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Acht Tage nach dem vordem Geschilderten hatte Arthur vormittags eine sehr wichtige Beratung mit dem Oberfaktor. Verschiedene größere Firmen in Berlin waren von der zuständigen Behörde aufgefordert worden, Offerten einzureichen. Es handelte sich um die für die allgemeine Volkszählung im Deutschen Reich erforderlichen Zählformulare, deren Ausführung einer mindest bietenden Buchdruckerei übertragen werden sollte. Arthur überlegte mit dem Faktor schon seit Stunden. Die Kosten für das Papier und die gesamte übrige Herstellung wurden wiederholt überschlagen, aber auch Erwägungen angestellt, ob das ungeheure Quantum in der vorgeschriebenen Zeit fertig gestellt werden, ob der jedenfalls mit sehr gedrückten Preisen hervortretenden Konkurrenz so begegnet werden könne, daß ein Nutzen überhaupt zu erzielen sei.

Von großem Vorteil würde es sein, wenn in Erfahrung zu bringen wäre, welche Offerten eine andere, im wesentlichen in Betracht kommende Firma, nämlich die Hohensteinsche Buchdruckerei mache. Sie war die einzige, die bezüglich der gesamten Einrichtungen Gleiches und mehr schaffen und zu mäßigen Sätzen herzustellen vermochte, als das Knoopsche Geschäft.

Während sich noch Arthur und der Faktor unterhielten, zwischendurch Anfragen von Eintretenden beantworteten, auch den sich ihnen zugesellenden Herrn Knoop eben mit der Erklärung beruhigt hatten, daß sich selbst bei dem von ihnen erwogenen Minimalpreis noch ein sehr schöner Nutzen herausstellen werde, trat nach dessen Fortgang Theodor Knoop mit sehr beschäftigter Miene ins Kontor.

Arthur streckte ihm mitten im Redefluß, kurz nickend, die Hand entgegen und warf, als Theodor fragte, ob heute morgen etwas zu besorgen sei, erst nachsinnend und dann von einer praktischen Idee erfaßt, in einem belebten Ton hin:

»Hm – ja. Allerdings!« Dabei gellte er sich gegen das Pult, zog erst noch vorm Weitersprechen das Cigaretten-Etui hervor, entzündete mit gewohnter Schnelligkeit eine Diubek und stieß den Rauch durch die Nase. Dann ergänzte er, während er die Linke in die Beinkleidertasche schob:

»Könntest du vielleicht an den Faktor der Hohensteinschen Buchdruckerei herankommen und ihn ausforschen, welche Offerte – sie für die Zählkarten einreichen! Da wäre was für dich und für andere zu verdienen.«

Erst zog Theodor die Lippen. Gleich darauf aber trat ein cynischer Ausdruck in seine Mienen und er stieß heraus:

»Ah! Du meinst, ich soll ihn –« Hier machte er eine nicht mißzuverstehende Bewegung mit der Hand und lachte unangenehm anzüglich. Arthur aber ging auf diese Auslegung seiner Worte nicht ein; er ließ vielmehr einen abweisenden Ausdruck in seinen Gesichtszügen erscheinen und sagte:

»Nein, du irrst dich! – Wie sollte ich auf so etwas kommen.

»Weißt du, wir sprechen noch über die Sache, über das Wie. – Wo frühstückst du heute? – Hm – Hm – Ich schlage dir vor, daß wir bei Ewest in der Behrenstraße um ein Uhr ein Steak essen. Ich lade dich ein!«

Und ohne Theodors Antwort abzuwarten, da er dessen Zustimmung immer gewiß war, wenn er ihn zu einer Pikanterie einlud, schloß er:

»Also abgemacht! Ein Uhr, rechts im Zimmer mit der geschnitzten Thür. – Jetzt habe ich hier noch vollauf zu thun.«

Dabei drückte er ihm in jener Art die Hand, durch die man jemanden höflich hinauskomplimentiert.

Nachdem der Onkel gegangen, war Arthur zunächst bemüht, den unvorteilhaften Eindruck dieser Scene bei dem Faktor zu verwischen. Was er gesagt hatte, war ihm in Wirklichkeit im Augenblick so herausgeschlüpft. ›Dergleichen that man natürlich nicht bei ruhiger Ueberlegung.‹ Er sagte deshalb:

»Gewiß, Karlsen, man hätte es leicht, wenn man etwas von Hohensteins erfahren könnte. Aber natürlich meinte ich nur, daß man dem Faktor vielleicht Fragen stellen könne, aus denen man sich einen Vers zu machen im stande wäre.

