navratil, des Jankel Navratil einziger Sohn, 'n grausam g'scheiter Mensch, mein Moschko, 'n Ingenieur, der Stab meines wackligen Alters, das Licht meiner scheelen Augen. Er, hat e' Stell' in Port Said. Verdient ein grauß Geld und wird bringen nach geringer Zeit die Knochen seines Vaters nach Zion hinauf in Erez jisroel. Er hat mir's versprochen, mein Moschko. Nit wahr, mein Augentrost? Sag' ja zu dem, was spricht dein Tateleben, mein Moschko.«

Der Kranke holte tief Atem und versuchte »Ja« zu sagen, aber es kam nur ein rauher, heiserer Laut zum Vorschein.

Innocenz nahm dem Erschöpften mitleidsvoll das Sprechen ab: »Sie wollen nach Ägypten?«

Der Kranke nickte, der Alte aber fiel erklärend ein: »Ausgeschrieben war die Stell', Gott meiner Väter. Hunderte habben sich gemeldet in das fremde Land, er allein hat sie gekriegt, die Anstellung. Mein Moschko hat sie gekriegt, weil er war empfohlen von hohe Herren, wie David empfohle war an den Hof des Königs Saul. Nu' is er 'n bissel marode, aber die Krankheit wird von ihm weiche, wie der Aussatz vom assyrischen Kämmerer, als er im Jordan badete, und Moschko wird sein der Ölbaum, in dessen Schatten mein Alter ruht.«

Wie schnitt doch die Gewißheit, daß nichts von dem, was der Alte hoffte, sich erfüllen könne, dem Arzt blutig in die Seele ein. ›Wie bald, und der Greis wird den Kopf mit den Korkzieherlocken über die Reling beugen und einen grauen Sack, gefüllt mit seinem Sohne und etwas Blei, in den grünen Wogen verschwinden sehen. Sei barmherzig, großer Genius, der du die Geschicke lenkst, und stell' das alte Uhrwerk so, daß seine Feder bricht, bevor das junge abgelaufen ist.‹ So dachte Innocenz, derweilen er Worte des Trostes sprach, die alle erleichterten, nur ihn selber nicht. Obwohl er sich sagte, daß auch das Trösten der Betrübten zu den sieben Werten der Barmherzigkeit gehöre, so verdroß ihn doch diese ärztliche Seiltänzerei über der Wahrheit, die wie eine Abendvorstellung auf dem Jahrmarkt allen Dingen einen rosigen Schimmer leiht, der ihnen doch nicht zusteht. Er ging, verordnete etwas aus der Schiffsküche und freute sich, als er von ferne zusah, wie Vater und Sohn, auf dem Bette sitzend, aus einer Schüssel löffelten.

Aber da sah er bald noch etwas mehr. Ein schlankes Mädchen, begleitet von einer mandeläugigen Japanerin, war an das Bett des kranken Moschko getreten, ordnete die Kissen, strich die Bettdecke zurecht und ließ zuletzt eine kleine Geldbörse in die Hände des alten Juden gleiten. Der ließ den Löffel fallen, riß die Augen auf, beugte das Haupt mit den Korkzieherlocken und rutschte wie vor einem Engelsbilde vom Bettrand herunter in die Kniee. Da wehrte das Mädchen ab, machte kehrt und eilte der Stiege zu nach dem Verdeck.

Vier Augen, zwei des Jankel Navratil und zwei des Innocenz Lorum, sahen ihr staunend nach. ›Wer ist sie,‹ fragte sich der Arzt, ›und was treibt sie aus dem Luxus des Salons in das Elend des Zwischendecks? Ist es eine, deren Barmherzigkeit in der eignen Not ihre Wurzeln schlug und aus dem Dulder einen Samariter schuf?‹ Mit diesem Gedanken wuchs ein lichter Heiligenschein um die ohnedies schönen Züge des Mädchens. Innocenz war im Banne dieser Erscheinung. Verehrung war's zunächst, was er für sie fühlte, dahinter aber lauerte die Liebe. Eine Flamme war erloschen, eine andere fing zu glimmen an. ›Jedenfalls will ich die Kleine im Auge behalten,‹ sagte sich der Beobachter. ›War sie gegen Moschko Navratil voll Erbarmen, vielleicht ist sie's auch gegen andere Leute.‹

Schon das Mittagsmahl vermittelte ein näheres Kennenlernen. Innocenz hatte seinen Platz bei Tische neben der vornehmen Samariterin gefunden und gab sich Mühe, ihr in jeder Weise gefällig zu sein. Sie nahm sein Artigsein wie Selbstverständlichkeiten hin, belohnte jede Aufmerksamkeit mit leisem Nicken des vornehmen Kopfes und forderte wie eine, die gewohnt ist, zu befehlen, nur durch einen Wink ihrer schlanken Finger. Sie sah nicht auf, und wie sehr sich Innocenz auch bemühte, einen ihrer Blicke zu erhaschen, es gelang ihm nicht. Vielleicht war's ein tiefer Kummer, der ihr die Lider über die Augensterne drückte.

