Georg Ebers
Der Kaiser
Georg Ebers

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Zweiunddreißigstes Kapitel

Die Erzählung des Sklaven Mastor, durch die Pollux so tief erregt und zu der unsinnigen Flucht veranlaßt worden war, bezog sich auf Ereignisse, die sich, während der junge Künstler den Eltern half, ihr Hausgerät in der engen Wohnung seiner Schwester unterzubringen, im Quartier des Palastverwalters zugetragen hatten.

Keraunus gehörte gewiß nicht zu den heiteren Menschen; doch am Morgen des Tages, an dem Sabina in den Palast gekommen war und der Torwächter aus seinem Häuschen getrieben wurde, sah er aus wie ein innig zufriedener Mann.

Um Selene machte er sich seit dem gestrigen Besuch keine weiteren Sorgen.

Sie war nicht gefährlich krank, wurde ausgezeichnet gepflegt, und die Kinder schienen sie nicht zu vermissen.

Auch er selbst wünschte sie heute noch nicht zurück.

Er scheute sich freilich, sich das selbst einzugestehen, er fühlte sich aber doch durch die Abwesenheit der ernsten Mahnerin freier und leichter als seit langer Zeit.

Es müßte schön sein, dachte er sich, allein mit Arsinoe und den Kindern sorglos so fortzuleben.

Manchmal rieb er sich vergnüglich die Hände und schmunzelte vor sich hin.

Als die alte Sklavin eine große Schüssel voll Kuchen brachte, die er ihr zu kaufen befohlen, und neben die Morgensuppe der Kinder stellte, kicherte er so herzhaft, daß ihm der starke Leib wankte und bebte. Und er hatte Grund, in seiner Weise glücklich zu sein; denn der reiche Plutarch hatte in aller Frühe einen schweren Beutel voll Goldstücke für seinen elfenbeinernen Becher und einen Rosenstrauß an Arsinoe gesandt; er konnte seinen Kleinen eine Güte tun, für sich selbst einen Stirnreifen von eitlem Gold kaufen und Arsinoe so schön herausputzen, als wäre sie des Präfekten leibliche Tochter.

Seine Eitelkeit fühlte sich in jeder Hinsicht befriedigt.

Welch ein Prachtmensch war auch der Sklave, der ihm eben mit einer vorzüglich ehrerbietigen Verbeugung ein gebratenes Hühnchen überreichte, und der ihn am Nachmittag in den Rat führen sollte! Der große Thessalier, der dem Archidikasten die Papiere in die Gerichtsverhandlungen nachtrug, sah kaum stattlicher aus als sein »Leibdiener«.

Gestern noch hatte er ihn gekauft und zu einem wie billigen Preise!

Kaum dreißig Jahre zählte der gutgewachsene Samier. Er konnte lesen und schreiben und war also imstande, die Kleinen in diesen Künsten zu unterrichten. Selbst die Laute verstand er zu schlagen. Freilich hafteten an seiner Vergangenheit üble Flecken, und um ihretwillen war er so spottwohlfeil verkauft worden. Er hatte mehrmals gestohlen; doch die Brandmale und Striemen, die der Samier an sich trug, wurden von seinem neuen Chiton verborgen, und Keraunus fühlte sich stark genug, um ihm die üblen Gelüste auszutreiben.

Nachdem der Verwalter Arsinoe anbefohlen, nichts wertvolles herumliegen zu lassen, denn ihr neuer Hausgenosse scheine nicht völlig redlich zu sein, entgegnete er auf die Bedenken der Tochter:

»Es wäre schon besser, wenn er so ehrlich wäre wie unser altes Gerippe, das ich für ihn in den Kauf gab; aber ich denke: wenn mein Leibdiener uns wirklich einige von den wenigen Drachmen, die wir bei uns tragen, fortstibitzt, so brauch' ich immer noch nicht bereuen, ihn gekauft zu haben; denn wegen seiner Dieberei bekam ich ihn um mehrere tausend Drachmen unter dem Wert, und der Schulmeister für die Kinder hätte mich im schlimmsten Falle mehr gekostet, als er uns stehlen kann. Unser Gold verschließ' ich in die Truhe mit den Dokumenten. Sie ist fest, und man würde schon eine Brechstange brauchen, um sie zu öffnen. Der Bursch läßt übrigens ganz gewiß fürs erste das Stehlen; denn sein voriger Herr gehörte nicht zu den milden und hat ihm, denk' ich, ein für allemal die bösen Gelüste ausgetrieben. Es ist gut, daß man beim Verkauf eines solchen Gesellen angeben muß, was er verbrochen. Unterläßt man es, so kann man von dem späteren Besitzer für das, was einem fortkommt, Schadenersatz fordern. Lykophron hat mir gewiß nichts verschwiegen, und wenn man von den Diebesgelüsten absieht, soll der Samier ein in jeder Hinsicht vorzüglicher Bursch sein.«

