Max Eyth
Der Kampf um die Cheopspyramide
Max Eyth

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Als sie in ihr Lager zurückkamen, fand Buchwald den schwer vermißten Dragoman in seinem Zelt. Er saß, scheinbar an nichts Böses denkend, vor einer Kiste und hatte auf deren Deckel eine beträchtliche Anzahl Piaster in Reih und Glied aufgestellt, die er der Reihe nach an den Zähnen auf ihre Echtheit prüfte. Buchwald packte ihn an den Schultern und schüttelte ihn so lange, bis sein Turban und sämtliches Geld am Boden lag und er nur noch lallend versichern konnte – beim Allwissenden, beim Allerbarmer – daß er so unschuldig sei wie ein neugeborenes Kind, daß er die Beduinen nicht kenne, daß er nie einen Beduinen anspeien würde, diese Söhne von Hunden! – Am andern Morgen erschien er als wahres Jammerbild. Er hatte sich einen Umschlag aus Lehm um den Hals gelegt, trug den linken Arm in einer Schlinge und hatte den Kopf mit den zerrissenen Resten einer Leibbinde in kreuz und quer umwickelt. Er sei schwer krank; Herr Buchwald habe ihm das Genick gebrochen. Aber er werde nichts dagegen sagen – Gott strafe, wen er wolle –, wenn man ihm nur seinen ehrlichen Namen wieder gäbe. Ehrlichkeit sei seine Stärke. Ob er aussehe wie ein Menschenräuber?

Noch während des Frühstücks kam der Schech von Kafr in feierlichem Aufzuge mit seinem Vekil und seinem Amtsschreiber. Er habe mit Schmerzen von dem gestrigen Vorfall gehört und bitte Gott stündlich um Verzeihung, daß solches in der Nähe seines Dorfes geschehen sei. Auch flehe er seine Herren und werten Gäste, die er wie Brüder liebe, inständig an, von dem Geschehnis keine Anzeige in Kairo zu machen. Dies würde ihnen allen wahrscheinlich große Ungelegenheiten machen und niemand etwas nützen. Er und seine Leute seien arme, aber ehrliche Fellachin, die täglich Gott bitten, er möge den Fremden Frieden, Reichtum und Verstand geben. Die Beduinen aber seien schlecht, Lügner und Räuber von Anbeginn, niemand könne sie regieren. »Soll ich wissen, weshalb sie Allah erschaffen hat?« fragte er zum Schluß, mit Bitterkeit.

Buchwald erklärte: Herr Thinker sei geneigt, die Untat zu verzeihen, obgleich ihm die Bosheit des Schechs und der anderen Dorfbewohner jetzt bekannt sei. Bei diesen Worten sahen die drei Vertreter der Dorfgemeinde erbleichend nach dem Theodolitkasten. – »Wenn aber in der Zukunft das Geringste vorkomme«, fuhr Buchwald fort, »das als Feindseligkeit angesehen werden müsse, so werde man dies und auch das Verbrechen von gestern zur Anzeige bringen. Wie es dann dem Dorfe ergehen werde, wisse nur Allah. Es gäbe zwar andere Mittel, sie zu strafen« – wieder blickte der tiefzerknirschte Schech nach dem Theodolitkasten, und hinderte Buchwald mit flehender Gebärde, ihn zu öffnen –, »vorläufig aber wolle man sich begnügen, vier Gewehre und hundert Patronen aus Kairo kommen zu lassen. Das nächste Mal würde man keine Esel mehr schießen.«

Der übliche Kaffee bestätigte den Friedensschluß und nachdem geziemendermaßen eine weitere halbe Stunde Zeit vergeudet worden war, ging jedermann an seine Tagesarbeit, mit Ausnahme des Dragoman, der es für schicklich fand, wenigstens bis Mittag schwer krank zu sein. Fünf Stunden verliefen nun ohne jeglichen Anstoß. Die vier Fellachin, die sich eine große Übung im Staffelmessen erworben hatten, waren voll Eifer. Der Schech schickte nach einer Stunde ein Kitzlein, und ein halbes Dutzend Weiber brachten Eier und Butter in nie gesehener Fülle. Der Koch hatte ein vortreffliches Mittagsmahl vorbereitet, währenddessen Thinker seinen Freund und Retter bat, ihn doch vor Abend am Pyramideneingang zu besuchen. Er komme mit der Feststellung der äußeren Maße im Laufe des Nachmittags zu Ende und wolle dort, nach den aufregenden Ereignissen der jüngsten Zeit, mit ihm eine Stunde der Ruhe und Sammlung genießen, ehe ein neuer Abschnitt ihrer Forschungen beginnen möge. Morgen sei der fünfzehnte Tag ihrer Anwesenheit auf dem Pyramidenfeld, der dreimal fünfte wie man ihn besser nennen sollte, und auch Buchwald sei für einen weiteren Schritt nunmehr genügend vorbereitet. »Oh, mein Freund«, schloß er, »für eine große Sache gemeinsam gelitten zu haben, fördert mehr, als wenn uns all ihre Schätze ohne Kampf und Mühe in den Schoß fielen!«

