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XXI

Diese Schreckensnachricht hatte schon in früher Morgendämmerung ganz Aujezdl aufgerüttelt.

Da die Bewohner von Aujezdl sich bereits dem Glauben hingaben, der Verwalter von Kauth habe nur eine leere Drohung ausgestossen, war die Wirkung nun umso grösser. Es war nun klar, dass sich Kos auf diesen Schlag nur vorbereitet habe, damit dieser um so fühlbarer sei. Ein Glück noch, dass man auf Přibeks Rat bis zum letzten Augenblick eifrig Nachtwache hielt und auch ausserhalb des Dorfes Wachtposten hatte. So kam es, dass Konopniks Matthias, der die Felder durchstreifte, in der Richtung gegen die Stadt noch im Nachtdunkel den militärischen Hornsignalen ähnliche Töne vernahm; dies liess ihn nicht ruhen und er schritt näher, um sich Sicherheit zu verschaffen. Da begegnete er einem von der Stadt kommenden Menschen, der ihn benachrichtigte, es sei plötzlich in die Stadt Militär eingezogen, und treffe Vorbereitungen zum Weitermarsche.

Kaum kam der Bursche mit dieser Nachricht ganz schweissbedeckt und atemlos in das Dorf gerannt, war schon ein zweiter Bote aus der Stadt da. Ein guter Freund hatte ihn heimlich nach Aujezdl gesendet mit der Aufforderung, man möge sich gehörig in acht nehmen, da das Militär im Anzüge sei. Niemand zweifelte mehr an der Wahrheit dieser traurigen Nachricht. Wie konnte man aber auch nur einen Augenblick glauben, Kos werde leere Drohungen ausstossen! Das wäre ja mit Lammingers Wesen unvereinbar, die Rache dafür aufzugeben, dass man sich um die Briefe hat nicht wollen berauben lassen. Sieh' nur – Militär bestellte er sich gegen sie, er lässt sie ausplündern und ihnen alles rauben, damit sie zahm und mürbe werden.

Der erste Gedanke eines jeden war: Retten, was man retten kann. Die Weiber, welche die Schreckensnachricht am meisten ausser Fassung brachte, griffen unwillkürlich zu den Federbetten, Esswaren, Kleidern und Vorräten. Ihr Jammern und Geschrei hörte man von allen Seiten und überall: in den Stuben, in den Kammern, auf den Höfen und in den Ställen, wo sie das Vieh losbanden. Es trat ein schrecklicher Augenblick der Verwirrung und des Schreckens ein.

Das ganze Dorf war auf; in den Gebäuden, zwischen denselben, auf dem Dorfplatze, überall sah man die Menschen umherlaufen und eilen, überall gab es ein Gewimmel, wie wenn ein Bienenschwarm zieht, und überall hörte man Lärm und Geschrei. Die aus tiefem Schlafe plötzlich aufgerüttelten Kinder weinten; dort jammert ein Weib, hier ringt eine halbblinde Greisin auf der Türschwelle die Hände. In das Jammern der Weiber mengt sich der Lärm und das befehlende Geschrei der Männer, das Wiehern der Pferde, das Gebrülle des Viehes, das Geklirre der Halfterketten, das Knirschen der Wagen, die von den halbangekleideten Burschen und Mädchen auf die Höfe oder vor die Gebäude herausgeführt werden.

Dorten flieht man schon! Es sind diejenigen, die am wenigsten hatten, oder die der jähe Schreck am meisten verwirrt hatte. In den Händen und auf dem Rücken tragen sie Bündel. Hier führt ein kleiner Junge meckernde Ziegen, dort plagt sich ein Bursche mit einer scheuen und am Stricke zerrenden Kuh. Auf den Treibweg stürzte eine Schafherde; die Schafe rennen dem scheu gewordenen Widder nach. Vergebens ist das Geschrei und Gefluche des Hirten, sie verschwinden in den Staubwölken.

»Zu den Hammern! Auf in den Wald zu den Hammern!«

Wie eine Losung durchflog dieser Ruf das ganze Dorf, von Gebäude zu Gebäude, von Hof zu Hof erscholl er. Niemand fragte, von wem diese Parole ausgegeben wurde, ob sie gut sei, untersuchte man nicht; jedermann leistete ihr Folge und eilte in dem einzigen Bestreben, sobald als möglich schon dorten unter dem Berge Hrádek im schützenden Schatten jenes schwarzen Harzwaldes zu sein, der sich im grossen Streifen weit und breit fast bis zur Stadt bei Havlovic mit den Hammern und weiter bogenartig längs der Grenze hinzog und den Weg in das nahe Baiern sicherte.