»Aber, Vater,« entgegnete Arsinoe, indem sie ihrer Besorgnis noch einmal Worte lieh, »es ist doch sehr schlimm, einen unredlichen Menschen im Hause zu haben.«

»Das verstehst du nicht, Kind,« gab Keraunus zurück. »Für uns bedeutet Leben und Redlichkeit das gleiche: aber ein Sklave! – König Antiochus soll einmal gesagt haben, daß wer gut bedient sein will, sich von Spitzbuben bedienen lassen müsse.«

Als Arsinoe durch den Gesang des Geliebten auf den Altan gelockt und von dem Vater in das Zimmer zurückgetrieben worden war, hatte der Verwalter sie mit keinem unfreundlichen Worte zurechtgewiesen, sondern ihr die Wange gestreichelt und schmunzelnd gesagt:

»Ich glaube, der Torwächterjunge, dem ich schon einmal die Wege wies, schaut nach dir aus, seitdem man dich zur Roxane wählte. Armer Schelm! Wir haben jetzt ganz andere Freier in Sicht, mein Mädchen. Wie wär's, wenn der reiche Plutarch dir diese Rosen nicht geschickt hätte, um dich in seinem eigenen, sondern um dich im Namen seines Sohns zu begrüßen? Ich weiß, er möchte ihn gern verheiraten, aber dem wählerischen Herrn ist bisher kein alexandrinisches Mädchen schön genug gewesen.«

»Ich kenne ihn nicht, und er denkt auch gar nicht an mich armes Ding,« versetzte Arsinoe.

»Glaubst du?« fragte Keraunus lächelnd. »Wir sind ebenso vornehm, ja vielleicht vornehmer als Plutarch, und die Schönste paßt für den Reichsten. Was meinst du, Kind, zu einem lang hinwallenden Purpurgewand, einem Wagen mit Schimmeln und mit Läufern voran?«

Beim Frühstück trank Keraunus zwei Becher schweren Wein, in den er Arsinoe nur wenige Tropfen Wasser zu gießen gestattete.

Während die Tochter ihm die Locken brannte, flog eine Schwalbe ins Zimmer. Das war ein glückliches Vorzeichen und steigerte den Mut des Verwalters.

Stattlich geschmückt und mit wohlgefülltem Beutel wollte er eben aufbrechen, um sich mit seinem neuen Leibdiener in die Ratsversammlung zu begeben, als dieser den Schneider Sophillus mit seiner Gehilfin in das Wohngemach einführte.

Der Mann bat um die Erlaubnis, das von der Gattin des Präfekten bestellte Kostüm der Roxane seiner Tochter anzuprobieren.

Keraunus empfing ihn voll Herablassung und gestattete ihm, den Sklaven, der ihm ein großes Paket mit Gewändern nachtrug, bei ihm eintreten zu lassen.

Arsinoe, die sich bei den Kindern befand, wurde gerufen.

Sie fühlte sich befangen und ängstlich, ja sie hätte ihre Rolle am liebsten einer anderen überlassen, aber sie war doch sehr begierig auf die neuen Gewänder.

Der Schneider bat sie, sich von ihrer Dienerin ankleiden zu lassen. Seine Gehilfin werde ihr beistehen; denn die fürs erste nur locker zusammengesteckten Gewänder waren nicht in einfacher griechischer, sondern in asiatischer Weise geschnitten.

»Deine Zofe,« schloß er, indem er sich an Arsinoe wandte, »deine Zofe wird heute schon lernen können, in welcher Weise sie dich, wenn der große Tag erscheint, ankleiden muß.«

»Die Zofe meiner Tochter,« entgegnete Keraunus, indem er Arsinoe listig anblinzelte, »ist nicht zu Hause.«

»Oh, ich bedarf keines Beistandes,« rief die Zuschneiderin. »Ich bin auch geschickt im Ordnen der Haare, und einer so schönen Jungfrau helfe ich gern.«

»Und für sie zu arbeiten ist eine Wonne,« fiel ihr Sophillus ins Wort. »Andere werden schön durch das, was sie tragen, deine Tochter wird alles verschönern, was sie auch trägt.«

»Du bist ein höflicher Mann,« entgegnete Keraunus, während Arsinoe sich mit der Gehilfin entfernte.

»Im Verkehr mit großen Herrschaften erlernt sich ja manches,« entgegnete der Schneider. »Die hohen Frauen, die mich mit ihrer Kundschaft beehren, wollen nicht nur sehen, sondern auch hören, daß sie gefallen. Leider gibt es unter ihnen auch manche, die die Götter mit spärlichen Reizen schmückten und gerade sie verlangen seltsamerweise die schmeichelhaftesten Worte. Es freut den Armen wohl mehr als den Reichen, wenn man ihn für wohlhabend hält.«

»Gut gesagt,« rief Keraunus. »Ich selbst bin für meine Herkunft nicht überreichlich begütert und lebe gern meinen Mitteln entsprechend – indessen soll meine Tochter . . .«

»Frau Julia wählte für sie die kostbarsten Stoffe. Wie es sich schickt, wie die Gelegenheit es erfordert,« sagte der Schneider.

