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III

Die Chaluppe des Jiskra Řehůřek stand etwas abseits vom Dorfe, fast am Waldessaume. Sie hatte schon ein Geschlecht überdauert, aber man sah es ihr nicht an. Die Holzwände und der hölzerne Giebel wurden mit der Zeit freilich ziemlich braun, aber zu dieser ihrer Farbe passte im Winter das schneeweisse, verwehte Dach, und im Sommer der grüne Baldachin zweier neben dem Gebäude stehenden Eschen sehr gut. Im Holzgiebel war eine nicht allzugrosse gezimmerte Pawlatsche, und auf dieser stand Dorla, Jiskra's Weib, und hängte auf eine Querstange der Pawlatsche, Sträusse reifer roter Vogelbeeren, damit sie hier, bis jetzt Fröste eintreten, hübsch durchfrieren. Sie war um einige Jahre jünger als ihr Mann und sah noch stattlich, jung wie ein Mädchen aus. Als sie ledig war, wurde sie sehr umworben und konnte genug wählen. Sie schlug alle, auch reiche Burschen aus und wählte den lustigen Dudelsackpfeifer.

Bis zur Stunde hatte sie ihre Wahl nicht bereut, nur das wünschte sie sich oft im Geiste, dass sie entweder Jiskra zu etwas anderem als zu einem Dudelsackpfeifer machen möchte, oder dass er wenigstens mehr zu Hause bleibe und nicht so viel herumschweife. Oft, oft dachte sie auch an ein Kind, es würde ihr dann nicht so bange sein. –

Heute war ihr Jiskra daheim.

Davon zeugten die lustigen Töne, welche aus der Stube erklangen. Er selbst lockte sie nicht hervor; sein Schüler versuchte ein Tanzstück zusammen zu bringen. Jiskra war noch ein junger Dudelsackpfeifer, sein Ruhm war aber schon weit über das Heimatsdorf in die Nachbarschaft hinausgedrungen, und die Alten pflegten, wenn sie von ihm sprachen, zu sagen, er werde ein zweiter Kuželka von Hochwartl werden, dem im ganzen Chodenland, ja im ganzen Pilsner Kreise, in Bezug auf das Dudelsackspiel niemand gleich kömmt. Viele und gar sonderbare Dinge erzählte man sich von dem letzteren, obzwar er schon vor Jahren gestorben war, wie schön er spielte, so dass bei seinem Spiele ein Knüttel im Sacke tanzte, wie er in Prag bei Hofe bewiesen habe, was er könne, damals als man dort den König krönte, und als die Choden noch im Besitze ihrer Rechte waren. Man erzählte vom seligen Kuželka aus Hochwartl auch, wie er einmal, als er ordentlich benebelt war – und welcher Dudelsackpfeifer hielte es ohne Erfrischung aus – spät in der Nacht im Walde in Schluchten sich verirrt hat und wie er dort in die Wolfsgrube gefallen ist, wie dorthin dann zähnefletschend auch ein allerliebster behaarter Gast gekommen war, dem er bis zur Morgendämmerung aufgespielt hat, bis der Heger, durch Musik und ein Mark durchdringendes Geheule angelockt, den Dudelsackpfeifer von dieser Qual erlöste. Kuželka aus Hochwartl war der Vater und Meister aller Dudelsackpfeifer der Umgebung. Bei ihm hatte auch der alte Řehůřek seine Ausbildung genommen, bei diesem sein Sohn Jiskra, und dieser hatte auch schon einige Schüler. Er lehrte Violine spielen und Dudelsack pfeifen, obzwar er nicht einmal Noten kannte. Was immer man ihm vorgesungen, das spielte er auf diesem oder jenem Instrumente nach. Wenn ihn im Gasthause lustige Tänzerinnen umstellten, ihre Tücher schwenkten, und eine von ihnen mit heller Stimme ein Liedchen anstimmte, das, funkelnagelneu, bisher von niemandem gehört, sowol der Weise als dem Text nach unbekannt, vielleicht erst gestern oder in diesem Augenblicke lustiger Erregung entstanden war, da pflegte Jiskra-Řehůřek schweigend dem ersten »Vers« zu lauschen, lächelnd, mit dem Kopfe nickend und nur mit dem Schuh leicht im Takte bewegend; wie aber die Sängerin sich anschickte, die zweite Strofe anzustimmen, pielte schon Jiskra die Melodie auf der Violine, sein Genosse, der graue Vater, hinter ihm auf dem brummigen Dudelsack, und die Burschen fassten die Mädchen und begannen den Reigen.