Am ruhigsten von allen war Matthias Přibek geblieben, er behielt seine Fassung vollkommen. Beim ersten Alarm sprang er aus dem Bette und kleidete sich sofort an. Sein alter, um diese Zeit nicht mehr schlafender Vater begann im Bette zu klagen, als er diese Nachricht vernahm. Matthias eilte jedoch, als hörte er nichts, hinaus, um die Tochter und das Gesinde zu wecken. Manka kam halbangekleidet aus der Kammer. Er erklärte ihr kurz, was der Lärm bedeute, und befahl, sie möge sich fluchtbereit machen, auf den Grossvater achten und Nahrungsmittel mitnehmen. Vor allen übrigen Befehlen schärfte er dem Viehtreiber ein, er möge sofort und so rasch als möglich mit der Nachricht, das Militär sei im Anzüge, nach Trasinau eilen und dort die Aufforderung zur Flucht überbringen. Die Männer und Burschen mögen, wenn noch möglich bewaffnet nach Aujezdl, sonst aber nach Hammern kommen.

Hierauf erst ordnete Přibek dem Knechte an, die Pferde einzuspannen, auf den Wagen den alten Bauer und etwas Getreide aufzuladen, die übrigen mögen um das Vieh Sorge tragen. Alle diese Anordnungen traf er in so kurzer Zeit und so streng genau und klar, dass dem Gesinde gar keine Zeit übrig blieb erschreckt zu sein. Durch die Ruhe des Hausherrn angeeifert, verrichtete jeder die Vorkehrungen zur Flucht ohne die geringste Übereilung oder Verwirrung.

Noch bevor sie die Arbeit ordentlich in Angriff nehmen konnten, warPřibek schon ausserhalb des Hofes. Er stand mit zwei Nachbarn hinter dem Dorfe auf dem Hügel und blickte in der Richtung gegen die Stadt und herunter gegen Havlovic zu. Es dämmerte und der ganze Gau ruhte noch.

Durch das reich betaute, reifende Getreide wehte der Morgenwind und trieb mit den weissen Scherken der auslugenden Choden sein luftiges Spiel. Stille ringsumher, nirgends ein Laut, nichts rührte sich. Keine Spur vom Militär.

»Sie sind noch in der Stadt, um sich auf uns zu stärken. – Nun, unterdessen können wir uns auch vorbereiten,« sprach Přibek am Rückwege zum Dorfe, aus dem man Lärm und Geschrei vernahm. »Jemanden lassen wir aber als Wache hier.«

Nach seiner Rückkehr ging er langen Schrittes von Haus zu Haus durch das Dorf und rief den Leuten zu, sie mögen sich nicht so ängstigen, man sehe noch nirgends Militär, sie mögen also in Ordnung fliehen.

»Und ihr, Männer, fliehet nicht. Bleibt bei mir! Wir werden sie aufhalten, damit die Unsrigen fliehen können, um von den Soldaten nicht gleich beim ersten Schritt wie Schafe hingemordet zu werden. Rasch, Burschen, frisch zu mir! Beweiset, dass wir noch echte und rechte Choden sind! Ergreifet die Čakanen, die Knüttel und wer Flinten hat, die Flinten!«

»Flink, ihr Burschen, sputet euch!«

So rief Matthias Přibek mit lauter Stimme. Sein sonst finsteres und ernstes Antlitz belebte sich ausserordentlich und strahlte vor Mut und Kampfeslust. Die Augen waren eine Flamme. Sein Schritt war überaus rasch und elastisch; seine Donnerstimme übertönte Lärm und Getöse und man hörte ganz deutlich, wie er zwischen den Gebäuden einherschreitend rief:

»Frisch, Burschen! Zu mir her! Ergreift die Knüttel, Flinten!«

»Frisch, Choden!« –

Nur bei einem Gebäude blieb er nicht stehen; es war Kozinas Bauerngrund, wo es, wie er gut wusste, keinen Überfluss an Männern gab. Nicht nur keinen Überfluss, sondern es mangelte dort sogar an Männern. Der einzige Knecht genügte im Augenblicke der fürchterlichen Hast und Verwirrung umsoweniger, da die Hausfrau von der Angst wie gelähmt war. Nicht um sich, auch nicht um den Bauerngrund, aber um die Kinder war ihr zu tun. Als der erste Lärm entstand, erbleichte sie und das erste war: ein Sprung zu den Kindern. Sie umarmte Hanálka und den kleinen Paul an der Hand mitschleppend, flog sie heraus, bis sie im Hofe von Jans Mutter angehalten wurde. Die alte Bäuerin ärgerte sich sogar, dass Hanči so ängstlich sei; mit grosser Mühe bewog sie sie, dass sie sich besser zur Flucht vorbereite. Bebend, blass, gehorchte die junge Bäuerin, aber die Kinder liess sie auch nicht einen Moment aus den Augen.

Bei Kozinas richtete sich jetzt alles nach dem Willen der Alten. Sie war die einzige, welche die Fassung nicht verloren hatte und sich durch Schrecken nicht beirren liess. An alles, was man mitnehmen konnte, dachte sie. Doch wohin damit? Wem soll sie es geben? Wo nur die Hände nehmen, um alles wegschleppen zu können? Hanči sorgte um Nahrung und Betten für die Kinder; die Bündel wurden vorbereitet; diese und die Kinder konnte sie selber tragen, aber was mit dem vielen Vieh?