»Ganz recht, indessen . . .«

»Was, Herr?«

»Indessen geht das Fest vorüber, und meine Tochter soll sich, nun sie erwachsen ist, auch im Haus und auf der Straße in passenden, schönen, wenn auch nicht gerade kostbaren Gewändern zeigen.«

»Ich sagte es schon, wahre Anmut bedarf keiner prunkenden Kleider.«

»Würdest du dich geneigt finden, für sie auch um mäßigere Preise zu arbeiten?«

»Mit Freuden. Ohnehin bin ich dir zu Dank verpflichtet; denn alle Welt wird sie als Roxane bewundern und nach ihrem Schneider fragen.«

»Du bist ein billig denkender Mann. – Was würdest du für ein Gewand fordern?«

»Das können wir später besprechen.«

»Nein, nein – ich bitte dich freundlichst . . .«

»Gestatte mir erst, deinen Wunsch zu überlegen. Einfache Kleider sind schwerer, weit schwerer herzustellen und stehen schönen Frauen doch besser als prunkende Prachtgewänder. Aber mache das einer den Weibern begreiflich! Ich kann ein Lied von ihren Torheiten singen! Da fährt manche Frau auf ihrem Wagen dahin, die Kleider und Edelsteine trägt, mit denen sie außer den Gliedern auch den vernichteten Wohlstand ihres Hauses bedeckt.«

Dies und ähnliches wurde zwischen Keraunus und dem Schneider besprochen, während die Gehilfin das Haar Arsinoes mit falschen Perlenschnüren, die sie mitgebracht hatte, durchflocht, und ihr die kostbaren gelben und blauen Seidengewänder einer asiatischen Fürstin anpaßte und steckte.

Arsinoe verhielt sich zuerst still und schüchtern. Es drängte sie gar nicht mehr, sich für andere Leute außer Pollux zu putzen; aber die für sie verfertigten Kleider waren doch wunderschön, und wie wußte die Zuschneiderin jeden ihrer Vorzüge hervorzuheben!

Während die geschickte Frau mit aller Sorgfalt tätig war, floß ihr mancher heitere Scherz, manches aus dem Herzen kommende Wort der Bewunderung von den Lippen, und bald geriet auch Arsinoe in Eifer und beteiligte sich mit Vergnügen an der Arbeit der Zuschneiderin.

Jeder Strauch, den der Frühling mit Blumen schmückt, scheint sich zu freuen, und auch über das schlichte Kind, das heute so herrlich geputzt wurde, kam die Lust an seiner eigenen Schönheit und an den köstlichen Sachen, in denen es sich über alle Maßen gefiel.

Bald klatschte Arsinoe froh in die Hände, bald ließ sie sich den Spiegel reichen und äußerte mit kindlicher Unbefangenheit ihr Wohlgefallen nicht allein an den köstlichen Gewändern, sondern auch an ihrem sie selbst überraschenden stattlichen Aussehen.

Die Gehilfin war mit ihr entzückt, stolz und glücklich, und konnte sich nicht enthalten, einen Kuß auf den weißen, schön gerundeten Hals des reizenden Mädchens zu drücken.

Wenn Pollux mich so sehen könnte, dachte Arsinoe. Nach der Aufführung kann ich mich vielleicht auch Selene in meinem Putze zeigen, und dann wird sie sich schon mit meiner Teilnahme an dem Schauspiele versöhnen. So hübsch auszusehen ist doch eine Freude!

Die Kinder umstanden sie alle, während sie geschmückt wurde und schrien laut vor Bewunderung auf, sobald man der Schwester ein neues Stück ihrer Fürstinnentracht angelegt hatte.

Der blinde Helios bat sie, ihr Gewand anfühlen zu dürfen, und nachdem sie sich überzeugt hatte, daß sein Händchen rein sei, führte sie es über die glänzende, weiche Seide.

Jetzt war sie so weit, daß der Schneider und ihr Vater gerufen werden konnten.

Sie fühlte sich sehr zufrieden und glücklich.

Hoch aufgerichtet wie eine wirkliche Königstochter und doch mit so bang schlagendem Herzen wie ein armes Mädchen, das im Begriff steht, ihre im elterlichen Hause gehütete und verborgene Schönheit tausend gaffenden Augen zu zeigen, ging sie auf das Wohngemach zu; aber sie zog die Hand, die sich nach dem Riegel ausgestreckt hatte, wieder zurück; denn sie vernahm die Stimmen mehrerer Männer, die soeben bei ihrem Vater eingetreten sein mußten.

»Warte noch ein wenig, wir haben Besuch,« rief sie der Gehilfin des Schneiders zu, die ihr gefolgt war, und näherte das Ohr der Tür, um zu lauschen.

