Andreas Gryphius
Horribilicribrifax Teutsch
Andreas Gryphius

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Palladius. Coelestina. Camilla.

Coelest. GOtt lob / daß wir des verdrueßlichen Menschen loß worden!

Camilla. Koent auch iemanden seines gleichen in dem Traum vorkommen?

Coelest. Diß ist unertraeglich / daß er nicht verstehen will / daß weder Gunst noch Liebe fuer ihn zu finden sey. Trit zurueck! Palladius ist vorhanden! O daß nu meine Augen reden koenten.

Camilla. Es ist doch vergebens! Meine Jungfrau ist bey ihm in so grossem Ansehen / als ich bey dem Printzen von Peru.

Coelest. Jch hoffe durch Standhafftigkeit meiner Liebe ihn zugewinnen.

Palladius. Jn dem ich mich auffhalte und bemuehe andern zu rathen / vergesse ich meiner selbst. Herr Possidonius hat mir schier die Zeit gantz zu nichte gemacht / welche ich viel lieber mit dieser zugebracht haette / welche meine Seele gefangen haelt. Doch was versaeumt / ist nicht wieder zu holen! Jch wil nur bald zu ihr mich begeben / ehe mir ein ander Hindernueß vorkommen moechte: aber schau / von dem Regen in die Trauffe! Coelestina kommet mir so recht entgegen / als wenn sie bestellet were / mir etwas in den Weg zulegen. Was thu ich nun? kehr ich um? diß solte zu rauhe scheinen. Jch wil nur fuerueber / und sie mit kurtzen Worten abfertigen. Der Jungfrauen meine Dienst!

Coelest. Ach mein Herr Palladi, wie ist er so freigebig mit Dienst-Anbittungen / und so fest mit der Liefferung!

Pallad. Was ich der Jungfrauen versprochen / und verspreche / bin ich stets willig zu leisten / ob mir wohl bewust / daß ihr an meinen geringschaetzigen Diensten wenig oder nichts gelegen.

Coelest. Die mag sieh wohl seelig schaetzen / welche seiner Dienste geniessen kan. Jch selbst wolte mir fuer die hoechste Ehre achten / mit derselben umzugehn / so wuerde ich vielleicht ihrer Glueckseligkeit in etwas theilhafftig.

Pallad. Die Jungfrauen halten fuer ihre Lust / mit uns ein wenig zu schertzen / und wir fuer unsere Ehr / von ihnen umgefuehret zu werden.

Coelest. Und mein Herr Palladius fuer seine Ergetzligkeit mit uns zuspotten.

Pallad. Bey mir ist Hertz und Zunge in guter Vertreuligkeit. Sie reden beyde eine Sprache. Jch bitte um Verzeihung / hoechstwehrteste Jungfrau / daß ich dieselbe in ihren Gedancken verstoeret; und befehle mich in dero stetsbluehende Gewogenheit.

Coelest. Ey Herr Palladi, er eile doch nicht so hefftig! befiehlet er sich in meine Gunst / und wil mir seine Gegenwart nicht einen Augenblick vergoennen

Pallad. Jch fuerchte der Jungfrauen durch mein unnuetzes Geschwaetz beschwerlich zu seyn / und dadurch ihrer Gunst gantz entsetzet zu werden.

Coelest. Jch wil ihn versichern / daß er die Gunst / die ich zu ihm trage / nimmermehr verlieren kan! So wenig / als ich die jenige die er zu mir traegt!

Pallad. Jch verstehe nicht / was fuer ein Geheimnueß hinter diesen Worten stecke.

Coelest. Der Herr sage: er wolle es nicht verstehen. Diese Gunst / die ich zu ihm trage / zu verlieren ist mir unmoeglich / weil sie zu tieff in mein Hertz eingewurtzelt: Seine gegen mir kan er nicht verlieren / weil er sie noch niemals gehabt.

Pallad. Wie solte es denn meine Gunst seyn / wenn ich sie niemals gehabt haette.

Coelest. Er hat Gunst genug / aber fuer eine / die derselben nicht wuerdig ist.

Pallad. Wenn sie gegenwertig were / wolten wir sie darueber vernehmen: unterdessen erkenne ich noch / daß ich Jungfrau Coelestine Gunst niemals wuerdig gewesen: nichts weniger wil ich mich bemuehen selbige zuverdienen / und verbleibe der Jungfrauen stetswilligster!

Coelest. Noch ein Wort / Herr Palladi.

Pallad. Die Jungfrau verzeih / ich seh daß eine Person sie ansprechen wil! Sie fahre wohl.

Coelest. Wie kaltsinnig zeucht er darvon.
Ach! Camilla, Camilla, wie schmertzlich ists auff unfruchtbaren Sand saeen!

Camilla. Sie liebe / was sie liebet / und lasse fahren / was nicht bleiben wil.


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