So saßen die beiden kurz vor Sonnenuntergang am Eingang der Pyramide, den Buchwald heute zum erstenmal genau betrachtete. Man hätte fast glauben können, sich in der Felsennische eines großen Steinbruchs zu befinden, die mit regellos aufgetürmten, roh zugehauenen Steinblöcken halb gefüllt ist. Diese Nische befindet sich auf der Nordseite der Pyramide, in der Höhe von etwa dreißig Metern über der Grundfläche des Baues. Ihr Boden, aus härteren, gefährlich glatten Kalkblöcken bestehend, neigt sich gen Süden, unter einem Winkel, der es schwierig macht, über denselben hinabzuklettern. Wo diese geneigte Ebene an die hier senkrechte Wandfläche der Pyramide stößt, befindet sich in letzterer eine nahezu quadratische Öffnung, von etwas über Meterhöhe. Dies ist der schmucklose Eingang in die große Pyramide. Drei übereinanderliegende horizontale Felsblöcke bilden sein unmittelbares Dach. Über denselben sind ähnliche Riesenblöcke giebeldachförmig aneinandergestellt, um die Riesenlast des darüber sich auftürmenden Gesteins zu tragen und die waagerechte Decke des steil in die Tiefe führenden Gangs zu entlasten. An einem dieser geneigt stehenden Felsen rechts oben befindet sich die Hieroglypheninschrift, welche Lepsius einbauen ließ und die Thinkers Blick nie streifte, ohne daß ein zorniges Zucken über sein Gesicht flog.

»Auch aufs Heiligste muß die Narrheit der Menschen ihren Stempel drücken«, sagte er, nachdem sie das eigentümliche Bild lange schweigend betrachtet hatten. »Törichte Neugier, Habsucht, Willkür, Despotenlaune, Heuchelei, Aberglaube und zu guter Letzt das Verächtlichste von allem, selbstgefällige Eitelkeit – all das hat sich an diesen Ruinen versündigt und hofft den kommenden Jahrtausenden zu verkündigen, welch erbärmliche Geschöpfe wir zu allen Zeiten gewesen sind. Und das Merkwürdigste ist, daß wir trotz alledem der Wahrheit näher kommen und sie uns heute ihre Tore öffnet.«

Er deutete auf das viereckige Loch, das ihnen schwarz und schweigend entgegengähnte.

»Dreitausendfünfhundert Jahre lang hat die Pyramide ihre Geheimnisse vor jedem menschlichen Blick leiblicher und geistiger Augen gewahrt, und jedem Versuch, in ihr Inneres einzudringen, mühelos widerstanden. Ägypter und Griechen, Römer und Araber mußten sich bis vor tausend Jahren damit begnügen, die geheimnisvollen Räume, von denen sie nichts wußten, mit ihren Phantasiegebilden auszuschmücken. Natürlich sparten sie Gold und Edelsteine nicht, welche von Drachen und Gespenstern bewacht wurden, denn selbstsüchtige, furchtsam Kinder blieben die Menschen ihr Leben lang. Der Sohn Harun al Raschids, der Kalif Al Mamun, konnte die Ungewißheit nicht länger ertragen. Er wußte viel und wollte alles wissen. Er war entschlossen, gewaltsam in die Pyramide einzudringen, koste es, was es wolle. Eine uralte Sage lebte noch: daß der Eingang an der Nordseite zu suchen sei. Sie sehen die Schutthaufen am Fuß des Baus, genau in der Mitte der nördlichen Grundlinie. Dort begann er seine Tunnelarbeit und trieb mit entsetzlicher Mühe wochen- und monatelang einen Gang durch die fast undurchdringliche Felsmasse. Es gab damals weder Pulver noch Steinbohrer.