Anfänglich begriff sie nichts von allem, was sie vernahm; doch das Ende des seltsamen Gespräches, das da drinnen geführt wurde, war so gräßlich verständlich, daß sie es nicht vergessen sollte, solange sie lebte.

Ihr Vater hatte bei Sophillus zwei neue Gewänder für sie bestellt, die Preise des Mannes gebilligt und ihm schnelle Zahlung versprochen, als Mastor in die Verwalterswohnung trat und Keraunus anzeigte, sein Herr und der Kunsthändler Gabinius aus Nizäa wünschten ihn zu sprechen.

»Dein Gebieter,« entgegnete Keraunus stolz, »mag kommen. Ich denke, daß ihm das Unrecht leid wurde, das er mir antat; Gabinius aber soll diese Schwelle nicht wieder betreten; denn er ist ein Schurke.«

»Es wird gut sein, wenn du den Mann dort bittest, dich jetzt zu verlassen,« fuhr der Sklave fort, indem er auf den Schneider wies.

»Wer mich besucht,« gab der Verwalter hochmütig zurück, »muß es sich gefallen lassen, jeden bei mir zu finden, dem ich gestatte, mein Haus zu betreten.«

»Nein, nein,« rief der Sklave dringend, »mein Herr ist mehr, als wofür du ihn hältst. Bitte diesen Mann, daß er sich entferne.«

»Ich weiß, ich weiß schon,« gab Keraunus lächelnd zurück. »Dein Gebieter ist ein Bekannter des Kaisers. Wir werden ja sehen, wem von uns beiden nach der Aufführung, die wir veranstalten, Hadrian recht gibt. Dieser ausgezeichnete Kleidermacher hat hier zu tun und wird bei mir bleiben. Setze dich dort in die Ecke, mein Freund.«

»Ein Schneider!« rief Mastor entsetzt. »Ich sage dir, er muß sich entfernen.«

»Er muß?« fragte Keraunus gereizt. »Ein Sklave erfrecht sich, mir in meinem Hause Vorschriften zu machen? Wir wollen doch sehen.«

»Ich gehe,« fiel der verständige Handwerker dem Verwalter ins Wort. »Um meinetwillen soll hier kein Unfrieden entstehen. In einer Viertelstunde komme ich wieder.«

»Du bleibst,« befahl Keraunus. »Der freche Römer bildet sich ein, daß die Lochias ihm gehöre; ich aber werde ihm zeigen, wer hier gebietet.«

Mastor ließ sich von diesen in hohem Tone gesprochenen Worten nicht irre machen, faßte die Hand des Schneiders, zog ihn mit sich fort und raunte ihm zu:

»Folge mir, wenn du einer üblen Stunde entgehen willst.«

Beide Männer entfernten sich, und Keraunus hielt den Handwerker nicht zurück; denn es kam ihm in den Sinn, daß ihm seine Anwesenheit wenig Ehre bringen würde.

Er gedachte dem übermütigen Baumeister sich in seiner ganzen Würde zu zeigen und erinnerte sich, daß es nicht rätlich sei, den unheimlichen bärtigen Mann mit dem großen Hunde ohne Not zu reizen.

Erregt und nicht frei von Besorgnis ging er in seinem Zimmer auf und nieder. Um sich zu ermutigen, füllte er schnell den Becher aus dem auf dem Frühstückstische stehenden Krug, leerte ihn, füllte ihn wieder, trank ihn zum zweitenmal aus ohne den Wein zu mischen und erwartete dann mit gekreuzten Armen und hochgeröteten Wangen den Besuch seines Gegners.

Der Kaiser trat mit Gabinius in das Gemach.

Keraunus erwartete seinen Gruß; Hadrian sprach aber kein Wort, warf ihm einen ganz von Verachtung erfüllten Blick zu und schritt an ihm vorüber, ohne ihn mehr zu beachten, als wäre er ein Pfeiler oder unnützes Gerät.

Das Blut stieg dem Verwalter in den Kopf und in die Augen, und eine volle Minute lang bemühte er sich vergeblich, Worte zu finden, um seiner Empörung Ausdruck zu geben.

Der Kunsthändler Gabinius berücksichtigte Keraunus ebensowenig wie Hadrian.