»Einen Beamten zu Pflichtvergessenheiten zu verleiten, wie Herr Knoop annahm, kann mir doch nicht beifallen.«

Arthur hatte auch Glück. Karlsen, der Faktor, nahm die Worte, wie sie Arthur verstanden haben wollte.

Und Arthur war dessen sehr froh!

Es kam ihm jetzt auch noch der Gedanke, daß sein eigener Beamter auf die Idee geraten könne ihn an die Hohensteinsche Buchdruckerei für Geld zu verkaufen!!

Er erschrak förmlich! Und er nahm sich vor, Theodor unter allen Umständen von Schritten abzulenken, zu denen er in einer unbesonnenen Anwandlung, in der Sucht, Vorteile zu erringen, den Anlaß gegeben hatte. –

Als Onkel und Neffe zur verabredeten Zeit im Ewestschen Restaurant in dem erwähnten Raum beisammensaßen, einen halben Hummer verzehrten und eine Flasche Bocksbeutel dazu tranken, sagte Theodor, sobald er die Gelegenheit als günstig erachtete, in stark belebtem Tone:

»Weißt du, Arthur, wie ich die Sache mit Hohensteins Faktor machen könnte? Wir wollten ja darüber noch reden! – Ich werde mich an ihn heranmachen und fragen, ob er nicht bei uns ins Geschäft eintreten wolle. Verbessern will sich jeder!

»Wenn ich ihn dann heute abend in den Ratskeller bestelle, und nach einigen Flaschen Wein nach meinem Willen habe, dann gehe ich vor!«

Zunächst entgegnete Arthur mit ungekünstelter Ueberraschung:

»Bei uns eintreten? Ich verstehe nicht! Wir können den Mann doch nicht anstellen?«

»Ach, davon ist ja auch nicht die Rede. Das soll ja nur die Einleitung, das Lockmittel, der Vorwand sein. Nachher kriegt er eben seinen Batzen für seine Dienste. Und – und – wie viel hast du mir denn zugedacht, wenn ich euch die Offerte, die Hohensteins machen, herausbringe.«

Diese letzte Aeußerung ärgerte Arthur ausnehmend. Abgesehen davon, daß die Vorschläge, die sein Onkel machte, ein starkes Oppositionsgefühl in ihm erregten, sah er es als einen Mangel an Delikatesse an, daß Theodor, der inzwischen so viel Gutes von der Familie genossen hatte, gleich seinen Vorteil betonte, schon vorher wissen wollte, was für ihn abfiel.

Er sagte deshalb wiederum in seiner unangenehm kalten Art:

»Du hast mich völlig mißverstanden, wenn du annimmst, daß ich jemals die Hand zu dergleichen Vorgehen bieten könnte. Meine Meinung war, daß man versuchte, etwas auf geschickte Art herauszubringen. Aber so was –«

»Na, du sagtest doch, ich und andere könnten verdienen,« betonte Theodor brüsk. »Das war doch nicht mißzuverstehen!«

»Du hast es aber doch falsch aufgefaßt! Ich meinte, du solltest etwas davon haben, obschon ich – aufrichtig gesagt – eben nicht angenehm berührt war, daß du das in den Vordergrund stelltest, uns das nicht überlassen wolltest. Und wir würden was davon haben, wenn die Wirkung die wäre, daß wir die Lieferung erhielten.«

»Na, ja – Also – du hast dich besonnen! So drehst du's jetzt! Du willst lieber nichts ausgeben. – Darauf kommt's heraus!« fiel Theodor – zum erstenmal Arthur in einer solchen abfälligen Weise begegnend, ein.

Einen Augenblick wollte sich Arthur hinreißen lassen, das zu thun, was sich Menschen um so eher aufdrängt, wenn sie sich getroffen fühlen. Dann aber beherrschte er sich doch und entgegnete nur in einem überlegenen Tone:

»Du hast recht: Ich habe mich besonnen, daß ich zu derartigen Mitteln nicht greifen will, besonders und unter keinen Umständen zu solchen, wie du sie zu meinem Erstaunen vorschlägst! Aber im Unrecht bist du, wenn du meinst, die Furcht einer Schmälerung des Verdienstes leite mich.