Der aufmerksame Schiffsarzt bemerkte einen feuchten Glanz über der Lidspalte und einen leichten Schatten in allen vier Augenwinkeln. ›Sie weiß sich zu beherrschen,‹ dachte er.

Daß die Freude nicht an der Tafel lacht und der Schmerz nicht auf dem Markte schreit, das ist ein Zeichen, daß die Erziehung das Tier in uns gebändigt hat. Er achtete die vornehm verhaltene Trauer seiner Nachbarin, obgleich gerade sie es war, die ein gegenseitiges Näherkommen verhinderte. Genau mit der letzten Schüssel verließ die Dame die Tafel. Auf den Nachtisch einer Unterhaltung verzichtete sie.

Was Innocenz über sie erfahren konnte, mußte aus der Stewardesse herausgeholt werden. »Briefkuverte, die auf ihrem Toilettentische liegen, tragen die Adresse Irma van der Klingen. Chrysanthem und Hyazinth sind ihre Dienerinnen. Voila, tout, das übrige mögen des Herrn Doktors Neugierde bei ihr selbst erfragen,« sagte diese, machte einen spöttischen Knix und ließ den Frager stehen.

»Irma van der Klingen, Reiseziel Hongkong,« sagte die Schiffsliste. Das war auch nicht viel, aber Innocenz wußte nun doch, daß das schöne Kind noch reichlich sechs Wochen in seiner Nähe sein werde. Das war Zeit genug, daß ein Trennungsschmerz sich mindern, ein Abschiedsweh sich verflüchtigen konnte. Wie einen Barometer befragte der Arzt an jedem neuen Morgen das bleiche Antlitz Irmas van der Klingen, wenn ihr schlanker Leib, in einen Liegestuhl gegossen, auf dem Promenadendeck lag, ob nicht bald das Quecksilber auf »Heiter« steigen wolle.

Umsonst. Diese lieblichen Züge redeten nicht. Innocenz hätte den Wind bestechen mögen, daß er ihr einmal ein Taschentüchlein raube, damit er sich einen Finderlohn verdienen könne. Auch damit war's nichts. Zu guter Letzt klammerte er sich an die freventliche Hoffnung, daß irgendein kleiner Anfall die Brücke zu einem Verständnis zwischen ihr und ihm schlagen möge.

So oft die Nacht ihr Sternenlicht übers Verdeck niedergoß, scharte sich die Gesellschaft vorm Steuerhäuschen um einen alten Kapitän mit seinen Seemannsschnurren. Wer lachen konnte und wollte, war da. ›Heiterkeit schließt das Herz auf,‹ so hoffte Innocenz.

Doch Irma van der Klingen kam nie in den Kreis der Fröhlichen. Sie irrte lautlos um das Steuerhäuschen herum, immer einsam, immer fremd. Noch wehte die Luft vom europäischen Festlande herüber und schien ihr Stimmen zuzutragen, denen ihr Ohr lauschte. Waren's Laute aus der besorgten Mutterbrust, war's schmeichelnd eine Männerstimme, die mit ihr redete?

Innocenz hätte viel darum gegeben, hinter das Geheimnis dieses Frauenherzens zu kommen. Es wollte nicht gelingen. Nie ließ sie sich zu einem Plauderstündchen an irgendeiner Ecke nieder, und den freundlichst gebotenen Gruß bezahlte sie geizig genug nur mit einem stummen Nicken. Noch lebte sie nicht in der Gegenwart. Sie hing am Vergangenen, an dem verschwundenen Europa, das zuweilen noch in einem meerumbrandeten Kap ein winziges Stückchen seiner Herrlichkeit sehen ließ.

So war eben aus der Wasserwüste voll stiller Majestät das Kap Sankt Vincenz emporgestiegen. Im Westen stand der glühende Sonnenball und warf seine roten Pfeile nach dem jähen Felssturz und der verwitterten Kirche, die auf seinem Scheitel thront. Zwischen Sonne und Felsen schwamm das Schiff auf flüssigem Gold. In den Stricken der Raaen und Maste zuckte es auf wie Elmsfeuer, geheimnisvoll, geisterhaft. Der Tag, der sich anschickte zu Grabe zu gehen, wollte der Welt noch ein Schauspiel geben, damit sie seiner nicht vergessen möge.