Er schritt diesem voran, blieb vor der Mosaik stehen, für die er eine so hohe Summe geboten und um derentwillen er vor einigen Tagen derb genug von dem Verwalter abgefertigt worden war, und sagte:

»Ich bitte dich, dies Meisterwerk zu betrachten.«

Der Kaiser schaute zu Boden; kaum aber hatte er begonnen, sich in das Gemälde zu versenken, dessen große Schönheiten er voll zu würdigen verstand, als hinter ihm aus Keraunus' Munde die mit heiserem Klange mühsam herausgepreßten Worte ertönten:

»In Alexandria begrüßt – man die Leute, die man – die man besucht.«

Hadrian wandte das Haupt nur halb nach dem Redenden hin und rief in die Luft hinaus mit tiefer, kränkender Mißachtung:

»Auch in Rom begrüßt man ehrliche Leute.« Dann schaute er wieder auf die Mosaik und sagte: »Köstlich, köstlich, ein ganz unschätzbares, köstliches Werk.«

Dem Verwalter waren bei der Antwort des Kaisers die Augen weit aus den Kohlen getreten. Kirschrot und mit bleichen Lippen trat er Hadrian näher und fragte, nachdem er den zum Reden nötigen Atem gefunden:

»Was haben – was sollen deine Worte bedeuten?«

Hadrian wandte sich jetzt schnell und voll nach dem Verwalter um.

Aus seinen Augen brannte jene vernichtende Glut, die nur wenige zu ertragen vermochten, und seine tiefe Stimme grollte gewaltig durch das Gemach, als er dem Unglücklichen zurief:

»Meine Worte sollen bedeuten, daß du ein ungetreuer Verwalter bist, daß ich weiß, was dir nicht lieb ist, daß ich erfuhr, wie du mit dem dir anvertrauten Gute verfährst, daß du . . .«

»Daß ich?« fragte Keraunus zitternd vor Wut und trat dem Kaiser näher.

»Daß du,« rief ihm dieser ins Gesicht, »daß du diesem Manne hier das Gemälde da unten zu verkaufen gesucht hast, daß du, damit du alles auf einmal weißt, daß du ein Einfaltspinsel und dazu ein Spitzbube bist!«

»Ich, ich,« röchelte der Verwalter und schlug die Finger in die Muskeln seiner fleischigen Brust, »ich ein – ein – diese Worte sollst du mir büßen!«

Hadrian lachte kalt und höhnisch auf, Keraunus aber sprang mit einem für seine Körperfülle unerhört schnellen Satze auf Gabinius zu, schlug die Hand in die Halsöffnung seines Chiton und schüttelte den schmächtigen Mann, als wäre er ein dünnes Bäumchen, hin und her, indem er kreischte:

»Ich tränke dir deine Verleumdung ein, du Schlange, du tückische Natter!«

»Unsinniger!« rief Hadrian. »Laß den Ligurier los oder beim Hunde, es reut dich.«

»Reuen?« röchelte der Verwalter. »An dir wird es sein zu bereuen, wenn der Kaiser erst hier ist. Dann geht es an die Abrechnung mit den Verleumdern, den Unverschämten, die den Hausfrieden stören, den leichtgläubigen Tröpfen . . .«

»Mann – Mann,« unterbrach Hadrian den Verwalter, ohne aufzubrausen, streng und drohend. »Du weißt nicht, mit wem du redest.«

»Oh, ich kenne dich – kenne dich nur zu gut. Aber ich – ich. Soll ich dir sagen, wer ich bin?«

»Ein Dummkopf bist du,« entgegnete der Herrscher, indem er verächtlich die Achseln zuckte. Dann fügte er kühl, vornehm, beinahe gleichgültig hinzu: »Ich bin der Kaiser.«

Die Hand des Verwalters löste sich bei dieser Erklärung von dem Chiton des halb erdrosselten Kunsthändlers.

Stieren Blickes und lautlos starrte er während einiger Augenblicke Hadrian ins Antlitz. Dann zuckte er jäh zusammen, beugte sich nach hintenüber, stieß einen lauten, mit keinem Namen zu nennenden gurgelnden Schrei aus und stürzte wie ein bei einem Erdbeben des Gleichgewichtes beraubtes Felsstück rücklings auf den Estrich.

Das Gemach erdröhnte von seinem Falle.

Hadrian erschrak, und als er ihn regungslos zu seinen Füßen liegen sah, beugte er sich zu ihm nieder, weit weniger aus Mitleid, als um zu untersuchen, was hier etwa noch zu tun sei. – Er hatte sich ja auch mit der Arzneikunst beschäftigt.

Als er die Hand des zu Boden Gesunkenen aufhob, um ihm den Puls zu fühlen, stürzte Arsinoe in das Gemach.

Sie hatte atemlos den letzten Worten der Streitenden gelauscht und den Fall des Vaters vernommen. Jetzt warf sie sich Hadrian gegenüber an der Seite des Unglücklichen nieder.

Nachdem sein entstelltes, bläulich gefärbtes Gesicht ihr verraten hatte, was hier geschehen sei, brach sie in ein leidenschaftliches Jammergeschrei aus.

Die kleinen Geschwister folgten ihr auf dem Fuße, und als sie ihre liebste Schwester jammern hörten, taten sie das gleiche, zuerst ohne zu wissen, aus welchem Grunde Arsinoe klagte, dann aber vor Schreck und Entsetzen über den starr und entstellt daliegenden Vater.