Damit sie es ebenso treffen und was immer zu spielen im Stande seien, dazu leitete er seine Schüler an, und in diesem Momente den Kuba Konopik, einen kraushaarigen, etwa sechzehnjährigen Burschen mit vollen roten Wangen. Er war ein Anfänger, dem Jiskra den ganzen Dudelsack noch nicht anvertraut hat. Kuba Jakob. pfiff bisher nur an der Vorderpfeife des Dudelsackes. Auf ein gegebenes Zeichen verstummend und vor dem auf der Tischbank sitzenden Jiskra stehend, wartete er, was der Meister sagen werde.

»Höre, Kuba, noch eins werde ich dir sagen, und dies wirst du mir vorspielen. Weisst du:

»Wie der Herr Pfarrer brav
Predigen kann!«

und der Meister stimmte die Melodie an.

Kuba fing an, da unterbrach ihn aber Jiskra.

»Dorten kommt der Bauer Kozina zu uns auf Besuch. Lauf nach Haus. Morgen komm wieder um diese Zeit.«

Kuba liess sich das nicht zweimal sagen. Im Nu war er aus dem Gebäude. Jiskra war aufgestanden und blickte zum Fenster hinaus, den sich nähernden Gast, den er schon von weitem, erkannte, erwartend.

In diesem Augenblicke liess sich hinter dem Herde ein Geräusch vernehmen. Auf einem armseligen Lager, auf dem er bis dahin ruhig gelegen, richtete sich dort ein Mann mit langen, stark melierten Haaren auf, der alte Vater des Dudelsackpfeifers. Er war blind und anscheinend kränklich, denn er hustete und sprach schwer Atem schöpfend:

»Ist etwas los, dass zu uns Kozina zu dieser Zeit kommt? –«

»Nein, Vater, ich weiss nicht; vielleicht geht er nicht einmal zu uns, sondern nur so vorbei.«

Draussen liessen sich Stimmen vernehmen. Dorla sprach, über die Pawlatsche sich beugend, mit dem jungen Wirtschaftsbesitzer, der sie fragte, ob Jiskra zu Hause sei. Im Momente stand schon der Dudelsackpfeifer lächelnd an der Schwelle und lud den Gast, er möge eintreten. Lange nötigte er ihn aber nicht, denn da er Kozina gut kannte, erriet er sofort, dass dieser nicht ohne Grund zu Besuch kam, sondern ihm etwas im Vertrauen sagen möchte.

»Wenn du in den Wald gehst, will ich dich ein Stückchen begleiten –« trug sich der Dudelsackpfeifer selbst an.

»Ja, ich will 'mal nachschauen, wie viel Bäume dieser Sturm entwurzelt hat.«

Jiskra, der in die Stube einen Sprung um die Mütze gemacht hat, schlug den Weg zum schwarzen Kiefernwalde ein, ohne darauf zu achten, dass er dadurch Dorla, die inzwischen von der Pawlatsche über den Boden in das Vorhaus herunter gekommen war, keine grosse Freude bereitet.

»So macht er's immer. Entweder lauft er selbst herum, oder aber, wenn sich jemand hieher verirrt, führt er ihn noch weg. Der Bauer hat sicherlich in die Stube gehen wollen.«

So klagte sie, nachdem sie die Stube betreten hatte, über den Mann dem alten Schwiegervater, welcher neuerdings nach Kozina fragte. Als er hörte, dass dieser schon fortgegangen ist, legte er sich schweigend wieder nieder. In seinem Gesichte malte sich eine unliebsame Enttäuschung. Wer immer hieher in diese Einschichte einkehrte, war dem Greise besonders willkommen, denn mit jedem Besuch vergingen ihm die Augenblicke der unendlichen, durch Blindheit verbitterten Zeit schneller; besonders gerne empfing er aber den jungen Kozina, seinen Woltäter und Retter, der ihm vor zehn Jahren das Leben gerettet hat.

