Max Eyth
Der Kampf um die Cheopspyramide
Max Eyth

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2. Kapitel
Ein Wandergeselle

Dies, nach einem glorreichen Tag, wie heute!

Und dazu erhob sich plötzlich lautes Geschrei auf dem Vorderteil des Boots. Ich raffte mich auf, um nachzusehen, was den Frieden der Dämmerung zu unterbrechen drohe. Vor uns auf dem schwankenden Brett, das uns mit dem Lande verband, schien in einem Knäuel von sechs bis acht Leuten heftiger Streit ausgebrochen zu sein. Die beiden Saise des Schechs waren mittendrin und fochten mit ihren Stöcken in der Luft. Die Bärenstimme meines Reis versuchte vergeblich die scharfe Fistel Abu Sas zu ersticken, der, wenn er erregt war, in den höchsten Tönen mit Befehlen um sich warf, die niemand befolgte. Auch Fritschys Mühlhäuser Deutsch drang durch den Tumult: ein weiterer Beweis, daß die Sache einer ernsten Wendung nahe war. Dazwischen hörte man das klägliche Blöken eines Schafs, und ein knurrendes Pusten: unheimlich zischende Laute, die, sooft sie hörbar wurden, alle andern zum Schweigen brachten, und ein plötzliches Auseinanderstieben des Menschenknäuels zur Folge hatten. Es war eine unheimliche Szene in dem unsichern Mondlicht, und doch war die Ursache des Aufruhrs die durchaus erfreuliche Absicht, mir ein Geschenk darzubringen; – zwei Geschenke! Der Schech schickte durch seine Saise ein Schaf, und Fritschy war auf den glücklichen Gedanken gekommen, mir den jungen Wolf zu verehren, das beste Stück seiner Menagerie, das ich am Morgen, um ihm eine Freude zu machen, ungebührlich bewundert hatte. Auf dem Gangbrett des Dampfers waren die beiden Präsente zusammengetroffen. Der Wolf, so jung er war, machte Anstalt, das viermal größere Schaf anzufallen, und dieses voll Verzweiflung suchte sich in den Nil zu stürzen, denn es wollte von einem so kleinen Kerl lieber tot als lebendig gefressen werden. Der eine der Saise, seiner verantwortlichen Stellung bewußt, hielt es noch am Schwanz zurück und bat Allah laut um Hilfe, der andere griff Fritschy und den Wolf an, zwischen denen ebenfalls die lebhaftesten Meinungsverschiedenheiten ausgebrochen waren, so daß das Tierchen zu ersticken oder der Strick, an dem es hing, jeden Augenblick zu reißen drohte. Die Matrosen hatten sich aus Nützlichkeitsgründen auf die Seite des Schafs geschlagen. Zwei suchten es mit eigener Lebensgefahr an den Ohren in das Schiff zu ziehen, während die andern vier Fritschy und den Wolf beschimpften, was diese zum Glück nur mangelhaft verstanden. Trotzdem stand der eine der Matrosen im nächsten Augenblick bis an die Schultern im Wasser, infolge eines sehr geschickten Stoßes von Fritschy, den er unbedenklich für einen unglücklichen Zufall erklären konnte.

Mein Erscheinen löste den Knoten. Fritschy zog sich auf meine energische Einladung ans Ufer zurück, bis Abu Sa und der Koch das Schaf geborgen und abgeführt hatten, das, noch zitternd vor Angst, im Vorbeigehen meinen morgigen Salat fraß. Die Saise überbrachten in höflichster Form den Gruß des Schechs und warteten dann mit feierlicher Hartnäckigkeit auf ihr Bakschisch. Wenige Minuten später saßen Fritschy und ich mit gekreuzten Beinen in friedlicher Eintracht auf meinem Divan, zwei Gläser und eine Flasche erträglichen Medocs zwischen uns. Der kleine Wolf aber lag kurz angebunden unter der Bank, wo seine Äuglein wie Karfunkel glühten, ohne daß man sonst etwas von ihm sah oder hörte.

»Lieber Sohn!« sagte ich zu dem Monteur in väterlichem Ton, in den ich Fritschy gegenüber leicht verfiel: der Mann hatte eine so eigentümliche, knabenhafte Zutraulichkeit, wenn die Arbeitsstunden vorüber waren, und seine ganze Erscheinung: der braune Krauskopf, die rosige Gesichtsfarbe, die kleine aber wohlproportionierte Gestalt stimmte damit überein; »lieber Sohn, Sie sind ein recht brauchbarer Monteur für Pumpen und werden in kurzer Zeit für Dampfpflüge ebenso brauchbar sein; aber Sie sind zu leidenschaftlich. Sie müssen freundlicher zu den Eingeborenen sein und ruhig. Man kommt damit zweimal so weit, glauben Sie mir das. Übrigens: Prosit, Fritschy! Wir haben einen schönen. harten Tag hinter uns und verdienen ein Glas.«

Ganz heimatlich klangen die Gläser und Fritschy, der seit vier Wochen keinen Rotwein gesehen hatte, schien rasch glücklich zu werden. Doch konnte er meine Bemerkung nicht ganz hinunterschlucken.

»Ruhiger!« sagte er gekränkt. »Mais – ich bin die tranquillité selbst. Haben sie nicht bemerkt, wie ruhig und paisiblement es in meinem chambre zugeht, und man sollte es oft kaum für möglich halten. Aber die braunen Nigger wollen mich nicht comprendern. Überhaupt – es ging mir immer so: je ne suis pas compris

Ich mußte lachen. Fritschys Deutsch, das ich mit Rücksicht auf unsere teure Muttersprache in der Folge nicht wörtlich wiedergeben darf, wirkte stets erheiternd. Seine Stube, in dem größten, aber natürlich zerfallenen arabischen Haus des Dorfes, bot ein Bild, und einen Geruch, die eine Reise nach Thalia wert waren. In der einen Ecke wohnte er auf einem schlichten eisernen Feldbett, das durch Teile einer zerbrochenen Maschinenkiste ergänzt war. Eine zweite Kiste bildete einen brauchbaren, wenn auch nicht eleganten Tisch. Damit ist das Zimmergerät aufgezählt. Unter der Tischkiste, die, nach vorn offen, einen vortrefflichen Stall vorstellte, hatte der junge Wolf gehaust. In der andern Ecke der Stube lebte ein Adler, ein schöner, schwermütiger Vogel, doch leider ein Invalide, der seinen angeschossenen linken Flügel traurig auf dem Boden nachschleppte, und sich in der gemischten Gesellschaft sichtlich nicht wohl fühlte. Um so heiterer ging es in der dritten Ecke zu. Dort, in einer geräumigen, roh zusammengezimmerten Bucht hausten acht kleine Wildschweine und grunzten vergnüglich, obgleich sie erst kürzlich ihre Mutter verloren hatten, die durch die stets offene Zimmertüre entwischt war. Zwei merkwürdig zahme Schlangen machten von der Erlaubnis, das gesamte Zimmer jederzeit benutzen zu dürfen, den ausgedehntesten Gebrauch. Es hatte dies nichts anstößiges, da Schlangen sehr reinliche Tiere sind, und keinen unnötigen Lärm machen. Manchmal kamen Besuche; namentlich nachts, wenn alle Fenster und Türen des Hauses offen standen: wilde Hunde, ein Rudel neugieriger Schakals; und selbst eine hübsche Hyäne wäre vor einigen Nächten eingetreten, wenn sie sich nicht geniert hätte. Es war ihr zu lebendig in den gastlichen Räumen.