Dem Kaiser, der niemals selbst einen Sohn oder eine Tochter besessen, war nichts so unausstehlich wie die Nähe schreiender Kinder. Indessen ertrug er das Jammern und Winseln, das ihn rings umgab, bis er sich über den Zustand des am Boden liegenden Mannes Gewißheit verschafft hatte.

»Er ist tot,« sagte er nach einigen Minuten. »Deck ihm ein Tuch über das Antlitz, Mastor.«

Arsinoe und die Kleinen jammerten von neuem laut auf, und Hadrian warf einen verdrossenen Blick auf sie hin.

Als seine Augen Arsinoe begegneten, deren flüchtig zusammengesteckte und geheftete kostbare Gewänder bei ihren heftigen Bewegungen sich gelockert hatten und als Lappen und Fetzen in krauser Anordnung an ihr herumhingen, wandte er sich, angewidert von dem windigen, bunten Putz, der in verletzendem Widerspruch zu der Trauer der Trägerin stand, von dem schönen Mädchen ab und verließ das Unglücksgemach. Der Kunsthändler Gabinius folgte ihm mit einem häßlichen Lächeln.

Er hatte den Kaiser selbst auf die Mosaik in der Verwalterwohnung aufmerksam gemacht, und indem er seine strenge Rechtlichkeit hervorhob, Keraunus schändlich beschuldigt, ihm das dem Palast gehörende Gemälde zum Kauf angeboten zu haben.

Nun war der Verleumdete tot, und die Wahrheit konnte nie mehr an den Tag kommen. Das mußte dem Elenden lieb sein; aber noch größere Freude gewährte ihm der Gedanke, daß Arsinoe nun nicht mehr als Roxane auftreten könne und sich für ihn somit eine neue Möglichkeit eröffne, diese Rolle auf seine Tochter übertragen zu lassen.

Hadrian war ihm schweigend und sinnend vorangegangen.

Gabinius trat mit ihm in sein Arbeitszimmer und sagte dort mit Salbung:

»Ja, großer Cäsar, so strafen die Götter mit strenger Hand die Schuld der Frevler.«

Der Kaiser ließ ihn zu Ende reden, blickte ihm scharf und prüfend ins Gesicht und sagte dann ernst und gelassen:

»Es will mir scheinen, Mann, als würde ich gut tun, den Verkehr mit dir abzubrechen und einem anderen Kunsthändler die Aufträge, die ich dir zugedacht hatte, zu geben.«

»Mein Kaiser,« stammelte Gabinius, »ich weiß in der Tat nicht . . .«

»Ich aber meine zu wissen,« unterbrach ihn der Herrscher, »daß du es versucht hast, mich irrezuführen und die eigene Schuld auf andere Schultern zu wälzen.«

»Ich, großer Cäsar, ich sollte . . .« fragte der Ligurier, während ihm aschgraue Blässe das hagere Antlitz zu entstellen begann.

»Du hast den Verwalter eines schlechten Streiches geziehen,« entgegnete Hadrian; »aber ich kenne die Menschen und weiß, daß noch kein Dieb daran gestorben ist, daß man ihn einen Spitzbuben nannte. Nur ein unverdienter Schimpf geht ans Leben.«

»Keraunus war vollsaftig, und der Schreck, als er erfuhr, du wärest der Kaiser . . .«

»Dieser Schreck beschleunigte vielleicht sein Ende,« unterbrach ihn der Herrscher; »aber die Mosaik in der Verwalterwohnung ist eine Million Sesterze wert, und nun ich dich recht ins Auge faßte, weiß ich, daß du nicht der Mann bist, enthaltsam zu sein, wenn dir – gleichviel unter welchen Umständen – ein Werk wie jenes Gemälde zum Kauf angeboten wird. Sehe ich recht, so hat Keraunus deine Aufforderung, dir den Schatz in seinem Quartier zu überlassen, zurückgewiesen. Gewiß, so verhält sich die Sache! Verlaß mich jetzt. Ich will allein sein.«

Gabinius zog sich, mit vielen Verbeugungen rückwärts schreitend, zur Tür zurück und wandte dann, indem er ohnmächtige Verwünschungen vor sich hinmurmelte, dem Palast auf der Lochias den Rücken.

Der neue »Leibdiener« des Verwalters, die alte Schwarze, Mastor, der Kleidermacher und sein Sklave halfen Arsinoe den Körper des Vaters auf das Polster ziehen.

Der Sklave drückte Keraunus die Augen zu.

Er war tot.

Ein jeder sagte es der verzweifelnden Jungfrau, doch sie wollte, konnte es nicht glauben.

Als sie mit der alten Sklavin und dem Verstorbenen allein war, hob sie ihm den schweren, ungelenken Arm in die Höhe, und sobald sie ihn aus der Hand ließ, fiel er wie ein Bleigewicht nieder.

Sie hob das Tuch von dem Angesicht der Leiche, aber gleich warf sie es darauf zurück; denn der Tod hatte es schrecklich entstellt.