Die schaudernde Hanči drängte schon zur eiligen Flucht; die Alte wollte dagegen vieles retten und zögerte deswegen und suchte Hilfe. Wie konnte sie aber in diesem Augenblicke der allgemeinen Ratlosigkeit an die Liebe der Nachbarn appellieren? Da gibt es keinen Ausweg, als vieles zurückzulassen und es zu verschmerzen.

Die Magd führte schon die schönsten Viehstücke heraus, Hanči war mit den Kindern im Tor, da kam zu denselben Jiskra Řehůřek, der zwei Bündel mit seinem besten Eigentum trug und zwei Ziegen führte. Ihm folgte Dorla, sein Weib mit dem Kinde; sie hielt den blinden Schwiegervater, welcher den Dudelsack und die Geige forttrug, an der Hand.

»Wir kommen euch zu Hilfe!« rief Jiskra, »ihr seid ja ohnehin allein! Nur Geduld! Zittere doch nicht, Bäuerin! Keine Angst! Es ist noch Zeit!« Er übergab seine Last Dorla und half dem Knechte beim Einspannen.

Das war eine grosse Erleichterung für Hanči und sie dankte auch laut den Helfern. Man merkte sofort überall die arbeitsamen Hände des Dudelsackpfeifers. Auf den Wagen wurden die notwendigsten Sachen aufgeladen, Betten und Essvorräte, auch etwas Geschirr, sodann wurde Jiskras blinder Vater hinaufgesetzt, zu dem noch Dorla mit dem kleinen Säugling, Hanálka und der kleine Paul kamen Als Hanči die Kinder in verlässlichen Händen sah, griff sie zu anderer Arbeit.

Der Wagen fuhr langsam aus dem Hofe. Neben ihm schritt Hanči bei den Kühen und führte Jiskras Ziegen. Hinter dem Wagen folgte Jiskra und seine Helferin mit dem muhenden und brüllenden Vieh, das auf das traurige Geblöcke einiger losgebundener Schafe, die man nicht mehr mitnehmen konnte, seine Abschiedsantwort gab. Als ob die klagenden Schafe eine Ahnung davon hätten, dass sie die Beute raubsüchtiger Soldaten bilden sollen. Neben dem Wagen lief der alte Wolf einher; er bellte laut, blickte unverwandt nach den auf dem Wagen sitzenden Kindern und machte Versuche hinauf zu springen.

Der alten Kozina verwehrten die vielen Sorgen und Arbeiten, sich der Trübsal hinzugeben. Als sie aber, wie gehetzt, ihre Heimstätte verliess, presste es ihr das Herz zusammen. Sie sah sich noch einmal nach dem Bauerngute und seinen Gebäuden um und hob unwillkürlich die Hand, wie zum Scheidegrusse oder als wollte sie ihr Heim segnen, damit es von Schaden und Vernichtung verschont bleibe.

Lärm und Getöse begrüsste die Flüchtlinge. Überall gab es Lärm, überall Fliehende, Vieh und Wagen. Der Weg wimmelte von Flüchtlingen und genügte ihrem Ansturm mitunter gar nicht. Kozinas Wagen konnte einen Augenblick nicht weiter. Die Leute spornten einander durch Zurufe zur Eile an, die Hunde bellten, das Vieh scheute, die Pferde bäumten sich.

Nur Schritt für Schritt kamen Kozinas und Jiskras im Gedränge vorwärts und erst hinten auf dem Dorfplatze hatten sie mehr Freiheit. Das Chodendorf war wie verändert. Es hatte den Anschein, als wenn die alten Zeiten zurückgekehrt wären. Siehe da, diese Schar von älteren Männern und Burschen! Und alle sind mit Knütteln und Čakanen, manche von ihnen auch mit langen und kurzen Büchsen bewaffnet. Zwei standen abseits und bewachten den herrschaftlichen Burggrafen, der auf Přibeks Geheisse mit gefesselten Händen hieher gebracht wurde, um als Bürgschaft in die Wälder mitgenommen zu werden. Der Herrschaftsbeamte war ganz blass vor Schrecken und fürchtete jeden Augenblick, dass ihn die erzürnten Bauern angreifen werden.

»Das alles haben wir dir zu verdanken!« riefen sie ihm zu.