»Sie sind ein geborener Familienvater, Fritschy«, hub ich nach einer Pause nicht ohne wohlüberlegte Absichten wieder an, »ein Hausvater, der auf ein falsches Gleis geraten ist. Man sieht, sie können nicht allein leben. Das verbittert. Sie sollten heiraten.«

»Heiraten!« brauste er auf, dann nach einer abermaligen Pause fuhr er wehmütig fort: »Sie haben recht, Herr Eyth! Ich weiß, Sie kennen ihre Leute und meinen es gut. Ich habe ein weiches Herz. Sie glauben z.B. nicht, wie schwer es mir fällt, mich von dem Wölflein zu trennen, obgleich es mich nicht zu lieben scheint – pas encore. Aber heiraten – das ist etwas ganz anderes. Sie wissen vielleicht nicht, daß ich nach Thalia gelaufen bin, um den Weibern zu entgehen.«

»Das ist schade! Sie sagten mir, Sie seien wandermüde, und ich kann's glauben. Wenn Sie verheiratet wären, wüßte ich einen feinen Platz für Sie: weit besser als Thalia. Zwanzig Pfund den Monat und steigendes Gehalt. Etwas Dauerndes, für lange Jahre; aber gerade deshalb braucht der Platz einen Mann mit einer Frau. Das ist leider Bedingung.«

»Wer sie gemacht hat, muß das Leben noch kennenlernen«, bemerkte Fritschy, mit einem überaus altklugen Gesicht. »Seit ich auf der Wanderschaft bin – und auch daran war ein Mädel schuld – werde ich der Weiber wegen von Ort zu Ort geschoben. Hier in Thalia geht's zur Not. Was man sieht, steckt wenigstens in Säcken.«

»Sie sollten sich's überlegen«, mahnte ich. »Sie treffen im Leben nicht leicht wieder eine Gelegenheit wie die, die ich Ihnen heute bieten kann. Der Verwalter von El Mutana, dem großen Gut Halein Paschas in Oberägypten, sucht einen guten Mechaniker, der etwas mehr kann, als gerade feilen. Monier heißt der Herr. Er ist ein Franzose und spricht weder deutsch noch englisch. Er würde Ihr Französisch zu schätzen wissen. Und er hat böse Erfahrungen mit seinen Leuten gemacht: Sie liefen ihm alle mit ziemlicher Regelmäßigkeit nach drei Monaten davon. Nun besteht er darauf, einen verheirateten Mechanikus zu bekommen. Sie wären der richtige Mann, wenn Sie eine Frau nehmen wollten: das einzige, was Ihnen fehlt.«

»Und dann glaubt der Herr, ich liefe nicht davon!« Fritschy lachte auf, mit der ganzen Bitterkeit, deren er fähig war. Es war nicht viel. »Ah, Monsieur Eyth! Das ist immer dieselbe Geschichte: je ne suis pas compris. Lassen Sie sich erzählen.«

»Dazu sitzen wir beisammen«, versetzte ich, aufmunternd. »Der Mond scheint gerade voll genug für Herzensgeschichten. Zigarre gefällig? Vergessen Sie den Baschmahandi und machen Sie sich's bequem. Rauchen Sie mir etwas vor aus Ihrem verkohlten Herzen.«

»Zu meinen Geschichten braucht's wenig Mondschein, wie Sie sich sogleich überzeugen werden«, begann der kleine Monteur und rollte sich zusammen wie ein Igel. »Also Nummer eins! – Nummer eins lassen wir weg. – Eine Lehrbubengeschichte mit einem doppeltschmerzhaften Ende. Das Davonlaufen ergab sich ganz von selbst. Zum Glück war meine Lehrzeit gerade zu Ende. So ließ es sich mit dem Beginn der Wanderjahre verbinden und machte sich ganz gut. Sie heiratete kurz darauf einen Schneider in Straßburg. Dégoûtant! Ich arbeitete dort in einer kleinen Maschinenfabrik und das Unglück wollte es, daß der Schneider dem Fabrikchen gegenüber seinen Laden auftat. Das konnte ich nicht mit ansehen und zog vierzehn Tage später weiter. Ah, mon coeur!

Schon in Stuttgart ging mir das Geld aus, aber ich fand Arbeit bei einem Schlossermeister. Hubbe hieß der Mann und schöne Arbeit war's: Geldschränke. Der Meister war einer von altem Schlag: grob wie Bohnenstroh und schon ein wenig dumm. Die Meisterin war um so jünger und nicht aufs Maul gefallen. Sie sah so sanft aus wie ein blauäugiges Vergißmeinnicht, aber sie hatte eine Zunge – parbleu! Er war im Grund seines dummen Herzens so sanft, wie sie aussah, aber er brauchte die Fäuste, wenn er sich nicht mehr anders zu helfen wußte. Ich war ein grüner Gelbschnabel und verstand von der Welt soviel als von den Weibern und alles ging mir zu Herzen. So, eines schönen Abends, als sie wieder aneinander waren, sie mit der Zunge, er mit den tappigen Schmiedshänden, konnte ich's nicht mehr mit ansehen und fuhr dazwischen. Es sah wohl aus, wie, wenn ein kleiner, fünfzollhoher Pinscher eine Bulldogge anfällt. Aber ich war desperat und der Meister ebenso verblüfft wie die Meisterin. Dazu war ich schon damals ein behendes, kräftiges Bürschchen, so daß er, ehe er mich zur Tür hinaustrug, ein paar derbe Nasenstüber weg hatte. Ich glaube noch heute, er hätte mich nicht hinausgebracht. Aber, sollten Sie es für möglich halten? – Die Frau, für die ich mein Leben samt Seele und Seligkeit dran wagte, riß mir ein Büschel Haare aus, um dem großen Esel beizustehen. Das brachte mich aus der Fassung. Ich konnte es nicht verstehen und der Atem ging mir aus. Zum Glück war die Treppe nur zwei Schritte vor der Türe, ein enges, steiles Gelump, wie man es in den alten Weingärtnershäusern von Stuttgart manchmal noch trifft. Mit einer geschickten Wendung schlüpfte ich ihm zwischen den Beinen durch und nahm seinen linken Fuß mit. Der Zorn gab die Kraft dazu. Es war mir zumute, wie dem Simson, als er die Säulen des Philistertempels niederriß. Er taumelte; wollte mich mit dem andern Fuß zertreten und bums! ging's die Treppe hinunter. Donnerwetter, wie das krachte und donnerte, bis er unten war. Dann war's ganz still. Der Sieg hatte mir die Besinnung fast geraubt. Ich stand da, und sah mit aufgerissenen Augen die Meisterin an, die mit einem Schürhaken auf mich zukam, um mir den Schädel einzuschlagen. Das wartete ich nicht ab, sondern entfernte mich für den Rest des Abends.