Dann küßte sie die kalte Hand des Verschiedenen und führte die Kinder zu ihm heran, ließ sie das gleiche tun und sagte schluchzend:

»Nun haben wir keinen Vater mehr; wir werden ihn nie, niemals wiedersehen.«

Der blinde Helios hatte die Leiche betastet und fragte die Schwester:

»Wird er nicht morgen früh wieder aufwachen und sich die Locken von dir brennen lassen und Helios hochheben?«

»Nie, nie. Alles ist mit ihm vorbei, alles, alles.«

Mastor trat bei dieser Klage im Auftrag seines Herrn in das Zimmer.

Gestern hatte er von dem Aufseher der Pflasterer die tröstliche Botschaft erhalten, daß es nach dem Leid und Jammer hienieden ein schöneres, seliges, ewiges Leben gäbe.

Freundlich trat er jetzt Arsinoe näher und sagte:

»Nein, nein, ihr Kinder, wenn wir tot sind, werden wir schöne Engel mit bunten Flügeln, und alle, die sich liebgehabt haben auf Erden, finden einander bei dem gütigen Gott im Himmel wieder.«

Arsinoe sah den Sklaven mißbilligend an und entgegnete:

»Was taugt es, die Kinder mit Märchen zu täuschen? Der Vater ist hin, ganz hin, aber wir wollen uns vornehmen, ihn nie zu vergessen.«

»Gibt es keine Engel mit roten Flügeln?« fragte die jüngste Tochter des Verstorbenen.

»Ich will ein Engel werden!« rief der blinde Helios, in die Hände klatschend. »Können die Engel auch sehen?«

»Ja, lieber Junge,« entgegnete Mastor, »und ihre Augen sind besonders hell, und was sie erblicken, wird wunderschön sein.«

»Laß doch die christlichen Torheiten,« bat Arsinoe. »Ach, Kinder, wenn sie unseren Vater verbrannt haben, so bleibt nichts mehr von ihm übrig, als ein wenig graue Asche.«

Der Sklave nahm indes den kleinen Blinden auf den Arm und flüsterte ihm unbeirrt ins Ohr:

»Glaube mir nur, du wirst ihn wiedersehen im Himmel!«

Dann stellte er ihn wieder auf die Füße, gab Arsinoe einen Beutel voll Goldstücke im Namen des Kaisers und bat sie – denn so verlangte es sein Gebieter – sich ein neues Unterkommen zu suchen und nach der Verbrennung des Toten, die morgen stattzufinden habe, mit den Geschwistern die Lochias zu verlassen.

Als Mastor sich entfernt hatte, öffnete Arsinoe die Truhe, in der bei den Dokumenten ihres Vaters das Geld lag, das Plutarch für den elfenbeinernen Becher gezahlt hatte, legte den schweren Beutel des Kaisers hinein und sagte sich, während ihr Tränen flossen, daß sie und die Kinder wenigstens fürs erste vor Not gesichert wären.

Aber wohin mit den Kleinen?

Wo konnte sie gleich eine Unterkunft für sie zu finden erwarten?

Was sollte aus ihnen werden, wenn alles, was sie besaßen, verzehrt war?

Dank den Göttern! Sie war ja nicht verlassen! Sie hatte Freunde!

Bei Pollux konnte sie Schutz und Liebe, bei Frau Doris mütterlichen Rat zu finden erwarten.

Sie war nicht ganz verlassen, und bald, bald konnte sie sich an der Brust des Geliebten ausweinen!

Rasch waren ihre Augen getrocknet und die letzten Überreste ihrer Verkleidung mit dem dunklen Gewande vertauscht, in dem sie in die Papyrusfabrik zu gehen pflegte. Nachdem sie auch die Perlen aus dem schönen Haare gelöst hatte, begab sie sich in den Hof zu dem Torwärterhäuschen.

Jetzt war sie nur noch wenige Schritte davon entfernt.

Warum sprangen die Grazien ihr nicht entgegen? Warum sah sie keine Blumen und Vögel mehr an den Fenstern? Täuschte sie sich, träumte sie, oder hatten böse Geister ihr Spiel dort getrieben?

Die Tür des lieben, heimlichen Häuschens war weit geöffnet und das Wohnzimmer völlig leer. Kein vergessenes Gerät, kein von einem Blumenstock gefallenes Blatt lag am Boden; denn Frau Doris hatte in ihrer sauberen Weise die wenigen Zimmer, in denen sie in Frieden ergraut war, so sorgfältig ausgefegt, als sollte sie morgen wieder hineinziehen.

Was war hier geschehen?

Wohin hatten sich ihre Freunde gewandt?

Eine große Angst erfaßte, der ganze Schmerz der Verlassenheit überfiel sie, und als sie sich auf die steinerne Bank vor dem Torwärterhäuschen niederließ, um auf seine Bewohner, die doch zurückkehren mußten, zu warten, füllten ihr wiederum Tränen die Augen, und fielen in schweren Tropfen auf die in ihrem Schoße ruhenden Hände.