Der weise Erbauer der Pyramide hatte wohl vorausgesehen, wie man hundert Generationen nach ihm denkt und rechnet, wenn man einen Einbruch beabsichtigt, und hatte deshalb die Gänge, die ins Innere führen, nicht in die Mittellinie des Baus gelegt, sondern acht Meter seitlich, nach Osten hin, gerückt. So wäre Al Mamuns Zerstörungswerkführer wohl zeitlebens nicht aus dem kompakten Steinwerk herausgekommen. Der Einbruchstunnel war schon hundert Fuß tief und die Leute hätten die Arbeit längst aufgegeben, wenn sie der Kalif nicht gezwungen hätte, das hoffnungslose Werk fortzusetzen, und die unermeßlichen Schätze, von denen man seit Jahrhunderten fabulierte, ihn nicht immer wieder zur Ausdauer angespornt hätten. Da, eines nachts – denn Tag und Nacht mußte mit Brecheisen und Hämmern, mit Essig und Feuer an dem Gestein gebrochen und gesprengt werden – hörten die Werkleute im Innern zu ihrer Rechten einen dumpfen Schlag. Es war die erste Regung im verschlossenen Herzen der Pyramide, seit dreitausend Jahren. Nun wurde, der Richtung des Schlages folgend nach rechts gegraben und wenige Tage später brach das Gestein durch. Sie drangen in einen dumpfigen, niederen Gang, der steil nach unten führte, sich in dem gewachsenen Felsen des Berges fortsetzte und in einer rohen, nicht vollendeten Höhlenkammer endete. Dieselbe enthielt keine Spur von Schätzen; nicht einmal den gewöhnlichen Schmuck einer schlichten Mastaba. Dieser Teil des Baus war offenbar nie fertiggestellt worden. Doch entdeckten nunmehr die Werkleute, die zitternd vor Gier und Furcht den niederen endlosen Gang untersuchten, die Ursache des Geräuschs, das sie wenigstens so weit geführt hatte: Nicht weit von der Stelle, wo sie in den Gang eingebrochen waren, war von oben ein keilförmiger Felsblock herabgestürzt, der zuvor in die polierte Decke eingelassen gewesen war, so daß an dieser Stelle niemand etwas Ungewöhnliches hätte entdecken können. In dem durch das Herabfallen des Steins entstandenen Loch zeigte sich das Ende eines nach oben führenden Gangs, der allerdings durch riesige Granitblöcke, die ihn genau ausfüllten, weiter oben völlig abgeschlossen zu sein schien. Aufs neue wurde nun um diese Blöcke herum gesprengt und gegraben. Nach einigen Tagen war auch dieses Hindernis besiegt, und der Kalife drang jetzt ohne weitere Schwierigkeit in dem aufwärts führenden Gang nach oben, weiter, immer weiter, mit wachsendem Staunen, mit Hoffnung und Angst durch die große Galerie in die Vorhalle, durch die Vorhalle in die Königskammer. Wir werden das alles ja selbst sehen. Und da standen sie, die Narren mit den gierigen Augen, mit dem Angstschweiß auf der Stirne, in dem stolzen, einfachen, leeren Gemach, das nichts enthielt als am fernen Ende, stumm und feierlich, ein granitnes Ding. Sie hielten es für einen Sarkophag – törichte Leute glauben dies heute noch – aber es hatte keinen Deckel, es war leer, ein unerklärliches Rätsel. Al Mamud war wütend und beschämt. Der weise Kalife schämte sich der besiegten Neugier vor dem Ärmsten seiner Werkleute, und sein Finanzminister sah ihn vorwurfsvoll an. Denn das Werk der Zerstörung hatte Schätze verschlungen, anstatt sie zu bringen. Um dem verstohlenen Murren und den heimlichen, höhnischen Blicken nicht mehr trotzen zu müssen, ließ er in der folgenden Nacht aus seinem eigenen Schatz Barren von Gold und Silber und altes gemünztes Geld in die Pyramide bringen und an der Stelle verscharren, wo ihnen der Durchbruch nach dem Hauptgang gelungen war. Diesen Schatz mußten die Werkleute in Gegenwart der Hofgesellschaft wiederfinden, um die Weisheit des Kalifen zu retten. Die Hofpoeten aber erhielten Befehl, die neueste Großtat des Herrn der Gläubigen zu besingen und seine Klugheit, seine Ausdauer, seine glückliche Hand und den Segen zu preisen, den Allah sichtlich auf all sein Tun herniederstrahlte. Und sie sangen, nach Poetenart, vielstimmig, wie ihnen befohlen war, von Kairo bis Bagdad, wo der weise Mamun im Jahre 820 verstarb, so daß man kaum mehr ein wahres Wort von den wirklichen Vorgängen zu entdecken vermag. Der Klügste von ihnen beschrieb den Deckel des mit Schätzen gefüllten Sarkophags, der niemals vorhanden gewesen ist und erzählte sehr ernsthaft: Auf demselben sei in arabischen Buchstaben zu lesen gewesen: ›Abu Amad – der Vater Adam – baute diese Pyramide in tausend und einem Tag.‹ Eine Geschichte für Scheherazade! Es war zu jener Zeit wenigstens ein Mann in Fostad gewesen, der Humor hatte. Daß er wegen Majestätsbeleidigung gepfählt wurde, während seine Zunftgenossen die Weisheit und Freigebigkeit des Herrschers zu rühmen hatten, ist mehr als wahrscheinlich.

