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Florianus. Selenissa. Antonia.
ANtonia. Bey Bonoso ist nichts mehr / wie du siehest / zu suchen / er verachtet / und nicht sonder Ursach / diese / die vorhin seiner nicht geachtet.
Selenissa. Es ist daran nichts gelegen / wenn Palladius noch unser ist.
Antonia. Jch fuerchte / wir werden bey Palladio ankommen / wie wir verdienet! ich sehe nichts / als unser hoechstes Unglueck in bester Vollkommenheit.
Selenissa. Auffs wenigste hoffe ich Antwort auff mein Schreiben zu erhalten. Mich duenckt / ich sehe den kleinen Florian daher gelauffen kommen.
Florian. (singend):
Lustig ihr Brueder: auff lasset uns leben! Lesbia meine Freud' hat sich ergeben! Wer mich wil neiden / der muesse zuspringen! Lustig ihr Brueder / es wil mir gelingen! |
Hola! (er jauchtzet etliche mahl nacheinander / nachmals faehret er fort): Guten Morgen / guten Morgen / Jungfrau Selenissa.
Selenissa. Es ist nunmehr Abend / nicht morgen.
Florian. Um welche Zeit des Abends wird es Abend?
Antonia. Wenn die Sonne wil untergehen.
Florian. O warumb geht die Sonne nicht alle Abend dreymal unter / so gienge ich mit meinem Herren jedwedern Abend dreymal zu Gaste.
Selenissa. Was machst du mit der Fackel?
Florian. Jch will sehen / ob gut Wetter ist / Jungfrau Selenissa, um welche Zeit des Abends schlaegt es sechse?
Anton. Wenn es vier Viertel nach fuenffen geschlagen hat.
Selenissa. Bringest du mir keinen Brieff / mein Kind?
Florian. Bin ich euer Kind? so seyd ihr meine Mutter: warum habt ihr mich denn keinmal gekuesset?
Selenissa. Wo du mir einen guten Brieff bringst / so will ich dich zweymahl kuessen!
Florian. O ich habe einen schoenen Brieff mit rothem Lack zugesiegelt. Jn meines Herren Schreibekammer ligen etliche tausend Brieffe; wo ihr mich fuer jedweden kuessen wollet / wil ich euch morgen beyde Hosen Saecke und mein Hemde voll bringen / aber fuer die grossen / an welchen die Schoenen Siegel hangen / muesset ihr mich viermal kuessen.
Selenissa. Hast du denn ietzunder keinen Brieff bey dir?
Florian. Ja / ja / mein Herr hat mir einen gegeben.
Selenissa. Laß mich den Brieff sehen!
Florian. Jhr muesset mir zuvor Tranckgeld geben.
Selen. Du solt auff meiner Hochzeit mit mir tantzen.
Florian. Nein / ich tantze nur mit meiner Rosinen! dis ist der Brieff!
Anton. Es ist seine eigne Hand.
Florian. Guten Tag / guten Tag! ich muß fort! Morgen um zwey zu Mittage / wenn Mitternacht ist / wil ich widerkommen / und mehr Brieffe mitbringen.
Antonia. Laß schauen / was hat er geschrieben.
Selenissa. O ich bin des Todes!
Florian.
Lustig ihr Himmel / ich habe gewonnen Sie / die Durchlauchtigste unter der Sonnen; Lustig ihr Sternen / ich werde sie haben: welche die Goetter und Geister begaben. |
(Gehet singend hinein.) |
Selenisse (lieset den Brieff): Wehlende und unbesonnene Jungfrau / die Zeit ist nunmehr aus / in welcher ich meiner Vernunfft beraubet / euch einig zu Gebote gestanden. Jzt erkenne ich meine Thorheit / und schertze mit eurer Unbedachtsamkeit. Die allerkeuscheste und vollkomneste Seele Coelestina haelt mich auff ewig gebunden / und wuenschet euch Glueck zu eurer Hochzeit mit dem elenden Auffschneider / welchen ihr euch allein zu stetem Schimpffe / wackern Gemuetern vorgezogen. Gehabt euch wohl mit ihm / und bleibet von mir / weil ihr meines Grusses nicht beduerffend / ewig gesegnet! (Selen. faelt nieder / und wird ohnmaechtig.)
Antonia. Dieses Unglueck hab ich vor langer Zeit als gegenwaertig gesehen. Selene! Selene! (Sie ziehet die Tochter hinein.)