Ulrich Hegner
Hans Holbein der Jüngere
Ulrich Hegner

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Rechenschaft.

Schon vor zwanzig Jahren, als ich auf der öffentlichen Bibliothek zu Basel die Holbeinischen Gemälde und Zeichnungen gesehen hatte, fing ich an, mir einige Notizen über diesen großen Künstler zu sammeln, in der Meinung, dadurch die mangelhaften Nachrichten, die man von seinem Leben hat, zu ergänzen; und so erwachte im Zusammenordnen die Lust zu einer vollständigen Biographie. Mit Hülfe erhaltener Beiträge, und einiger nachgelassenen Handschriften von Christian von Mechel, der sie zu ähnlichem Vorhaben VI zusammengebracht hatte, fing ich mit leichtem Muthe die Arbeit an, und setzte sie fort, so lange ich das, was in allen Kunstgeschichten steht, vor mir hatte; allein bald stieß ich auf Widersprüche und Unrichtigkeiten, auf Lücken und Zweifel, für welche ich nirgends Aufklärung fand, so daß ich die Lust zur Sache verlor, und sie gänzlich liegen ließ.

Bei einem längern Aufenthalte, den ich zu Anfang dieses Jahrzehendes in Basel machte, hatte ich wiederum Gelegenheit, den Kunstbesitz der Bibliothek und des Feschischen Museums mit voller Muße zu durchgehen, und Alles, was von Holbein da war, zu würdigen. Durch diesen fortgesetzten, täglichen, fast ununterbrochenen Umgang mit ihm erzeugte sich auf's Neue eine Hinneigung zu der unterbrochenen Arbeit, und fest ward endlich der Entschluß, sie zu vollenden; nicht um dem Mann ein Denkmahl zu setzen, denn VII das hat er selbst für alle Zeiten gethan, sondern seine Lebens- und Kunstgeschichte durch ihn selbst und durch seine Umgebungen, in so weit sie ihn berührten, aufzuhellen, und einige Flecken übler Nachrede durch billige Prüfung ihm abzuwaschen.

Was ich in einer kleinen Stadt mit einer kleinen Bibliothek, und durch gefällige Unterstützung von auswärtigen Freunden thun konnte, habe ich redlich gethan, und mich keine Anstrengung dauern lassen. Freilich lernte ich immer mehr einsehen, daß so ein Unternehmen in der Nähe einer großen Bibliothek und eines reichen Bildersaales ausgeführt werden sollte, wo mehrere Hülfsmittel zur Hand wären, indem ich manche, zum Beyspiel das Gentleman's Magazine in der Schweiz gar nicht erfragen, und einige, deren Herbeischaffung mit Mühe für mich und Andre verbunden war, nicht brauchen konnte, weil es irrige Angaben waren. Indessen fand ich in der VIII größern Bemühung wenigstens subjective Befriedigung, und was mir entgangen seyn möchte, werden vielleicht Kunstgelehrte, die an den Quellen sitzen, nachholen, und dann hat man es auch.

Noch liegt mir auch die Verpflichtung ob, gegen die Freunde und Gönner in Basel, Zürich, Bern, Constanz, Eppishausen, die mir durch angelegentliche und wohlwollende Hülfe so Manches erleichtert haben, meinen öffentlichen Dank zu erklären. Gerne möchte ich ihre bedeutenden Namen nennen, wenn es nicht an Orten, wo kleine Denkungsart herrscht, mißverstanden und dadurch der Name entweiht würde.

Winterthur, den 4ten Juli 1826.

 


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