Doch genug von diesen fabulierenden Alten. Später wurde der Eingang, vor dem wir jetzt stehen, von innen heraus durchgebrochen und Tausende sind seit tausend Jahren durch denselben eingedrungen und aus der schlichten Königskammer zurückgekehrt, so weise wie zuvor. Eins hat Al Mamun für uns getan; das soll ihm nicht vergessen sein: Er hat das dreifach versiegelte steinerne Tor der Pyramide geöffnet. Vor dem fünffach versiegelten geistigen stehen wir noch heute; doch sind wir nicht mehr weit von der Zeit, in der auch dieses sich uns öffnen wird. Wer weiß, lieber Buchwald, ob wir morgen in dem dunklen Innern nicht mehr sehen werden als andere je zuvor gesehen haben. Gehen wir! Die Sonne ist untergegangen, und morgen beginnen wir den zweiten Abschnitt unserer Forschungen. Dazu bedarf es frischer Kräfte.«

Buchwald hatte den Sonnenuntergang und das Spiel von Licht und Schatten auf dem Wüstensand unter ihren Füßen mit besonderem Genuß beobachtet, worin ihn die Geschichte des Doktors in keiner Weise störte. Er war es gewohnt geworden, sich über die Wunder, die sein Freund in jedem Stein sah, nicht mehr zu wundern. Sie lebten in einer ungewöhnlichen Welt, zweifellos, und es war hier leichter als in London und Berlin, an Dinge zu glauben, über die man dort lachend hinweggeht. Wer konnte sagen, welche dieser zwei Welten der Wahrheit näher lag? Eins war ihm in diesen vierzehn Tagen jedenfalls klar geworden: Die alte Mystik Ägyptens war noch nicht tot und packte noch immer alles, was sich in ihre Zauberkreise wagte.

Thinker schien mehr als gewöhnlich erregt zu sein. Nach dem Tee setzten sie ihre Schaukelstühle vor den Eingang der Grabhöhlen, und bald genug hatten seine Gedanken das gewohnte Geleise wiedergefunden, in dem ihm Buchwald mehr und mehr widerstandslos folgte.

»Wir werden morgen gemeinsam das Innere des Gebäudes betreten, nach dessen Erschließung sich die Menschheit Tausende von Jahren sehnte, fast ohne zu wissen, weshalb«, begann der Doktor, nachdem er seinen Stuhl sorgfältig hin- und hergerückt hatte, bis er die Spitze der Cheopspyramide genau in der Mitte seines Sehfeldes hatte, wenn er den Kopf zurücklehnte und gen Himmel blickte. »Lassen Sie mich zur Vorfeier dieses wichtigen Tages das eine oder andere seiner Geheimnisse verraten. Sie werden einiges verstehen; Sie werden anderes nicht verstehen. Aber versprechen Sie mir, dann nicht zu lachen. Es ist um Ihrer selbst willen.«

Buchwald versprach, unbedenklich. Er war nicht in der Stimmung, zu spotten. Es ging eine unbestimmte Bewegung durch seine Seele, wie wenn er bald etwas erleben müßte.

»Wenn wir jetzt, anstatt uns hier behaglich zu schaukeln, im Grunde des geneigten Eingangsschachtes stünden, den Sie vor einer Stunde betrachteten, und nach oben sähen, so würden wir wie durch ein riesiges Fernrohr genau nach dem Nordpol des Himmels sehen. Allerdings nicht so genau, wie wir es bei andern Erscheinungen des Pyramidenbaues gewohnt sind. Die Mittellinie des steinernen Riesenteleskops trifft in unseren Tagen den unteren Kulminationspunkt des Sternes δ im kleinen Bären, des heutigen Polarsterns. Dies war nicht immer der Fall; denn auch der Fixsternhimmel über uns bewegt sich und durchläuft in fünfundzwanzigtausendachthundert Jahren einen himmlischen Kreislauf. Diese Bewegung nennen wir heute die Präzession der Tag- und Nachtgleichen. Neunzehnhundert Jahre nach der mutmaßlichen Erbauung der Pyramide war der Grieche Hipparchus aus Nicäa der erste, der eine Ahnung von dieser Bewegung hatte. So kommt es, daß nach John Herschels Berechnungen ein anderer noch wichtigerer Stern – α im Drachen – im Jahr 2170 vor Christus, das heißt viertausend Jahre vor unseren Tagen sich der Pyramide gegenüber in dieser Stellung befand. Durch diese Beziehungen zur Sternenwelt hat der Erbauer der Pyramide die Zeit um 2170 vor Christus für alle Zeiten als eine hochwichtige bezeichnet. Mit Recht, denn das war die Zeit, in der die große Pyramide erbaut wurde!«

»Aber woher wissen Sie das, verehrter Freund?« fragte Buchwald, etwas unsicher.