»Und steckt das Militär nur eine einzige unserer Strohschauben in Brand, so wirst du, du Diener Lomikars, wie ein Tannenzapfen hängen!«

Als die bewaffnete Chodenschar plötzlich in ein lärmendes Geschrei ausbrach, erzitterte der erschrockene Burggraf. Die Choden begrüssten ihren Führer Matthias Přibek, der einen Sprung in seinen Wirtschaftshof gemacht hatte und nun zurückkehrte. Diese Grüsse galten eigentlich mehr dem, was er mitbrachte. Es war der Fahnenstiel des uralten Chodenbanners, den Matthias damals bei dem Verhöre, als Lamminger ihre Privilegien verbrannte, rettete. Lange ruhte er, besser als früher geborgen, auf Přibeks Dachboden, bis er ihn jetzt in diesem entscheidenden Augenblicke, nachdem er die angebrochene Stelle fest umbunden hatte, herbrachte. Er trug aber keinen blossen Holzstiel, sondern die ganze Fahne. Es war eine schneeweisse Plache, die an dem mit zwei schwarzen Schleifen geschmückten Stiele befestigt wurde. Eine Fahne in den Chodenfarben, aber ohne Wappen, einfach, schlicht – und doch wurde sie von den Choden als das Zeichen ihrer einstigen Macht und ihres Ruhmes jubelnd begrüsst. – Es war ein Genuss, den letzten chodischen Fahnenträger von riesiger Gestalt zu sehen, wie er mit der im Morgenwinde lustig wehenden, voll entfalteten Fahne einherschritt.

Kozinas fuhren eben vorbei und sahen noch, wie Přibek, nachdem er die Fahne einem der jungen Männer übergeben hatte, damit er sie halte, Befehle erteilte. Der Burggraf wurde in der Richtung geführt, welche alle Flüchtlinge eingeschlagen hatten. Einer von den Bauernsöhnen eilte abermals nach Trasinau, einige wurden vor das Dorf in der Richtung gegen die Stadt und gegen Havlovic ausgesendet, mit den übrigen verblieb sodann Matthias Přibek im Dorfe. Hier schlichtete er die Verwirrung unter den Fliehenden, führte Ordnung ein und trug dafür Sorge, damit alle zur rechten Zeit fortkommen und soviel als möglich retten. Er traf Anordnungen, gab Kommandobefehle und, wo es von nöten war, liess er seine Donnerstimme erschallen; die alte eichene Čakane der Familie Přibek glänzte in der Rechten, als er sie, die Richtungen andeutend und seine Befehle erteilend, in der Luft schwang. Alle gehorchten ihm auf das Wort, als wäre er ihr erwählter Führer.

Der Strom der Fliehenden gewann hinter dem Dorfe an Bewegungsfreiheit. Er zerfloss dort auch, indem er sich gleichsam in zahlreiche Quellen und Bäche teilte. Es trachtete nämlich jeder den kürzesten Weg einzuschlagen und dazu reichten auch die Strasse und die Fussstege nicht aus. Die Flüchtlinge eilten die Aujezdler Anhöhe, den Abhang des Berges Hrádek, hinab. Am besten hatten es jene, die nur Bündel hatten; ärger ging es denen, die das Vieh mitführten. Hie und da riss sich eine Kuh oder ein Füllen los und rannten scheu über Wiesen und Ährenfelder.

Die Leute achteten auch gar nicht mehr auf die Pfade. Die einen führte das Vieh, die anderen Hast und Eile in das dichte goldige Getreide, das plötzlich, wie unter der Sense zu Boden sank, wo es zertreten und vernichtet wurde. – –

Im Osten schimmerte die Morgenröte, sodann schlug ein goldener, glänzender Flammenstreifen über den Wäldern auf, verbreitete sich allmählich am lichtblauen Firmamente, wo die vom Morgenpurpur geröteten Wölkchen schon verblassten oder aber wie echtes prunkendes Gold herrlich aufloderten. Als die Sonne aus dieser Glanz- und Lichtflut emporschnellte, waren die Aujezdler schon bei den Hammern angelangt, wo sie der dichte Wald in seinen Schutz nahm.

Der Strom stockte hier, verstummte aber nicht, besonders als kurz darauf als Verstärkung ein zahlreicher Haufen der Trasinauer eintraf. Alle Männer waren bewaffnet. Im Walde entstand eine ausserordentliche Bewegung. Leute, die die Flucht auseinander trieb, fanden sich wieder, die Familien sahen sich nach geeigneten Orten um, die Kinder weinten, schrien, das an die Bäume gebundene Vieh brüllte oder es weidete im Waldnachwuchse. Am Waldesrande stand eine Reihe von Wagen, von denen die Alten, Kränklichen, Kinder, sowie alle Vorräte abgeladen wurden. Sowohl im Walde, als auch am Waldsaume lagerte noch tiefer Schatten. Die sonstige Gegend, die Anhöhen und Berge waren von goldigem Licht überflutet, welches auch am gegenüberliegenden Berge Hrádek die Waffen erschimmern machte.

Es waren dies die in, der Morgensonne blitzenden Büchsen und Čakanen der Schar Přibeks.