»Wenn die Firma Knoop so dächte, verehrter Onkel, würde sie mit dir doch keine Pakte geschlossen haben –«

»Was soll das nun wieder?« fiel Theodor ein. »Ich denke, ihr habt hinreichenden Nutzen aus meiner Thätigkeit, und alte Sachen soll man endlich schon deshalb ruhen lassen, weil jeder seine Rechnung mit sich zu machen hat. Wie ich für euch thätig bin, wollte ich dir grade erzählen. Ich wollte dir mitteilen, wie weit ich im Heroldsamt mit der Nobilitierung deines Vaters gekommen. Aber freilich – bei solcher Art vergeht einem die Lust.

»Du denkst immer, verehrter Neffe, daß dir alles ansteht. Andere denken sehr viel anders darüber.«

»Hm – es mag sein, Onkel! Aber entscheidend ist wohl, ob Defekte im Charakter oder nur unsympathische Eigenschaften der Kritik unterliegen. Daß deine Vergangenheit nicht völlig tadellos ist, kannst du doch nicht leugnen, und wenn du vorschlugst, den Faktor bestechen zu wollen, so ist dies nur ein Beleg, daß du es mit Gewissenssachen nicht sehr ernst nimmst. Ueber dir zu Gericht sitzen – kann mir nicht beifallen, aber wenn du einen solchen Ton gegen mich anschlägst, so sage ich dir meine Meinung.«

»Ja, ja, es ist immer dieselbe Geschichte. Dein Vater und du halten sich für Götter, andere aber gehören in den Hades!«

»Gut, zugegeben, daß wir unsere Schwächen haben! Sie überhaupt zu leugnen – da wir Menschen sind – wäre ja eine Lächerlichkeit,« entgegnete Arthur mit unheimlicher Ruhe.

»Aber du bietest ja selbst die Hand zu dem Ehrgeiz, den du so herbe verdammst. – Eben hobst du noch hervor, daß du wieder Schritte gethan habest. Ich sollte denken, daß du doch so etwas Schlimmes dann nicht darin erkennen kannst. – Im übrigen! Wohin sollen solche Gespräche führen? Sie können schließlich nur den Ausgang einer völligen Entfremdung zwischen dir und uns haben. Und das kann dir doch am wenigsten wünschenswert sein!

»Wessen Brot ich esse, dessen Lied ich singe. Lasse also die Dinge ruhen, lasse aber hören, was du aus dem Heroldsamt bringst.«

Nach diesen Worten erhob Arthur das Glas, hielt es seinem Onkel hin, und ließ einen künstlich versöhnlichen Ausdruck in seinem Angesicht erscheinen.

Es wurde Theodor nicht leicht, sich gleich wieder umzustimmen. Er war zu allem, was ihn verächtlich machte, auch noch über die Maßen empfindlich. Er wollte – trotz aller Ueberführung – immer noch ein Opfer der Verhältnisse, und auch zu seiner jetzigen Thätigkeit nur deshalb gedrängt sein, weil er noch unter den Folgen früherer Widerwärtigkeiten litt. Das Wesentliche seiner indessen nun folgenden Mitteilungen ging dahin, daß dem Antrag auf Nobilitierung deshalb an sich näher getreten werden könne, weil es als richtig festgestellt sei, daß die Familie in früheren Jahrhunderten »von Knoop« gehießen habe. Aber es sei nach den gegebenen Vorschriften erforderlich, pekuniäre Nachweise und Opfer zu bringen, und jedenfalls besser, die Zeit abzuwarten, nachdem sich Herr Knoop als Privatmann vom Geschäft zurückgezogen haben werde.

Einen Gewerbetreibenden mache man zum Kommerzienrat, wenn die Vorbedingungen vorhanden seien, aber eine Nobilitierung sei bei Personen mit offenem Geschäft nicht angebracht.

»Na – und weiter,« forschte Arthur, nachdem das alles von Theodor erörtert war.

»Ja, sonst nichts! Dein Vater muß nachweisen, daß er standesgemäß leben kann – also etwa eine Million oder mehr besitzt, und er müßte wohl aus dem Geschäft austreten.