»Zweifler, Zweifler noch immer! Sie sind ein echter Deutscher«, entgegnete Thinker. »Woher wir das wissen? So, wenigstens annähernd so rechnen Herodot, Plinius, Strabo und all die Alten, die jenen Zeiten näher standen als wir. Dann kam allerdings eine Periode bei den Franzosen und auch bei den Deutschen, in der man sich in großen Zahlen nicht genug tun konnte. Aber beobachten Sie die Erscheinungen der Gegenwart: sie schwinden, diese großen Zahlen, mehr und mehr. Die Gelehrten, die vor dreißig Jahren den Mund mit ihren Jahrtausenden nicht voll genug nehmen konnten, sind jetzt nicht mehr weit von den vier Tausenden, die Herschel aus dem Zusammentreffen des herrlichen Sterns im Drachen mit der Richtung des Pyramideneingangs berechnet. Ja, mein lieber Buchwald, die Pyramide ist ein Buch voller Schriftzüge, von denen jeder eine Wahrheit verkündet. Sie sehen keine irdischen Buchstaben an dem ganzen Gebäude und doch ist es geschriebene Schrift, in steinernen Lettern. Glauben Sie, es lasse sich nur in Buchstaben schreiben? Die alten Ägypter schrieben in Bildern, die Chinesen schreiben in Zeichen, die keine Laute bedeuten, sondern die Dinge selbst; die Inkas und ihr Volk schrieben in den Knoten von Peitschenschnüren, und hier vor uns stehen die Geheimnisse des Weltgebäudes in einer Steinschrift, die kein Kalife mit seinem Machtwort, kein moderner Vandale mit seinem Dynamit, kein Zahn der Zeit zu zerstören vermochte.

Aber hören Sie weiter! Sie wissen, seitdem wir hier sind, was der Pyramidenmeter ist: Das Maß, das in der Polarachse der Erde wiederkehrt. Warum sollte ich Ihnen in dieser feierlichen Nacht nicht vom Größten sprechen, das wir morgen sehen und berühren werden? In der leeren Königsmauer steht, einsam und unerklärt, ein gewaltiger Block aus dem edelsten Granit, den Gelehrte und Narren heute noch für den Sarkophag des Cheops halten. Ein Sarkophag, in dem nie eine Mumie gefunden wurde! Ein Sarkophag ohne Deckel! Denn der Deckel hätte nie aus dieser Totenkammer herausgenommen werden können. Die Gänge sind hierfür zu eng, abgesehen davon, daß kein Mensch sich die unsägliche Mühe genommen hätte, einen solch sinnlosen Diebstahl zu begehen. Einen Sarkophag ohne Deckel aber hat es nie und nirgends gegeben – Nein; jener Stein hat nicht den entferntesten Zusammenhang mit einem Sarkophag. Die Königskammer ist kein Totenhaus. Sie birgt ein Maß: das Urmaß, das wir im Bau des Universums wiederfinden.«

»Ein Maß!« rief Buchwald. »Ist das Maß so wichtig, daß die größte Pyramide gebaut werden mußte, um ihm als Behausung zu dienen?«

»Können Sie fragen?« versetzte Thinker, fast entrüstet. »Was unterscheidet die rohe, amorphe Masse von der Gestalt, die unorganische Materie vom organischen Leben? Das Maß. Wodurch beherrscht der Geist den Stoff? Durch das Maß. Was gibt dem Menschen seine Gewalt über alles um ihn her? Das Maß. Was hat seine eigene Entwicklung vom stumpfen Barbaren zum König der Geister bedingt? Wieder, immer wieder das Maß. Und was sehen die Astronomen außerhalb unseres Erdkreises in allem, was die Himmel bewegt? Das Maß! Verachten Sie mir das Maß nicht. Es ist Gesetz und Richtschnur für alles Seiende; es ist das, was bleibt, auch wenn Himmel und Erde vergehen. Und deshalb konnte nichts anderes im Innersten der großen Pyramide liegen als ein Symbol – und zugleich eine Verkörperung des Maßes, mit dem Gott das Weltgebäude gemessen hat, als er es schuf.«

»Aber wie kann ein ausgehöhlter Stein dieses Maß verkörpern oder symbolisieren?« fragte Buchwald kleinlaut.

»Darauf komme ich. Ich gestehe in aller Demut, selbst hätte ich es nie entdeckt und es hat meinen begnadeten Freund Piazzi Smyth Jahre und Jahre gekostet, das Geheimnis zu ergründen. Daß es ein Hohlmaß ist, war ja augenscheinlich, aber seine Länge, Breite und Tiefe wollten, mit dem Pyramidenmeter gemessen, keine einfachen Verhältnisse zeigen, und doch mußten solche Beziehungen bestehen, wenn nicht all unsere Vermutungen zusammenbrechen sollten. Da, in einer weihevollen Stunde kam Licht. Multipliziert man den Kubus des Pyramidenmeters mit dem spezifischen Gewicht der Erdkugel, das heißt mit 5.7, so erhält man genau den Inhalt des steinernen Gefäßes der Königskammer. Und diese hochwichtige Zahl 5.7, das spezifische Gewicht des Planeten, auf dem der Geist der Menschheit seiner Reise entgegengeht, die Zahl, die mehr als irgend eine andere unsere Beziehungen zum Sonnensystem, unsere Stellung im Weltall bestimmt, kennen wir kaum seit einem halben Jahrhundert! Glauben Sie jetzt an den Propheten, der die Pyramide gebaut hat?«

Buchwald schwieg. Mit dem inspirierten Jünger dieses Propheten ließ sich nicht rechten.