Am andern Morgen hatte der Meister einen verbundenen Kopf und war stiller als gewöhnlich. Ich weiß nicht wie es in seinem Innern aussah. Mir taten alle Knochen weh. Die zwei Lehrjungen mußten das Treppengeländer reparieren und mit Bandeisen verstärken. Mich ließ er bis zum Frühstück unbehelligt an meinem Geldschrank arbeiten, dann rief er mich in die kleine Stube neben der Werkstätte. Jean, sagte er, ganz sanft, es tut mir leid, aber ich muß Sie entlassen. Sie sind ein tüchtiger Arbeiter und Sie haben sich immer zu meiner Zufriedenheit betragen, bis heute früh. Merken sie sich das; bis heute früh. Aber ich muß Sie plötzlich entlassen; die Meisterin besteht darauf. Hier ist Ihr Lohn: die volle Woche; hier ist Ihr Wanderbuch. Und dies hier – geben Sie Obacht mit Ihren schwarzen Fingern – dies ist Ihr Zeugnis. Machen Sie, daß Sie fort sind, ehe die Meisterin herunterkommt. Ich habe Sie plötzlich entlassen. Merken Sie sich das für die Zukunft, Jean! Beim heiligen Gußstahl! Es tut mir leid, denn Sie sind ein tüchtiger Arbeiter, und es ist nicht Ihre Schuld, daß die Treppe so nah bei der Türe liegt. Aber Sie haben einen großen Fehler, Jean: Sie kennen die Weiber nicht. Machen sie daß Sie fortkommen; schnell! – Er gab mir die Hand, und sah mich an, aus seiner Bandage heraus, wie ein Vater. Ich hätte heulen können, denn ich merkte mit einemmal, daß ich den besten Meister unter der Sonne verlassen mußte. Aber ich lief. Man hörte sie schon oben mit den Lehrjungen schimpfen.«

Der Monteur, in wehmütige Erinnerungen versunken, schwieg.

»Machen Sie weiter, Fritschy!« sagte ich aufmunternd. »Es tut gut, in diesem gelben Wüstenstaub etwas von der grünen Heimat zu hören. Wenn wir so ein altes kühles Weingärtnerhaus hier hätten! Und statt des sauren gefälschten Medocs einen Untertürkheimer vom Faß! Haben Sie auch schon bemerkt, daß das Heimweh zumeist im Magen liegt?«

Doch mein bescheidener Freund ließ sich auf derartige Sentimentalitäten nicht ein und fuhr fort:

»Das war das dritte Mal, wenn Sie gefälligst nachzählen wollen, daß mir der Wanderstab in die Hand gedrückt wurde. Nun kommt die Hauptgeschichte. Sie lief ohne Prügel ab und tat mir weher als alle andern. – Mit der Zeit kam ich nach Chemnitz, behaglich von Ort zu Ort pilgernd. Es war Sommer; der Durst und das Bier durch Bayern waren gut und soweit reichte das Geld. In Chemnitz fand ich Arbeit bei Hartmann, und blieb sieben Monate. Werkzeugmaschinen. Der Verdienst war gut. Man verlangte genaue Arbeit, die mir behagte und das Leben in Sachsen gefiel mir nicht minder, sonderlich weil ich einen guten Freund gefunden hatte, meinen Schraubstocknachbar, einen dünnen, himmellangen Schullehrerssohn, der die ganze Weltgeschichte im Kopf hatte, und mich stundenlang belehrte, wie die alten Römer Konstantinopel erbaut hätten und die Griechen Alexandrien. Es war nicht viel dran, vertrieb aber die Zeit angenehm, wenn wir Richtplatten schlichteten und andere Langweilereien. Ich dachte damals nicht daran, daß ich das Zeug später in Ägypten noch einmal nachprüfen würde. Nach sieben Monaten wurde es uns zu einförmig in Chemnitz. Wir packten unsere Ränzel und gingen nach Berlin. Arbeit bei Borsig; Lokomotiven; großartig, so daß ich doch nach und nach die Augen aufriß und drei Jahre blieb. Erst im zweiten Jahre wurden Täßle, mein Sachse, und ich wieder Schraubstocknachbarn. Die Römergeschichten hatte ich mittlerweile vergessen, so daß er von vorn anfangen konnte; beim Sündenfall, der gar nicht so schlimm gewesen sein soll. Auch war ein dritter Mann zu uns gestoßen, ein Dreher namens Lehmann; dazu ein Berlinerkind. Über den Sündenfall dachte er wie Täßle, nur stärker. Sonst, wie Dreher nun einmal sind, wußte er alles besser. Es war erbaulich zuzuhören, wenn sie sich stritten, ob Friedrich der Große oder Hannibal der größere Feldherr gewesen sei. Der Dreher war natürlich für seinen Fritz. Täßle hatte den Gebrauch der Elefanten und das Felssprengen mit Essig für sich und Hannibal. Meine Aufgabe war, Frieden zu stiften, wenn sie sich in die Haare gerieten. Dabei wurden wir immer dickere Freunde, so daß uns die andern die drei verrückten Historiker hießen, worauf wir uns im stillen etwas einbildeten. Sonst halfen wir uns, wo es nottat, brüderlich genug. Besonders war Lehmann, der das Berliner Leben kannte, wie ein Schusterjunge zu allen Streichen bereit; er war bei weitem nicht so schlecht wie sein Maul. Im dritten Jahr lasen sie ein zweibändiges Buch über Rußland. Weil Lehmann mit dem ersten Band anfing, mußte sich Täßle mit dem zweiten begnügen; und da beide die Ergebnisse ihrer Studien mir gleichzeitig mitteilten, verwirrte sich die russische Geschichte ein wenig. So kam ich dazu, im Tivoli, nach einem heftigen Streit über Katharina und den großen Fritz, der uns den ganzen Abend verdarb, vorzuschlagen, allen Zweifeln ein Ende zu machen und die Sache an Ort und Stelle zu untersuchen. Die andern lachten, aber der Gedanke schlug Wurzel, und ehe jeder mit dem Band des andern fertig war, hatten wir uns entschlossen, als Handwerksburschen vom alten deutschen Schlag auf die Wanderschaft zu ziehen, fechtend wenn nötig; auf Schusters Rappen, wie Täßle betonte, der seine langen Beine strecken wollte. Petersburg sollte unser Ziel sein. oder Moskau, oder beides; es kam so genau nicht darauf an.

Wie es bei andern großen Feldzügen schon gegangen ist, begannen auch wir mit einem kleinen Fehler. Wir brachen zu spät in der Jahreszeit auf und hatten die Entfernungen nicht ganz richtig abgeschätzt. Im Oktober, um Königsberg, das ging noch; aber durch Kurland im November und in Livland noch später war hart; und daß uns mit dem ersten Schnee das Geld ausging, erleichterte die Lage nicht. Nun hieß es, sich durchzufechten. Ich gestehe, ich schämte mich anfänglich: Maschinenbauer, geradeaus von Borsig – Donnerwetter! – Die andern hatten mehr historischen Sinn. Zum Glück spricht die bessere Gesellschaft, auf die wir unsern Umgang möglichst beschränkten, dort meist noch deutsch, aber das Land ist kahl und dünn bevölkert und Lehmann versicherte, daß er noch nie so viel Schuhwerk zerrissen habe um eines lumpigen Rubels willen. In den ersten Tagen des Dezembers machte unser Kleeblatt den Eindruck, als ob selbst Xenophons Rückzug nicht mehr ausführbar wäre. Lehmann hinkte jämmerlich, Täßle hatte es im Magen und meine Sommerhosen wurden mit jedem Tage ungeeigneter für einen russischen Feldzug. Dabei waren wir noch wer weiß wie weit von Petersburg.