»Zudem wird vorausgesetzt, daß er irgend eine Schenkung macht, zum Beispiel an den Deutschen Frauen-Verein vom roten Kreuz oder dergleichen. Ihr würdet gut thun, das Geschäft – ich wollte schon darüber immer einmal mit dir und deinem Vater reden – an eine Aktiengesellschaft zu verkaufen. Dann kann sich dein Vater zurückziehen, und alles ist in Ordnung.«

»Doch nicht! Wo bleibe ich?« fiel Arthur kritisch ein. »Wenn mein Vater als Geschäftsmann nicht nobilitiert werden kann, so also auch ich nicht! – Und ich will doch eine Thätigkeit behalten, ich will doch noch Geld verdienen –«

»Hm! Weißt du, darüber habe ich auch schon nachgedacht. Du läßt dich zum Vorsitzenden des Aufsichtsrates der Aktiengesellschaft machen. Du schwebst sozusagen als Geist über den Wassern. So erreichst auch du deinen Zweck! Sehr häufig fungieren ja Adlige – Grafen und Barone – als Aufsichtsräte. Das hat sich ja eingebürgert und wird nicht moniert! Im Gegenteil!«

Diese Worte gefielen Arthur nicht schlecht.

Er sah sich bereits in seinen jungen Jahren in einer solchen Position. Er war der reiche Privatmann, der sich bei großen Unternehmungen beteiligte, den man auch sonst in Direktionen hineingewählt, der Vertrauensstellungen einnahm, der großes Ansehen genoß und mit verhältnismäßig wenig Arbeit seine Taschen füllte. Der Freiherr Arthur von Knoop – den Freiherrn mußte er erzielen! – war in aller Welt Munde! Ah! Wie das des ehrgeizigen jungen Mannes Inneres entflammte!

Er sagte jedoch, rasch wieder nüchtern geworden, und seinen Zügen einen pessimistischen Ausdruck verleihend:

»Aktiengesellschaft! Aktiengesellschaft! Ja, wenn das so leicht wäre! Gewiß! zu machen ist ja alles! Aber ob man den Preis erhält, den man haben muß!

»Andere Menschen rechnen auch, und erst recht.

»Die ganze Nobilitierungsaffäre scheint mir nicht nur auf sehr schwachen Füßen zu stehen, sondern in dieser Behandlungsart, bei solchen Forderungen, ziemlich aussichtslos.«

»Du irrst wieder einmal gründlich,« fiel Theodor mit abfälliger Betonung ein. »Die Aktiengesellschaft bringe ich sehr rasch zu stande, und wenn ich gut verdiene, so vorteilhaft, daß ihr mehr als zufrieden seid!

»Und wenn's keine Aktiengesellschaft wird, so weiß ich einen Millionär, der darauf reflektiert. Schließlich kann's euch ja gleich sein – woher ihr euer Geld bekommt – und um so eher begegnest du dem Einwand, daß du eine gewerbliche Thätigkeit als künftiger Freiherr betreibst.«

»So – so – da wäre ich begierig,« fiel Arthur ein, zog die bekannte Cigarette hervor, entzündete sie mit gewohnter Hast und paffte stark.

»Also – bitte – heraus damit, wenn's gefällig ist –«

»Der Reflektant ist – ich nehme natürlich an, daß ihr nicht selbst verhandelt, sondern mir das überlaßt – Freiherr Alfred von Klamm. Er sucht ein Zeitungs- und Druckerei-Unternehmen zu erwerben –«

»Du meinst?« fiel Arthur überrascht, aber zunächst nicht ungläubig ein. Und dann doch gleich wieder abwiegelnd:

»Jedenfalls kannst du aber doch nicht mit ihm verhandeln. Du, den er beschuldigt, daß du ihn und seine Mutter um ihr ganzes Vermögen gebracht hast. Da müßte doch ein anderer vorgehen –«

»Und du glaubst noch immer an diesen Unsinn, Arthur!? Ich muß mich wirklich wundern! Schon aus dem Umstande, daß ich mit ihm in Verbindung treten will, erhellt doch zur Genüge, daß ich ihm seine Behauptungen vollkommen zu widerlegen im Stande bin.

