Andreas Gryphius
Horribilicribrifax Teutsch
Andreas Gryphius

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Cyrilla. Daradiridatumtarides. Sempronius.

Cyrilla. Qvibus, qvabus! sanctus Haccabus. Surgite mortis; fenitur sie judis. Ach Jusuph du lieber Mann / bist mein Compan. Pater nisters gratibis plenis.

Darad. Unsre Erden-eindrueckende Schenckel / les portecorps de moy mesme, werden nunmehr den betlichen Himmel meiner irdischen Juno, nieder treten sollen. Weil wir aber es an nothwendigen Speisen nicht muessen ermangeln lassen, wollen wir unterdessen diesen Ring zu Pfande setzen / biß wir Gelegenheit haben selbigen wider an uns zubringen. Mein Diego hat die alte Cyrille, la diablesse des femmes, hieher bestellet / die wollen wir nun erwarten / denn wenn sie zu uns in das Hauß kommen solte wuerde es nur Argwohn verursachen.

Cyrilla. Der Kackelthen Drumtraris hat mich auff diesen Ort erbitten lassen / er wird vielleicht / weil er Hochzeit machet / meiner Huelffe von noethen haben!

Daradiri. Dort kommet sie hergeschlichen.

Cyrilla. Da kommet er gegangen / Cosper, Baltzer, Melcher zart / Herodis hatte einen langen Bart / sie liegen zu Koellen am Rheine.

Darad. Bonjour, Bonjour, Madame Cyrille.

Cyrilla. Was saget ihr / o Hure / o Hure Mame Zyrille! och Herr! och Herr GOtt! heissen mich doch nun alle Leute eine Hure / sie thun mir groß Unrecht! ich halte Caetherle hat irgend was gesaget.

Darad. Je vous recontre heuresement.

Cyrilla. Seyd ihr contra Band.

Darad. Qvoy!

Cyrilla. Hoy! hoy!

Darad. Comment vous estes vous porté.

Cyrilla. Schreyet ihr ueber mich Mord und Weh? O mein Lebenlang habe ich kein Kind umgebracht!

Darad. Qvel Diable.

Cyrilla. Daß ich sie sabele.

Darad. Jhr verstehet den Teuffel.

Cyrilla. Ach Herr / ich verstehe mich nicht mit dem Teuffel. Ach! in principipis (sie macht ein Creutze) ero verbibus, was erlebet man auff seine alte Tage nicht?

Darad. Jhr verstehet mich nicht recht / Frau Cyrill. Jch hab anders mit euch zu reden / Entendez vous.

Cyrilla. Tand zu der Kuh. Herr eine gute melcke Kuh ist kein Tand.

Darad. Ey mit dem Narrenpossen / Ecutez ecutez, Frau Cyrilla.

Cyrilla. Ja Herr / ich bin heut in den Koth gefallen / die schelmischen Jungen die Brodtschueler haben mich hinein gestossen.

Darad. Jch darff noethig Geld.

Cyrilla. Das sagt die gantze Welt.

Darad. Koennet ihr mir nicht auff diesen Ring etwas zuwege bringen? Doch ihr muestet ihn in einen Ort tragen / daß er nicht erkennet wird.

Cyrilla. Das will ich gar gerne thun. Aber Herr Muscetariis, wenn wolt ihr das Geld haben?

Daradir. Noch heute vor Abends / si cela est dedans la sphere d'activite de vostre cognoissance.

Cyrilla. Es ist ein schweres gehacke / rothe Eyer in die Mohnsantzen. Doch will ich sehen / was ich kan zuwege bringen.

Darad. Kommet fein zeitlich wider / und lasset mich durch Don Diego wissen / was ihr verrichtet. Adieu.

Cyrilla. Nu der liebe GOtt bewahre euch. Das sagen die sieben Siegel / das alle Fische werden bruellen / die Engel werden weinen / und werffen sich mit Steinen / die Wege werden schwimmen / die Wasser werden glimmen / die Graeßlein werden zannen / und alle hoche Tannen. Da kommet her Feccphoniis, dem werde ich den Ring geben / und werde sprechen / daß ihm Jungfrau Coelestina dieses Liebes Pfand geschicket. Die Perlen will ich vor mein Kaetterlein behalten / und den Kackelthen wil ich anderwerts wo ich kan / forthelffen.