Mit Müh und Not erreichten wir eines Abends ein elendes, echt russisches Dörfchen und kehrten in seiner einzigen Schenke ein, ohne zu wissen, wie wir den Juden bezahlen oder weiterkommen sollten. Am Morgen beim Frühstück, das dem Täßle mit seinem schlechten Magen noch immer besser schmeckte als uns andern, waren wir nicht weiser. Doch hieß es wieder einmal: Ist die Not am größten, ist die Hilfe am nächsten. Sie lauerte schon auf uns, hundert Schritte hinter dem Dorf, während wir berieten, wie wir wenigstens davonkommen könnten; denn der Jude ließ uns nicht einen Augenblick allein. Täßle meinte, ich solle versuchen, die Zeche mit meinen völlig nutzlosen Sommerhosen zu bezahlen. Lehmann war damit einverstanden. Ich bemerkte, daß bei dieser Witterung Sommerhosen immer noch besser seien als gar keine. Da trat ein üppig in einen Pelzmantel gehüllter Herr ein. Es war der Herr Kammerdiener vom Schloß. Hinter dem Dorf lag nämlich ein Schloß, das wir gestern in der Dunkelheit nicht bemerkt hatten. Die Kunde von unserer Ankunft in der Dorfherberge hatte sich noch in der Nacht verbreitet, wie es mit wichtigen Ereignissen an solch abgelegenen Orten zu gehen pflegt. Auch war bereits bekannt, daß wir ein hervorragendes Kleeblatt von Ingenieuren aus Berlin zu sein die Ehre hatten. Dafür hatte Lehmann gesorgt. Wenn dem so sei, meldete der Herr Kammerdiener, so lasse der Herr Graf die Herren bitten, sich aufs Schloß zu verfügen. Wir ließen uns dies nicht zweimal sagen. Lehmann machte rasch Toilette – auch Täßles und die meine – und wir folgten dem Pelzmantel voller Hoffnung, wie drei getupfte Frühlingsschwalben.

Ein alter Herr, den die ganze Welt zu ärgern schien, denn er hatte die Gicht, lag auf einem übel zerwühlten Sofa und bemühte sich sichtlich aber vergebens, uns freundlich zu empfangen. Sein Deutsch war so schlecht, wie sein Aussehen und als er merkte, daß ich fein französisch sprach, mußte Lehmann in den Hintergrund treten, was diesen schwer beleidigte. Aber wir waren nicht in der Lage, auf Zeremonien zu bestehen, auch hatte Lehmann rasch einen Trost gefunden. Die junge Haushälterin des Grafen, der Witwer zu sein schien, ging ab und zu, und unser Berliner suchte durch die stumme Sprache seiner wasserblauen Augen ohne Verzug ihr Wohlwollen zu erwerben. Dies ärgerte Täßle, der ihn mit einem Rippenstoß auf das Unpassende seines Betragens aufmerksam machte. Da dies aber nichts half und der Graf ganz mit mir beschäftigt war, versuchte Täßle wenigstens in ehrlichem Wettbewerb seinen Freund unschädlich zu machen.

Mir erzählte inzwischen der Graf in steigendem Zorn, daß er von den verfluchten Maschinenbauern aufs schändlichste hintergangen worden sei: ›Alles ein Pack von Juden und Spitzbuben!‹ Das fängt gut an, dachte ich auf Deutsch, aber halblaut – ›Spitzbuben und Juden, die ihr eigenes Geschäft nicht verstehen Herr – Herr – wie heißt man?‹ schrie er mich an. ›Fritschy, Euer Gnaden‹, sage ich. ›Maschinenbauer von Profession, aber weder Jude noch Spitzbube!‹ – ›Na, na, schon gut, Monsieur Fritschy. Guter Name. Könnte polnischer Landsmann sein.‹ Dann erzählte er weiter, daß er in Riga vor etlichen Monaten eine englische Lokomobile und einen Dreschkasten gekauft habe, mit denen er seine diesjährige Ernte ausdreschen wollte. – Eine Stunde lang – nicht länger – sei die Maschine gelaufen, wie ein vernünftiges Donnerwetter, dann, sobald sie die ersten russischen Garben gerochen habe, sei sie wie verrückt geworden, habe sich vorwärts und rückwärts gedreht und sei schließlich stillgestanden, wie ein Sägbock. Seinen Inspektor habe sie verbrüht und einer Stallmagd die Hand zerquetscht, das sei ihre Leistung gewesen. Ob wir drei Gelehrte das Luder mores lehren könnten?

Ich bemerkte, daß lasse sich nicht sagen, ehe wir die Maschine gesehen und genau untersucht hätten, was dem Gnädigen einleuchtete. Er schrie nach Mamsell Jeanette und seinen Pelzstiefeln. Lehmann und Täßle ließen sich's nicht nehmen, das Fräulein in zuvorkommendster Weise in ihren häuslichen Pflichten zu unterstützen, obgleich der Graf beim Anlegen der Stiefel mehrmals aufschrie und Lehmanns Eifer mit einem: ›Langsam, langsam, Sie verfluchter Kerl!‹ zu zügeln suchte. Dieser grinste nur mit dem ganzen Leib. Er hatte höchst unerwartet gefunden, nach was er sich seit Jahren sehnte: einen hohen Herrn, den er gewaltsam patronisieren konnte, und eine Dame, die ihn dabei bewunderte.

In einer Scheune des Hinterhofs fanden wir die unglückliche Lokomobile, sorgfältig zugedeckt, blink und blank, als ob sie gestern aus der Fabrik gekommen wäre. In einer Ecke stand ein Werkzeugkasten, der zu ihrer Ausstattung gehörte, mit Hämmern, Meißeln, Feilen, Schraubenschlüsseln jeder Art, alles in peinlichster Ordnung. Man sah, welche Ehrfurcht sie dem verbrannten Inspektor eingeflößt hatte. Äußerlich war nichts zu entdecken, was die Geschichte des Grafen hätte erklären können. Ich machte ihm begreiflich, daß wir die Maschine vor allen Dingen auseinandernehmen müßten. Daran machten wir uns, nach einem reichlichen Frühstück, das Fräulein Jeanette auf Befehl des Grimmigen in einer Stube des Hinterhauses aufgetragen hatte: das erste seit drei Wochen, bei dem wir ordentlich warm und satt wurden. Lehmann, der sich schon ganz zu Hause fühlte, erhob sich gegen den Schluß des unerwarteten Festmahls, hielt eine Rede über die Bedeutung des Maschinenbaues im neunzehnten Jahrhundert und brachte ein Hoch auf den Grafen aus, das dieser unter der offenen Türe mit wohlwollendem Grunzen erwiderte.