Damals ging der alte Řehůřek nach Chodenschloss, wo er statt eines erkrankten Dudelsackpfeifers spielen sollte. Oberhalb Chodenschloss, als er durch den Wald Křižinovec ging, hielten ihn zwei Jäger, beide Schwaben von der Chodenschlosser Herrschaft, an. Beide waren bereits tüchtig angefeuchtet, denn sie beherrschten die Zunge nur mit schwerer Mühe. Zur Verspottung des armen Dudelsackpfeifers gebrauchten sie dieselbe aber eben noch gut genug. Zuerst verhöhnten sie Řehůřek, als er sie aber abgefertigt hatte und weiter gehen wollte, befahlen sie ihm, ihnen auf der Stelle vorzuspielen und schimpften ihn einen Bauernbengel und elenden Robothund.

Da wallte im Dudelsackpfeifer das Chodenblut auf; barsch antwortete er und erschrak auch dann nicht, als ihn die beiden Schwaben wie wütende Bären angriffen. Rasch warf er sein Instrument von der Schulter und wehrte sich; er hatte jedoch nur blosse Hände, sie dagegen jeder einen Hirschfänger. Damals wäre er sicherlich zu grunde gegangen, doch als es am ärgsten war, als er blutüberströmt zu Boden sank, brach aus dem Dickicht Kozina's Wolf hervor und sprang sofort auf einen der rohen Gesellen. Seinem Hunde folgte sozusagen auf den Fersen der junge Kozina, der dem anderen Angreifer mit der Čakana einen Hieb versetzte und so ausgiebige Hilfe brachte. Die Wüteriche schlug er in die Flucht, den Řehůřek, der bewusstlos war, trug er nach Hause. Damals hatte der alte Dudelsackpfeifer in der Rauferei ein Auge eingebüsst; das andere entzündete sich sodann, als er noch von Wunden bedeckt darniederlag, und er erblindete bald auch auf dieses.

Seit jener Zeit führte er ein trauriges und einförmiges Leben und erheiterte sich nur dann, wenn ihn der Sohn in die Schenke oder zur Abendunterhaltung nach der Spinnstunde mitnahm, damit er die Primgeige spiele, oder aber wenn er statt des Sohnes zu Hause »lehrte«.

Seit jener Zeit war der junge Řehůřek-Jiskra Kozina gegenüber noch anhänglicher. Er war ihm dafür dankbar, dass er sich des Vaters so angenommen hat, und auch dafür, dass er den Greis auf verschiedene Weise während der Krankheit unterstützte und öfter mit manchem seiner gedachte. Der Sohn aus dem reichen Bauerngrunde, der Sprosse einer alten und geachteten Familie, war dagegen seit seinen Kinderjahren dem witzigen Sohne des Dudelsackpfeifers zugetan. Schon damals, als er die Herde weidete, hatte er immer den Řehůřek bei sich. Mit ihm war er überhaupt am liebsten, und falls er einen Besuch vor hatte, schlug er immer den Weg zur einsamen Chaluppe des Dudelsackpfeifers ein.

Als sodann beide zu Burschen herangewachsen waren, die schon Mädchen nachsteigen durften, wurde Jiskra der Vertraute des Jan, und als sich der junge Kozina verheiratete, wurde das Band der beiden jungen Männer durch diese Heirat, um die sich der arme Dudelsackpfeifer genug verdient gemacht hatte, noch enger geknüpft.

Der junge Wirtschaftsbesitzer hatte zu niemand ein solches Vertrauen, wie zu ihm und nahm auch von niemandem so viel an als von ihm.

Jetzt schritten sie miteinander zum Walde.

Nach der stürmischen Nacht war ein schöner, sonniger Tag, wie solche im November selten zu sein pflegen, angebrochen. Die noch zeitlich früh am Himmel herumtreibenden Wolken waren verschwunden, Die Sonne leuchtete auf und in der geklärten Luft zeichneten sich die Bergwipfel des Böhmerwaldes und des oberpfälzischen Waldgebirges. Aus den Waldestiefen ertönte hie und da ein langes und dumpfes Getöse.