Vor dem Sterben einer Weltensonne versinkt der Mensch in sein Nichts. Sein sonst so stolzes Ich wagt sich kaum zu regen. Leise schleicht der Atem durch die Luftwege, schüchtern, als ob die Lunge sich schäme, von dem Golde zu stehlen, das aus dem Äther rieselt. Ein Gefühl von Furcht drückt das Herz zusammen, man fühlt sich schwach und möchte sich anlehnen, anlehnen an ihn, durch dessen Finger die Welten rannen, wie der Tropfen vom Eimer rinnt.

Da fallen Glockentöne hinein in die Abendstille. Sie kommen aus den Schallöchern der zermürbten Kirche drüben, zittern über das Wasser hin und verklingen weit da draußen, wo Himmel und Wasser in eins zerfließen. Ave Maria! ruft der metallene Mund zum Firmament empor, dann verstummt er. Nun liegt ein großes Schweigen über den Wassern, wie über der Welt am ersten Schöpfungstage, wie über einem Gemälde von Segantini.

Innocenz fühlte nicht mehr, daß er mit den Füßen auf den Planken des Schiffes stand. Ihm war's, als ob er einsam auf Engelsfittichen durch den Äther schwebe, als ein sammetweicher Gegenstand wie ein Lufthauch seine Gestalt umfloß. Erschrocken sah er um sich und blickte nun in zwei Augensterne, deren Gluten bis in die Abgründe seiner Seele niederzubrennen schienen. Das war der Blick eines Rehes, das am Wege verendend um Erbarmen flehte.

Irma van der Klingen war's, die ihr Auge reden ließ die ganze traurige Geschichte, die ihr Mund verschweigen mußte. Innocenz fühlte, daß die Stunde gekommen war, wo ein gequältes Herz sich ihm offenbaren wollte. Seine Hand griff nach dem Weibe, und sein Arm zog sie an sich heran.

Sie stand vor ihm, seine geheimnisvolle Tischnachbarin, gebeugt und doch voller Hoheit, stehend und doch voller Stolz. Welcher Nachtfrost mußte über diese Frühlingsblüte gezogen sein, daß sie gar so traurig das Blumenköpfchen hängen ließ, obwohl doch die Sonne des Reichtums über ihr leuchtete? Das war mehr als der Abschiedsschmerz von einem Heimatlande, der diese Seele beklemmte, da mußte ein Wurm tief an den Wurzeln ihres Wesens nagen. Innocenz fühlte, daß eine gemarterte Seele zu ihm um Hilfe oder um Mitleid schrie. Das machte ihn mutig, gab ihm Kühnheit. Er ließ die Hände, die er gefaßt hatte, nicht los, sondern zog die Dame sanft zu sich nieder auf eine Bank. So saßen sie Seite an Seite, wärmten sich aneinander, sahen aufs Meer hinaus, über dem das Licht der ersten Sterne tanzte, seufzten und schwiegen beide. Unter ihnen wühlte die Schiffsschraube in schaumigen Wellenbergen.

»Wie's da grausig siedet und kocht,« sagte der Arzt.

»Ach ja!« seufzte die Angeredete. »Und doch mitten in den Schauern dieses Getriebes wäre Ruhe für das verirrte Suchen eines verlorenen Menschenherzens.«

»Mein Gott, Gnädige,« fiel ihr Innocenz ins Wort, »so jung, so schön; von Kulis getragen, von Musmis betreut, und wie ein liebes Kind den Gedanken hätscheln, daß man sterben wolle? So flügellahm können Sie nicht geschossen sein, daß es für Sie unmöglich wäre, sich über die Größe Ihres Schicksals emporzuschwingen. Man läßt einen Vater zurück, eine Mutter. Wie lange, und der Tod hätte uns doch von ihnen getrennt! Vielleicht haben Sie auch einen Gatten, ein Kind verlassen, aber die Zeit wird Sie wieder mit ihnen vereinen.«

»Ha, ha!« lachte die Ärmste auf, und es war das Lachen des Wahnsinns, das aus ihrem Munde brach. »Die Zeit wird mich wieder mit denen vereinen, die ich verlassen. Nichts ist gewisser, oder das Schiff müßte den Meeresgrund mit dem Gallion pflügen. Doch fragen Sie nicht weiter. Wer groß denkt, trägt sein Geschick allein. Ich weiß, daß Sie gut sind, und wenn ich's nicht wüßte, der kranke Jude im Zwischendeck hätte es mir gesagt. Niemand hat ein Recht an meine Person. Doktor, lassen Sie uns gute Freunde sein, solange diese Bretter uns umschließen und diese Wogen uns schaukeln. Fragen Sie nicht nach Woher und Wohin. Was ich scheine, bin ich nicht, aber was ich bin, möchte ich Ihnen nicht scheinen bis zu dem Augenblicke, wo der Kiel unseres Schiffes den fernen indischen Sand zum Wiedersehen küßt. Dulden Sie mich in Ihrer Nähe, dann wird mein Los sich Ihnen entschleiern, und Sie werden Mitleid mit mir haben, weil Sie gut sind.«