Alle Aujezdler standen bereits unter dem Schutze des dichten Waldes, nur jene Schar harrte noch dort über dem verlassenen und wie ausgestorbenen Dorfe aus. Doch siehe da! auch diese Schar steigt schon hinab; sie eilen in der Richtung gegen Hammern. Das Militär nahte. Přibek wich zurück, damit er mit seiner Schar nicht überflügelt werde. Es führte nämlich der Weg von der Stadt über Havlovic, knapp unter den Aujezdlern Anhöhen und dem Berge Hrádek, durch ein seichtes und ziemlich breites Tal, welches die obgenannten Anhöhen von den ihnen gegenüberliegenden Hammern und den Wäldern hinter Hammern trennte.

Oben, irgendwo vor Aujezdl, ertönte eine Trompete und nachher Trommelwirbel. Der Morgenwind trug diese Töne durch die helle leuchtende Luft bis in das Tal. Das Militär war aber noch nicht sichtbar. Auf dem festen, ausgetrockneten, von Havlovic durch das Tal führenden Wege hörte man aber Hufeisen klirren und sah dort auch Waffen glänzen. Es war kaiserliche Reiterei, Kürassiere! Sie ritten in gestrecktem Galopp; als sie wahrnahmen, dass die Chodenschar, welche die Strasse rechtzeitig überschritten hatte, sich bereits Hammern nähere, machten sie halt. Sie verliessen aber nicht ganz die Strasse.

Die Reiterschar teilte sich und ritt gegen die Anhöhen in einer Kolonne zu, die jemand, der von Hammern aus hinauf gegen Aujezdl zu hätte gelangen wollen, durchzubrechen kaum im stande gewesen wäre. Daran dachte jedoch auch niemand in diesem Augenblicke. Die Blicke aller Männer in Hammern und der Flüchtlinge am Rande des Waldes von Zelenov waren dorthin gerichtet. Auf der Aujezdler Anhöhe blitzten abermals Waffen. Es waren vom Fussvolk aufgestellte Posten.

Das übrige Militär schlug im Dorfe, das man von Hammern aus nur teilweise sehen konnte, das Lager auf. »Die werden dort sauber wirtschaften! Es ist dort noch mehr als genug zurückgelassen worden und was sie nicht brauchen werden, das werden sie vernichten.« So dachten die Flüchtlinge und blickten in banger Erwartung nach dem Dorfe, ob dort nicht eine Rauchwolke emporsteigen und rote, ihre Behausung und ihr ganzes Vermögen vernichtende Flammen auflodern werden. Den überall hellblauen, wolkenlosen Himmel verdüsterte aber auch über Aujezdl kein Feuerqualm.

Einige auf einer kleinen Anhöhe knapp am Walde oberhalb des Baches stehende Holzgebäude, das waren die einsamen verlassenen Hammern. Von hier aus bot sich eine weite Fernsicht sowohl auf Čerchov und die übrigen Riesen des oberpfälzischen Waldgebirges und des Böhmerwaldes, als auch rund herum auf das dichtbewaldete Hügelland.

Die bewaffneten Choden aus Aujezdl und Trasinau, welche diesen Ort besetzt hatten, beobachteten bloss die ihnen gegenüber emporragenden Anhöhen und die von Kürassieren beherrschte Strasse. Jede Bewegung wurde von den Bauern genau beobachtet. Sie waren weder eingeschüchtert, noch hatten sie Furcht vor dem Militär. Zorn über die Handlungsweise Lammingers hatte ihr Blut in Wallung gebracht

Das ist wieder sein Werk! Er lud sich seinen vertrauten Bekannten, den Kreishauptmann ein, damit er sie bestrafe und demütige. Und geht es nicht anders, also auf diese Art, sollten sie dabei auch um all' ihr Gut gebracht werden. Was liegt denn ihm daran, wenn er ihr Eigentum vernichtet und sie zu Bettlern macht! Wenn sie nur seine robotpflichtigen Leibeigenen sind! Und das strebt er jetzt an, jetzt, wo man bei Hofe selbst ihre Beschwerden, die man auf anderen Herrschaften gar nicht erheben darf, prüfen lässt.

Mit Hilfe des Militärs will er sie einschüchtern, damit sie zum Kreuze kriechen und ihn selbst noch bitten. O, Herr Lomikar, das sollst Du an den Choden nicht erleben, selbst wenn Du auf sie stürmen und in sie hineinschiessen lässt. Du wirst dann die Verantwortung tragen! Sowohl für das Militär als auch für das vergossene Blut! Bei Hofe weiss man sicherlich nicht, was hier vorgeht. Warum sollte auch der Kaiser das Militär her senden?! Haben die Choden etwas verbrochen? Was haben sie sich zu Schulden kommen lassen? Dass sie sich von diesem verwünschten Koš nicht bestehlen lassen wollten? O wenn man nur in Wien wüsste, wie man sie behandelt, welch' blutige Robot und Abgaben Lomikar von ihnen widerrechtlich und trotz aller Majestätsbriefe eintreiben wollte und wie es nun das Militär von ihnen erzwingen soll! Nein, nein – wir fügen uns nicht, und sollte man uns alle dabei niederschiessen!