Nun ging's an die Arbeit. Wir schraubten die Deckel der Zylinder und des Schieberkastens ab. Nom de dieu! es war einer der wenigen Glückstage meines Lebens. Als ich mit einem Lichtstümpchen, das Fräulein Jeanette herbeigebracht hatte, das Innere des Schieberkastens erleuchtete, sah ich auf den ersten Blick die Ursache des Unheils: Der rechtsseitige Zylinder war kein fehlerloses Gußstück. In einer Ecke des Schieberkastens zeigte sich ein ganzes Nest von Gußblasen. Eine derselben bildete ein ziemlich großes Loch, das vom Schieberraum in den linksseitigen Dampfkanal führte. Man konnte durch dasselbe eine Federmesserklinge bis in den Zylinder schieben. Wenn man ein derartiges Gußstück nicht wegwerfen will, werden die Löcher manchmal mit Blei ausgegossen, oder mit einem umgenieteten Kupferdraht ausgefüllt. Das ist und bleibt eine Pfuscherei, aber die beste Maschinenfabrik steht nun einmal in dieser schlechten Welt. Dann kann's vorkommen, daß sich der Dampf nach einiger Zeit an der Bleifüllung vorbeiarbeitet, oder den Kupferdraht herausbläst. Ich fand die Bleistückchen später selbst im Schieberkasten. Die Folge davon war, daß ein Teil des Dampfs, statt durch die Schieberkanäle ordnungsmäßig verteilt einzutreten, fortwährend direkt in den Zylinder blies, und die wunderlichsten Bewegungen des Kolbens und damit der Maschine hervorrief. Man hätte, um die Reparatur gründlich auszuführen, das Loch ausbohren und eine Schraube einsetzen sollen. Das ließ sich auch jetzt in einer Stunde machen. Doch sagte ich nichts, ließ die anderen ruhig die Kurbellagerdeckel und die Exzenterstangen abnehmen, und überlegte mir unsere Lage. Wir waren halbverhungert. Lehmann, so elegant er vor Fräulein Jeanette herumhüpfte, konnte kaum mehr stehen. Täßle war schwer krank, und meine Sommerhosen hielten keine drei Tage mehr aus. Die bittere Not kennt kein Gebot, aber sie macht erfinderisch.

Ich ließ mich beim Herrn Grafen melden, der längst wieder auf sein Sofa zurück gekrochen war, und berichtete über das Ergebnis der Untersuchung. Die Sache sei allerdings sehr ernst. Die Maschine müsse völlig demontiert, einige der wichtigsten Teile aufs sorgfältigste gereinigt, vielleicht sogar umgearbeitet werden; dann aber könne ich garantieren, daß die Lokomobile in jeder Beziehung seinen Erwartungen entsprechen werde. – Zunächst überschüttete der Gestrenge die Juden, die ihn überall anschmierten und die Maschinenbauer, die von ihrem Geschäft nichts verstanden, mit einem neuen, nicht allzu säuberlichen Seelenerguß, dann fragte er erschöpft, ob ich mir getraue, diese Arbeit auszuführen. Ich getraute mir, mit Hilfe meiner Kollegen. Was ich dafür verlange, brummte er, mit wiedererwachendem Grimm. Dies hatte ich mir bereits überlegt: nur 60 Rubel, und freie Kost und Wohnung, für mich und meine Kameraden, so lange, bis die schwierige Aufgabe zu seiner vollen Zufriedenheit gelöst sei. Zum erstenmal stahl sich ein grimmiges Lächeln über das blutrote Gesicht des Grafen. Ins Deutsche übersetzt hieß es: Der Kerl ist ein deutsches Schaf, trotz seines Französischen, und weiß nicht, was er verlangen kann! – Wir waren beide zufrieden.

Noch am selben Nachmittag siedelten wir ins Grafenschloß über. Es kam mir ganz märchenhaft vor. Man wies uns eine gut geheizte Stube mit drei mächtigen Betten an und gab uns ein Abendessen, wie ich's seit Berlin nicht mehr erlebt hatte. Es bleibt mir unvergeßlich, wie Lehmann einhieb. Täßle legte sich ohne Verzug ins Bett; er war zu krank, um zu essen. Aber es tat ihm schon gut, uns zuzusehen. Der riesige Ofen war üppig geheizt. Ich brannte, noch vor dem Zubettgehen, ein großes Loch in meine Sommerhosen. Es wäre noch größer geworden, wenn Lehmanns feine Nase nichts gerochen hätte. Wir verstanden die russischen Öfen noch nicht. Und wie man schlief! Gegen Mittag des folgenden Tags begannen wir damit, eine Heizvorrichtung in der Scheune zu erbauen. Dies kostete drei Tage; sie bewährte sich aber auch vorzüglich. Täßle, dessen Gesundheitszustand Schonung verlangte, beschäftigte sich in der ersten Woche ausschließlich mit der Feuerung. Wir anderen machten uns an die Lokomobile.

Sie glauben nicht, wie viel Arbeit man an einer neuen Maschine findet, wenn man einen ehrlichen Willen mitbringt. Ich beschloß zunächst die Kurbelstangen um zwei Millimeter dünner zu feilen, was ohne Drehbank ein wirklich schwieriges und zeitraubendes Geschäft ist und trotzdem nichts schadet. Lehmann, der feinere Arbeit liebte, hatte die Aufgabe, alle Lagerdeckel zu polieren, womit er in vierzehn Tagen kaum fertig wurde. Der Graf besuchte uns täglich zweimal und freute sich unserer Fortschritte, namentlich anfänglich. Es war oft nicht ganz leicht, ihm die Notwendigkeit gewisser Verbesserungen, die wir vornahmen, deutlich zu machen, doch fügte er sich. ›Die verfluchten Maschinenbauer‹, wie er uns mit einer Mischung von Wut und Bewunderung titulierte, mußten schließlich wissen, was sie taten. Er hatte noch niemand gesehen, der sich ohne Not in Schweiß arbeitete, wie Lehmann, so oft sein hoher Gönner die Scheune betrat.

Er war übrigens nicht unser einziger Besucher. Fräulein Jeanette kam ebenso häufig und später häufiger, erkundigte sich, ob wir die russische Kost ertragen könnten, zeigte viel Teilnahme für den kranken Täßle und wollte sich mit meiner Hilfe im Französischen vervollkommnen, was der Graf wünsche, da sie im Sommer häufig ausländische Besuche bekämen. Ich machte mir nicht viel aus der Mamsell – wirklich! – aber ich muß heute noch zugeben, daß sie ein dankbares, und dabei ein zartfühlendes Herz hatte. Schon am dritten Tag, nach sehr wenigem Französisch, fand ich vor meinem Bett eine wohlerhaltene, warme Hofjägeruniform; die mir paßte wie angegossen, wenn sie auch in allen Richtungen etwas zu lang war. Ich hatte natürlich kein Wort gesagt; vielleicht sprachen meine Sommerhosen für sich. Nun aber bat ich sie, die grünen Borten abzutrennen, die mich beim Feilen hinderten. Auch das tat sie.

Auf Lehmann und Täßle hatten diese Besuche keinen guten Einfluß: sie wurden eifersüchtig aufeinander, Lehmann gab seinen Gefühlen beredten Ausdruck – er verstand das – und schilderte der Mamsell das Glück, an der Seite eines liebenden Mannes die Triumphe der Neuzeit zu genießen. Täßle, der sich langsam erholte, aber noch immer sehr schwach war, beschränkte sich auf das Altertum, sprach vom Glück des Schäferlebens, und wünschte, sie hieße Phyllis oder Daphne. Denn im Grunde war Täßle gebildeter als Lehmann. Er hatte einen Onkel in Chemnitz, der Gymnasiallehrer war. Daher die Daphne.