Sie schlug die Hände vors Gesicht und weinte bitterlich. Ihre Beichte war zu Ende. Zwar hatte sie ihr Geheimnis nicht entschleiert, aber sie hatte durchblicken lassen, daß sie eine Unglückliche war, und das genügte, um den jungen Arzt mit einem Kampfesmut zu füllen, der ausreichend gewesen wäre, seine Schutzbefohlene gegen die Angriffe einer halben Hölle zu verteidigen. Er rückte der Verfolgten an seiner Seite näher und legte den Arm wie schützend um ihre Taille. Sie duldete es. Die weiche Stimmung, die über dem verglühenden Tage lag und alle Gegensätze milderte, hatte zwei Menschenherzen einander nahe gebracht, die vor wenig Tagen noch einander unbekannt und gänzlich fremd waren.

Als die Glocke zur Abendmahlzeit rief, gingen beide erhobenen Hauptes über das Deck. Nun war am Tisch mit einem Male alles anders geworden. Jeder suchte ihr zu gefallen, und jedes Wort, das über die Zähne passiert, wird wie ein Handwerksbursche an der Landesgrenze einer Leibesvisitation unterzogen, ob es nichts Gefährliches an sich habe. Es gibt keine besseren Erzieher als gut erzogene Frauen. Die Strenge des Befehles findet den Mann nicht so willfährig als die Bitte, die aus einem Frauenblick zu fordern weiß. Vor der milden Frühlingssonne springen die Blüten aus den Knospen, und Witz und Laune gedeihen im Sonnenglanz eines freundlichen Gesichtes. Bald war der Tisch, an dem Irma van der Klingen Platz gefunden hatte, einer der belebtesten des Salons.

Daß Innocenz in der Gunst des schönen Weibes stand, sah mancher nicht ohne Neid, und der Klatsch, der auf Schiffen wie in ländlichen Pfarrhäusern aufs prächtigste gedeiht, beschäftigte sich mit beiden Menschenkindern. Die Wände bekamen Ohren, und nicht immer schlief derjenige in seiner Kabine, der das Licht ausgedreht hatte. Wo Innocenz neben der Fremden auf dem Verdeck saß, da hatte in der Nachbarschaft der und jener etwas zu schaffen, und mancher, der mit den Augen an den Sternen hing, klebte mit den Ohren an menschlichen Lippen.

Jetzt, nachdem der armen Frau die Lawine des Kummers vom Herzen gerollt war, kugelte mancher Schneeball mit frohen Sprüngen über den Abhang. Und immer wieder war's das Landhaus an der Schelde mit seinem roten Ziegeldach inmitten grüner Bäume, was in ihren Erzählungen wiederkehrte, waren's kanaldurchschnittene Triften, in denen die scheckige Herde graste, waren's Nachen, die mit bauchigem Segel über ruhigen Wasserstraßen schwebten. Oder es war die traulich warme Ecke am Kamin gegenüber dem Sorgenstuhl des Vaters, wenn draußen der Nebel den Strom verhüllte und die Windmühle trotz ihres Sträubens in einen kalten grauen Mantel wickelte. Wie war's in der Stube so heimisch, wenn der Orkan in den Tannenwipfeln heulte und die Esche niederbog, daß der Gipfel sein Bild im Spiegel der Kanäle beschaute; wenn das Eis krachte und der Schnee weinte auf den schnurgeraden, pappelbestandenen Alleen; wenn der Schäfer unter der Stalltür stand und das Heu verschnitt für die blökenden Lämmer, die im Freien nicht mehr fanden, was sie brauchten; wenn der Hofhund ins Zimmer durfte und hinterm Ofen sein Schläfchen machte. Und wenn all die lieben Kleinigkeiten wieder zum Vorschein kamen, die unsere Kindheit so glücklich machen, wie wurden da die Augen der Dame so blank, so weit, so hungrig nach Stille und Einsamkeit.

Innocenz starrte in dies Antlitz, staunte und fragte sich wohl tausendmal: ›Welch unseliger Sturm mag wohl dies an der Heimatscholle sicher verankerte Schiff hinausgeworfen haben in den Strom des Lebens?‹ Ein tiefes Mitleid drang wie die Zähne einer Rundsäge immer mehr gegen den Kern seines Wesens vor und durchschnitt die Jahresringe alter Bedenklichkeiten um so leichter, da ihm das eigne Herz seit Käthchens Treulosigkeit wie eine leere Nische vorkam, die nach einem Heiligenbilde schrie.


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