So sprachen alle Choden, die sich auf dem Hofe eines Gebäudes in Hammern versammelt hatten. Es stand hier im Schatten eines alten Birnbaumes ein Brunnen mit Schwengel und Eimerstange und in seiner Nähe wurde die Chodenfahne in der Erde befestigt. Die um das Banner Versammelten waren alle über Lamminger höchst aufgebracht, alle fest entschlossen. Am meisten aber Matthias Přibek. Er sprach nicht viel und nickte nur zeitweise mit dem Kopfe, erst als es zur Beratung der zu treffenden Vorkehrungen kam, begann er zu sprechen. Er brachte derartige Anträge vor, dass sie allen einleuchteten und angenommen wurden. Vor allem wurden auf der ganzen Strecke aufwärts und abwärts von Hammern längs des Waldes Wachposten von je zwei und drei jungen Männern aufgestellt, damit jede Bewegung des Militärs genau beobachtet werde. Nach allen benachbarten Dörfern flogen auf den Waldstegen Boten mit dem Ersuchen, es mögen alle Männer sich bewaffnet einfinden.

Ehe noch die Sonne zu glühen begann, traf eine Schar von etwa zwanzig alten und jungen Männern aus dem hinter dem Walde gelegenen Hochwartl ein. Noch vor der Mittagsstunde kamen Kämpfer von Tilmitschau und Medaken; die letzteren hatten den Weg in das Lager der Aujezdler Choden am meisten frei. Bald Nachmittag kamen gleichzeitig auf Umwegen über Wälder die Choden aus Possigkau und Klenč, vor ihnen trafen zwanzig Mann aus dem näher gelegenen Meigelshof ein.

Matthias Přibek atmete auf.

Seine einzige Befürchtung war, dass sie das Militär ohne Verzug angreifen werde. Einem solchen Schlage waren sie mit so geringen Kräften, über welche sie, als sie zeitlich früh in Hammern eintrafen, verfügten, nicht gewachsen. Jetzt aber, wo die Schar der Aujezdler und Trasinauer wuchs, wo sie noch vor der Mittagsstunde an zwei Hundert bewaffneter Männer zählten, schwand die finstere Wolke von seiner Stirne. Nachmittag zählten sie schon etwas über drei Hundert Mann und dazu gesellte sich noch ein Zuwachs. Vor Sonnenuntergang stellten sich noch die Bauern aus Kličov ein und unmittelbar darauf, als Přibek mit einigen Schoppen aus Hammern in den Wald ging, um das Lager zu besichtigen, ritten ihm einige mit Gewehren und auch sonst gut bewaffnete Reiter entgegen. Allen voran war der junge Serlovský, Mankas Bräutigam, der vom Pferde absass und den Schöppen meldete, dass die übrigen Putzerieder und Melhuter Bauern und Burschen, alle gut bewaffnet, noch heute eintreffen werden. Früher hätten sie nicht kommen können, da sie die Botschaft erst spät erhalten haben. Kaum hatte er zu Ende gesprochen, als schon seitwärts von Hammern Trompetenklänge ertönten und fast gleichzeitig meldete auch ein junger, vom Wachtposten hier eingetroffener Chode, dass ein kaiserlicher Offizier unter sie kommen und mit den Schöppen sprechen wolle.

»Ei, was kann er wollen!« sprach Přibek. »Was denn sonst, als dass wir heimkehren und noch um Verzeihung bitten –«

»Und dann in die Robot,« setzte der alte Brejcha von Possigkau spöttisch bei.

»Ich glaube, wir sollten mit diesem Herrn Offizier gar nicht reden,« meinte Přibek.

Die übrigen wollten aber nicht so abweisend handeln.

Es wurde beschlossen, dass sie ihn zwar nicht zulassen, ihm dagegen selbst entgegen gehen werden. Alle gingen gut bewaffnet mit einem Geleite von circa zwanzig Burschen ein Stück vor Hammern auf eine Wiese, wo sie beim Choden-Wachposten der Offizier mit dem Trompeter erwartete.

Er überbrachte ihnen im Namen des Kreishauptmannes Hora den Befehl, sie sollen vor allem den Burggrafen freilassen, sodann mögen sie, jeder in sein Dorf, auseinander gehen und ihrer gesetzlichen Obrigkeit folgsam sein. Das Geschrei der Choden liess ihn nicht ausreden. Mit grosser Mühe konnte er nur noch das Wort ergreifen, um ihnen nahe zu legen, dass sie gegen das Militär nichts ausrichten, umsonst Blut vergiessen und ihr ganzes Vermögen, das in Gefahr ist, auf das Spiel setzen werden.

»Mit solchen Sachen kommen Sie uns nicht, Herr Offizier!« rief Přibek, dessen Antlitz sich rötete. »Wir wissen ja sehr gut, wer sie geschickt hat. Wir gehören unserem König, nicht aber dem Lomikar, und darum fürchten wir uns nicht, und sollten sie auch diesem Schinder helfen und uns erschlagen wollen. Wir werden uns also verteidigen!«

Das zustimmende Geschrei und der Lärm der gesamten bewaffneten Schar war für den Offizier ein Beweis der allgemeinen Übereinstimmung. Er entfernte sich unverrichteter Dinge.