Keine Frage: Es ging uns zu gut. Dies erklärt vieles. In der Not hatten wir zusammengehalten wie Kletten: einer für alle, alle für einen. Keiner dachte anders, als daß ein besseres Kleeblatt von guten Kameraden im weiten russischen Reich nicht zu finden sei. Wir sprachen nicht viel von Treu' und Freundschaft und stritten uns von morgens bis abends. Aber hinter Riga hatte ich trotz der mörderischen Kälte gefühlt, daß uns ein Bund fürs Leben warm hielt. Ich hatte diese Art von Wärme früher nie gekannt. Sie tat wohl, bis in die Zehen hinunter.

So ging's in die dritte Woche: Lehmann wurde fett, und unserem Täßle war es so wohl wie einem Fisch; aber sie wurden immer giftiger aufeinander. Wenn sich Jeanettes rotes Schürzchen zeigte, so wedelten beide, wie Hunde; dégoûtant! Jeanette machte keinen merkbaren Unterschied zwischen ihnen. Wenn Lehmann das Scheunentor für sie aufriß, so lächelte sie ihn an und wenn Täßle ihr einen Bündel Stroh zurechtrückte und sie zum Sitzen einlud, so lächelte sie auch den an. Dann sagte sie beiden, sie komme nur wegen ihrer französischen Stunde und fing an, mit mir zu parlieren, ohne zu lächeln: bestes Mühlhäuser Französisch. Die anderen hätten Gift gespien, wenn sie auch mich angelächelt hätte. Aber sie lächelte so wenig wie ich; sie machte nur Augen schwarz wie Kohle und groß wie Suppenteller. So ließen sie's hingehen.

Schließlich wurde der Graf ungeduldig. Jeanette erzählte ärgerlich, er wolle nichts mehr von ihren französischen Stunden wissen und wir fühlten, daß es Zeit sei, an die Weiterreise zu denken. Wir hatten uns erholt und herausgefüttert. Das Wetter war umgeschlagen. Herrlichere Wintertage für einen tüchtigen Marsch von ein paar Wochen konnte es nicht geben und Lehmanns und Täßles Stimmung war derart, daß eine Luftveränderung dringend notwendig schien. So, eines Abends, machte ich mich daran, bohrte das Gußloch aus und setzte eine solide Schraube ein, die es dampfdicht verstopfte. Zwei Stunden später hatten wir die Maschine fix und fertig montiert. Am anderen Morgen gab's Feuer und Dampf, und sie lief wie ein junger Kreisel, fast lautlos summend, daß ich mich selbst freute. Auch der Graf schnupperte befriedigt dran herum, so weit dies dem alten Brummbären möglich war. Nur Jeanette hing den Kopf und Lehmann und Täßle seufzten. – Am Nachmittag gingen wir aufs Schloß, um uns zu verabschieden und die Rechnung zu präsentieren – 60 Rubel. Ich hatte sie ausgeschrieben und Lehmann ließ sich's nicht nehmen, sie künstlerisch auszugestalten. Der Kerl konnte alles und tat es auch. Trotzdem empfing uns der Graf in seiner schlechtesten Laune. Er habe uns drei Wochen lang gefüttert wie polnische Mastgänse. Ob wir glauben, er habe nicht gemerkt, daß wir ihn die ganze Zeit an der Nase herumgeführt hätten? Mit der Mamsell scharmuzen, das verstände der Lehmann zur Not, aber Maschinen reparieren –! Er, der Herr Graf, hätte das Gelump in acht Tagen selbst fertiggemacht. Wir seien fett genug geworden und könnten zum Teufel gehen. – Die gemeine Gesinnung ärgerte mich mehr, als alles andere, so daß wir uns zum Schluß die Meinung sagten; gründlich, auf deutsch. Aber wir mußten mit 25 Rubeln abziehen. Er wolle dies und das sein, wenn er einen Kopeken weiter bezahle. ›Die verfluchten Maschinenbauer!‹ Das war unser Abschied.

Lehmann und Täßle schienen sich wenig daraus zu machen. Mir wurmte die Geschichte so, daß ich erst nicht wußte, was ich mit mir anfangen sollte. Wir verteilten die 25 Rubel, ohne ein Wort zu sagen. Dann ging jeder für den Abend seiner Wege. Lehmann hoffte Jeanette in irgendeinem Winkel zu finden, um ihr einen letzten, vielleicht auch einen ersten Kuß aufzudrücken. Desgleichen Täßle. Sie begegneten sich dreimal, sahen aber von Jeanette nichts. Erst nachdem Täßle eine finstere Hühnertreppe heruntergefallen und ohne Lehmann sicher den Hals gebrochen hätte, der gerade voller Hoffnung angefangen hatte, hinaufzuklettern, gingen beide wütend zu Bett.

Ich nahm eine Stallaterne, und schlich in die verlassene Scheune. Dort nahm ich den Schieberkastendeckel zum letztenmal ab, zog die Schraube aus dem Gußloch und brachte sodann alles wieder in Ordnung. Es geht rasch, wenn das Herz bei der Arbeit ist. Die Schraube wickelte ich in ein Papier, schrieb mit Rotstift darauf: ›Für den Herrn Grafen. Wert 35 Rubel!‹ – und legte das Paketchen in eine Mauerritze, nicht allzuweit von der Maschine. Ob es dort jemand gefunden hat, weiß ich nicht. Eins aber weiß ich: Als neun Monate später, nach der Ernte, das Dreschen beginnen sollte und der Graf die Maschine heizen ließ und sie wieder anhub, Bewegungen zu machen, wie ein verrückter Schneider, da dachte er an uns drei und sagte sicherlich nicht allzu freundlich zu Mamsell Jeanette: ›Die verfluchten Maschinenbauer!‹

Aber das Schlimmste kommt noch: Am anderen Morgen zogen wir in aller Frühe zum Hoftor hinaus. Das Wetter versprach einen prachtvollen Wintertag, aber wir waren alle drei in der schlechtesten Stimmung. Fett geworden sein allein macht nicht glücklich. Da kam Jeanette um die Ecke der Scheune, die wir passieren mußten. Sie hatte, weiß der Himmel, auf uns gelauert und hatte rote Augen. Vielleicht war's die Kälte, denn ihre Nase war auch nicht weiß. In der Hand aber hielt sie eine Rose, die wir alle kannten, denn Lehmann hatte schon am zweiten Tag unseres Aufenthalts auf den Rosenstock hinter ihrem Fenster aufmerksam gemacht und bemerkt: ›Sah ein Knab ein Röslein stehn. – Kinder, wenn ich mir die Knospe nicht erobere, könnt ihr mir an 't Fensterkreuz aufknüpfen!‹ Vor acht Tagen war die Rose aufgesprungen, da sagte Lehmann:›Paßt man auf, jetzt wird's Zeit‹, so daß Täßle ganz blau vor Zorn wurde. Nun hatte sie die Rose in der Hand, kam auf uns zu, stülpte ihr Taschentuch schamhaft über ihr Gesicht, gab sie mir und weg war sie. Hinter der Scheune hörten wir noch etwas weniges schluchzen.

