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Ein Fest im Rosenhaus

Ein Jahr später.

Wieder ist's Rosenzeit, diesmal im wahrsten Sinne des Wortes. So viel Frohsinn und Freude hatte das Haus wohl noch nicht erlebt. Von oben bis unten war es geschmückt, dafür hatten die jungen Leute gesorgt, die sich auch sonst nicht genug tun konnten mit Musizieren. Tante Julia wollte es mitunter zu bunt werden, und doch leuchtete ihr die helle Freude aus den Augen, daß ihr Haus so viel Schönes erlebte.

Anna, die sich immer die gleiche Frische und Geschmeidigkeit bewahrte, arbeitete viel an diesen Tagen. Ihr Herz war erfüllt von Dank über Gottes Güte, die sie in allem hatte spüren dürfen.

Für die Söhne waren die Mittel da zum Studieren, für Hanna war durch den Großvater alles beschafft worden, was zu einer gediegenen Aussteuer gehörte. Er, der sie schon vorher sein liebes Töchterchen nannte, hatte nun, da sie seines Enkels Frau werden wollte, bündig erklärt: die Aussteuer sei seine Sache, er sei sowieso tief in der Schuld bei der Tante im Rosenhaus, die seinen Enkel während seiner Studienzeit so gut betreut habe.

Als Herr Maß nun sein zweites Examen bestanden und eine Gemeinde in einer kleinen Stadt bekommen hatte, wurde die Hochzeit nicht länger aufgeschoben. Im Juni sollte sie gefeieret werden, so wurde einstimmig beschlossen.

Der alte Major, der lebhaft bedauert hatte, nicht selbst kommen zu können, schickte dafür seine beiden Töchter, denn auch Frau Bogelius hatte es ermöglicht zu kommen.

Im festlich geschmückten Saal war die große Hochzeitstafel gedeckt. Ika unterließ es auch diesmal nicht, ihre Umgebung durch originelle Äußerungen zu erheitern.

An der Tafel herrschte Fröhlichkeit und heitere Feststimmung. Auch Doktor Müller fehlte nicht. Er hatte sich Erika zur Tischnachbarin erkoren. Sie schien nicht unzufrieden damit, im Gegenteil, sie stand schon auf recht vertrautem Fuß mit ihrem früheren Augenarzt. Julius aber schien mit seiner Nachbarin Ruth ein kleines Geheimnis zu haben, man sah sie oft leise miteinander sprechen.


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