Gustaf af Geijerstam
Alte Briefe
Gustaf af Geijerstam

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19

Nie werde ich vergessen, daß meine Frau mir nicht ein Wort des Vorwurfs zu sagen hatte. Nie auch wird der Ausdruck von versteinertem Schmerz aus meinem Gedächtnis schwinden, der ihrem Gesicht aufgeprägt war, als sie meine Hand drückte und ihren Kopf an den meinen schmiegte.

»Wir sind irre gegangen,« sagte sie einfach.

Ihre Worte klangen in meinen Ohren wie eine Verheißung. Und wie vom selben Gedanken ergriffen standen wir auf und gingen hinaus. Um uns fächelte der laue Wind der Herbstnacht, unter unseren Füßen raschelten die gelben Blätter wie stumme Wahrzeichen, und der Himmel war mild und blau wie an einem Maiabend. Aber auf dem dunkelblauen Firmament leuchtete der Mond mit dem tiefen, wehmutgesättigten Goldglanz des Septembers.

In uns stiegen auf verschiedenen Tonwellen des Lebens wunderlich reiche, wehmutgetränkte, demutvolle Jubelhymnen auf. Sie kamen von ferne wie ein Chor unsichtbarer Stimmen, auf unsichtbaren Wogen getragen, und ich sah an meines Weibes Blick, daß sie lauschte wie ich, der ewigen Musik des Leids lauschte, das in Glück verschmilzt, der ganzen Reihe von starken Akkorden lauschte, die durch vereinte Menschenherzen ziehen.

 


 


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