Wir standen da, wie drei Eiszapfen, minutenlang. Dann gingen wir weiter, ohne uns anzusehen. Keiner sagte ein Wort. Das dauerte eine Viertelstunde lang. Plötzlich blieb Täßle stehen.

›Der Teufel soll mich holen, wenn ich mit diesem versteckten, hinterrucksen Hund noch einen Schritt mache!‹ zischte er in sich hinein und spie etwas Tabak aus. Er hatte eine Zigarre des Grafen vollständig zerrissen, als ob er zu den Wiederkäuern übergegangen wäre.

›Ditto mit Franzen!‹ rief Lehmann. ›Der Fritschy ist der gemeinste Kerl zwischen Berlin und Petersburg. Gehen wir zurück, Täßle, zu ehrlichen Leuten.‹

Und ehe ich mich von meinem neuen Schrecken erholen konnte, waren die zwei Arm in Arm hundert Schritte von mir und marschierten im Stechschritt Berlin zu. Das war mir denn doch zu toll. Ich warf ihnen die Rose nach und ging meiner Wege. Sehen Sie, Herr Eyth, so habe ich meine zwei besten Freunde wegen einer Rose verloren, um die ich keine fünf Kopeken gegeben hätte. Ist das nicht genug, einen Mann nachdenklich zu machen?«

»Dagegen gibt es ein altes, probates Mittel, Fritschy!« sagte ich, teilnehmend, und griff nach der Flasche. »Ich wollte, es wäre ein gesunder, deutscher Wein – und mehr!«

Als echter Elsässer zuckte er höflich, aber merkbar mit den Schultern. Der Franzose war ihm gut genug. Darauf trank er tief, so tief, als es das Glas erlaubte. Dann seufzte er und starrte gedankenvoll in die Laterne, die vor uns auf dem Boden stand. Hunderte von Moskitos und anderem Nachtgesindel stießen die kleinen Köpfe hartnäckig gegen die Scheiben, daß man ein unaufhörliches Knistern hörte. Dumpfe Schwüle brütete über dem Nil, ein weißlicher Schleier zog sich langsam über den Sternenhimmel und ein leises, heißes Atmen zog durch die Nacht. Der Chamsin von gestern schien wieder einsetzen zu wollen und die hellen Schweißtropfen standen uns auf der Stirne. Am Vorderteil des Boots hatte ein Schiffer seinen endlosen, sanft heulenden Nachtgesang angestimmt, den die anderen in regelmäßigen Zwischenräumen mit ihrem ghaselenartigen »Leele, ja leele!« unterbrachen. Freundliche Aussichten für eine Nachtruhe!

»Sind Sie mit Ihren Leiden zu Ende?« fing ich nach einer Pause wieder an. »Ich wollte, Sie erzählten etwas Kühlendes.«

»Damit könnte ich wohl dienen, wenn Sie mehr hören wollen«, versetzte er, sich aufraffend. »In meiner Hofjägeruniform kam ich ohne Schwierigkeit nach Petersburg und fand schon zwei Tage nachher Arbeit in den Reparaturwerkstätten der Staatsbahn. Kaum vier Wochen später stellten sie mich auf eine Lokomotive als Heizer und wieder nach einem Monat war ich Lokomotivführer auf der Moskau-Nischni-Nowgoroder Bahn. Man nimmt's so genau nicht mit den Prüfungen dort hinten; auch war's nur eine Güterzuglokomotive. Dies war mir lieb. Man hatte ein freieres Leben und konnte fahren, wie man wollte. Mein Heizer, der Zugführer und ich gingen nie von Nischni ab ohne Pulver und Blei. Ich hatte für uns Jagdgewehre gekauft. Auf der Strecke hielten wir stundenlang, wo es uns gefiel, vergnügens- und geschäftshalber. Zum Vergnügen gingen wir auf die Jagd und schossen Hasen und Rehe, die ich in Moskau gut verkaufte. Fürs Geschäft stahlen wir Brennholz. Denn wir Führer bekamen damals schöne Prämien für Brennmaterialersparnis; die gewissenhafte Direktion hatte dies nach deutschem Muster im Interesse der russischen Staatskasse eingeführt. Die geschicktesten und fleißigsten Holzdiebe unter uns bekamen natürlich die Prämien und eine Belobigung dazu. Es war oft etwas mühselig, denn die Forstleute beugten ihr Holz nicht immer so bequem an der Linie auf, als man's wünschen konnte, und man mußte wissen, wo die Staatswaldungen anfingen und aufhörten; die Privatbesitzer machten Schwierigkeiten. Aber es gab jährlich zwei-, drei-, fünfhundert Rubel; das konnte man mitnehmen. Und man verdiente es. Die Wintermonate waren hart. Diese Kälte, das Eis, der Schnee! Der Mann war breiter als hoch im vollen Arbeitsreiseanzug und kam als festgefrorener Klumpen am Ende der Fahrt an. Man mußte von der Maschine in die Wartestube gerollt werden und konnte sich erst auf den Heimweg machen, wenn sie einen eine Stunde lang auf den Ofen gelegt hatten.«

»Fritschy!« rief ich vorwurfsvoll.

»Sie wollten eine kühle Geschichte haben und in dieser Wüstenhitze tut es mir zum erstenmal wohl, an die zwei Winter zu denken, die ich auf der Linie verlebte. Die Bezahlung war gut und ich fing an, ein reicher Mann zu werden. Es wurde mir schon wieder zu wohl, trotz des Thermometers. Aber es kam bald genug anders, und wieder waren es die Weiber, die den Umschlag zuwege brachten.«

»Sie haben trübe Erfahrungen hinter sich, mein armer Freund!« sagte ich, »aber man muß den Mut nicht verlieren. Immer zu!«