Noch saß sie da und dachte hochklopfenden Herzens an Pollux und den seligen Morgen des vergangenen Tages, als eine Schar von Maurersklaven sich der verlassenen Behausung näherte.

Der Werkmeister, der ihnen voranschritt, forderte sie auf, die Bank zu verlassen, und antwortete auf ihre Frage, daß das kleine Gebäude abgerissen werden sollte und das Torhüterpaar, seines Dienstes enthoben, ausgewiesen worden sei und sich mit all seinem Gerät entfernt habe.

Wohin Doris und ihr Sohn sich begeben, wußte niemand zu sagen.

Arsinoe wurde bei diesem Bericht zumute wie einem Schiffer, dessen Fahrzeug an eine Klippe gerannt ist, und der nun mit Entsetzen empfindet, wie sich die Bretter und Balken unter ihm lockern und auseinanderweichen.

Wie immer, wenn sie sich zu schwach fühlte, sich allein zu helfen, dachte sie zuerst an Selene und beschloß zu ihr zu eilen, um sie zu fragen, was sie nun beginnen, was nun aus ihr und den Kindern werden sollte.

Schon begann es zu dunkeln.

Raschen Schrittes und indem sie die Tränen von Zeit zu Zeit mit dem Peplum trocknete, eilte sie in ihre Wohnung zurück, um den Schleier, ohne den sie sich so spät nicht auf die Straße wagen durfte, zu holen.

Auf der Treppe, von der der Molosser ihre Schwester heruntergestoßen, begegnete sie einem eilenden Manne. Sie meinte im Halbdunkel, er gliche dem Sklaven, den der Vater gestern gekauft; aber sie beachtete ihn nicht; denn es lag ihr so viel anderes im Sinn.

In der Küche saß die alte Schwarze vor der brennenden Lampe, um sie her hockten die Kinder. Neben dem Herde saßen der Bäcker und der Fleischer, denen ihr Vater hübsche Summen schuldig war, um ihre Forderungen geltend zu machen; denn eine Trauerkunde hat schnellere Flügel als eine frohe Botschaft, und so hatten sie bereits vom Tod des Verwalters gehört.

Arsinoe ließ sich das Licht reichen, bat die Handwerker zu warten, ging in das Wohngemach und betrat es nicht ohne Scheu vor der Leiche des Mannes, dem sie noch vor wenigen Stunden die Wangen gestreichelt und liebreich in die Augen geblickt hatte.

Wie froh war sie, die Schulden des Verstorbenen bezahlen und seinen ehrlichen Namen retten zu können!

Zuversichtlich nahm sie den Schlüssel aus dem Täschchen und näherte sich der Truhe.

Was war das?

Sie wußte ganz genau, daß sie den Kasten vor ihrem Weggang verschlossen hatte, und doch stand er jetzt weit offen. Der zurückgelehnte Deckel hing schräg an einem Scharnier; das andere war zerbrochen.

Ein Schreck, ein entsetzlicher Verdacht ließ ihr das Blut erstarren.

Die Lampe zitterte ihr in der Hand, als sie sich über den Behälter beugte, der alles bewahren sollte, was sie besaß.

Da lagen die alten Schriften, sorglich zusammengerollt, eine neben der andern, aber die beiden Beutel mit dem Golde Plutarchs und des Kaisers waren verschwunden.

Sie hob eine Rolle nach der anderen auf. Dann warf sie alle aus der Truhe, bis ihr Boden frei vor ihr dalag; – aber das Gold war wirklich fort, war nirgends zu finden.

Der neue Sklave hatte den Deckel der Kiste gesprengt und den Waisen des Mannes, der ihn, um seine Eitelkeit zu befriedigen, ins Haus genommen, ihre ganze Habe gestohlen.

Arsinoe schrie laut auf, rief die Handwerker herbei, erzählte ihnen, was geschehen war und flehte sie an, den Dieb zu verfolgen. Als sie ihr mit ungläubigem Achselzucken zuhörten, schwur sie, die Wahrheit zu reden, und versprach ihnen, ob sie den Sklaven einfangen würden oder nicht, sie mit ihrem und dem Schmucke des Vaters zu bezahlen.

Sie kannte den Namen des Sklavenhändlers, von dem Keraunus den Samier gekauft hatte, und teilte ihn den beunruhigten Handwerkern mit. Diese verließen sie endlich, um den entwischten Dieb sogleich verfolgen zu lassen.

Arsinoe war wieder allein.

Ohne Tränen, aber fröstelnd und kaum der Sinne mächtig vor Angst und Erregung, ergriff sie den Schleier, warf ihn sich um das Haupt und eilte durch den Hof und die Straße zu ihrer Schwester.

Gewiß, seit Sabinas Erscheinen im Palast auf der Lochias waren die guten Geister aus ihm verschwunden.


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