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Siebentes Capitel.

Die nächsten Tage gingen mit Kriegsübungen hin, bey denen sich alsbald das Volk, schon ohnehin daran gewöhnt, der Wäringer Kraft und Gewandtheit gern zu bewundern, in noch viel größerer Anzahl herzudrängte, seit Thiodolf im Speerwerfen, Ringen und allen Kampfspielen, die man irgend vornehmen mochte, noch weit über all seine muthigen Waffenbrüder hervorragte. Die Art und Weise, nach welcher man hier die Scharen zu lenken pflegte, hatte er bald begriffen, und seinen Isländern beigebracht, so daß er auch hierin nichts mehr zu wünschen übrig ließ, und Helmfrid schon oftmahlen seine Lust daran fand, dem jugendlichen Freunde die Leitung des ganzen Wäringergeschwaders in mannigfachen Kriegswendungen zu übertragen, selbst nur als ein wohlwollender Zuschauer auf seinem prachtvollen Perserhengste daneben haltend.

Es ward zuletzt auch unter den Vornehmen in der Hauptstadt Sitte, die Uebungsplätze der Wäringer fast täglich zu Wagen und zu Roß zu besuchen, und sich an der leuchtenden Erscheinung des neuen jungen Hauptmannes zu ergötzen. So kam das Gerücht bis vor den Kaiser, der endlich beschloß, im Geleit seiner Töchter und der übrigen edlen Frauen des Hofes eine nordische Leibwacht in ihrer vermehrten Zier und Herrlichkeit ein Kriegsspiel vor sich halten zu lassen.

»Thiodolf,« sagte der Wäringeroberst zu seinem jungen Freunde, »da uns nun der Kaiser in voller ritterlicher Pracht sehen will, so erweise mir den Gefallen, und thue deinen rauhen Stierhelm von Dir. Sind doch in meinem Waffenvorrathe der Helme genug, unter denen du wählen kannst. Folge mir, und suche dir aus, was dir am besten gefällt.«

Das schlug aber Thiodolf auf alle Weise ab.– »Wenn es denn nicht bey dem Stierhelm bleiben darf, sagte er, so will ich mir ganz allein einen neuen zurecht schmieden. Gold und Silber ist mir vom Tribut aus Zante noch auf mein Part genug übrig geblieben. Und was die Edelsteine betrifft – da borgt mir Freund Bertram wohl ohne Bedenken genug.«

Der eben gegenwärtige Marseiller Kaufherr hielt ihm das sorgfältig aufbewahrte Schmuckkästlein freyherzigen Muthes hin, und eben so freyherzig griff Thiodolf, der nun des Borgers Wort und Willen für sich hatte, tüchtig hinein.

Mehrere Tage lange sahe man ihn unaufhörlich in der Schmiede hämmern und schüren, und hörte seinen Sang dazu, weit über der Wäringerburg Mauern hinaus. Endlich am Abend vor der Musterung trat er vor den Obersten, hielt den neuen, beynahe ganz goldnen Helm in der Hand, und fragte: »wie gefällt Euch nun der?«

»Setz' auf, mein Knab';« sagte der Alte, und wie das neue Gewaffen auf des Jünglings Haupte prangte, gab es sich abermals als ein Stierhelm kund, aber freylich wunderschön aus den köstlichen Metallen gearbeitet. Stark und keck ragte das Stiergesicht aus den Goldplatten hervor, die Silberhörner starrten herrlichen Schwunges in die Luft, zwey köstliche Demanten leuchteten aus den Augenhöhlen, und viele Rubinen und Smaragden blitzten in der Einfassung des ganzen Sturmhutes umher.

»Du bist ein wunderlicher Mensch,« sagte Helmfrid. »Mir gefällt es gut, dein kühnliches Schmiedewerk, aber bey manchen Leuten wirst du damit Befremden erregen.«

»Wenn es Euch nur gefällt, lieber Meister;« sprach Thiodolf zurück. »Wer sonst nicht hersehen will, kann wegsehen. Habt Ihr übrigens noch etwas zu befehlen?«

Helmfrid senkte das Haupt mit lächelnden Verneinen, und Thiodolf eilte hinaus, für seine Isländerschar die sorgsamsten und zierlichsten Veranstaltungen auf Morgen zu treffen.


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