Sempron. Ut nox longa qvibus mentitur amica diesqve. Horatius in Satyr. Tot sunt in amore dolores. Virgilius in Ecclog. Wo mag sich Cyrille so lange auffhalten / suspicatur animus nescio qvid mali, videone illam? sie ist es selbst.

Cyrilla. Jm Himmel / im Himmel / sind Freuden so viel / da tantzen die Engelchen und haben ihr Spiel.

Sempron. Expectata venis!

Cyrilla. Fragt ihr / ob Speck zu Wehn ist? O ich bin mein Lebenlang nicht dorte gewesen.

Sempron. Διὰ τί ούτω βραδέως ήκεις;

Cyrilla. Nein / der Tod hat mich nicht gekuesset.

Sempron. Non asseqveris divinas ratiocinationes meas, nec satis aptè respondes ad qvaesita.

Cyrilla. O Herr / ihr redet gar zu geschwinde. Jch weis nicht / ob es Boehmisch oder Polnisch sey.

Sempr. Loqvar ergo tardius.

Cyrilla. Woher irgend ein Marder ist?

Sempr. Antwortet purè.

Cyrilla. Beym heilgen Creutze / ich leid es in die Laenge nicht! Last mich mit der Hure ungestichelt / bin ich eine / so bin ichs vor mich! Was ist euch daran gelegen? mir geschicht unrecht! ich bin so reine / als ich von Mutterleibe geboren worden bin! alle Leute heissen mich heute eine Hure. Ketterle / Ketterle muß geschwatzet haben.

Sempr. Bildet euch doch nicht dergleichen Gedancken ein / absit injuria!

Cyrilla. Nun sehet / ihr heisset mich eine Pfaffenhure und ich soll immer schweigen.

Sempr. Ey nein doch / ich rede Ciceroniane / und ihr verstehet es nicht.

Cyrilla. Jch verstehe genung / daß ihr mich stichelt / und außholippert.

Sempr. Jch frage / qvid respondet Coelestina?

Cyrilla. Ja / ja / sie ist verwundet Coelestina, sie laesset euch einen freundlichen guten Tag vermelden.

Sempron. Evax!

Cyrilla. Nein Herr / es ist nicht Kickskacks. Sie nahm die Perlen / und hieng sie an ihren Hals. Ach sie thaet so freundlich das liebe Kind!

Sempron. Deus sum!

Cyrilla. Sie gab sie nicht Matthesen um: sie behilt sie selber.

Sempron. Qvid me beatius?

Cyrilla. Sie sagte nichts von Pilatzius!

Sempr. Aber / num qvid addidit?

Cyrilla. Ob sie Vieh huett?

Sempr. Thut sie mir sonst kein praesent?

Cyrilla. Ja Herr / sie kuesset euch die Haend / und schicket euch diesen Rinck; Sie laesset euch darneben einen guten Abend sagen / und andeuten / daß ihr auff den Abend um neune sie besuchen sollet in dem hinter Garten.

Sempron. ‛Υμὴν ω̃ υμέναιε, ω̃ υμήν.

Cyrill. Simen wird nicht auff die Zeit zu Hause seyn.

Sempron. Jch werde rasend prae laetitia atqve gaudio.

Cyrilla (Macht ein Creutz). Je behuete GOTT / Herr Ficfonys! ich hab es lange gedacht / daß er nicht muß klug seyn / weil er so seltzame Worte im Reden gebraucht.

Sempron. Jch bin nicht unsinnig / sondern es ist eine Art also zu reden bey den Lateinern.

Cyrilla. Nu wollet ihr denn auff den Abend kommen?

Sempr. ’Ασμένως ποιήσω.

Cyrilla. Nicht zu Herr Asman, sondern zu Jungfer Coelestinen.

Sempron. Sic, sic, sic, sic, sic, sic, sic, sic, sic, sic.

Cyrilla. Je Herr ist doch keine Ziege dar!

Sempron. Jch will schon da seyn mellea.

Cyrilla. Herr sie wird euch keine Merlin geben.

Sempr. Unterdessen will ich gehen / und auff diesen Rinck hoc amoris pignus, hanc fidei arrham, dreissig tausend Epigrammata, siebenhundert Sonneten / Septenarius est numerus mysticus, und hundert Oden machen.

Cyrilla. Jch will auff den Abend mich in den Garten verstecken / daß Herr Sephonius glaubt / Jch sey Coelestine, und kriegt er mich einmal / so muß er mich behalten sein Lebenlang.


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