»Sie kennen die große Messe in Nischni-Nowgorod? Ich wohnte in der Stadt, in einem anständigen Krug, den ein deutscher Jude betrieb. In dieselbe Wirtschaft kam alljährlich ein Belgier aus Odessa, um sein Fabrikat, einen patentierten Essig, an der Wolga abzusetzen, und bis nach Sibirien zu verkaufen. In meinem zweiten Jahr brachte er seine Frau mit, ein bildschönes Frauenzimmer und dazu eine Elsässerin. Sie verstand das Geschäft besser als ihr Mann, und war auf den Verdienst aus wie eine Elster. Auch auf mich, woraus ich mir kein Verdienst mache, da ich es erst merkte, als es zu spät war. Ihr Mann explizierte mir nämlich jeden andern Abend, wenn ich von meiner Fahrt zurück war, daß er eine weltumstürzende Erfindung gemacht habe: eine neue Art von Wodki, die sehr billig aus Sägespänen hergestellt werden könne und ganz vortrefflich wirke. Wir versuchten ihn an meinem Heizer, denn der Belgier hatte Proben bei sich, und es war richtig: Er wirkte. Alles, was meinem Monsieur Cartouche fehlte, um die Sache im großen zu betreiben und Millionen zu verdienen, war etwas Kapital und ein zuverlässiger Geschäftsteilnehmer, der zugleich Mechaniker sein müßte, um die nötigen Apparate anfertigen und aufstellen zu können. Er selber und seine Frau seien mehr Chemiker. Ich dagegen sei in jeder Beziehung der geeignete Mann, den sie brauchten, und keinem Menschen würden sie's mehr gönnen, die Millionen mit ihnen zu teilen, als mir. Durch die erste Kampagne widerstand ich; die Hasenjagden machten mir noch zu viel Spaß. Im folgenden Jahr brachten sie weitere Proben; ich war noch viel mehr der Mann, den sie brauchten; die Frau wurde immer schöner und da – na, Sie wissen, wie die Weiber sind, wenn sie einmal etwas ernstlich wollen – da sagte ich schließlich ja, gab meine Stellung auf und zog mit meinen neuen Freunden nach Odessa. Lassen Sie mich's kurz machen. Wir schafften Destillierapparate an und Kessel und Pfannen, von denen ich nichts verstand, aber ich arbeitete wie ein Hund, nach den Anweisungen meines Associés, der in Handschuhen zusah. Mein Geld war bald zu Ende. Wir machten Schulden bei Juden und Christen. Hierbei war Madame Cartouche sehr geschickt, das muß ich ihr lassen; und die Millionen mußten ja kommen. Der Associé ließ einen Chimborasso von Sägespänen auffahren und alles ging gut, bis wir ans Brennen kamen. Dann aber – der Kuckuck weiß, wie es kam – die Sägespäne waren vortrefflich, die Apparate arbeiteten ausgezeichnet und doch, wir mochten tun was wir wollten, statt Wodki gab's immer nur Essig. Madame Cartouche wurde allerdings nicht müde, mir Mut zuzusprechen: ›Courage, mon ami!‹ war seit dem Brennen ihr drittes Wort. Eines schönen Morgens aber war sie samt ihrem Mann und der gemeinsamen Geschäftskasse spurlos verschwunden. Was übrig blieb, waren die Apparate, ich, die Sägespäne und unsere Schulden.

Nach einigem Überlegen wußte ich, was ich zu tun hatte. Am Abend der Katastrophe ging ein englisches Schiff nach Konstantinopel und Alexandrien. Ich verfluchte alles, was Weib und Wodki heißt, so leis als möglich, nahm in der Stille ein Billett und fuhr lautlos ebenfalls ab. Als ich in Alexandrien landete, bestand mein Hab und Gut aus 2 Rubeln, 5 Franken und 8 türkischen Piastern. Zum Trost besaß ich die Photographie meiner Landsmännin und das Bewußtsein, daß die Gläubiger der Firma Fritschy und Cartouche sich in fünftausend Essigkrüge teilen konnten, die mit einer hübschen Etikette als echter russisch-belgischer Patent-Wodki bezeichnet waren. Ich bin wenigstens ein ehrlicher Mann geblieben, soweit es möglich war. Dem Belgier nehme ich nichts übel; ich glaube, er glaubte an seine Sägespäne. – Meine Landsmännin aber hat hoffentlich der Teufel geholt. Hier ist ihre Photographie. Nicht geschmeichelt. Sie war bildschön. Abu Sa, halten Sie mal die Laterne!«

Er gab meinem Dragoman, der zu unseren Füßen als unförmliche Masse in einen Pferdeteppich eingehüllt laut schnarchte, einen zornigen Fußtritt.

»Sie sind bitter, Fritschy, und zu verwundern ist dies nicht«, sagte ich besänftigend. »Ich würde Ihnen nochmals einschenken, wenn die Flasche nicht leer wäre. Wir müssen das Leben nehmen wie es kommt. Es gibt auch wieder bessere Tage.«

»Natürlich«, stimmte der Monteur zu. »Ich habe Glück, sobald mich die Weiber in Ruhe lassen. Sie haben das ja selbst gesehen, Herr Eyth. Ziemlich trostlos ging ich mit meinen acht Piastern im Arsenal in Alexandrien unter den tausend Kisten, Kesseln und Maschinen spazieren, die dort von England und dem Rest der Welt ankommen, und besah mir die neue Gegend, in die mich der Patent-Wodki und der Zauber der Schönheit gebracht hatten. Da mußten Sie daherkommen und auf ein paar Tage einen Handlanger brauchen, der mit Hammer und Meißel Kisten aufbrechen konnte. Feine Arbeit; doch es war wenigstens keine Chemie dabei im Spiel, und ich war wieder unter Dach.«

»Ja; und das sollten Sie sich jetzt über dem Kopf erhalten, Fritschy!« ermahnte ich ihn. »Ein besseres als in El Mutana finden Sie nicht so leicht wieder und das können Sie haben, wenn Sie nur ein wenig heiraten wollten.«

»Lieber wieder in den Essig!« versetzte mein Elsässer mit ungewohnter Heftigkeit.

»Nehmen Sie Vernunft an, Fritschy. Ich muß einen Mann in El Mutana haben, auf den ich mich verlassen kann. Es ist zu weit weg, um einen völlig Unbekannten dorthin zu setzen und Monier, der Direktor, macht nun einmal diese, ich gebe es zu, unvernünftige Bedingung. In Kairo, in Alexandrien finden Sie in vierzehn Tagen ein Dutzend hübsche Mädchen, die Ihr Schicksal zu teilen bereit sind. Sie sind ein netter Bursche, an dem jede ihre Freude haben kann, wenn Sie Ihre Menagerie aufgeben wollten. Und dafür wird sie schon sorgen.«

»Geben Sie sich keine Mühe«, sagte Fritschy düster. »Lieber sterben. Sterben müssen wir ja doch alle; heiraten nicht. Wenn Sie erfahren hätten, was ich erfahren habe, Herr Eyth – erst aus der Heimat vertrieben, dann den bravsten Meister eingebüßt, dann die zwei besten Freunde und zuletzt Hab und Gut verloren, gerade als ich anfing ein wohlhabender Mann zu werden – und warum?«

Er schwieg, warf einen fragenden Blick auf die Flasche und stand auf.

Ich reichte ihm die Hand. Er hatte vielleicht nicht so ganz unrecht. Es gibt nun einmal Pechvögel in der Welt, denen nicht zu helfen ist. Man sollte sie in Ruhe lassen.

»Vielleicht –«, sagte ich nachdenklich, »vielleicht geht's auch ohne das.«

»Natürlich geht's auch ohne das!« rief er rasch und vergnügt, wie wenn er eine unangenehme Last abschüttelte.

»Ich meine mit El Mutana«, fuhr ich fort. »Packen Sie ein paar Sachen zusammen. Gehen Sie morgen mit mir nach Schubra. Achmed hält die Pumpe ohne Anstand ein paar Tage lang in Gang. So viel ich weiß, kommt Monier übermorgen von oben, um seine Jahresrechnungen abzugeben. Ich werde Sie dem Herren vorstellen. Einer von Euch wird wohl Vernunft annehmen.«

»Wenn ich das nicht zu sein brauche, bin ich zu allem bereit«, sagte Fritschy und suchte zum Abschied seinem Wölfchen auf den Kopf zu klopfen, das zischend nach seiner Hand schnappte.

»Lieber noch das!« brummte er vorwurfsvoll, aber entschlossen, wickelte sein Taschentuch um einen blutenden Finger und ging. Ich sah wohl, es war nichts mit ihm anzufangen. Der Mann hatte Grundsätze.


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