»Doch um in unsere engere Welt zurückzukehren«, fuhr derselbe eifrig fort – »aber vergessen Sie nicht: Es ist nichts klein, nichts groß vor dem Schöpfer des Weltalls – Was ist wohl das erste Maß, dessen die Menschheit bedurfte, als sie aus ihrem Urzustand heraustrat und der Kultur entgegenging? Ihr erstes gesittetes Gewerbe war der Landbau, ihr erstes Maß das Weizenmaß. Die heilige Truhe der Königskammer ist das Weizenmaß der Urmenschheit, das mit den Maßen des Weltgebäudes in wunderbarer Verbindung steht. Und nun zeigt sich etwas überaus Wunderliches, über das Sie wieder lächeln werden, fürchte ich. Wir haben in England ein Weizenmaß aus uralter germanischer Zeit, vielleicht aus vorgermanischen Zeiten, das noch heute im Gebrauch ist. Niemand weiß, wer es dem Volke gab. Es ist die größte Maßeinheit, mit der gerechnet wird und heißt, wie Sie vielleicht wissen, ein ›Quarter‹, ein Viertel. Die Einheit dieses Viertels ist nie im Gebrauch gewesen. Vier solche Viertel als Ganzes kennt man nicht. Vier solche Viertel aber sind genau der Inhalt des Sarkophags in der Königskammer der großen Pyramide zu Gise.«

Thinker schwieg erschöpft und Buchwald lachte nicht. Alles um sie her war so still und feierlich, daß sein Freund noch wunderlichere Geschichten hätte erzählen können, ohne die Stimmung zu stören, die auf dem Bilde lag, das sie umgab. Sie saßen im tiefen Schatten der Felswand ihrer Höhlengräber, denn der Mond war schon am Untergehen. Gespenstig hing sein bleiches Licht an den Spitzen der zwei großen Pyramiden, die sich scharf gegen den schwarzen, sternbesäten Nachthimmel abhoben, und wie Riesen der Vorwelt auf sie herabsehen. Ibrahim ben Musa hatte sich lautlos in das Jagdgrab geschlichen, um die Hängelampe anzuzünden, die durch den niederen Eingang einen rötlichen, leuchtenden Streifen auf den sonst tiefdunklen Sand warf. Alles war todesstill. Nur eine Fledermaus huschte von Zeit zu Zeit mit leisem Schwirren pfeilschnell über sie weg. Thinker begann wieder:

»Wie klein wir sind, all der stillen Größe gegenüber, die uns hier entgegentritt: tausendjährige Vergangenheit in greifbarer Gegenwart. Aber auch wir Kleinen haben unsere Aufgabe in dieser großen Welt. Die meine sehe ich deutlicher als je. Soll dieser heilige Bau der Gefahr ausgesetzt bleiben, die in unseren jämmerlichen Zeiten liegt? Sollen törichte Fellachin fortfahren, an ihm herumzuhämmern, wie spielende Kinder, sollen törichtere Narren aus unserer eigenen Heimat ihn schänden mit ihrem nichtssagenden Gelächter und Geschwätz und ihn mit der Zeit in sinnlosen Splittern und Stücken nach aller Welt verschleppen? Es handelt sich hier nicht um einen alten Heidentempel, um die Erhaltung einer leeren, schönen Form. Dort drüben, in der Nähe Ihrer Malerwerkstätte, liegt das Grab des Pyramidenwächters aus der Zeit der vierten Dynastie, die diese Wunder schuf. Damals verstanden sie ihre Schätze zu hüten. Ich kann mir nichts Größeres denken, als auch mein Leben –«

In diesem Augenblicke flog ein gewaltiger Stein von der Felswand in ihrem Rücken herab und rollte, nach einem lauten Krach, vor die Füße Thinkers. Beide sprangen auf. Gleichzeitig erhob sich ein lautes Geheul, und sie sahen Ibrahim ben Musa auf dem linken Bein, den rechten Fuß mit beiden Händen haltend, im roten Licht der Lampe hin und her tanzen. Sie eilten auf ihn zu, um ihm beizustehen; aber er warf sich zu Boden und zog, wie ein kleines Kind, laut heulend den Fuß fast bis an den Kopf herauf.

