Andreas Gryphius
Horribilicribrifax Teutsch
Andreas Gryphius

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Daradiridatumtarides. Selenissa.
Cacciadiavolo. Diego.

Dara. Mon Dieu! So giebt sich endlich meine bißher unueberwindliche Schoene auff Gnade und Ungnade ihrem werthen Freinde dem streitbaren und tapffern Daradiridatumtarides Windbrecher von tausendmord.

Selen. Ja / mein Herr Capitain, mit diesem Handschlag versprech ich mich auff ewig die Seine zu seyn / trotz allen / denen es leid / und die mir diß grosse Gluecke mißgoennen.

Dara. Graces aux Dieux! Vos avez mis mon Ame au plus haut degrez de la felicité. Mit dieser gueldenen Ketten / welche mir der unsterbliche Soldat von Pappenheim mit eigenen Haenden an den Hals gehangen / als ich zu erst mich auff die Magdeburger Mauren gewagt / verbinde ich mir meine Goettin / welche mir GOtt Mars selber mit allen seinen Feuerspeyenden Granaten und Donnerschwangeren Canonen nicht abjagen soll.

Selen. Jch bitte / mein werthester Braeutigam geruhe / als ein Zeichen meines standhafftigen Gemueths und reinen Hertzens / diesen Demant von mir anzunehmen!

Dara. Den wil ich nicht verlieren / als mit dieser Faust. Jch glaeube / daß Amor selbst seine Pfeile hierauff geschaerffet habe. Wer ist auff der gantzen Welt glueckseliger / als ich? Don Cacciadiavolo, Don Diego, herfuer! wuenschet eurem großmaechtigsten Capitain Glueck. J'ay gaigné mon proces! Die Festung / die ich bißher so lange belaegert / hat parlamentiret, der Accord ist geschlossen / und soll von uns beyden auff kuenfftig unterzeichnet / auch bald darauff die Citadel in posses genommen werden. Vive l'amour & ma Deesse!

Caccia. und Diego. Vive l'amour & sa Deesse!

Cacciad. Es ist kein Bluts-Tropffen in meinem gantzen Leibe / der sich nicht in lauter kleine Feur Granaten verkehre / und mir durch alle Sinnen und Geister schwerme. Jch wuendsche diesem neuen Marti und der andern Veneri unvergleichliches Glueck!

Don Diego. Pallas und Bellona lasse diß treffliche Paar gluecklich zusammen kommen / froelich beysammen leben und langsam von einander geschieden werden.

Dara. Aus uns werden Kinder geboren werden / welche die Welt bezwingen / die Hoelle stuermen / und den Jupiter aus dem Himmel jagen werden / nicht anders / als wie die Riesen / welche Berge auff Berge gesetzet / durch die Wolcken gedrungen / und biß an die neundte Sphaer Sturm gelauffen sind. Jch kenne mein Geschlecht / und weiß gar wohl / aus was fuer einer Art wir kommen. Alsbald ich auf diese Welt gebohren bin / hab ich auff der Erden herum gesprungen / ich habe meines Vatern Degen von der Maur herunter gezogen und damit so ritterlich herum geschwermet / daß ich der Hebammen den Kopff / und der Kinder-Magd den Leib entzwey gehauen.

Don Diego. Es brennet bey zeiten / was eine Nessel werden soll.

Dara. Muth komt vor den Jahren bey wackeren Gemuetern. Einen Chevalieur muß man aus dem Bart nicht aestimiren. Cet assetz! Last uns herein / Don Diego, daß man die Trompeten bestelle / Don Cacciadiavolo, daß man unsre Hochzeit mit einem Salve verehren lasse!

Don Diego. Es soll geschehen / Gestrenger Herr! grosser GOtt / hier ist Zeit gewesen Hochzeit zumachen. Bey uns ist so viel Schuld / daß ich nicht weiß / die Waescherin vor ein Hemde zu saubern / zubezahlen. Wird die Braut ein grosses Heyrath Gut mit sich bringen / so wird es hoch von noethen seyn: wo nicht / so werden wir saemtlich Elend aus Essig essen / mit Mangel betreuffen / und in bittern Wermut arme Ritter backen.


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