Die Hauptmacht der Choden blieb in Hammern, das den ganzen Nachmittag befestigt wurde. Die übrige Mannschaft, namentlich die jüngere, bezog die auf die Nacht verstärkten und vermehrten Wachen. Einzelne verwegene Männer, die hier jedes Gesträuch kannten, wagten sich zur Beobachtung der Bewegungen des Militärs recht weit vor.

Der Feind hatte Aujezdl besetzt und rührte sich nicht von dort. Man nahm nur, wie bei Tage, die auf der Anhöhe und auf dem Hrádek stehenden Wachposten wahr. Unten auf der Strasse setzten die Kürassierpatrouillen ihre Streifungen ebenfalls fort. Die Sommerdämmerung fiel auf die ganze Gegend und verdichtete sich immer mehr. Auf dem dunkelblauen Himmel glänzten die Sterne. Die Luft war lau und es herrschte tiefe Stille. Jeder Ton war in der Sommernacht klar und deutlich vernehmbar. Man hörte das Gestampfe der Kürassierpferde auf der harten Strasse und das dumpfe Gebrülle des Viehes aus dem Walde. Von Zeit zu Zeit ertönten die Rufe der militärischen und chodischen Wachen.

Hinter Hammern lagen die Choden in ihre weisse Scherken gekleidet im Heidekraut und Moos am Saume des Waldes von Zelenov. Die Čakanen hatten sie neben sich gelegt, die Gewehre waren an Baumstämme gelehnt. Diese Männer bildeten eine lange Kette von Feldwachen, deren Hauptzweck der Schutz des Waldes und der Flüchtlinge war. Obzwar man an diesen Orten weder Angriffe noch Überfälle fürchten musste, schloss doch keiner von den Männern, die zu den Wachen gehörten, die Augen. Sie blickten entweder stumm zu den Aujezdler Anhöhen, oder sprachen ruhig mit gedämpfter Stimme mit einander.

Aus der Waldestiefe ertönten jedoch verschiedenartige und laute Stimmen. Von dorten drang auch durch Gehölz und Dickicht der rote Schein der Lagerfeuer, um die sich die Flüchtlinge wie beim heimischen Herde zusammengeschart hatten: Familien, Verwandte, Fremde, wie es eben kam. Gemeinschaftliche Bedrängnis brachte alle einander näher. An diesem Tage des Zwangsaufenthaltes im Walde wurden zwischen Bäumen eine Menge Buden aus Reisig und Reisholz hergestellt. Sie sollten den Alten und Kindern als Zufluchtsstätten dienen. Im übrigen wurden die Lagerstätten einzeln zwischen den Bäumen zerstreut aus Laubstreu, geretteten Getreidesäcken und Federbetten bereitet. Neben den Lagerstätten lagen die Hunde, auf den Lagerstätten balgten sich die Kinder herum oder es sassen da gesenkten Hauptes die in stille Gebete versunkenen bestürzten Alten und Siechen. Das regste Leben war am alten »Brand«. Eine ausgerodete Stelle, wo Kohle gebrannt wurde, die alten Kohlenmeiler. Hier loderten die meisten Feuer und hier kamen auch die meisten Bäuerinnen zusammen. Sie kochten an den Feuern das einfache Nachtmahl, stillten oder schläferten die Kinder ein. Die grösseren Kinder tummelten sich, ohne den Ernst des Augenblickes zu begreifen, herum. Männer gab es hier wenige; die meisten waren in den Hammern oder auf der Wache. Nur diejenigen, die keinen Wachdienst hatten, kamen, um ihre Familie zu sehen und das Nachtmahl einzunehmen.

Seitwärts sass unter einer grossen Buche bei mässigem Lagerfeuer der alte, weisshaarige Přibek, der Vater des Matthias. Sein Haupt war tief auf die Brust gesenkt. Er schien zu schlummern. Als jedoch in der Nähe unter Männertritten das Reisholz knisterte, hob er sofort den Kopf. Vor ihm hielt der Sohn Matthias, der ihm einen Gast, den jungen Serlovsky, zuführte. Der Greis erkannte Letzteren sofort und reichte dem Jüngling seine dürre Rechte.

»Welch ein Wiedersehen, Bursche!« sprach er. »Nun, ich sagte es ja, dass dieser Chomet – Gott sei bei uns, damit es nur gut ausgehe! Nun wenigstens siehst du, wie es in alten Zeiten war, als unsere Väter bei Tag und Nacht in die Wälder gehen mussten. Es war auch nicht nur so leicht. Sie haben sich ihre Rechte redlich verdient – und jetzt –«

»Und wo ist Manka?« fragte Matthias, den Vater unterbrechend.