Es war klar: Der Steinwurf, der Thinker oder Buchwald gegolten, hatte den armen Dragoman ans Bein getroffen. Buchwald kletterte im Zorn wie eine Katze an der fast senkrechten Felswand hinauf. Oben aber war keine Spur eines Menschen zu sehen. Aus dem Zelt kamen der Koch, der Sais und zwei Araber, die dem Lager einen Besuch abgestattet hatten, laut schreiend herbeigelaufen. Auch sie behaupteten, niemand bemerkt zu haben und verfluchten den Bösewicht oder den Afrit, der den Stein geschleudert haben mußte. Dann trugen sie den winselnden Ibrahim nach dem Zelte. Er mochte nun wirklich seinen Lehmumschlag, den er am Morgen heuchlerischerweise am Hals getragen hatte, am Beine nötig haben, obgleich, wie sich Buchwald überzeugt hatte, nichts gebrochen war. Doch waren die Spuren einer tüchtigen Quetschung nicht zu verkennen. Aufs neue heulend – all der Lärm war auf die Erhöhung eines ansehnlichen Schmerzensgeldes berechnet –, mußte sich der Dulder eine kräftige Einreibung mit Kognak gefallen lassen, und tröstete sich erst einigermaßen, nachdem ihm der Maler versprochen hatte, die Flasche über Nacht in seinem Zelt zu lassen.

Nun gingen auch Thinker und Buchwald zur Ruhe, zum erstenmal mit den Revolvern unter dem Kopfkissen. Es schien doch, als ob dem nächtlichen Frieden des Totenfeldes nicht ganz zu trauen wäre.

»Morgen aber, so Gott will, soll uns nichts die Feier des Tages verkümmern, den ich seit Jahren herbeigesehnt habe«, sagte der Doktor, indem er Buchwald gute Nacht wünschte.

»Inschallah!« antwortete dieser, schon halb im Schlafe und als guter Deutscher bereits imstande, arabisch zu träumen.

Dann aber lag Grabesstille über den Gräbern.

 

Hatte Allah den frommen Wunsch der friedlichen Schläfer nicht gehört?

Es schien fast so. Schwarzblau ragten die Pyramiden in den blutroten Morgenhimmel. Die Sonne war noch nicht am Horizont erschienen, da regte sich's schon vor der Höhle: Schlürfen von losen, weiten Lederschuhen, halblaut geflüsterte Worte, aus denen man Aufregung und Ärger heraushören konnte. Ein fremder Mann in den unordentlich angelegten Kleidern eines wohlhabenderen Fellahs stieß mit dem Fuß den Boab an, der, wie ein Igel zusammengerollt, vor dem Eingang des Jägergrabes lag. Er hatte sich in seinen braunen Mantel gewickelt, und die Kapuze in einer Weise übergezogen, daß man nur durch das Gehör ermitteln konnte, wo Kopf und Füße zu suchen waren. Ein Ende des Knäuels schnarchte, das andere war still.

»He, o Bruder, aufgewacht!« schrie der Fremde. »Bist du ein Boab! Auf! Rufe deine Herren! Ja Salaam, heißt das Wachen, du Sohn eines Hundes!«

Der Boab entrollte sich endlich und saß aufrecht da, wie besinnungslos um sich blickend, nachdem er mehrere Versuche gemacht hatte, sich brummend wieder zusammenzurollen.

»Was willst du, o Bruder«, sagte er endlich, gähnend. »Ist es nicht früher Morgen? Laß mich in Frieden. Auch dem Vieh gibt Allah seine Zeit zum Schlafen.«

»Und doch hätte der Allmächtige besser getan, das Vieh zum Nachtwächter zu machen, als dich, mein Sohn!« entgegnete der andere zornig. Dann nahm er plötzlich die demütigste Haltung an, denn Buchwald war unter dem Grabeingang erschienen. Er haschte nach dessen Hand, um sie zu küssen. Dies scheiterte an einer rasch abwehrenden Bewegung des Malers, was den Fellah schmerzlich zu berühren schien.

Darauf folgte ein Strom leidenschaftlicher Worte: offenbar eine erschütternde Nachricht; dann ein ängstliches Bitten. Soweit verstanden sich Araber und Europäer. Was aber das Ganze des näheren zu bedeuten hatte, blieb für Buchwald unergründlich. Man mußte sich dazu bequemen, dem verwundeten Dragoman einen Besuch abzustatten, da derselbe nach mehrmaligem Rufen nicht zu erscheinen für gut fand. Er schlief noch, ebenso sanft als fest, auf einer Strohmatte am Boden seines Zeltes liegend, ähnlich wie der Boab in seinen Burnus eingewickelt. Sobald es gelungen war, ihn aufzurütteln, und er sich seines verbundenen Fußes bewußt wurde, fing er an, laut zu stöhnen und von den unerträglichen Schmerzen einer schlaflosen Nacht zu erzählen.