Die beiden jungen Choden achteten auf nichts. Schweigend schritten sie neben einander, jeder in seine Gedanken versunken. Sonst hätte Jiskra mit einem Scherze das Gespräch eingeleitet, aber heute – wie er seinen Genossen nur zu gut kannte – wäre so etwas nicht am Platze gewesen. Er sah, dass dem jungen Bauer etwas Ernstes widerfahren sei. Als sie den Waldesrand erreicht hatten, blieb der Dudelsackpfeifer seinem Kameraden gegenüber stehen, blickte ihm eine Weile mit seinen aufrichtigen lustigen Augen ins Gesicht, dann schlug er ihn auf die Schulter und sagte herzlich:

»Ei, Kamerad! Du bist ja heute ganz verstimmt! Was geht denn vor?«

»Jiskra, schenke mir reinen Wein ein. Was sagen die Leute von mir? Dass ich ein schlechter Kerl bin, nicht wahr?«

»Närrischer Kauz, warum glaubst du dies?«

»Es traut mir ja nicht einmal die eigene Mutter –«

»Ei, wieso denn?«

Während er so sprach, blieb Kozina, der um einige Schritte voraus war, wieder stehen und kehrte sein verfinstertes Gesicht dem Dudelsackpfeifer zu, ihn mit seinen scharfen Augen fest ansehend.

»Ich muss es dir sagen! Wie ein schwerer Steinblock lastet es auf meiner Brust. Für eine Memme hält man mich. Syka, der Trasinauer Onkel, die Mutter, alle und du vielleicht auch! Aber ihr seid noch grössere Memmen, weil ihr mir dies keiner sagt. Heilige Jungfrau! Wenn ihr wüsstet –!«

»Aber Jan, bist du von Sinnen, dass du so sprichst?«

»Es wäre kein Wunder – doch höre, Jiskra! Bis ich dir gesagt haben werde –«

Er hielt eine Weile inne und begann sodann zu erzählen. Beide schritten wieder langsam den Waldrand entlang. Der Grundbauer besprach den gestrigen Abend, erzählte, wer zu seiner Mutter ins Ausgedinge gekommen war, was er dort sah, wie er fortwährend abwartete, bis man ihn auch holen werde, wie sie weggegangen waren, als gäbe es ihn gar nicht im Bauerngrunde, wie auch die Mutter früh alles in Abrede stellte, weil sie ihm misstraue.

Er sprach im Eifer, je weiter desto heftiger.

»Einem alten Weibe gegenüber hegt man Vertrauen, aber mir gegenüber nicht. Sie tun es zwar nicht grundlos, aber so mussten sie doch nicht handeln. Seit ich Hančí geheiratet, dachten sie, der Kerl hat schon ein anderes Blut, er ist nicht mehr der, der er früher war. Einst war er auf die Herren wie der Teufel, jetzt würde er tanzen, wie sie es wollen, und wenn es einen Tanz auf dem Turmknaufe gelte. Es ist richtig, Jiskra, ich war früher anders, manches hat sich geändert. Früher war ich zu allem entschlossen, es war mir an gar nichts gelegen. Ich habe den Herren auch arge Streiche gespielt; jetzt fürchte ich aber, dass ich mich zu weit wagen könnte, und was wäre die Folge davon? Ich würde Weib und Kinder schädigen und, Jiskra, du ahnst nicht, was das ist: seine Kinder zu lieben!

Und doch kochte wieder alles in mir auf, als ich sah, was die Herren mit uns treiben, wie sie uns samt unseren Rechten in den Kot gezerrt haben.

So habe ich mich ununterbrochen nach beiden Richtungen hin gequält, ja sehr oft wollte ich schon den Anfang machen und von mir hören lassen, als ich des seligen Vaters gedachte. Weisst du dich noch zu erinnern, als wir damals aus Wien die Nachricht erhielten, dass unsere Rechte nichts mehr gelten? – ich war noch ein Knabe – als ich in der Stadt Taus. auf unserem Schlosse war. Es wurde dort die Zuschrift verlesen, wonach den Choden ein perpetuum silentium – wie sie lateinisch sagten – befohlen wurde. Ei, gut merke ich mir diese Worte. Es wurden dahin alle Chodenrichter und Ältesten aus den Dörfern berufen. Ich erinnere mich noch sehr gut, wie sie schrieen, als ihnen diese Zuschrift vorgelesen wurde, und das grösste Geschrei entstand, als ihnen der Kreishauptmann auferlegte, sie sollen immerdar schweigen, wie es diese zwei lateinischen Worte besagen.