»Ich will davon absehen, daß ich ihn eigentlich wegen schimpflicher Verleumdung belangen müßte.«

Arthur erhob das Haupt und sah seinen Onkel nicht ohne starken Beifall an. Was sich nicht alles in dessen Kopf gestaltete, und mit welcher cynischen Souveränität er über Felsen und Schluchten wegsetzte. Man mußte es bedauern, daß ein an sich so findiger und gewandter Mensch seine ihm von der Natur verliehenen Gaben nicht in den Dienst solider Dinge stellte!

Nach diesen, auf Theodor gerichteten Betrachtung gen aber gingen auch seine Gedanken wieder zu Klamm.

Er sagte infolgedessen:

»Na, ja – gleichviel! Lassen wir das! Etwas anderes aber ist – und das fällt allein ins Gewicht: Sollte wirklich Klamm, nachdem er in einen solchen Glückstopf gegriffen und sich wieder in die vornehme Gesellschaft eingereiht hat, ein Zeitungs-Unternehmen und eine Buchdruckerei kaufen wollen?«

»Ja,« betonte Theodor entschieden.

»Er sucht etwas, obschon seine Frau, wie ich erfahren habe, durchaus dagegen ist. Er hat einmal Geschmack an der Publizität gefunden, und die Eitelkeit, als selbst produzierender Mensch und Zeitungsbesitzer die übliche einflußreiche Rolle zu spielen! Frage nur deinen Vater, mit welchem unglaublichen Eifer er bei euch thätig war. Freilich das nur, um bei euch etwas möglichst rasch abzulernen.«

»Ja!« meinte Arthur und rüstete sich jetzt, rasch nach der Uhr sehend, zum Aufbruch. »Es ist ein ungewöhnlicher Mensch, und ich wiederhole oft Gesagtes: ich möchte ihn gern 'mal kennen lernen. Na, ja! Denkbar ist es ja jetzt – wenn du« – hier nahm Arthur seinen pessimistischen Ton wieder an –«dir nicht selbst etwas eingebildet, wenn du nicht Möglichkeiten und Hoffnungen als Thatsachen hingestellt hast!

»Jedenfalls will ich noch heute mit meinem Vater sprechen und ihm über alles Mitteilung machen. Du sollst dann alsbald Nachricht haben.«

Hierauf klingelte er, zahlte dem Kellner, ohne von seinem Onkel noch besondere Notiz zu nehmen, und machte sich dann – ihm rasch und flüchtig die Hand drückend – davon.

»Geben Sie mir noch einen Hennessy Cognac vom besten!« erklärte Theodor, der noch dageblieben war, dem Kellner, und zog die Börse.

Und während dieser forteilte, um das Verlangte herbeizuholen, murmelte Theodor Knoop:

»So viel ist gewiß! Sobald ich mein Geld bei ihnen für die Adelsgeschichte und den Verkauf des Geschäfts in der Tasche habe, ziehe ich mich von der ruppigen Gesellschaft ein für allemal zurück! Jede kleinste Zuwendung wird einem vorgehalten. Selbst Bezahlungen für geleistete Dienste werden einem auf das Mitleidskonto geschrieben!

»Mit meinem Bruder läßt sich wenigstens noch sprechen! Aber dieser eingebildete Ruppsack und Erz-Egoist Arthur ist mir nachgerade widerlicher, als irgend ein anderer Mensch!

»Bevor ich vorgehe, werde ich mir erst einen Schein über meine Provision ausstellen lassen! Sonst streiten sie mir alles nachher ab.

»Ich hole die Kastanien aus dem Feuer und habe nachher das Nachsehen!

»Und – und – kann ich dem Arthur nachher 'mal eins beibringen, so soll's gewiß geschehen!

»Ich vergesse es nicht, wenn jemand sich einen solchen Ton gegen mich erlaubt!«

Und während er die Friedrichstraße hinabflanierte und den Weg nach der Kanonierstraße nahm, woselbst er in einem kleinen Hotel wohnte, schloß er:

»Wetter! Wie wäre es, wenn ich mir die Preise für die Zählkarten von Knoops verschaffte und durch – hm – hm – vielleicht durch Numick – solche der Hohensteinschen Buchdruckerei offerierte? Da wäre jedenfalls ein Geschäft zu machen. Die sind nicht so zimperlich. – Freilich – freilich – solange ich so noch zu Knoops stehe – ist's wohl besser – Ich könnte hereinfallen und mir alles verderben. –«


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