»Sie ist nach den Kühen schauen gegangen.«

Inzwischen kamen hier einige Männer, die des Přibek wegen hergeeilt waren, zusammen. Die Männer nahmen mit dem Alten um das Feuer Platz. Man sprach vom Feinde, namentlich, dass er sie heute in Ruhe liess und auf sie nicht losschlug.

»Nun, sie sahen wohl, dass wir zahlreicher sind als sie,« erklärte Přibek.

»Und wie stark sind sie etwa?«

»Höchstens gegen zwei Hundert Mann,« sagten die Burschen. »Wir sind mit den Putzeriedern zweimal so stark.«

Alle glaubten dieser Aufklärung. Fest überzeugt, dass das Militär nur aus Rache durch Lammingers Zutun ohne Wissen des Hofes zur Ausplünderung ihrer Bauerngründe entsendet wurde, würden sie es kaum geglaubt haben, wenn man ihnen in diesem Augenblicke gesagt hätte, der Kreishauptmann habe von Prag die Weisung erhalten, jedes Blutvergiessen wo möglich zu vermeiden. –

Als sich Matthias Přibek nach einer Weile erhob, um wieder vor den Wald, unter die Wachen und nach Hammern zu gehen, war der junge Šerlovský nicht mehr beim Lagerfeuer. Er verschwand, um Manka aufzusuchen.

Tiefer im Walde war bei einer grasreichen Niederung das gesamte Vieh zusammengetrieben. Die Mägde und junge Burschen besorgten und bewachten es. Manka war eben am Rückwege zum Holzschlage und trug ein Gefäss mit frisch gemolkener Milch in der Hand, als sie Šerlovský begegnete. Sie selbst erkannte ihn schon früher trotz der Walddämmerung vom weiten im nebeligen Lichtscheine der Lagerfeuer. Das Milchgefäss rasch niederstellend, rief sie ihm freudig zu. Wie ein Hirsch war er mit einem Sprunge bei ihr.

»Du bist schon da?!«

»Jawohl, schon eine Weile, und ich suche dich auch schon eine Weile. Das hätte ich, Manka, nie gedacht, dass du die Nächte durchschwärmen wirst,« scherzte der Bursche.

»Ich auch nicht – Gott beschütze uns! Was nur daraus noch werden soll!«

»Was kann daraus werden? – Wir werden uns verteidigen –«

»Ihr werdet euch doch nicht ergeben!« rief das Mädchen mutig. »Aber dieser Schaden überall! Gerade jetzt, vor der Ernte –«

»Und unsere Hochzeit!«

»Auch die,« seufzte das Mädchen, setzte aber sofort hinzu:

»Nun wenn sie auch noch nicht ist, aber wenn nur alles schon zu einem guten Ende käme, damit dieser Lomikar schon ausgespielt hätte. Ich würde mich gerne bis zu Georgi, ja auch ein Jahr noch gedulden, wenn nur dieser – gleich möchte ich mit euch gehen und mitschiessen!«

Sie näherten sich allmählich dem Holzhau »Brand«. Plötzlich hielten beide inne. In der Ferne, ohne Zweifel am Holzhau, entstand ein Geschrei und ein Lärm von Männerstimmen, die ein lautes Echo durch den schlummernden Forst trug.

»Das sind die Unsrigen! Die Putzerieder und die Melhuter!« rief Šerlovský.

Er irrte sich nicht. Als sie zum Lagerplatz kamen, sahen sie eine Schar zumeist mit Büchsen bewaffneter Männer in Mänteln oder nur Scherken. Es konnten ihrer etwa fünfzig sein, durchwegs stattliche Erscheinungen. Sie kamen soeben auf Waldumwegen zur Hilfe, nahmen um die Lagerfeuer Platz und wurden von den übrigen anwesenden Choden begrüsst.

»Ich komme noch zum Feuer!« sprach der junge von Manka scheidende Šerlovský, als er den Weg zu seinen Landsleuten einschlug.

Um diese Zeit besänftigte die am Rande der Lichtung unter alten Tannen sitzende junge Kozina die durch den Lärm der Putzerieder und Meigelshofer Choden aus dem Schlafe aufgerüttelte Hanálka.

Der kleine Paul rührte sich auf seinem armseligen Lager gar nicht. Auch die unweit des Feuers ruhende Familie des Dudelsackpfeifers schlief fest. Nur Jiskra war irgendwo unter den Männern.

Hančí, die das kleine Mädchen am Schosse schaukelte, sang ihm still ein Schlummerlied.

Aber sie hätte weinen mögen bei diesem Gesange. Sie gedachte der früheren Zeiten, da sie mit dem Manne die Kinder zu Bette brachte und wie oft sie zusammen bei den schlafenden gesessen sind. Und jetzt – wie Zigeuner liegen sie in des Waldes Öde – doch auch das wäre nicht so arg – wäre nur er da! Wie gerne würde sie alles ertragen! Wo weilt er wohl und was macht er? Wann kehrt er heim?


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