Sie glaubten es nicht, und unser Vater auch nicht. Und mich nahm der selige Vater bei der Hand und sagte: »Komm rasch, Knabe!« Wir gingen sodann in die Dechantei zum Herrn Dechant. Diesen fragte unser Vater, was diese lateinischen Worte in unserer Sprache bedeuten, und als der Herr Dechant ganz dasselbe gesagt hat, wie der Hauptmann auf dem Schlosse, griff unser Vater nach seinem grauen Kopf, weinte und wehklagte. Und auf dem ganzen Heimwege klagten und fluchten die Alten, am meisten jedoch auf dieses perpetuum, weil dies das grösste Unrecht sei, einem so die Gegenwehr zu verbieten. Einige Tage war unser Vater, als ob er stumm wäre, er schwieg, bis er einmal aus dem Walde heim kam, die Čakane heftig auf den Tisch schleuderte und ausrief:

»Da gibt es kein Amen! Es wird schon wieder jemand anfangen, doch dann wird Blut fliessen!«

Der junge Grundbauer seufzte tief auf, blieb stehen und verstummte auf eine Weile. Seine Augen waren voll Feuer, seine Wangen tief gerötet.

»Diese Begebenheit konnte ich, lieber Freund,« hob er wieder an, »nimmer vergessen. Schon als Knabe dachte ich stets und immer daran, und je später desto mehr. ›Jemand muss anfangen,‹ so summte es mir fortwährend im Kopfe, auch nachts während des Schlafes, und es kam mir der Gedanke, es sei vom lieben Gott bestimmt, dass ich den Anfang mache. Ich erinnerte mich dessen, was der Vater gesagt hatte, es werde Blut fliessen. Um mich selbst fürchtete ich nicht. »Sollen sie dich niederhauen, wenn nur allen anderen geholfen wird,« dachte ich mir.

»Warte, bis du Grund- und Wirtschaftsbesitzer bist –« pflegte ich mir zu sagen, und sie – doch du weisst es ja! Der Hančí wegen habe ich auf die ganze Welt vergessen – und dann kamen noch die Kinder. Doch die alten Gedanken gaben mir nicht Ruhe.

Vom Morgengrauen bis zur Abenddämmerung regten sie sich. Und was habe ich erreicht?

Das Beste strebte ich an und erzielte so viel, dass mir nicht einmal die Mutter traut, als wäre ich gar kein echter Chode –«

»Du brauchst nicht gleich das Schlimmste zu denken. Es war nachts –«

»Darüber wirst du mich nicht hinwegtrösten!«

»Wozu grämst du dich? Bis die Zeit kömmt –«

»Nun ja, du bist auch einer von den vielen bei uns! Bis die Zeit kömmt, bis wir alles verschlafen haben –«

»Ich will nichts verschlafen. Es ist ja nur meine Ansicht: ein hastiger Hund rennt dem Wolf ins Maul –«

»Und mit Beschwichtigungen wirst du ihn erst nicht bezwingen. Es wird schon dazu kommen. Jemand muss den Anfang machen, wollen wir nicht Sklaven sein. Und die werden wir nicht sein!« setzte er heftig hinzu.

»Meinst du, jetzt wäre die Zeit gekommen?« »Wenn die Herren unsere Majestätsbriefe suchen, so muss jeder Dummkopf erkennen, dass sie noch gültig sind. Jetzt ist es an der Zeit. Wenn die Erbrichter nicht anfangen und diese »Parkamente« nur hüten wollen, melde ich mich selbst zum Worte. Gott befohlen! So nahm ich es mir heute nachts vor.«

Beide kehrten sich nun um. Jemand rief sie mit mächtiger Stimme an. Unten am Feldstege sahen sie einen Mann von Riesengestalt, der ihnen, als er verstummte, mit seiner offenbar stark mit Metall beschlagenen, weil in der Sonne wie eine blanke Waffe glitzernden čakana zuwinkte. Nach der Donnerstimme und der grossen Gestalt erkannten sie sofort, dass es Mathias Přibek sei.


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