»All das kannst du mir nachher sagen, Ibrahim«, unterbrach ihn Buchwald mit gefühlloser Strenge. »Jetzt hast du deinen Dienst zu versehen, wozu du die Füße nicht brauchst. Wer ist der Mann hier, und was will er?«

Ibrahim fügte sich winselnd und begann zu arbeiten. Ein langes Hin- und Hergespräch folgte, von unzähligen ›Wallahs‹, ›Ja Salaams‹ und ›Inschallahs‹ sowie sichtlichen Zeichen lebhafter Beunruhigung begleitet.

»Nun, was ist's?« fragte endlich Buchwald.

»Der Mann ist der Vekil des Schechs von Kafr«, antwortete Ibrahim kleinlaut. »Sein Herr schickt ihn zu dir und zu Herrn Thinker. Er läßt dir einen gesegneten Morgen wünschen. Er hoffe, daß du noch unzählige Morgen wie diesen erleben mögest und er lasse soeben dem Schwager seines Vekils, dem Imam Hassan ben Kursi, fünfzig Kurbotschhiebe auf die Fußsohlen aufzählen.«

»Aber wozu? Wofür?« rief Thinker, der ebenfalls in das Zelt getreten war, mit aufrichtigem Entsetzen.

»Gott straft, wen er will«, sagte Ibrahim demütig und sehr nachdenklich. »Möge mir der Allerbarmer vergeben, wie er dem Imam vergeben wird, wenn wir uns versündigt haben und bereuen. Er weiß, daß wir nur das Beste wollten, und daß wir den Beduinen empfahlen, euch kein Haar zu krümmen. Aber er straft, wen er will. Nun hat der Imam wunde Füße und ich auch. Wunderbar, wunderbar!«

Er verfiel in tiefes Sinnen. Auch Buchwald überlegte sich den Stand der Dinge. Sie sahen sich gegenseitig an, der eine scheu, der andere forschend. Der Maler begann den Zusammenhang des Abenteuers zu durchschauen, dessen Opfer sie gestern beinahe geworden wären und konnte sich des Lachens kaum enthalten. Der Imam, der Dragoman und die Beduinen hatten ohne Zweifel unter einer Decke gespielt und auf bequeme, harmlose Art aus Thinker ein hübsches Lösegeld erpressen wollen. Das Mißlingen des Plans hatte den boshaften Imam, in dem sich der fast erstorbene Fanatismus des ägyptischen Moslems geregt haben mochte, zu dem Steinwurf veranlaßt, der den falschen Mann traf. Und nun suchte der Schech, der wohl ebenfalls von allem wußte und Thinkers Zauberei oder eine polizeiliche Anzeige in Kairo fürchtete, diesen durch die prompte Bestrafung des Hauptschuldigen zu versöhnen.

So mag es wohl gewesen sein.

Plötzlich sprang der Dragoman auf, stürzte ohne Rücksicht auf sein verbundenes Bein auf Thinker los und warf sich vor ihm auf die Knie.

»Gott ist barmherzig«, rief er in sichtlich ungeheuchelter Angst. »Laß es genug sein, o Herr! Er tut, was er will: Er gibt Kräfte, die wir nicht kennen und leitet die Steine in der Luft. Wir haben uns versündigt; aber laß es genug sein! Das ist's, um was dich auch der Schech durch diesen Mann bitten läßt. O mein Fuß! Und in diesem Augenblick schreit unten im Dorf der Imam, der Bösewicht der an allem schuld ist: Ja nabbi, o meine Füße! Wir flehen dich an: laß es genug sein!«

Buchwald lachte laut. Thinker lächelte wohlwollend, wenn auch noch etwas verwirrt. Die Sachlage erschien ihm kaum genügend aufgeklärt. Der Dragoman übersetzte jedoch das Mienenspiel seiner Herren mit ungewohnter Promptheit.

»Friede! Versöhnung!« rief er auf Arabisch, mit strahlendem Antlitz, Thinkers Hände mit seinen Küssen bedeckend. »Eile, Mohamed, eile, o Vekil! Mein Herr ist befriedigt. Man soll aufhören, auch wenn noch einige von den Fünfzig fehlen! Er verzeiht! Barmherzigkeit ist seine Stärke. Eile, o Vekil, eile!«

Der Vekil war schon dreißig Schritte vom Zelt entfernt und lief wie ein Reh über den Sandweg, während ihm Ibrahim noch immer nachrief, zu eilen und Allah zu danken, der das Herz Thinkers erweicht habe. Er hatte den Koch rücksichtslos über den Haufen gerannt, während dieser Anstalt traf, ihm das Kaffeetäßchen der Gastfreundschaft zu kredenzen.

Kein Zweifel, der Vekil hatte nicht Komödie gespielt. Jede Minute, die er gewinnen konnte, ersparte seinem Schwager voraussichtlich drei Hiebe. Denn der Imam genoß in diesem Augenblick das bittere Frühstück, daß er reichlich verdient hatte, während die beruhigte Gesellschaft unter den Zelten, stillvergnügt in der Gerechtigkeit des Allwissenden, ihren heißen Morgentrank schlürfte.


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